Inhaltsverzeichnis
- Malta Steuervorteile für Unternehmer: Was wirklich dahinter steckt
- Multi-Residency Strategien: Zwischen zwei Welten navigieren
- Malta Compliance: Wie du alles richtig machst (und Strafen vermeidest)
- Stolperfallen und Realitäts-Check: Was schiefgehen kann
- Praktische Umsetzung: Schritt-für-Schritt zur Malta-Residency
- Häufig gestellte Fragen
Lass mich dir gleich zu Beginn etwas verraten: Die Geschichte von den „5% Steuern in Malta“ ist nur die halbe Wahrheit. Nach zwei Jahren Multi-Residency zwischen Deutschland und Malta weiß ich, dass hinter den verlockenden Schlagzeilen ein komplexes System steckt, das durchaus funktioniert – aber nur, wenn du die Spielregeln verstehst und keine Abkürzungen nimmst.
Ich habe diesen Weg selbst beschritten und dabei sowohl die süßen Erfolge als auch die bitteren Lektionen erlebt. Von der ersten Beratung beim deutschen Steuerberater („Sind Sie sicher, dass das legal ist?“) bis zum ersten Malta-Steuerbescheid mit einer Zahl, die mich tatsächlich zum Lächeln brachte. Dazwischen lagen Monate voller Formulare, Behördengänge und Momente, in denen ich mich fragte, ob der ganze Aufwand das wert ist.
Spoiler: Er war es. Aber nur, weil ich von Anfang an auf Compliance gesetzt und jeden Cent dokumentiert habe. In diesem Artikel zeige ich dir, wie Multi-Residency zwischen Deutschland und Malta funktioniert, welche steuerlichen Gestaltungsmöglichkeiten sich ergeben und vor allem: wo die Stolperfallen lauern, die deinen Plan schneller zunichte machen können, als du „Valletta“ sagen kannst.
Malta Steuervorteile für Unternehmer: Was wirklich dahinter steckt
Das Malta-Steuersystem verstehen: Warum 5% nicht gleich 5% sind
Bevor du deine Koffer packst, lass uns mit dem größten Mythos aufräumen: Malta besteuert Unternehmensgewinne nicht pauschal mit 5%. Das wäre zu schön, um wahr zu sein – und ist es auch. Das maltesische Steuersystem basiert auf einem Vollausschüttungsmodell (Full Imputation System), das deutlich komplexer ist als die Werbeversprechen mancher „Steueroptimierungs-Gurus“ suggerieren.
So funktioniert es wirklich: Maltesische Gesellschaften zahlen zunächst 35% Körperschaftsteuer auf ihre Gewinne. Der Clou liegt in der anschließenden Erstattung (Refund), die du als Gesellschafter erhältst, wenn du die Gewinne ausschüttest. Je nach Art des Einkommens bekommst du 6/7 der gezahlten Steuer zurück – das entspricht einer effektiven Belastung von 5% auf ausländische Einkünfte.
Einkommensart | Erstattung | Effektive Steuer |
---|---|---|
Ausländische Einkünfte | 6/7 (ca. 85,7%) | 5% |
Maltesische Einkünfte | 5/7 (ca. 71,4%) | 10% |
Passive Einkünfte | 2/3 (ca. 66,7%) | 11,67% |
Die Krux dabei: Du musst die Gewinne tatsächlich ausschütten, um in den Genuss der niedrigen Besteuerung zu kommen. Behältst du sie in der Gesellschaft, bleiben es 35%. Das bedeutet auch, dass du als Gesellschafter die ausgeschütteten Gewinne in deiner persönlichen Steuererklärung angeben musst – und hier wird es interessant für Multi-Residency-Strategien.
Welche Unternehmer profitieren wirklich von Malta?
Nach unzähligen Gesprächen mit Unternehmern, die den Sprung gewagt haben, kristallisiert sich ein klares Profil heraus. Malta ist nicht für jeden die optimale Lösung, aber für bestimmte Unternehmertypen kann es eine echte Game-Changer sein.
