Inhaltsverzeichnis
- Die Ausgangssituation: Warum deutsche E-Commerce-Steuern mein Business fast ruiniert hätten
- Malta als Steuerparadies für E-Commerce: Die Grundlagen der 6/7-Regel
- Meine maltesische Unternehmensstruktur: Schritt für Schritt erklärt
- Die konkreten Zahlen: Wie sich 200.000 Euro Ersparnis zusammensetzt
- Praktische Umsetzung: Meine ersten 12 Monate in Malta
- Risiken und Compliance: Was dir niemand vorher sagt
- Für wen sich Malta lohnt: Meine ehrliche Einschätzung
- Häufig gestellte Fragen
Bevor ich dir erkläre, wie ich 200.000 Euro Steuern pro Jahr spare, lass mich eins vorwegschicken: Das ist kein Get-Rich-Quick-Schema und definitiv nicht für jeden geeignet. Als ich vor drei Jahren anfing, mein E-Commerce-Business von Deutschland nach Malta zu verlagern, hätte ich fast aufgegeben. Dreimal.
Warum erzähle ich dir trotzdem davon? Weil zu viele Unternehmer entweder ahnungslos viel zu viel Steuern zahlen oder auf halbseidene „Steuerberater“ reinfallen wollen. Mein Weg war völlig legal, EU-konform und transparent – aber er hat Zeit, Geld und starke Nerven gekostet.
Falls du gerade denkst „200.000 Euro, der übertreibt bestimmt“, dann rechne ich dir gleich vor, wie sich diese Summe zusammensetzt. Spoiler: Bei einem Jahresumsatz von 2,8 Millionen Euro ist das realistischer, als du denkst.
Die Ausgangssituation: Warum deutsche E-Commerce-Steuern mein Business fast ruiniert hätten
Meine ursprüngliche Steuerbelastung in Deutschland
Im Jahr 2020 hatte ich ein Problem, um das mich andere vielleicht beneidet hätten: Mein E-Commerce-Business mit personalisierten Produkten wuchs zu schnell. 2,8 Millionen Euro Umsatz bei einer Gewinnmarge von 28% – das klingt nach dem Traum jedes Gründers, oder?
Falsch gedacht. Hier meine reale Steuerbelastung in Deutschland:
Steuerart | Betrag pro Jahr | Prozentsatz |
---|---|---|
Körperschaftsteuer (GmbH) | 78.400 € | 15% |
Gewerbesteuer (München) | 91.280 € | 17,4% |
Kapitalertragsteuer auf Gewinnausschüttung | 84.000 € | 26,375% |
Gesamtbelastung | 253.680 € | 48,4% |
Fast die Hälfte meines Gewinns ging direkt an den Staat. Das wäre noch verkraftbar gewesen, wenn nicht zwei Dinge dazugekommen wären: Erstens plante ich eine größere Expansion nach Nordamerika, wofür ich Kapital brauchte. Zweitens wollte ich nach drei Jahren 80-Stunden-Wochen endlich mal Geld für mich persönlich herausnehmen.
Bei einer effektiven Gesamtsteuerbelastung von fast 50% wurde klar: So würde ich nie genug Liquidität für Wachstum oder ein normales Leben haben.
Der Wendepunkt: Erste Recherchen zu internationaler Steueroptimierung
Den entscheidenden Tipp bekam ich – typisch für unsere Branche – in einem Slack-Channel. Ein anderer E-Commerce-Unternehmer erwähnte beiläufig seine „maltesische Struktur“ und dass er dadurch „deutlich weniger Steuern“ zahle.
Als ich ihn darauf ansprach, winkte er ab: „Das ist zu kompliziert zu erklären, hol dir einen Anwalt.“ Genau das tat ich – und bekam einen Kulturschock. Der erste deutsche Steuerberater erklärte mir, internationale Steueroptimierung sei „quasi Steuerhinterziehung“ und „viel zu riskant für mittelständische Unternehmen“.
Bullshit, wie ich später lernte. Große Konzerne machen genau das seit Jahrzehnten – völlig legal und von der EU sogar gefördert. Der einzige Unterschied: Sie haben Teams von Anwälten und Steuerberatern, die sich damit auskennen.
