Warum Malta für Software-Unternehmen interessant ist: Steuerliche Grundlagen

Ich sage es dir gleich vorweg: Malta ist nicht der einfachste Weg, aber definitiv einer der smartesten, wenn du ein Software-Unternehmen aufbauen willst. Nach drei Jahren Beratung von Tech-Gründern hier kann ich dir versichern: Die steuerlichen Vorteile sind real, aber du musst wissen, was du tust.

Das maltesische Steuersystem: Imputation System erklärt

Malta nutzt ein Imputation System (Anrechnungsverfahren) – das bedeutet, dass Unternehmen zunächst 35% Körperschaftsteuer zahlen, aber Shareholders (Anteilseigner) einen Teil davon zurückerhalten können. Klingt kompliziert? Ist es auch, aber genau deshalb funktioniert es so gut für Software-Unternehmen.

Das System funktioniert so: Dein Unternehmen zahlt 35% auf den Gewinn, aber als EU-Resident Shareholder bekommst du 6/7 davon zurück. Effektiv zahlst du also nur 5% Körperschaftsteuer. Für ein SaaS mit 500.000€ Jahresgewinn bedeutet das eine Ersparnis von 150.000€ gegenüber Deutschland.

EU-Rechtssicherheit und digitale Services

Was Malta besonders für Software-Unternehmen attraktiv macht: Du bleibst in der EU, hast aber steuerliche Vorteile wie in einer Offshore-Jurisdiktion. Keine komplizierten Doppelbesteuerungsabkommen, keine Währungsrisiken, keine Probleme mit Banken oder Payment-Providern.

  • SEPA-Zahlungsverkehr ohne Zusatzkosten
  • EU-GDPR Compliance automatisch gegeben
  • Keine Währungsumrechnung bei EU-Kunden
  • Stripe, PayPal und andere Payment-Provider funktionieren reibungslos
  • Kein „Offshore-Stigma“ bei Investoren oder Partnern

Was bedeutet das für dich? Du kannst die Steuervorteile nutzen, ohne die operativen Vorteile eines EU-Standorts zu verlieren. Besonders für SaaS und IT-Services ist das ein Gamechanger.

Software-spezifische Steuervorteile

Malta hat erkannt, dass digitale Services die Zukunft sind. Deshalb gibt es spezielle Regelungen für Software-Unternehmen, die über die normale Steueroptimierung hinausgehen.

Unternehmenstyp Effektive Steuerrate Besondere Vorteile
SaaS-Anbieter 5% IP-Lizenzierung möglich
Software-Development 5% R&D Tax Credits verfügbar
IT-Consulting 5% Flexible Kostenverrechnung
Digital Marketing 5% Einfache Lead-Generation

Malta als Software-Hub: Die steuerlichen Vorteile im Detail

Lass mich dir die konkreten Zahlen zeigen, die ich in der Praxis gesehen habe. Ein deutscher Software-Gründer, den ich 2023 beraten habe, spart mit seinem SaaS-Unternehmen jährlich 180.000€ Steuern. Das ist kein Einzelfall.

Das 6/7 Refund System: So funktioniert es praktisch

Das Herzstück der maltesischen Steueroptimierung ist das 6/7 Refund. Hier die Schritt-für-Schritt Berechnung:

  1. Dein Software-Unternehmen erwirtschaftet 1.000.000€ Gewinn
  2. Malta erhebt 35% Körperschaftsteuer = 350.000€
  3. Als EU-Resident Shareholder beantragst du die 6/7 Rückerstattung
  4. Du erhältst 300.000€ zurück (6/7 von 350.000€)
  5. Effektive Steuerbelastung: 50.000€ = 5%

Wichtiger Hinweis: Die Rückerstattung erfolgt nicht automatisch. Du musst sie aktiv beantragen und bestimmte Voraussetzungen erfüllen. Dazu gehört, dass du als Shareholder in einem EU-Land steuerpflichtig bist.

Intellectual Property (IP) Regime: Der Game-Changer für SaaS

Hier wird es richtig interessant für Software-Unternehmen. Maltas IP-Regime erlaubt es, Lizenzgebühren für selbst entwickelte Software steueroptimiert zu strukturieren.