Die idealen Malta-Kandidaten:
- Digitale Unternehmer mit ortsunabhängigem Business: Software-Entwickler, Online-Marketing-Agenturen, E-Commerce-Betreiber
- Berater und Coaches mit internationaler Kundschaft: Besonders aus dem DACH-Raum, die bereits remote arbeiten
- Investoren und Trader: Die von der günstigen Besteuerung von Kapitalerträgen profitieren
- Inhaber von IP-intensiven Unternehmen: Die ihre Rechte nach Malta verlagern können
- Unternehmer mit Jahresgewinnen über 100.000€: Erst ab dieser Schwelle lohnt sich der Aufwand finanziell
Warum die 100.000€-Schwelle? Ich rechne dir das vor: Die Setup-Kosten für eine maltesische Gesellschaft inkl. Steuerberatung, Compliance und laufender Verwaltung liegen bei etwa 15.000-25.000€ pro Jahr. Bei einem Gewinn von 50.000€ würdest du in Deutschland etwa 20.000€ Steuern zahlen, in Malta nur 2.500€ – aber die Ersparnis von 17.500€ wird fast komplett von den Nebenkosten aufgefressen.
Die versteckten Kosten: Was dir niemand vorher sagt
Hier wird es ehrlich: Malta ist nicht billig. Während alle über die niedrigen Steuern sprechen, verschweigen viele die Nebenkosten, die dein Steuerersparnis-Paradies schnell zum teuren Vergnügen machen können.
Meine Kostenaufstellung nach zwei Jahren Malta-Residency:
Kostenpunkt | Jährlich (ca.) | Bemerkung |
---|---|---|
Malta-Steuerberater | 8.000-12.000€ | Unerlässlich für Compliance |
Deutscher Steuerberater | 3.000-5.000€ | DBA-Anwendung, Exit-Besteuerung |
Gesellschaftsgründung/Verwaltung | 2.500-4.000€ | Registered Office, Company Secretary |
Wirtschaftsprüfung | 3.000-6.000€ | Pflicht ab 750.000€ Umsatz |
Malta-Wohnung (Miete) | 12.000-24.000€ | Je nach Lage und Ausstattung |
Lebenshaltungskosten Malta | 8.000-15.000€ | Für ~6 Monate Aufenthalt |
Rechne also mit mindestens 35.000-65.000€ zusätzlichen Kosten pro Jahr. Diese Zahlen schockieren viele Interessenten, aber sie sind realistisch. Ich kenne Unternehmer, die nach einem Jahr wieder aufgegeben haben, weil sie die Nebenkosten unterschätzt hatten.
Ein besonders teurer Fehler: Viele versuchen, bei der Steuerberatung zu sparen und engagieren unerfahrene oder billige Berater. Das kann richtig teuer werden, wenn das Malta Tax Office (Finanzamt) bei einer Prüfung Fehler entdeckt. Mein Tipp: Investiere von Anfang an in erstklassige Beratung.
Multi-Residency Strategien: Zwischen zwei Welten navigieren
Die 183-Tage-Regel: Mehr als nur Kalenderzählen
Hier wird es spannend – und hier passieren die meisten Fehler. Die berühmte 183-Tage-Regel ist nicht nur ein simples Abzählen von Kalendertagen. Das Doppelbesteuerungsabkommen (DBA) zwischen Deutschland und Malta ist deutlich differenzierter, und die deutschen Finanzämter werden immer pingeliger bei der Prüfung.
Die Grundregel: Du giltst als in Malta steuerlich ansässig, wenn du dort mehr als 183 Tage pro Jahr verbringst UND deinen Lebensmittelpunkt nach Malta verlagerst. Der zweite Teil ist entscheidend und wird oft übersehen.
Was zählt als „Tag in Malta“?
- Jeder Tag, an dem du um Mitternacht in Malta bist (auch bei Transit!)
- An- und Abreisetage zählen beide als Malta-Tage
- Auch Tage im Krankenhaus oder bei Familienbesuchen zählen
- Geschäftsreisen in Drittländer können problematisch werden
Mein Tracking-System: Ich führe ein detailliertes Tagebuch mit Flugtickets, Hotelrechnungen und sogar Fotos als Nachweis. Das mag paranoid wirken, aber bei einer Betriebsprüfung bist du froh um jeden Beleg. Die deutschen Finanzämter haben Zugriff auf Flugdaten und prüfen immer häufiger grenzüberschreitende Sachverhalte.
Ein praktischer Tipp aus meiner Erfahrung: Plane nicht mit exakt 183 Tagen, sondern mit mindestens 200-210 Tagen in Malta. Unvorhergesehene Ereignisse (Krankheit, Familiäres, Flugausfälle) können deinen Plan sonst durcheinanderbringen.