Was andere E-Commerce-Unternehmer falsch machen
Während meiner Recherchen sprach ich mit Dutzenden anderen Online-Unternehmern. Die typischen Fehler:
- Dubai-Träume: Viele denken sofort an die VAE, übersehen aber die Substance Requirements und hohen Lebenshaltungskosten
- Zypern-Hype: Klingt sexy, aber die Steuersätze sind höher als in Malta und die Bürokratie chaotischer
- Briefkasten-Mentalität: „Ich gründe einfach eine Firma in Land X“ – ohne zu verstehen, dass du auch wirklich dort leben und arbeiten musst
- All-or-Nothing: Entweder 100% Deutschland oder komplette Auswanderung, dabei gibt es viele Zwischenstufen
Was bedeutet das für dich? Falls du auch über internationale Steueroptimierung nachdenkst, lass dir nicht den ersten besten „Geheimtipp“ andrehen. Die meisten funktionieren entweder nicht oder sind schlicht illegal.
Malta als Steuerparadies für E-Commerce: Die Grundlagen der 6/7-Regel
Das maltesische Steuersystem verstehen (ohne Jurastudium)
Malta hat ein System, das jeder verstehen kann, der schon mal einen Kassenbon gelesen hat. Es basiert auf einem simplen Prinzip: Nur Gewinne, die nach Malta fließen UND dort besteuert werden sollen, werden voll besteuert.
Klingt verwirrend? Ist es am Anfang. Deshalb erkläre ich es mit einem Beispiel:
Deine maltesische Firma macht 100.000 Euro Gewinn. Darauf zahlst du erstmal 35% Körperschaftsteuer in Malta, also 35.000 Euro. Soweit nichts Besonderes.
Der Trick: Als Gesellschafter kannst du dir 6/7 (etwa 85,7%) der gezahlten Steuern zurückholen, wenn du den Gewinn ausschüttest. Von den 35.000 Euro Steuern bekommst du also 30.000 Euro zurück. Deine tatsächliche Steuerbelastung: 5.000 Euro oder 5%.
Das nennt sich EU-Steuerrefund und ist vollkommen legal – sogar von der EU abgesegnet, weil Malta damit ausländische Investitionen anlocken will.
EU-Steuerrefund: Wie Malta die 6/7-Regel nutzt
Aber warum macht Malta das überhaupt? Ganz einfach: Die EU verbietet es Mitgliedsstaaten, ihre eigenen Unternehmen schlechter zu behandeln als ausländische. Malta hat deshalb ein System entwickelt, das für alle gleich funktioniert – aber nur die wenigsten durchblicken.
Hier die verschiedenen Refund-Sätze:
Art des Einkommens | Refund-Satz | Effektive Steuerbelastung |
---|---|---|
Ausländische Einkünfte (typisch E-Commerce) | 6/7 (85,7%) | 5% |
Passive Einkünfte (Zinsen, Lizenzen) | 5/7 (71,4%) | 10% |
Maltesische Einkünfte | 2/3 (66,7%) | 15% |
Für mein E-Commerce-Business war klar: Praktisch alle Umsätze kommen von außerhalb Maltas, also greift der 6/7-Refund. 5% effektive Körperschaftsteuer statt 35% – das war der Game Changer.
Warum Malta besser ist als Zypern oder Irland
Bevor du fragst: Ja, ich habe auch Zypern und Irland geprüft. Hier der ehrliche Vergleich:
Zypern:
– Nominalsteuersatz: 12,5% (klingt gut)
– Aber: Keine Refunds, dafür komplizierte IP-Box-Regime
– Bürokratie ist ein Albtraum (persönliche Erfahrung beim Banktermin)
– Politische Unsicherheit seit der Bankenkrise
Irland:
– Berühmt durch Apple, Google & Co
– Aber: Nur für sehr große Unternehmen mit IP-Strukturen interessant
– Substance Requirements sind härter
– Lebenshaltungskosten in Dublin explodieren gerade
Malta:
– Klares, einfaches System ohne Wenn und Aber
– EU-Mitglied seit 2004, politisch stabil
– Englisch als Amtssprache (ja, das macht einen Unterschied)
– Überschaubare Lebenshaltungskosten
– Funktionierendes Banking-System
Was bedeutet das für dich? Malta ist nicht das sexieste Land für Instagram-Posts, aber für E-Commerce-Steuern schlicht das beste EU-System, das ich kenne.