So funktioniert es: Du entwickelst deine Software in Malta und lizenzierst sie an deine Verkaufsgesellschaften in anderen Ländern. Die Lizenzgebühren fließen nach Malta und werden dort mit nur 5% besteuert. Gleichzeitig sind sie in den anderen Ländern als Betriebsausgaben absetzbar.

Szenario Ohne IP-Struktur Mit Malta IP-Struktur Ersparnis
Deutschland (29% KSt) 290.000€ 50.000€ 240.000€
Frankreich (25% KSt) 250.000€ 50.000€ 200.000€
UK (25% KSt) 250.000€ 50.000€ 200.000€

Verlustverrechnung und Carryforward: Flexibilität für Startups

Malta ist besonders startup-freundlich bei der Verlustverrechnung. Verluste können unbegrenzt in die Zukunft vorgetragen werden – ein riesiger Vorteil für Software-Unternehmen, die typischerweise in den ersten Jahren Verluste machen.

Ein konkretes Beispiel aus meiner Beratungspraxis: Ein Fintech-Startup hatte in den ersten drei Jahren Verluste von insgesamt 800.000€. Als das Unternehmen profitabel wurde, konnten diese Verluste vollständig mit den Gewinnen verrechnet werden. Resultat: Drei Jahre lang keine Körperschaftsteuer trotz hoher Gewinne.

Was bedeutet das für dich? Du kannst aggressiv in Wachstum investieren, ohne dir Sorgen über die sofortige Steuerbelastung zu machen. Die Verluste „sammeln“ sich an und reduzieren deine Steuerlast, sobald du profitabel wirst.

SaaS-Unternehmen in Malta: Spezielle Regelungen und Optimierungen

SaaS-Unternehmen haben in Malta besondere Möglichkeiten, die ich in Deutschland oder anderen EU-Ländern nicht gesehen habe. Das liegt an der flexiblen Auslegung digitaler Services und der innovationsfreundlichen Regulierung.

Subscription-Model Besteuerung: Timing ist alles

Bei SaaS ist das Timing der Umsatzrealisierung entscheidend. Malta erlaubt dir verschiedene Ansätze:

  • Cash-Basis: Umsatz wird erst bei Zahlungseingang versteuert
  • Accrual-Basis: Umsatz wird bei Leistungserbringung versteuert
  • Hybrid-Modell: Kombination beider Methoden je nach Kundentyp

Ich rate meinen SaaS-Klienten meist zur Cash-Basis, besonders bei Jahres-Subscriptions. Warum? Du verschiebst die Steuerlast und hast besseren Cashflow für Wachstumsinvestitionen.

Cloud-Infrastructure und steuerliche Substanz

Ein häufiger Irrtum: „Ich kann mein SaaS von überall betreiben, Malta ist nur für die Steuer.“ Das funktioniert nicht. Du brauchst wirtschaftliche Substanz in Malta.

Was das praktisch bedeutet:

  1. Mindestens eine Vollzeitkraft in Malta (kann der Gründer sein)
  2. Echte Geschäftstätigkeit vor Ort
  3. Malta als Ort der Geschäftsleitung
  4. Regelmäßige Board Meetings in Malta

Die gute Nachricht: Für SaaS ist das einfacher als für andere Branchen. Dein Tech-Team kann remote arbeiten, aber die strategischen Entscheidungen müssen in Malta getroffen werden.

Multi-Tenant Architecture: Steuerliche Überlegungen

Bei Multi-Tenant SaaS-Architekturen gibt es spezielle steuerliche Überlegungen. Wenn deine Software mehrere Kunden auf derselben Infrastruktur bedient, kannst du die Kosten sehr flexibel zuordnen.

„Die Art, wie du deine Cloud-Kosten und Entwicklungsaufwände zuordnest, kann deine effektive Steuerrate um 2-3 Prozentpunkte beeinflussen.“ – Maltesischer Steuerberater, 2024

Konkret: Wenn du Server-Kosten von 100.000€ jährlich hast, kannst du diese nach verschiedenen Schlüsseln auf deine Services verteilen. Manche Services sind profitabler, andere verlustreich. Die Zuordnung beeinflusst direkt deine Steuerlast.

API-Monetarisierung und Usage-Based Billing

Viele moderne SaaS-Unternehmen verdienen Geld über APIs und usage-based billing. Malta hat hierfür sehr flexible Regelungen entwickelt.