Malta vs. Deutschland: Doppelbesteuerungsabkommen verstehen
Das DBA zwischen Deutschland und Malta ist dein bester Freund und dein größter Feind zugleich. Es verhindert Doppelbesteuerung, aber es hat auch Tücken, die deine Steuerersparnis zunichte machen können.
Die wichtigsten DBA-Regelungen im Überblick:
Einkunftsart | Besteuerungsrecht | Besonderheiten |
---|---|---|
Unternehmensgewinne | Ansässigkeitsstaat | Außer bei Betriebsstätte |
Dividenden | Ansässigkeitsstaat | 5% Quellensteuer bei >10% Beteiligung |
Deutsche Immobilien | Deutschland | Immer deutsche Besteuerung |
Lizenzen/Patente | Ansässigkeitsstaat | Wichtig für IP-Verlagerung |
Arbeitslohn | Tätigkeitsstaat | Ausnahmen bei kurzen Aufenthalten |
Die Crux liegt im Detail: Auch wenn du in Malta steuerlich ansässig bist, musst du in Deutschland eine Steuererklärung abgeben, wenn du dort noch Einkünfte erzielst oder Vermögen hast. Vergisst du das, kann es richtig teuer werden.
Ein Beispiel aus der Praxis: Ein Mandant meines Steuerberaters hatte seine deutsche GmbH aufgelöst und das Geschäft nach Malta verlagert. Dabei übersah er, dass er noch Mieteinnahmen aus einer deutschen Immobilie hatte. Das deutsche Finanzamt stufte ihn weiterhin als unbeschränkt steuerpflichtig ein – mit einer Nachzahlung von über 50.000€.
Praktische Aufenthaltsplanung: Mein System für optimale Steuergestaltung
Nach zwei Jahren Trial-and-Error habe ich ein System entwickelt, das sowohl steuerlich optimal als auch praktisch umsetzbar ist. Der Schlüssel liegt in der geschickten Verteilung der Aufenthalte und der peniblen Dokumentation.
Meine bewährte Jahresplanung:
- Januar-März (Malta): 90 Tage – Geschäftsjahr-Setup, wichtige Termine mit Steuerberater
- April-Mai (Deutschland): 60 Tage – Kundenbesuche, Familie, deutsche Steuererklärung
- Juni-August (Malta): 90 Tage – Hauptsaison vermeiden (zu heiß!), ruhiges Arbeiten
- September-Oktober (flexibel): 60 Tage – Je nach Geschäftslage aufteilen
- November-Dezember (Deutschland): 65 Tage – Jahresabschluss, Weihnachten mit Familie
Das ergibt 215 Tage in Malta und 150 Tage in Deutschland – ein komfortabler Puffer für unvorhergesehene Änderungen. Wichtig dabei: Jeder Ortswechsel ist strategisch geplant und geschäftlich begründbar.
Meine Dokumentations-Checkliste:
- Digitaler Kalender mit GPS-Daten (Google Timeline ist Gold wert)
- Alle Reisebelege (Flug, Hotel, Mietwagen) digital archiviert
- Geschäftliche Begründung für jeden Aufenthalt dokumentiert
- Banktransaktionen als zusätzlicher Aufenthaltsnachweis
- Quartalsweise Zusammenfassung für den Steuerberater
Ein Geheimtipp: Nutze eine deutsche Kreditkarte mit Auslandsumsätzen als zusätzlichen Aufenthaltsnachweis. Jede Transaktion ist ein GPS-basierter Beweis für deinen Standort.
Malta Compliance: Wie du alles richtig machst (und Strafen vermeidest)
Anmeldepflichten und Deadlines: Der Malta-Behörden-Kalender
Malta mag klein sein, aber die Bürokratie ist groß. Ich habe gelernt, dass Compliance in Malta nicht verhandelbar ist – die Behörden sind erstaunlich effizient, wenn es um Strafen geht. Hier ist dein Überlebensguide für die wichtigsten Deadlines und Pflichten.