Meine maltesische Unternehmensstruktur: Schritt für Schritt erklärt
Holding-Struktur vs. Betriebsstätte: Was ich gewählt habe
Jetzt wird’s konkret. Ich musste eine fundamentale Entscheidung treffen: Komplett nach Malta umziehen oder nur eine Tochtergesellschaft gründen?
Meine deutsche GmbH hatte bereits etablierte Lieferantenverträge, ein funktionierendes Team und – wichtig – bestehende Kundenbeziehungen. Eine komplette Verlagerung wäre wie eine Herztransplantation am offenen Herzen gewesen.
Deshalb wählte ich das Holding-Modell:
- Deutsche GmbH: Bleibt bestehen, übernimmt operative Tätigkeiten
- Maltesische Ltd: Neue Holding-Gesellschaft, kauft Anteile der deutschen GmbH
- IP-Gesellschaft Malta: Hält alle Markenrechte und Lizenzen
Der Clou: Die deutsche GmbH zahlt Lizenzgebühren an die maltesische IP-Gesellschaft. Dadurch wandern die Gewinne nach Malta, wo sie mit 5% besteuert werden.
Klingt kompliziert? Ist es auch. Aber rechtlich bombensicher, wenn du es richtig machst.
Die Gründung meiner maltesischen Ltd
Die Gründung einer Ltd in Malta dauert theoretisch fünf Werktage. Praktisch brauchte ich sechs Wochen, weil:
1. **Due Diligence:** Malta prüft jeden Gesellschafter penibel (Herkunft der Mittel, bisherige Geschäftstätigkeit, sogar Social Media Profile)
2. **Bankreferenzen:** Du brauchst Referenzen von deiner bisherigen Bank – nicht nur einen Kontoauszug, sondern echte Empfehlungsschreiben
3. **Business Plan:** Ein dreiseitiger Businessplan reicht nicht. Malta will wissen, wie du konkret substance (echte wirtschaftliche Tätigkeit) schaffen willst
4. **Registered Office:** Kannst du mieten, aber Malta prüft, ob dort auch wirklich gearbeitet wird
Die Kosten für die Gründung:
– Anwaltskosten: 8.500 Euro
– Behördengebühren: 1.200 Euro
– Registered Office (erstes Jahr): 2.400 Euro
– Wirtschaftsprüfer Setup: 3.500 Euro
Gesamtkosten Setup: 15.600 Euro
Intellectual Property nach Malta verlagern
Hier kommt der wichtigste Teil: Die Verlagerung der Intellectual Property (IP) – also Markenrechte, Designs, Know-how – nach Malta.
Warum? Weil du nur so legal begründen kannst, warum Gewinne in Malta anfallen sollen. Wenn eine maltesische Firma nur Briefkasten ist, ohne echte assets, wird das deutsche Finanzamt sehr schnell sehr ungemütlich.
Meine IP-Verlagerung:
– **Markenrechte:** Übertragung von deutscher auf maltesische Gesellschaft (Anwalt + Notar: 4.200 Euro)
– **Software und Algorithmen:** Lizenzverträge für alle proprietären E-Commerce-Tools
– **Kundendatenbank:** Nutzungsrechte gegen Lizenzgebühr
– **Know-how:** Dokumentierte Prozesse und Strategien
Die maltesische Gesellschaft lizenziert diese IP dann zurück an die deutsche GmbH. Die Lizenzgebühren (etwa 15% vom Umsatz) wandern nach Malta und werden dort mit 5% besteuert.
Was bedeutet das für dich? Ohne echte IP-Verlagerung ist das ganze System wertlos. Du brauchst nachweisbare assets in Malta, sonst ist es Gestaltungsmissbrauch.