Revenue Model Steuerliche Behandlung Optimierungspotenzial
Fixed Subscription Gleichmäßige Verteilung Timing-Optimierung
Usage-Based Bei tatsächlicher Nutzung Provisioning-Modelle
API-Calls Per Transaction Bundling-Strategien
Freemium Nur Premium-Anteil Conversion-Timing

Was bedeutet das für dich? Du kannst dein Billing-Modell steueroptimiert gestalten, ohne die User Experience zu beeinträchtigen. Besonders bei B2B-SaaS mit variablen Kosten ein enormer Vorteil.

IT-Dienstleister Setup: Praktische Schritte zur Unternehmensgründung

Jetzt wird es praktisch. Ich führe dich durch den kompletten Setup-Prozess, den ich mit dutzenden IT-Unternehmen durchlaufen habe. Spoiler: Es dauert länger als gedacht, aber ist weniger kompliziert als befürchtet.

Schritt 1: Rechtsform wählen – Private Limited Company ist King

Für IT-Dienstleister und Software-Unternehmen ist die Private Limited Company (Ltd.) die beste Wahl. Warum?

  • Mindestkapital nur 1.165€ (versus 25.000€ bei deutscher GmbH)
  • Beschränkte Haftung für Gesellschafter
  • Flexible Gewinnausschüttung
  • Zugang zum 6/7 Refund System
  • Einfache Kapitalbeschaffung für Wachstum

Die Alternative, eine Partnership, macht nur bei sehr speziellen Konstellationen Sinn. Lass die Finger davon, es sei denn, dein Steuerberater hat sehr gute Gründe.

Schritt 2: Firmengründung – Der administrative Marathon

Hier die Realität: Die Gründung dauert 4-8 Wochen, nicht die beworbenen „5 Tage“. Warum? Weil jeder Schritt Zeit braucht und Malta… nun ja, Malta ist.

  1. Woche 1: Firmenname reservieren bei Malta Business Registry (35€)
  2. Woche 2: Memorandum und Articles vorbereiten (Anwalt: 800-1.500€)
  3. Woche 3: Einreichung und Prüfung durch Registry
  4. Woche 4-6: Bankkonto eröffnen (ja, das dauert so lange)
  5. Woche 6-8: VAT-Registrierung und Steuerliche Anmeldung

Bankkonto: Der größte Schmerzpunkt

Ich sage es ungern, aber die Kontoeröffnung ist der nervigste Teil des ganzen Prozesses. Maltesische Banken sind… sagen wir mal „gründlich“ bei der Due Diligence.

Das brauchst du für die Kontoeröffnung:

  • Certificate of Incorporation (Original!)
  • Memorandum und Articles of Association
  • Board Resolution für Kontoeröffnung
  • Due Diligence aller Direktoren und Shareholders
  • Business Plan (ja, wirklich!)
  • Nachweis der Finanzierung
  • Compliance Officer Bescheinigung

Mein Tipp: Plane 4-6 Termine ein, bevor das Konto steht. Und ja, du musst für jeden Termin nach Malta fliegen. Remote Banking gibt es praktisch nicht für neue Unternehmen.

Registered Office und Compliance Officer

Jede maltesische Firma braucht ein Registered Office in Malta und einen Compliance Officer. Das kannst du nicht selbst machen, du musst einen lizenzierten Service Provider beauftragen.

Service Jährliche Kosten Was ist enthalten
Basic Package 1.200-1.800€ Registered Office, Compliance Officer
Standard Package 2.400-3.600€ Basic + Buchhaltung, VAT-Returns
Premium Package 4.800-7.200€ Standard + Steuerberatung, Payroll

Was bedeutet das für dich? Plane mindestens 2.500€ jährliche Fixkosten für Compliance ein. Das ist der Preis für die Steuervorteile – und er lohnt sich ab etwa 100.000€ Jahresgewinn.

Steueroptimierung für Tech-Unternehmen: Legale Strategien und Fallstricke

Jetzt kommen wir zu den fortgeschrittenen Strategien, die deine Steuerbelastung auf unter 5% drücken können. Aber Vorsicht: Hier trennt sich die Spreu vom Weizen, und ein Fehler kann teuer werden.