Die kritischen Termine (nie vergessen!):
Deadline | Pflicht | Strafe bei Versäumnis |
---|---|---|
31. März | Körperschaftsteuererklärung | 25€ pro Tag Verspätung |
30. Juni | Persönliche Steuererklärung | 23€ pro Tag Verspätung |
31. Januar | Jahresabschluss bei MFSA | 100€ + 5€ pro Tag |
Jährlich | Gesellschafterversammlung | Gesellschaft kann aufgelöst werden |
15. jeden Monats | VAT-Voranmeldung (falls applicable) | €300 + 10% der Schuld |
Die Strafen klingen harmlos, aber sie summieren sich schnell. Ich kenne einen Unternehmer, der seine Körperschaftsteuererklärung drei Monate zu spät eingereicht hat – Strafzahlung: 2.250€. Für ein Stück Papier!
Mein Tipp: Erstelle dir einen gemeinsamen Kalender mit deinem maltesischen Steuerberater und stelle Push-Benachrichtigungen für alle wichtigen Termine ein. Die Malta Tax Authority (MTA) ist bei Fristverlängerungen nicht kulant.
Die wichtigsten Behörden und ihre Eigenarten:
- Malta Business Registry (MBR): Für Gesellschaftsangelegenheiten – nur online, aber das System ist oft überlastet
- Malta Tax Authority (MTA): Für alle Steuerfragen – Termine nur nach Voranmeldung, bringt alle Unterlagen mit
- Malta Financial Services Authority (MFSA): Für regulierte Aktivitäten – sehr professionell, aber auch sehr pingelig
- Identity Malta: Für Residence Permits – rechne mit mindestens drei Terminen
Bankkonto und Buchhaltung: Was in Malta anders läuft
Das maltesische Bankensystem ist eine Welt für sich. Nach mehreren erfolglosen Versuchen und einem fast gescheiterten Setup habe ich verstanden: Ein maltesisches Bankkonto ist Pflicht, aber es zu bekommen, ist ein Kampf.
Die Realität: Maltesische Banken sind extrem vorsichtig bei Non-Residents und neuen Gesellschaften. HSBC Malta hat mich damals drei Mal abgelehnt, bevor ich bei Bank of Valletta erfolgreich war. Der Trick lag in der Vorbereitung.
Was du für die Kontoeröffnung wirklich brauchst:
- Detaillierter Business Plan (nicht nur eine PowerPoint-Präsentation!)
- Nachweis über geplante Umsätze und Transaktionsvolumen
- Referenzen von bestehenden maltesischen Geschäftspartnern
- Compliance Officer als Ansprechpartner
- Mindesteinlage von 25.000€ (inoffiziell, aber empfohlen)
- Geduld – rechne mit 3-6 Monaten Bearbeitungszeit
Die Buchhaltung in Malta folgt IFRS-Standards, was für deutsche Unternehmer ungewohnt ist. Ein lokaler Buchhalter ist nicht nur empfehlenswert, sondern praktisch Pflicht. Die Kosten liegen bei etwa 300-800€ pro Monat, je nach Transaktionsvolumen.
Ein wichtiger Unterschied zu Deutschland: In Malta musst du deine Rechnungen in EUR ausstellen, wenn du im EU-Binnenmarkt tätig bist. USD-Rechnungen sind möglich, aber steuerlich komplizierter. Mein Rat: Bleib bei EUR, außer du hast einen sehr guten Grund für andere Währungen.
Steuerberater und Wirtschaftsprüfer: Wann du sie brauchst
Hier spare nicht am falschen Ende. Ein guter maltesischer Steuerberater ist sein Geld wert – ein schlechter kann dich in den Ruin treiben. Nach meinen Erfahrungen mit drei verschiedenen Kanzleien habe ich gelernt, worauf es ankommt.
Checkliste für die Steuerberater-Auswahl:
- Mindestens 5 Jahre Erfahrung mit deutschen Mandanten
- Kenntnis des DBA Deutschland-Malta (lass dir Beispiele zeigen)
- Eigene Buchhaltungsabteilung oder enge Kooperation
- Regelmäßige Updates zu Gesetzesänderungen
- Transparente Kostenstruktur (Festpreise, keine „Überraschungen“)
- Deutschsprachige Kommunikation möglich
Mein aktueller Steuerberater kostet mich 12.000€ pro Jahr, aber er hat mir bereits zwei größere Compliance-Probleme erspart, die deutlich teurer geworden wären. Seine proaktive Beratung bei einer Änderung der Refund-Regelungen 2023 hat mir allein 8.000€ gespart.