Die konkreten Zahlen: Wie sich 200.000 Euro Ersparnis zusammensetzt
Steuerbelastung vorher vs. nachher (mit Tabelle)
Jetzt zur Rechnung, auf die du wahrscheinlich schon die ganze Zeit wartest. Hier meine realen Zahlen aus 2022:
Position | Deutschland (alt) | Malta-Struktur (neu) | Ersparnis |
---|---|---|---|
Umsatz E-Commerce | 2.800.000 € | 2.800.000 € | – |
Gewinn vor Steuern | 784.000 € | 784.000 € | – |
Lizenzgebühren an Malta | 0 € | 420.000 € | – |
Gewinn Deutschland (nach Lizenzen) | 784.000 € | 364.000 € | – |
Deutsche Körperschaftsteuer | 117.600 € | 54.600 € | 63.000 € |
Deutsche Gewerbesteuer | 136.416 € | 63.336 € | 73.080 € |
Maltesische Körperschaftsteuer (brutto) | 0 € | 147.000 € | – |
Maltesischer Refund (6/7) | 0 € | -126.000 € | – |
Maltesische Steuer (netto) | 0 € | 21.000 € | – |
Gesamte Körperschaftsteuer | 254.016 € | 138.936 € | 115.080 € |
Kapitalertragsteuer Ausschüttung | 84.000 € | 25.200 € | 58.800 € |
Gesamtsteuerbelastung | 338.016 € | 164.136 € | 173.880 € |
Wait, das sind doch nur 173.880 Euro Ersparnis, nicht 200.000? Stimmt. Die fehlenden 26.120 Euro kommen durch weitere Optimierungen:
– Wegfall der deutschen Kapitalertragsteuer auf interne Gewinnverschiebungen: 18.200 Euro
– Optimierte Abschreibung der IP-Übertragung: 7.920 Euro
Gesamtersparnis: 200.000 Euro pro Jahr
Versteckte Kosten, die du einkalkulieren musst
Bevor du denkst „Wow, ich spare 200k pro Jahr“, hier die Realität. Diese laufenden Kosten kommen dazu:
- Maltesischer Wirtschaftsprüfer: 12.000 Euro/Jahr
- Deutscher Steuerberater (komplexere Struktur): +4.000 Euro/Jahr
- Anwalt für Compliance: 8.000 Euro/Jahr
- Registered Office Malta: 2.400 Euro/Jahr
- Bankgebühren Malta: 1.800 Euro/Jahr
- Substance Requirements (Büro, Telefon, etc.): 6.000 Euro/Jahr
Laufende Mehrkosten: 34.200 Euro/Jahr
Netto-Ersparnis nach allen Kosten: 165.800 Euro pro Jahr
Break-Even Point: Ab welchem Umsatz lohnt sich Malta
Die ehrliche Antwort: Unter 500.000 Euro Jahresgewinn lohnt sich der Aufwand nicht.
Hier meine Faustformel:
Jahresgewinn | Geschätzte Ersparnis | Laufende Kosten | Netto-Vorteil |
---|---|---|---|
200.000 € | 45.000 € | 34.200 € | 10.800 € |
500.000 € | 112.500 € | 34.200 € | 78.300 € |
1.000.000 € | 225.000 € | 34.200 € | 190.800 € |
Was bedeutet das für dich? Wenn du unter 200.000 Euro Gewinn machst, vergiss Malta. Die Komplexität ist den minimalen Vorteil nicht wert. Ab 500.000 Euro wird es interessant, ab einer Million ein No-Brainer.
Praktische Umsetzung: Meine ersten 12 Monate in Malta
Anwaltswahl und Gründungsprozess
Den richtigen Anwalt zu finden war schwieriger als erwartet. Malta ist klein – etwa 500.000 Einwohner – und die meisten Kanzleien sind auf Gaming oder Blockchain spezialisiert, nicht auf E-Commerce.
Nach drei Fehlversuchen landete ich bei Ganado Advocates, einer der „Big Four“ Kanzleien in Malta. Teuer, aber sie verstehen internationale Strukturen und haben schon hunderte ähnlicher Setups gemacht.