Double Irish with a Maltese Twist: The Legal Way

Die berühmte „Double Irish“ Struktur ist tot, aber Malta bietet legale Alternativen, die genauso effektiv sind. Ich nenne es die „Malta Sandwich“ Struktur.

So funktioniert es:

  1. Holding Company in Malta (erhält Dividenden steuerfrei)
  2. Operating Company in Malta (nutzt 6/7 Refund)
  3. IP Company in Malta (lizenziert Software an Operating Company)

Der Clou: Alle Gesellschaften sind in Malta, trotzdem nutzt du verschiedene Steuerregime optimal aus. Kein Offshore-Risiko, volle EU-Compliance.

Transfer Pricing: Die Kunst der fairen Preisgestaltung

Wenn du internationale Strukturen aufbaust, wird Transfer Pricing (Verrechnungspreise) entscheidend. Malta hat sehr pragmatische Regelungen, aber du musst sie richtig anwenden.

„Transfer Pricing ist wie Kochen: Die Zutaten sind einfach, aber das richtige Mischverhältnis macht den Unterschied.“ – Maltesischer Tax Partner, 2024

Konkrete Beispiele für IT-Services:

  • Software-Entwicklung: 8-15% Markup auf Kosten
  • IP-Lizenzierung: 3-8% vom Umsatz
  • Management Services: 5-12% Markup
  • Marketing Services: 10-20% Markup

Advance Tax Rulings: Rechtssicherheit vom Staat

Malta bietet Advance Tax Rulings (ATRs) – verbindliche Zusagen der Steuerbehörde zu deiner Struktur. Das kostet 25.000€, aber du hast fünf Jahre Rechtssicherheit.

Wann lohnt sich ein ATR?

  • Bei Jahresgewinnen über 2 Millionen Euro
  • Komplexen internationalen Strukturen
  • Innovativen Geschäftsmodellen
  • Vor größeren Fundraising-Runden

Ein ATR-Antrag dauert 4-6 Monate, aber dann hast du schwarz auf weiß, dass deine Struktur legal und optimiert ist.

Die größten Fallstricke und wie du sie vermeidest

Nach hunderten Beratungen kenne ich die typischen Fehler. Hier sind die Top 5, die richtig teuer werden können:

Fallstrick Folgen Wie du es vermeidest
Keine wirtschaftliche Substanz Wegfall aller Steuervorteile Echte Geschäftstätigkeit in Malta
Falsche Transfer Pricing Nachzahlungen + Strafen Professionelle TP-Dokumentation
Unvollständige VAT-Compliance Hohe Bußgelder Quartalsweise VAT-Returns
Verpasste Refund-Anträge Entgangene Erstattungen Automatisierte Antragstellung
Unzureichende Dokumentation Ablehnung bei Prüfung Lückenlose Buchführung

Was bedeutet das für dich? Investiere in professionelle Beratung von Anfang an. Ein guter maltesischer Steuerberater kostet 5.000-10.000€ jährlich, spart dir aber oft das Zehnfache.

Operational Setup: Von der Buchhaltung bis zur Compliance

Die Steueroptimierung ist nur die halbe Miete. Du brauchst auch ein funktionierendes operatives Setup. Hier teile ich die Systeme und Prozesse, die bei meinen erfolgreichsten Klienten laufen.

Buchhaltung: Software-Tools für maltesische Compliance

Vergiss deutsche Buchhaltungssoftware – sie kennt maltesische Steuerregeln nicht. Hier sind die Tools, die wirklich funktionieren:

  • Sage 50: Der Klassiker, etwas altbacken aber zuverlässig
  • QuickBooks Malta: Benutzerfreundlich, gute API-Integration
  • Xero: Cloud-first, perfekt für Remote-Teams
  • Fortnox: Speziell für nordeuropäische Unternehmen

Mein Favorit für IT-Unternehmen ist Xero. Warum? Es integriert sich nahtlos mit Stripe, PayPal und anderen Payment-Providern. Automatische Buchung von Recurring Revenue spart dir Stunden jede Woche.

Payroll und HR: Menschen einstellen in Malta

Wenn dein Unternehmen wächst, willst du Leute einstellen. Malta hat überraschend flexible Arbeitsgesetze – aber du musst sie kennen.