Wann brauchst du einen Wirtschaftsprüfer?
Gesetzlich pflicht ist eine Wirtschaftsprüfung bei einer der folgenden Schwellenwerte (zwei Jahre in Folge überschritten):
- Umsatz über 750.000€
- Bilanzsumme über 365.000€
- Mehr als 10 Mitarbeiter
Auch hier gilt: Such dir einen Wirtschaftsprüfer mit Deutschland-Erfahrung. Die Kosten liegen bei 3.000-8.000€ jährlich, aber die Prüfung ist oft oberflächlicher als in Deutschland. Das ist Fluch und Segen zugleich.
Stolperfallen und Realitäts-Check: Was schiefgehen kann
Die häufigsten Compliance-Fehler (und ihre Konsequenzen)
Lass mich dir die kostspieligen Fehler ersparen, die ich bei anderen Unternehmern miterlebt habe. Malta verzeiht wenig, und das Tax Office hat ein langes Gedächtnis. Hier sind die Top-5-Fallen, in die fast jeder tappt:
Fehler #1: Substance-Regeln ignorieren
Malta verlangt „wirtschaftliche Substanz“ für deine Gesellschaft. Das bedeutet nicht nur ein Briefkasten-Office, sondern echte Geschäftstätigkeit vor Ort. Ich habe gesehen, wie Unternehmer mit einem 50€-Virtual-Office dachten, sie wären safe. Falsch gedacht.
Was du wirklich brauchst:
- Eigenes Büro oder Co-Working-Space mit nachweisbarer Nutzung
- Mindestens ein lokaler Mitarbeiter oder Director
- Nachweisbare Geschäftstätigkeit (Meetings, Verträge, lokale Kunden)
- Board Meetings in Malta (mindestens einmal jährlich)
Fehler #2: Exit-Besteuerung in Deutschland unterschätzen
Das böse Erwachen kommt meist erst bei der letzten deutschen Steuererklärung. Deutschland besteuert „stille Reserven“ bei Wegzug mit bis zu 26,375%. Bei einer GmbH mit 500.000€ stillen Reserven können das schnell 130.000€ Steuern werden – auch wenn du keinen Cent Gewinn gemacht hast.
Fehler #3: Doppelte Buchhaltungsstandards
Deutschland folgt HGB, Malta IFRS. Wenn du nicht aufpasst, hast du plötzlich zwei verschiedene Gewinnausweise und das Finanzamt fragt nach. Mein Tipp: Entscheide dich von Anfang an für einen Standard und bleibe dabei.
Fehler #4: Familienstand und Sozialversicherung vergessen
Bist du verheiratet und dein Ehepartner bleibt in Deutschland? Kompliziert. Hast du Kinder in deutschen Schulen? Noch komplizierter. Die Familienbesteuerung kann deine Malta-Pläne schnell zunichte machen.
Fehler #5: Anti-Missbrauchsregeln (GAAR) missachten
Malta hat 2019 eine General Anti-Avoidance Rule eingeführt. Wenn deine Struktur keinen anderen Zweck als Steuerersparnis hat, kann das Tax Office den gesamten Vorteil streichen. Die Beweislast liegt bei dir.
Wann Malta NICHT die richtige Wahl ist
Ich bin ein Malta-Fan, aber ich bin auch realistisch. Für manche Unternehmer ist Malta einfach die falsche Wahl. Hier meine ehrliche Einschätzung, wann du besser in Deutschland bleibst:
Malta ist NICHT geeignet, wenn:
- Dein Jahresgewinn unter 100.000€ liegt (Kosten-Nutzen-Verhältnis stimmt nicht)
- Du lokale deutsche Kunden mit persönlicher Betreuung hast
- Dein Geschäft reguliert ist (BaFin, Rechtsanwälte, Ärzte, etc.)
- Du Familie hast, die nicht mitziehen kann/will
- Du nicht mindestens 5-7 Jahre dabei bleiben willst
- Du schlecht mit Bürokratie umgehen kannst
- Du kein Englisch sprichst (ernsthaft!)
Ein Beispiel: Ein Physiotherapeut aus München fragte mich nach Malta-Optionen. Unmöglich. Seine Kassenzulassung, seine Praxis und seine Patienten sind ortsgebunden. Malta hätte sein Geschäftsmodell zerstört, nicht optimiert.