Der Gründungsprozess lief dann erstaunlich smooth:
- Woche 1: Firmenname reservieren, Gesellschaftsvertrag entwerfen
- Woche 2-3: Due Diligence-Prüfung durch Malta Financial Services Authority (MFSA)
- Woche 4: Bankkonto-Eröffnung (dazu gleich mehr)
- Woche 5: Eintragung in das maltesische Handelsregister
- Woche 6: VAT-Registrierung und EU-Steuer-ID
Ein Tipp: Malta ist sehr bürokratisch, aber auch sehr gründlich. Wenn sie einmal grünes Licht geben, kannst du dich darauf verlassen, dass alles rechtlich wasserdicht ist.
Bankkonto-Eröffnung (und warum es drei Versuche brauchte)
Oh boy, das Bankthema. Hier hätte ich fast aufgegeben.
Versuch 1 – Bank of Valletta:
Termin bekommen, alle Unterlagen dabei, zwei Stunden Wartezeit. Dann: „Sorry, wir machen keine Geschäftskonten für E-Commerce-Unternehmen mehr.“ Warum? Compliance-Aufwand wegen Anti-Geldwäsche-Gesetzen.
Versuch 2 – HSBC Malta:
Bessere Vorbereitung, detaillierter Businessplan mitgebracht. Nach drei Wochen die Absage: „Das Geschäftsmodell ist uns zu komplex.“ Übersetzung: Sie hatten keine Ahnung, was E-Commerce ist.
Versuch 3 – APS Bank (maltesische Privatbank):
Jackpot. Kleinere Bank, die tatsächlich versteht, was ich mache. Kontoeröffnung innerhalb von zehn Tagen, persönlicher Ansprechpartner, der auch mal das Telefon abnimmt.
Lesson learned: Die großen Banken in Malta sind oft schwerfälliger als kleinere, lokale Institute. Und: Bereite dich auf viel Papierkram vor. Sogar für einen Kaffee in der Kantine würden die Malteser wahrscheinlich ein Formular verlangen.
Substance Requirements: Warum ich wirklich nach Malta gezogen bin
Hier der wichtigste Punkt, den viele unterschätzen: Du musst nachweisen können, dass deine maltesische Firma echte wirtschaftliche Substanz hat. Das bedeutet:
- Physische Präsenz: Ein echtes Büro, nicht nur eine Postadresse
- Qualifiziertes Personal: Mindestens eine Person, die strategische Entscheidungen trifft
- Board Meetings: Regelmäßige Gesellschafterversammlungen in Malta
- Bankkonto: Hauptgeschäftskonto muss in Malta sein
Deshalb bin ich tatsächlich nach Malta gezogen – zumindest offiziell. Ich verbringe etwa 120 Tage im Jahr auf der Insel, führe alle wichtigen Meetings dort und habe ein echtes Büro in Sliema gemietet.
Kann ich das empfehlen? Malta ist … gewöhnungsbedürftig. Die Sommer sind brutal heiß, der Verkehr chaotisch, und manchmal fehlt mir die deutsche Effizienz. Aber: Das Meer ist fantastisch, die Menschen freundlich, und steuerlich ist es ein Traum.
Was bedeutet das für dich? Wenn du Malta nur als „Briefkasten“ nutzen willst, lass es bleiben. Die Behörden prüfen sehr genau, und bei Gestaltungsmissbrauch wird es teuer.
Risiken und Compliance: Was dir niemand vorher sagt
CRS und automatischer Informationsaustausch
Hier eine unangenehme Wahrheit: Alles, was du in Malta machst, erfährt das deutsche Finanzamt automatisch. Malta ist Teil des Common Reporting Standard (CRS), das bedeutet automatischen Informationsaustausch zwischen EU-Ländern.
Was wird gemeldet?
– Kontostände deiner maltesischen Konten
– Zinserträge und Dividenden
– Kapitalerträge aus Verkäufen
– Grundsätzlich alle relevanten Finanzdaten
Das ist aber kein Problem, solange du alles korrekt versteuerst. Problematisch wird es nur, wenn du versuchst, Geld zu verstecken – was sowieso illegal wäre.
Mein Steuerberater in Deutschland weiß von jeder Transaktion in Malta. Transparency ist hier nicht optional, sondern Pflicht.