Wichtige Kennzahlen für IT-Gehälter in Malta (2025):

Position Junior (0-2 Jahre) Mid-Level (3-5 Jahre) Senior (5+ Jahre)
Frontend Developer 28.000-35.000€ 35.000-45.000€ 45.000-65.000€
Backend Developer 30.000-38.000€ 38.000-50.000€ 50.000-70.000€
DevOps Engineer 35.000-42.000€ 42.000-55.000€ 55.000-75.000€
Product Manager 32.000-40.000€ 40.000-55.000€ 55.000-80.000€

Bonus-Tipp: Malta hat ein Golden Visa Programm für Drittstaatsangehörige. Wenn du Top-Talent aus Indien, USA oder anderen Ländern anziehen willst, ist das ein riesiger Vorteil.

VAT-Compliance: Das unterschätzte Risiko

VAT (Umsatzsteuer) ist in Malta nicht optional – und die Strafen sind saftig. Bei IT-Services ist es besonders tricky, weil du oft B2B und B2C gemischt hast.

VAT-Sätze für IT-Services:

  • B2B (EU): 0% (Reverse Charge)
  • B2B (Malta): 18%
  • B2C (EU): 18% (oft am Kundenort)
  • Export (Nicht-EU): 0%

Die Falle: Bei SaaS musst du den VAT-Ort nach dem Kunden bestimmen. Ein deutscher B2C-Kunde bedeutet 19% deutsche VAT, ein französischer 20% französische VAT. Das wird schnell kompliziert.

Banking und Payment Processing

Maltesische Banken sind konservativ, aber es gibt Alternativen. Hier meine Empfehlungen nach drei Jahren Erfahrung:

  1. Bank of Valletta: Traditionell, für das Hauptkonto
  2. Revolut Business: Für tägliche Transaktionen
  3. Wise: Für internationale Überweisungen
  4. N26 Business: Backup für EU-Transaktionen

Multi-Banking ist in Malta Standard. Die Banken sind langsam und teuer, aber mit mehreren Konten bleibst du flexibel.

Was bedeutet das für dich? Plane mindestens einen Tag pro Monat für administrative Aufgaben ein. Oder investiere in einen Virtual Assistant – in Malta kostet das 15-20€ pro Stunde.

Praktische Umsetzung: Timeline und Kostenfaktoren

Jetzt die Realitätscheck: Was kostet es wirklich, ein Software-Unternehmen in Malta zu etablieren? Ich zeige dir die echten Zahlen aus meiner Beratungspraxis.

Setup-Kosten: Der erste Schock

Die Gründung ist teurer als gedacht, aber immer noch günstiger als die langfristigen Steuerersparnisse.

Kostenpunkt Minimum Realistisch Premium
Anwalt für Gründung 800€ 1.500€ 3.000€
Government Fees 500€ 500€ 500€
Bankkonto Setup 200€ 500€ 1.000€
Compliance Officer (1. Jahr) 1.200€ 2.400€ 4.800€
Buchhaltung Setup 500€ 1.000€ 2.000€
Steuerberatung Initial 2.000€ 5.000€ 10.000€
Gesamt 5.200€ 10.900€ 21.300€

Mein Rat: Plane mit 12.000-15.000€ für das erste Jahr. Das klingt viel, aber bei 200.000€ Jahresgewinn sparst du bereits 45.000€ Steuern.

Laufende Kosten: Was du jährlich zahlst

Nach dem Setup kommen die jährlichen Fixkosten. Hier ist Transparenz wichtig – diese Kosten hast du definitiv:

  • Compliance Officer: 1.500-4.000€ (je nach Service-Level)
  • Buchhaltung: 3.000-8.000€ (abhängig von Transaktionen)
  • Steuerberatung: 5.000-15.000€ (für laufende Optimierung)
  • Wirtschaftsprüfung: 2.000-5.000€ (ab 200.000€ Umsatz Pflicht)
  • Banking: 500-1.500€ (Kontoführung und Transaktionsgebühren)
  • Versicherungen: 1.000-3.000€ (Professional Indemnity, etc.)

Jährliche Fixkosten: 13.000-36.500€

Break-Even Analyse: Ab wann lohnt es sich?

Die ehrliche Antwort: Malta lohnt sich ab etwa 150.000€ Jahresgewinn. Darunter frisst die Compliance die Steuerersparnisse auf.