Die Wahrheit über das Leben in Malta:
Malta ist nicht Deutschland mit Sonnenschein. Es ist ein anderes Land mit anderen Regeln, einer anderen Kultur und anderen Herausforderungen. Der Strom fällt öfter aus, als dir lieb ist. Das Internet ist langsamer. Die Bürokratie ist anders, nicht unbedingt besser. Wenn du das nicht verkraftest, spare dir den Stress.
Exit-Strategien: Wie du Malta wieder verlassen kannst
Niemand spricht gerne darüber, aber es ist wichtig: Wie kommst du wieder raus, wenn es nicht funktioniert? Ich habe drei Unternehmer bei ihrem Malta-Exit begleitet und dabei gelernt, was wichtig ist.
Sauberer Exit aus Malta:
- Gesellschaft ordnungsgemäß auflösen: Nicht einfach „vergessen“ – das kostet dich Jahre später
- Alle Steuerschulden begleichen: Malta Tax Authority macht keine Geschenke
- Bank accounts schließen: Auch inaktive Konten kosten Gebühren
- Residence Permit zurückgeben: Sonst bleibst du formal resident
- Dokumentation für deutsche Rückkehr: Nachweis über Malta-Zeit für deutsche Behörden
Die Kosten für einen sauberen Exit liegen bei 5.000-15.000€, je nach Komplexität. Das klingt viel, aber ein unsauberer Exit kann dich später deutlich mehr kosten. Ein Mandant, der einfach nach Deutschland zurückgekehrt war ohne ordentliche Abmeldung, musste drei Jahre später 25.000€ maltesische Steuernachzahlungen leisten.
Plane den Exit vom ersten Tag an mit. Dokumentiere alles so, als würdest du morgen wieder gehen. Das erspart dir später viele Probleme und Kosten.
Praktische Umsetzung: Schritt-für-Schritt zur Malta-Residency
Phase 1: Vorbereitung und Steuerberatung in Deutschland
Der Weg nach Malta beginnt paradoxerweise in Deutschland. Eine gründliche Vorbereitung entscheidet über Erfolg oder Misserfolg deines Malta-Projekts. Ich habe sechs Monate Vorlaufzeit eingeplant – und jede Woche davon gebraucht.
Monat 1-2: Status Quo Analyse
- Deutsche Steuersituation mit Steuerberater durchgehen
- Exit-Besteuerung berechnen lassen (kann ein Schock sein!)
- Bestehende Verträge auf Ortsabhängigkeit prüfen
- Familienstand und Sozialversicherung klären
- Erste Malta-Beratung durch spezialisierten Steuerberater
Monat 3-4: Struktur-Planung
- Optimale Gesellschaftsstruktur entwickeln
- Timing für Umzug festlegen (Steuerjahr beachten!)
- Deutsche GmbH: Verkauf, Auflösung oder Fortsetzung?
- Intellectual Property nach Malta verlagern
- Banken für Malta-Konto kontaktieren (früh anfangen!)
Monat 5-6: Feintuning und Vorbereitung
- Malta-Steuerberater auswählen und beauftragen
- Residence Permit Antrag vorbereiten
- Deutsche Abmeldung vorbereiten (aber noch nicht durchführen!)
- Erste Malta-Reise für Wohnungssuche und Behördengänge
Mein Tipp: Investiere in dieser Phase in erstklassige Beratung. Die 15.000-25.000€ für gute Steuerberatung in Deutschland und Malta sparst du später mehrfach wieder ein. Ich habe Unternehmer gesehen, die hier gespart haben und am Ende 100.000€+ Lehrgeld zahlen mussten.
Phase 2: Malta-Setup und erste Schritte
Jetzt wird es konkret. Du ziehst nach Malta und legst das Fundament für deine steuerliche Optimierung. Diese Phase ist intensiv und erfordert deine volle Aufmerksamkeit – plane mindestens vier Wochen vor Ort ein.