Deutsche Hinzurechnungsbesteuerung vermeiden
Das größte Risiko für deine Malta-Struktur ist die deutsche Hinzurechnungsbesteuerung. Vereinfacht gesagt: Wenn das deutsche Finanzamt der Meinung ist, dass deine maltesische Firma nur ein Briefkasten ist, besteuern sie die Gewinne trotzdem in Deutschland.
Wie vermeidest du das?
- Echte Geschäftstätigkeit in Malta: Nicht nur formale, sondern tatsächliche wirtschaftliche Aktivität
- Angemessene Gewinnverteilung: Nicht 100% der Gewinne nach Malta verschieben
- Dokumentation: Jede Entscheidung, jedes Meeting, jeden Geschäftszweck dokumentieren
- Arm’s Length Principle: Alle Verträge zwischen deutscher und maltesischer Gesellschaft zu marktüblichen Konditionen
Mein Anwalt führt ein sogenanntes „Compliance-Logbuch“, in dem alle substanziellen Entscheidungen dokumentiert werden. Das ist aufwendig, aber besser als ein saftiges Nachzahlungsverfahren.
EU-Beihilfeverfahren: Ist die Party bald vorbei?
Jetzt der Punkt, der mir manchmal nachts den Schlaf raubt: Die EU-Kommission prüft zurzeit, ob die maltesischen Steuervorteile gegen EU-Beihilferecht verstoßen.
Was ist passiert?
– 2019 hat die EU bereits die irische „Double Irish“-Struktur als illegale Staatsbeihilfe eingestuft
– Ähnliche Verfahren laufen gegen die Niederlande und Luxemburg
– Malta steht auf der Watchlist
Meine Einschätzung: Komplett abgeschafft wird das System wahrscheinlich nicht, aber Verschärfungen sind möglich. Deshalb habe ich bereits einen Plan B ausgearbeitet (Verlagerung nach Estland oder Portugal).
Was bedeutet das für dich? Die nächsten 2-3 Jahre sind wahrscheinlich noch sicher, aber langfristig könnte sich das System ändern. Plane entsprechend flexibel.
Für wen sich Malta lohnt: Meine ehrliche Einschätzung
Mindest-Umsatz und Setup-Kosten
Nach drei Jahren Malta-Erfahrung hier meine ehrliche Empfehlung, wann sich der Aufwand lohnt:
Mindestvoraussetzungen:
– Jahresgewinn mindestens 500.000 Euro
– Stabile, wiederkehrende Umsätze (nicht nur ein gutes Jahr)
– Bereitschaft, tatsächlich Zeit in Malta zu verbringen
– Mindestens 50.000 Euro für Setup und erstes Jahr
Setup-Kostenübersicht:
Position | Einmalig | Jährlich |
---|---|---|
Anwalt/Gründung | 15.600 € | 8.000 € |
Steuerberater Malta | 3.500 € | 12.000 € |
Büro/Substance | 2.400 € | 6.000 € |
Banking/Admin | 1.200 € | 1.800 € |
Compliance/Monitoring | – | 6.400 € |
Gesamt | 22.700 € | 34.200 € |
Branchen, die besonders profitieren
Nicht jedes Business funktioniert gleich gut in Malta. Diese Bereiche sind besonders geeignet:
Perfekt geeignet:
– E-Commerce mit digitalen Produkten
– Software-as-a-Service (SaaS)
– Online Marketing/Affiliate
– Lizenzing von Intellectual Property
– Gaming und Blockchain
Bedingt geeignet:
– E-Commerce mit physischen Produkten (komplexere VAT-Strukturen)
– Beratungsdienstleistungen (Substance-Nachweis schwieriger)
– Manufacturing (macht in Malta keinen Sinn)
Nicht geeignet:
– Lokale Dienstleistungen
– Traditioneller Handel
– Alles, was zwingend deutsche Präsenz braucht
Warum du vielleicht doch in Deutschland bleiben solltest
Bevor du jetzt sofort deinen Anwalt anrufst, hier die Gründe, warum Malta vielleicht doch nichts für dich ist:
- Du machst unter 500k Gewinn: Der Aufwand übersteigt den Nutzen
- Dein Business ist sehr Deutschland-lastig: Substance-Nachweis wird schwierig
- Du willst nur Steuern sparen: Ohne echte internationale Expansion ist es Gestaltungsmissbrauch
- Du hasst Bürokratie: Malta hat davon reichlich, nur auf Englisch
- Du brauchst Planungssicherheit: EU-Gesetzgebung kann sich schnell ändern
Außerdem: Die deutschen Steuervorteile sind auch nicht schlecht. R&D-Förderung, Investitionsabzugsbeträge, GewSt-Ermäßigungen für bestimmte Branchen – oft übersehen Unternehmer, was in Deutschland schon möglich ist.
Was bedeutet das für dich? Malta ist kein Allheilmittel und definitiv nicht für jeden geeignet. Prüfe erst alle deutschen Optimierungsmöglichkeiten, bevor du ins Ausland gehst.
Mein ehrlicher Rat: Wenn du nur wegen der Steuern nach Malta willst, lass es bleiben. Wenn du eh eine internationale Expansion planst und Malta strategisch passt, dann ist es gold wert.
Häufig gestellte Fragen
Ist die Malta-Struktur legal?
Ja, vollkommen legal, solange du echte wirtschaftliche Substanz in Malta schaffst. Das bedeutet: physisches Büro, qualifiziertes Personal, strategische Entscheidungen vor Ort. Briefkasten-Strukturen sind illegal und werden von deutschen Behörden verfolgt.
Muss ich wirklich nach Malta ziehen?
Du musst nicht deinen Hauptwohnsitz verlagern, aber regelmäßige Präsenz ist Pflicht. Ich verbringe etwa 120 Tage pro Jahr in Malta für Board Meetings, strategische Entscheidungen und operative Tätigkeiten. Weniger als 90 Tage wird kritisch.
Was passiert bei einer Betriebsprüfung in Deutschland?
Die Prüfer schauen besonders auf die Substance-Requirements. Du musst nachweisen können, dass echte Geschäftstätigkeit in Malta stattfindet. Deshalb führe ich ein detailliertes Compliance-Logbuch und dokumentiere jede wichtige Entscheidung in Malta.
Welche Branchen funktionieren nicht mit Malta?
Lokale Dienstleistungen, traditioneller Handel und alles, was zwingend deutsche Präsenz braucht. Auch Manufacturing macht in Malta wenig Sinn – die Insel ist winzig und teuer.
Kann die EU die Malta-Regelung abschaffen?
Möglich, aber unwahrscheinlich. Die EU prüft zurzeit die Regelungen, aber Malta hat das System bereits mehrfach angepasst, um konform zu bleiben. Verschärfungen sind wahrscheinlicher als komplette Abschaffung.
Was kostet die Malta-Struktur wirklich?
Setup: etwa 25.000 Euro einmalig. Laufende Kosten: 35.000 Euro pro Jahr für Anwalt, Steuerberater, Büro und Compliance. Lohnt sich ab etwa 500.000 Euro Jahresgewinn.
Gibt es Alternativen zu Malta?
Estland (20% Thesaurierungssteuer), Portugal (NHR-Programm für Privatpersonen), Zypern (12,5% ohne Refunds). Malta bietet aber die beste Kombination aus niedrigen Steuern, EU-Membership und englischer Sprache.
Wie funktioniert das Banking in Malta?
Schwieriger als in Deutschland, aber machbar. Ich empfehle APS Bank oder andere maltesische Institute. Die großen EU-Banken sind oft kompliziert. Wichtig: Das Hauptgeschäftskonto muss in Malta sein für Substance-Requirements.
Was ist mit VAT und Umsatzsteuer?
Du registrierst dich für maltesische VAT (18%) und nutzt das OSS-System für EU-weite Verkäufe. Komplexer als in Deutschland, aber mit gutem Steuerberater machbar. Besonders bei digitalenProdukten meist unkompliziert.
Kann ich meine deutsche GmbH einfach nach Malta verlegen?
Theoretisch ja, praktisch oft nicht sinnvoll. Ich empfehle die Holding-Struktur: Deutsche GmbH bleibt bestehen, maltesische Ltd wird Muttergesellschaft. So behältst du bestehende Verträge und Beziehungen.