„Unter 100k Gewinn bleib in Deutschland, bei 500k+ ist Malta ein No-Brainer. Dazwischen kommt es auf deine Risikobereitschaft an.“

Hier die Berechnung für ein typisches SaaS-Unternehmen:

Jahresgewinn Deutschland (29%) Malta (5% + Kosten) Ersparnis
100.000€ 29.000€ 5.000€ + 20.000€ -4.000€
200.000€ 58.000€ 10.000€ + 20.000€ 28.000€
500.000€ 145.000€ 25.000€ + 25.000€ 95.000€
1.000.000€ 290.000€ 50.000€ + 30.000€ 210.000€

Timeline: Wann ist alles operativ?

Realistische Zeitplanung für einen vollständigen Setup:

  1. Monat 1: Beratung, Strukturplanung, erste Anträge
  2. Monat 2: Firmengründung, erste Banktermine
  3. Monat 3: Bankkonto, VAT-Registrierung, erste Buchungen
  4. Monat 4: Operative Systeme, Payroll-Setup
  5. Monat 5-6: Optimierung, erste Refund-Anträge

Was bedeutet das für dich? Plane mindestens 6 Monate für den kompletten Setup. Operative Geschäfte kannst du aber bereits nach 2-3 Monaten starten.

Häufige Fehler und wie du sie vermeidest

Nach drei Jahren und über 200 beratenen Unternehmen kenne ich jeden Fehler, den man machen kann. Hier sind die Top 10, sortiert nach Häufigkeit und Schmerzintensität.

Fehler #1: Zu wenig wirtschaftliche Substanz

Der Klassiker: „Ich gründe schnell eine Malta-Firma für die Steuervorteile, aber ändere nichts an meinen Abläufen.“ Das funktioniert nicht und kann richtig teuer werden.

Was du brauchst:

  • Mindestens eine Vollzeitkraft in Malta (40h/Woche)
  • Echte Geschäftsentscheidungen vor Ort
  • Regelmäßige Board Meetings in Malta
  • Lokale Substanz (Büro, Equipment, etc.)

Mein Tipp: Wenn du nicht bereit bist, mindestens 3-4 Monate pro Jahr in Malta zu verbringen, vergiss es. Die Steuerbehörden prüfen das genau.

Fehler #2: Unterschätzte Compliance-Kosten

Viele rechnen nur mit den Steuern und vergessen die Compliance-Kosten. Das ist wie ein Auto zu kaufen und die Versicherung zu vergessen.

„Ich dachte, ich spare 100.000€ Steuern. Am Ende waren es 70.000€ nach allen Kosten. Immer noch gut, aber nicht das, was ich erwartet hatte.“

Fehler #3: Falsche Timing bei der Refund-Beantragung

Das 6/7 Refund kommt nicht automatisch. Du musst es beantragen, und das Timing ist entscheidend.

Die Regeln:

  • Antrag bis 30. Juni des Folgejahres
  • Nur nach tatsächlicher Dividendenausschüttung
  • Vollständige Dokumentation erforderlich
  • Mindestens 6 Monate zwischen Gewinn und Antrag

Ich habe schon Unternehmen gesehen, die 150.000€ Refund verloren haben, weil sie die Frist verpasst haben.

Fehler #4: Unvollständige Transfer Pricing Dokumentation

Bei internationalen Strukturen ist Transfer Pricing Dokumentation Pflicht. Ohne geht nichts, und nachträglich ist es teuer.

Dokumentation Kosten bei Setup Kosten nachträglich
Master File 3.000€ 8.000€
Local File 2.000€ 6.000€
Economic Analysis 5.000€ 15.000€
CbC Reporting 1.500€ 4.000€

Fehler #5: Vernachlässigung der deutschen Betriebsstätte

Wenn du von Deutschland aus steuerst, könnte eine deutsche Betriebsstätte entstehen. Das killt alle Steuervorteile.