Woche 1: Ankommen und Orientieren
- Temporary Address Registration
- Bankkonto eröffnen (kann mehrere Termine dauern)
- Handynummer und Internet organisieren
- Auto mieten oder kaufen (öffentliche Verkehrsmittel sind… schwierig)
- Erste Gespräche mit maltesischem Steuerberater
Woche 2: Gesellschaft gründen
- Company Registration bei Malta Business Registry
- Company Secretary und Registered Office bestellen
- Corporate Bankkonto eröffnen
- VAT-Nummer beantragen (falls nötig)
- Employment License beantragen (falls Mitarbeiter geplant)
Woche 3-4: Compliance setup
- Buchhaltungssystem einrichten
- Residence Permit beantragen
- Versicherungen abschließen (Kranken-, Berufsunfähigkeit)
- Deutsche Abmeldung durchführen
- Erste Geschäftstätigkeit in Malta aufnehmen
Meine Kostenaufstellung für das Setup:
Position | Kosten | Bemerkung |
---|---|---|
Gesellschaftsgründung | 2.500€ | Inkl. Company Secretary 1 Jahr |
Steuerberater Setup | 5.000€ | Erstberatung und Setup |
Residence Permit | 5.500€ | EU-Bürger, Global Residence Programme |
Bankkonto Setup | 1.500€ | Mindesteinlage extra |
Wohnung (Kaution + 1. Monat) | 4.000€ | Sliema, 2-Zimmer |
Sonstiges (Auto, Versicherung, etc.) | 3.000€ | Erste Ausstattung |
Rechne also mit mindestens 20.000-25.000€ Setup-Kosten. Das ist viel Geld, aber im Vergleich zu den jährlichen Steuerersparnissen immer noch ein gutes Investment.
Phase 3: Langfristige Optimierung und Monitoring
Jetzt läuft dein Malta-Setup, aber die Arbeit ist nicht vorbei. Langfristiger Erfolg erfordert kontinuierliche Optimierung und penibles Monitoring. Hier sind die Bereiche, auf die du dauerhaft achten musst:
Quartalsweise Reviews (kritisch!):
- Aufenthaltstage überprüfen und planen
- Umsatz- und Gewinnentwicklung analysieren
- Compliance-Status mit Steuerberater besprechen
- Änderungen in deutscher oder maltesischer Gesetzgebung bewerten
- Substanz-Anforderungen überprüfen und anpassen
Jährliche Optimierungen:
- Steuerstruktur auf Effizienz prüfen
- Neue Gestaltungsmöglichkeiten evaluieren
- Exit-Strategie aktualisieren
- Compliance-Kosten vs. Steuerersparnis bewerten
- Familiensituation und Auswirkungen besprechen
Ein praktisches Beispiel: Nach meinem ersten Jahr stellte ich fest, dass sich mein Geschäftsmodell verändert hatte. Statt reiner Beratung entwickelte ich Software-Produkte. Das erforderte eine Anpassung der IP-Struktur und neue Überlegungen zur Substanz. Ohne regelmäßige Reviews hätte ich das verpasst und unnötig Steuern gezahlt.
Monitoring-Tools, die ich nutze:
- TaxTimer App: Für Aufenthalts-Tracking mit GPS-Daten
- Shared Calendar: Mit Steuerberater für alle wichtigen Termine
- Monthly Dashboard: Umsatz, Kosten, Steuern auf einen Blick
- Document Archive: Alle Belege sofort digital archiviert
- Legal Updates: Newsletter von maltesischen und deutschen Steuerberatern
Die Wahrheit ist: Malta-Optimierung ist kein „Set it and forget it“-Projekt. Es erfordert kontinuierliche Aufmerksamkeit und Anpassungen. Aber wenn du es richtig machst, sind die Steuerersparnisse erheblich und langfristig nachhaltig.
Nach zwei Jahren Malta kann ich sagen: Der Aufwand war es wert. Aber nur, weil ich von Anfang an auf Compliance und langfristige Planung gesetzt habe. Abkürzungen gibt es nicht – wer sie versucht, zahlt am Ende drauf.
Häufig gestellte Fragen
Kann ich meine deutsche GmbH einfach nach Malta verlagern?
Nein, eine direkte Verlegung ist nicht möglich. Du musst eine neue maltesische Gesellschaft gründen und das Geschäft übertragen. Dabei fallen in Deutschland Exit-Steuern an, die bis zu 26,375% der stillen Reserven betragen können. Eine saubere Übertragung erfordert detaillierte Planung und kann 6-12 Monate dauern.
Wie hoch sind die realen Steuerersparnisse in Malta?
Bei ausländischen Einkünften liegt die effektive Steuerbelastung bei 5%, verglichen mit bis zu 47,5% in Deutschland. Bei einem Gewinn von 200.000€ sparst du etwa 85.000€ Steuern jährlich. Davon gehen jedoch 35.000-50.000€ für zusätzliche Compliance-Kosten ab. Die Nettoersparnis liegt also bei 35.000-50.000€ pro Jahr.
Muss ich wirklich 183 Tage in Malta verbringen?
Ja, aber es kommt auch auf den Lebensmittelpunkt an. Du musst nachweisen, dass Malta dein Hauptwohnsitz ist. Das bedeutet: Wohnung anmieten, lokales Bankkonto, Versicherungen, und echte Geschäftstätigkeit vor Ort. Die deutschen Finanzämter prüfen immer genauer, also dokumentiere alles penibel.
Was passiert mit meiner deutschen Krankenversicherung?
Als Malta-Resident musst du dich in Deutschland abmelden und benötigst eine maltesische oder internationale Krankenversicherung. Die gesetzliche deutsche Krankenversicherung endet mit der Abmeldung. Private Krankenversicherungen können oft fortgeführt werden, sind aber deutlich teurer ohne deutschen Wohnsitz.
Kann ich meine Familie in Deutschland lassen?
Grundsätzlich ja, aber es wird kompliziert. Ehegattensplitting entfällt, Kindergeld kann wegfallen, und das deutsche Finanzamt könnte argumentieren, dass dein Lebensmittelpunkt weiterhin in Deutschland liegt. Viele Familien ziehen gemeinsam um oder nutzen sogenannte „Split-Years“ für schrittweise Verlagerung.
Wie finde ich einen guten maltesischen Steuerberater?
Suche gezielt nach Kanzleien mit deutscher Mandantschaft. Wichtige Kriterien: Mindestens 5 Jahre Malta-Erfahrung, Kenntnis des DBA Deutschland-Malta, transparente Kostenstruktur und regelmäßige Updates zu Gesetzesänderungen. Scheue dich nicht, mehrere Erstgespräche zu führen. Ein guter Steuerberater kostet 8.000-15.000€ jährlich, spart dir aber das Vielfache.
Was ist, wenn sich die Gesetze ändern?
Malta hat in den letzten Jahren mehrere Anti-Missbrauchsregeln eingeführt. Das Grundsystem ist aber stabil. Wichtig ist, dass deine Struktur echte wirtschaftliche Substanz hat und nicht nur der Steuerersparnis dient. Bei reinen „Briefkastenfirmen“ wird es zunehmend schwieriger. Plane daher von Anfang an mit echter Geschäftstätigkeit in Malta.
Lohnt sich Malta auch bei geringeren Gewinnen?
Unter 100.000€ Jahresgewinn ist Malta meist nicht rentabel. Die Setup- und laufenden Kosten von 35.000-50.000€ pro Jahr fressen die Steuerersparnis auf. Bei 50.000€ Gewinn sparst du etwa 20.000€ deutsche Steuern, zahlst aber 2.500€ maltesische Steuern plus 35.000€ Nebenkosten – unterm Strich machst du Verlust.
Kann das deutsche Finanzamt meine Malta-Struktur angreifen?
Ja, wenn die Struktur nicht substanziell ist oder nur zur Steuerersparnis dient. Deutsche Finanzämter nutzen zunehmend die Hinzurechnungsbesteuerung (§§ 7-14 AO) und die Wegzugsbesteuerung. Wichtig ist echte Geschäftstätigkeit in Malta, dokumentierte Aufenthalte und eine belastbare Business-Begründung für den Umzug.
Was mache ich, wenn Malta nicht funktioniert?
Plane den Exit von Anfang an mit. Eine saubere Rückkehr nach Deutschland kostet 5.000-15.000€ und dauert 3-6 Monate. Du musst die maltesische Gesellschaft ordnungsgemäß auflösen, alle Steuerschulden begleichen und dich korrekt in Deutschland zurückmelden. Ein unsauberer Exit kann Jahre später sehr teuer werden.
Brauche ich eine maltesische Wohnung oder reicht ein Hotel?
Du brauchst eine dauerhafte Wohnung als Nachweis für deinen Lebensmittelpunkt. Hotels oder Airbnb reichen nicht für die Residency. Die Wohnung muss auf deinen Namen gemietet sein, und du musst sie als Hauptwohnsitz anmelden. Rechne mit 1.200-3.000€ monatlich je nach Lage und Ausstattung.