Warnsignale für deutsche Betriebsstätte:

  • Geschäftsführung faktisch in Deutschland
  • Wichtige Entscheidungen in Deutschland getroffen
  • Deutsche Mitarbeiter mit Entscheidungsbefugnis
  • Deutscher Serverstandort für kritische Systeme

Checkliste: So vermeidest du die häufigsten Fehler

  1. Vorab-Beratung: Investiere in professionelle Steuerberatung vor dem Setup
  2. Substanz-Nachweis: Dokumentiere alle Malta-Aktivitäten lückenlos
  3. Compliance-Budget: Plane 20.000-30.000€ jährliche Fixkosten ein
  4. Timing-Kalender: Alle Fristen für Anträge und Meldungen im Kalender
  5. Doppeltes Backup: Zwei Steuerberater (Malta + Heimatland)
  6. Dokumentation: Alles schriftlich, alle Entscheidungen protokolliert
  7. Regelmäßige Reviews: Quartalsweise Compliance-Checks

Was bedeutet das für dich? Die meisten Fehler entstehen durch Unwissen oder Nachlässigkeit. Mit der richtigen Vorbereitung und professioneller Beratung sind sie alle vermeidbar.

Häufig gestellte Fragen

Wie hoch sind die Mindestkosten für ein Software-Unternehmen in Malta?

Du brauchst mindestens 12.000-15.000€ für das erste Jahr (Gründung + Compliance). Laufend kommen 15.000-25.000€ jährliche Fixkosten dazu. Break-even liegt bei etwa 150.000€ Jahresgewinn.

Funktioniert die 5% Steuer wirklich, oder gibt es versteckte Kosten?

Die 5% effektive Steuerrate ist real durch das 6/7 Refund System. Du zahlst aber zusätzlich Compliance-Kosten von 15.000-30.000€ jährlich. Bei größeren Gewinnen (500.000€+) sind die Einsparungen trotzdem erheblich.

Brauche ich wirklich eine physische Präsenz in Malta?

Ja, wirtschaftliche Substanz ist Pflicht. Du brauchst mindestens eine Vollzeitkraft vor Ort und musst wichtige Geschäftsentscheidungen in Malta treffen. Remote-only funktioniert nicht und riskiert alle Steuervorteile.

Wie lange dauert die komplette Unternehmensgründung?

Rechne mit 4-6 Monaten für den vollständigen Setup. Die eigentliche Gründung dauert 4-8 Wochen, aber Bankkonto und operative Systeme brauchen zusätzliche Zeit. Du kannst aber bereits nach 2-3 Monaten Geschäfte machen.

Welche Probleme gibt es bei der Bankkonto-Eröffnung?

Maltesische Banken sind sehr gründlich bei der Due Diligence. Plane 4-6 Termine und 3-4 Monate ein. Du brauchst einen detaillierten Business Plan und musst persönlich vor Ort erscheinen. Multi-Banking mit Revolut/Wise als Backup ist empfehlenswert.

Ist Malta nur für große Unternehmen sinnvoll?

Unter 150.000€ Jahresgewinn lohnt sich Malta meist nicht, da die Compliance-Kosten die Steuerersparnis auffressen. Ab 200.000€ wird es interessant, ab 500.000€ ist es fast ein No-Brainer.

Wie funktioniert das mit der deutschen Steuerpflicht?

Du musst deine deutsche Steuerpflicht ordnungsgemäß beenden und darfst keine deutsche Betriebsstätte schaffen. Das bedeutet: Geschäftsführung faktisch in Malta, keine wichtigen Entscheidungen in Deutschland.

Welche Software-Unternehmen profitieren am meisten?

SaaS-Anbieter mit hohen Margen profitieren am meisten, besonders bei B2B-Modellen. Auch IP-intensive Unternehmen (eigene Software-Entwicklung) können zusätzlich das IP-Regime nutzen. Consulting ist schwieriger wegen der Substanz-Anforderungen.

Was passiert bei einer Steuerprüfung?

Maltesische Prüfungen sind gründlich aber fair. Wichtig ist lückenlose Dokumentation aller Malta-Aktivitäten und ordnungsgemäße Transfer Pricing Dokumentation bei internationalen Strukturen. Mit professioneller Beratung sind Prüfungen gut zu bestehen.

Kann ich mein bestehendes Unternehmen nach Malta verlagern?

Eine direkte Verlagerung ist steuerlich problematisch (Wegzugsbesteuerung). Besser ist meist eine neue Malta-Struktur und graduelle Übertragung der Geschäftstätigkeit. Das solltest du unbedingt steuerlich beraten lassen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert