Remote-Teams von Malta führen: Warum die Insel zum EU-Hub wird

Ich saß letzten Monat in einem Café in Sliema und hörte am Nebentisch ein Gespräch zwischen zwei Deutschen. Der eine, ein Startup-Gründer aus München, erzählte aufgeregt: „Wir haben jetzt 15 Leute im Team, acht davon remote aus ganz Europa. Und weißt du was? Ich führe sie alle von hier aus – mit maltesischer Firma.“ Sein Gegenüber, skeptisch: „Und das funktioniert rechtlich?“

Genau diese Frage beschäftigt immer mehr Unternehmer, die Malta als Basis für ihre internationale Remote-Teams entdecken. Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Laut Malta Enterprise (2024) sind mittlerweile über 2.300 internationale Unternehmen auf der Insel registriert, davon 60% im Dienstleistungsbereich mit überwiegend remote arbeitenden Teams.

Malta als EU-Tor für Remote Work

Was macht Malta so attraktiv für Remote-Team-Leader? Drei Faktoren stechen hervor. Erstens die EU-Mitgliedschaft seit 2004 – du profitierst von der Personenfreizügigkeit und kannst Mitarbeiter aus allen 27 EU-Ländern problemlos beschäftigen. Zweitens English als Amtssprache – keine Übersetzungsorgien bei Verträgen oder Behördengängen. Drittens das Steuersystem mit Rückerstattungsmöglichkeiten für ausländische Einkünfte – bei richtiger Strukturierung zahlst du effektiv zwischen 5% und 15% Körperschaftssteuer.

Aber halt – bevor du jetzt euphorisch deinen Laptop packst und den nächsten Flieger buchst: Remote-Teams von Malta aus zu führen ist kein Spaziergang. Ich kenne genug Geschichten von Unternehmern, die hier grandios gescheitert sind, weil sie die rechtlichen Feinheiten unterschätzt haben.

Die neue Remote Work Realität in Europa

Der Remote Work Trend hat sich seit 2020 fest etabliert. Eine Studie von PwC Malta (2024) zeigt: 78% der maltesischen Unternehmen bieten flexible Arbeitsmodelle an, 45% haben Mitarbeiter in mindestens drei verschiedenen EU-Ländern. Malta positioniert sich geschickt als „Remote Work Island“ – mit dem Digital Nomad Permit ab 2024 und vereinfachten Prozessen für internationale Teamstrukturen.

Was bedeutet das für dich? Du surfst auf einer Welle, die gerade erst richtig Fahrt aufnimmt. Aber du musst die Spielregeln kennen, sonst wirst du von ihr verschluckt.

Der Malta-Vorteil: Mehr als nur Sonne und niedrige Steuern

Schauen wir uns die harten Fakten an. Malta bietet dir als Remote-Team-Leader folgende Vorteile:

  • Rechtssicherheit: EU-Arbeitsrecht gilt, klare Regelungen für grenzüberschreitende Beschäftigung
  • Steueroptimierung: 6/7-Rückerstattungssystem bei ausländischen Einkünften möglich
  • Zeitzone: Central European Time – perfekt für Teams von Lissabon bis Warschau
  • Infrastruktur: Glasfaser-Internet mit durchschnittlich 85 Mbps
  • Banking: EU-lizenzierte Banken, SEPA-Zahlungen, etablierte Fintech-Szene

Der Haken? Du brauchst eine saubere Compliance-Struktur, sonst wird aus dem Traum schnell ein Alptraum mit Steuernachzahlungen und rechtlichen Problemen.

Malta Arbeitsrecht für Remote Teams: Was du rechtlich beachten musst

Neulich rief mich ein Bekannter aus Hamburg an, völlig aufgelöst: „Die maltesischen Behörden wollen von mir wissen, warum ich keine Employment Licence für meinen deutschen Entwickler habe. Der arbeitet doch nur remote!“ Typischer Anfängerfehler – er dachte, Remote Work bedeutet rechtsfreier Raum.

Das maltesische Arbeitsrecht (Employment and Industrial Relations Act) unterscheidet nicht zwischen physischer und virtueller Anwesenheit. Beschäftigst du jemanden, der regelmäßig für dein maltesisches Unternehmen arbeitet, gelten maltesische Arbeitsrechtsbestimmungen – unabhängig davon, ob die Person in Berlin, Rom oder auf den Malediven sitzt.

Employment Licence: Wann du sie brauchst

Die Employment and Training Corporation (ETC) Malta verlangt eine Employment Licence für alle Nicht-EU-Bürger, die für maltesische Unternehmen arbeiten. Das gilt auch für Remote Work. EU-Bürger sind davon befreit – ein klarer Vorteil bei der Teamzusammenstellung.

Praktisches Beispiel: Du stellst einen Softwareentwickler aus Serbien remote ein. Ohne Employment Licence machst du dich strafbar – Bußgelder bis zu 23.293 Euro sind möglich (Stand 2024). Für deinen polnischen UX-Designer brauchst du dagegen keine Lizenz.

Sozialversicherung: Das A1-Formular als Rettungsanker

Hier wird es kompliziert. Arbeitet dein Remote-Mitarbeiter ausschließlich für dich und nur temporär (unter 24 Monaten) von seinem Heimatland aus, kannst du eine A1-Bescheinigung beantragen. Diese bestätigt, dass die Person in ihrem Heimatland sozialversichert bleibt.

Ohne A1-Formular droht Doppelversicherung: Der Mitarbeiter zahlt in seinem Heimatland UND in Malta Sozialversicherung. Bei einem deutschen Angestellten mit 50.000 Euro Jahresgehalt reden wir von zusätzlichen 9.300 Euro pro Jahr – ein Kostenfaktor, der deine Kalkulation sprengen kann.

Mitarbeiter-Status Sozialversicherung A1-Formular nötig? Malta Employment Licence?
EU-Bürger, remote <24 Monate Heimatland Ja Nein
EU-Bürger, remote >24 Monate Malta Nein Nein
Nicht-EU-Bürger, remote Malta Nein Ja
Freelancer/Contractor Eigenverantwortlich Nein Nein

Arbeitsverträge: Malta-konforme Gestaltung

Dein Arbeitsvertrag muss maltesischen Standards entsprechen, auch bei Remote-Mitarbeitern. Das bedeutet konkret: 168 Arbeitsstunden pro Monat als Maximum, 24 Urlaubstage Minimum, Überstundenzuschläge ab der 41. Wochenstunde. Ignierst du diese Vorgaben, kann dein Mitarbeiter vor dem Industrial Tribunal klagen – und wird wahrscheinlich gewinnen.

Was bedeutet das für dich? Lass deine Arbeitsverträge von einem maltesischen Anwalt checken. Die 500-800 Euro Anwaltskosten sparst du bei der ersten vermiedenen Arbeitsrechtsklage locker wieder ein.

Internationale Mitarbeiterführung Malta: Steuerliche Fallstricke und Chancen

Im letzten Sommer saß ich mit einem italienischen Unternehmer beim Aperitivo in Valletta. Er strahlte: „Meine maltesische Holding zahlt effektiv nur 5% Steuern auf die Gewinne aus unserem Remote-Business.“ Zwei Drinks später dann die Ernüchterung: „Aber die Buchhaltungskosten fressen die Ersparnis fast auf, und in Italien prüft das Finanzamt gerade meine Ansässigkeit.“

Die maltesische Steuerstruktur für Remote-Teams ist ein zweischneidiges Schwert. Ja, du kannst durch das 6/7-Rückerstattungssystem (Imputation System) deine Steuerlast drastisch senken. Aber nur, wenn du die Substanzanforderungen erfüllst und nicht in Konflikt mit deinem Heimatland gerätst.

Das maltesische 6/7-System verstehen

Malta besteuert Unternehmensgewinne grundsätzlich mit 35%. Aber – und hier kommt der Clou – ausländische Anteilseigner können 6/7 der gezahlten Steuern zurückbekommen. Bei 100.000 Euro Gewinn zahlst du erst 35.000 Euro Steuer, bekommst dann 30.000 Euro zurück. Effektive Steuerbelastung: 5%.

Das klingt zu schön, um wahr zu sein? Ist es auch – ohne die richtigen Voraussetzungen. Du brauchst eine substanzielle Geschäftstätigkeit in Malta. Das bedeutet: lokales Management, echte Geschäftsentscheidungen vor Ort, angemessene Büroräume. Ein Briefkasten in Sliema reicht nicht.

Substanzanforderungen: Mehr als Formalia

Die OECD und EU prüfen immer schärfer auf „wirtschaftliche Substanz“. Für Remote-Team-Leader bedeutet das konkret:

  1. Mind Control Test: Die strategischen Entscheidungen müssen in Malta getroffen werden
  2. Adequate Staff: Du brauchst qualifiziertes Personal vor Ort – mindestens einen Malta-ansässigen Director
  3. Operating Expenditure: Angemessene Betriebsausgaben in Malta (Büro, Personal, Equipment)
  4. Physical Presence: Du musst nachweisen, dass echte Geschäftstätigkeit in Malta stattfindet

Faustformel: Plane mindestens 150.000-200.000 Euro jährliche Malta-Kosten ein, um eine substanzielle Struktur aufzubauen. Darunter wird es schwierig mit der Anerkennung.

Doppelbesteuerungsabkommen nutzen

Malta hat mit über 70 Ländern Doppelbesteuerungsabkommen (DBA) geschlossen. Diese schützen dich vor Doppelbesteuerung, wenn du die Spielregeln kennst. Beispiel Deutschland-Malta: Führst du dein Unternehmen tatsächlich von Malta aus, kann Deutschland nicht nachbesteuern – solange du die Ansässigkeitsregeln einhältst.

Der Teufel steckt im Detail: Bist du mehr als 183 Tage in Deutschland oder behältst dort deinen „Lebensmittelpunkt“, kann das deutsche Finanzamt trotzdem zugreifen. Führe ein minutiöses Reisetagebuch und dokumentiere deine Malta-Aktivitäten.

Remote-Mitarbeiter steuerlich richtig einordnen

Deine Remote-Mitarbeiter lösen unterschiedliche Steuerpflichten aus, je nach Status:

Mitarbeiter-Status Lohnsteuer Malta Sozialversicherung Malta Besonderheiten
Angestellter in Malta wohnhaft Ja (15-35%) Ja (10%) Normale Lohnabrechnung
Angestellter EU-Ausland, A1 Nein Nein Heimatland zuständig
Angestellter EU-Ausland, kein A1 Ja Ja Malta-Abrechnung nötig
Freelancer/Contractor Nein Nein Rechnungswesen

Was bedeutet das für dich? Plane deine Teamstruktur steueroptimal. Oft ist es günstiger, Remote-Mitarbeiter als Freelancer zu beauftragen, statt sie anzustellen – solange die tatsächlichen Arbeitsumstände dem entsprechen.

Remote Work Compliance Malta: Tools und Prozesse für die Praxis

Letzte Woche erzählte mir eine Freundin, die eine Design-Agentur mit Remote-Team führt: „Ich dachte, Compliance ist nur was für Banken. Bis die Steuerprüfung kam und nach den Arbeitszeiten meiner polnischen Grafikerin gefragt hat.“ Plötzlich musste sie beweisen, dass alle EU-Arbeitszeitregeln eingehalten wurden – ohne entsprechende Dokumentation.

Remote Work Compliance ist kein Nice-to-have, sondern überlebenswichtig. Du brauchst Systeme, die automatisch dokumentieren, Grenzen überwachen und Alarme schlagen, bevor Probleme entstehen.

Zeiterfassung: Mehr als nur Stundenzettel

Seit dem EuGH-Urteil zur Arbeitszeiterfassung (2019) musst du auch bei Remote-Mitarbeitern lückenlos dokumentieren. Tools wie Toggl Track oder Clockify reichen für einfache Zeiterfassung, aber für echte Compliance brauchst du mehr.

Ich empfehle eine Kombination aus automatischer Screen-Time-Erfassung (für Überstunden-Nachweis) und manueller Projektzeit-Buchung (für Abrechnung). Tools wie Hubstaff oder Time Doctor erfassen automatisch, wann gearbeitet wird, ohne in den Datenschutz zu greifen.

  • RescueTime: Automatische Produktivitätsmessung, DSGVO-konform
  • Toggl Track: Manuelle Zeitbuchung mit Projekt-Zuordnung
  • Clockify: Kostenlose Alternative für kleinere Teams
  • Hubstaff: Kombiniert Zeit-, Aktivitäts- und Screenshot-Erfassung

DSGVO-Compliance bei internationalen Teams

Als EU-Unternehmen unterliegt deine maltesische Firma der DSGVO – auch bei Remote-Mitarbeitern außerhalb der EU. Das bedeutet: Datenverarbeitungsverträge mit allen Tool-Anbietern, Privacy Policies für dein Team, regelmäßige DSGVO-Schulungen.

Besonders kritisch: Cloud-Tools mit US-Servern. Nach dem Schrems II-Urteil brauchst du zusätzliche Schutzmaßnahmen. Setze auf europäische Anbieter oder Tools mit EU-Hosting-Option.

Vertragsmanagement für Remote-Teams

Du brauchst verschiedene Vertragstypen für verschiedene Mitarbeiter-Kategorien. Ein System wie PandaDoc oder DocuSign hilft dir dabei, den Überblick zu behalten:

  1. Employment Contracts: Für fest angestellte Mitarbeiter
  2. Freelancer Agreements: Für selbstständige Mitarbeiter
  3. Consulting Agreements: Für spezialisierte Berater
  4. NDAs: Für alle Team-Mitglieder
  5. Data Processing Agreements: DSGVO-konforme Datenverarbeitung

Kommunikations-Compliance

WhatsApp Business mag praktisch sein, ist aber DSGVO-technisch ein Minenfeld. Für geschäftliche Kommunikation solltest du auf sichere Alternativen setzen:

Tool-Kategorie DSGVO-konforme Option Warum wichtig
Chat/Messaging Slack, Microsoft Teams EU-Server, Business Associate Agreements
Video-Calls Zoom (EU-Hosting), Teams Ende-zu-Ende-Verschlüsselung
File Sharing Google Drive (EU), Dropbox Business Kontrollierte Zugriffsrechte
Projekt-Management Asana, Monday.com Audit-Logs, Datenlokalisierung

Was bedeutet das für dich? Investiere in professionelle Tools von Anfang an. Die monatlichen Kosten von 50-100 Euro pro Mitarbeiter sind günstiger als eine DSGVO-Strafe ab 20 Millionen Euro.

Malta als Remote-Standort: Praktische Herausforderungen im Alltag

Vorletzten Dienstag um 9:30 Uhr: Ich sitze in einem wichtigen Video-Call mit Kunden aus drei Ländern. Plötzlich – schwarz. Stromausfall in ganz Sliema. Mein Handy-Hotspot rettet die Situation, aber die Lektion sitzt: Malta ist paradiesisch, aber die Infrastruktur kann dich kalt erwischen.

Nach drei Jahren Remote-Team-Management von Malta aus kenne ich alle Tücken. Die Insel ist ein fantastischer Standort, aber du musst auf spezielle Herausforderungen vorbereitet sein, die in Berlin oder Amsterdam nie auftreten würden.

Internet und Stromversorgung: Die Achillesferse

Malta hat theoretisch gutes Internet – Enemalta und GO bieten Glasfaser mit bis zu 1 Gbit/s. Praktisch gibt es Unterschiede zwischen Regionen. In Sliema, St. Julians und Valletta läuft es stabil. In abgelegenen Dörfern oder auf Gozo kann es hakelig werden.

Meine Backup-Strategie für kritische Calls:

  • Primär: Glasfaser-Anschluss (GO Fiber, 100 Mbit/s, 35€/Monat)
  • Backup 1: 4G-Hotspot (Vodafone Unlimited, 25€/Monat)
  • Backup 2: Smartphone-Hotspot (separate Prepaid-SIM)
  • Notfall: Coworking Space mit redundanter Anbindung

Stromausfälle passieren 2-3 Mal pro Jahr, meist im Sommer bei Überlastung. Eine USV (Unterbrechungsfreie Stromversorgung) für deinen Router und Laptop ist Pflicht – kostet 200 Euro, rettet aber jedes Mal deinen Ruf.

Zeitzonen-Management: Der unterschätzte Faktor

Malta liegt in der Central European Time (CET) – perfekt für europäische Teams. Aber sobald du mit Kunden oder Mitarbeitern außerhalb Europas arbeitest, wird es kompliziert. Ein Team-Call um 15:00 maltesischer Zeit bedeutet für deinen US-Kollegen 9:00 Uhr morgens an der Ostküste, 6:00 Uhr an der Westküste.

Tools wie World Clock Pro oder When2meet helfen bei der Terminfindung. Aber ehrlich? Die beste Lösung ist, dein Team geografisch zu begrenzen. Europa+1 (also max. eine Zeitzone Richtung Osten) ist manageable, alles darüber wird anstrengend.

Bürosuche: Zwischen Touristenfalle und Geschäftszentrum

Einen anständigen Büroraum in Malta zu finden, ist wie Wohnungssuche in München – frustrierend und teuer. Die meisten „Business Centers“ sind eigentlich umfunktionierte Wohnungen ohne professionelle Standards.

Meine Empfehlungen für verschiedene Budgets:

Budget/Monat Option Vorteile Nachteile
200-400€ Coworking Space Flexibel, Networking Keine Privacy, laut
800-1200€ Business Center (geteiltes Büro) Professionell, Services Wenig Gestaltungsfreiheit
1500-3000€ Eigenes Büro (Sliema/St. Julians) Privat, repräsentativ Langfristiger Mietvertrag
3000+€ Premium Office (Valletta) Prestige-Adresse Sehr teuer, Parkplatz-Problem

Banking und Payment: Mehr Hürden als erwartet

Ein maltesisches Geschäftskonto zu eröffnen, dauert 4-8 Wochen und erfordert persönliche Termine. Die Banken (BOV, HSBC Malta, APS Bank) verlangen umfangreiche Due Diligence, besonders bei internationalen Remote-Teams.

Typische Dokumente für die Kontoeröffnung:

  • Certificate of Incorporation
  • Memorandum and Articles of Association
  • Board Resolution für Kontoeröffnung
  • Beneficial Ownership Declaration
  • Geschäftsplan mit Remote-Team-Struktur
  • Proof of Address für alle Directors

Alternative: Fintech-Banken wie Revolut Business oder Wise Business. Schnellere Eröffnung, aber weniger Services für komplexe Strukturen.

Was bedeutet das für dich? Plane mindestens drei Monate Vorlauf für die Banking-Einrichtung. Ohne funktionierendes Geschäftskonto kannst du dein Remote-Team nicht bezahlen.

Remote Team Management Malta: Bewährte Strategien für den Erfolg

Letzten Monat besuchte mich ein alter Studienfreund aus Hamburg. Er führt sein 12-köpfiges Development-Team aus einer Villa in Marsaxlokk und wirkte entspannter als je zuvor. „Weißt du, was der Trick ist?“, fragte er beim Sonnenuntergang am Hafen. „Ich habe aufgehört zu mikromanagen. Malta zwingt dich zur Gelassenheit – und das ist gut für die Teamführung.“

Remote Team Management von Malta aus ist eine besondere Kunst. Du kombinierst südeuropäische Entschleunigung mit norddeutscher Effizienz. Das klingt paradox, funktioniert aber, wenn du die richtigen Strukturen schaffst.

Asynchrone Kommunikation meistern

Mit Team-Mitgliedern von Lissabon bis Bukarest brauchst du asynchrone Kommunikation. Das bedeutet: Weniger Meetings, mehr Dokumentation. Statt drei Daily Stand-ups pro Tag schreibst du ein wöchentliches Status-Update.

Mein bewährtes System:

  1. Montag 9:00: Weekly Kick-off (30 Min, alle Zeitzonen)
  2. Mittwoch: Asynchrones Status-Update (schriftlich)
  3. Freitag 16:00: Weekly Wrap-up (20 Min, freiwillig)

Dokumentation läuft über Notion oder Confluence – alles nachlesbar, nichts geht verloren. Entscheidungen werden schriftlich getroffen und begründet. Das dauert anfangs länger, spart aber langfristig Zeit und Missverständnisse.

Kulturelle Unterschiede navigieren

Dein polnischer Entwickler arbeitet anders als deine spanische Marketing-Managerin. Das ist normal und sogar vorteilhaft – wenn du es richtig managst. Deutsche lieben Planungsdetails, Italiener bevorzugen flexible Ansätze, Briten kommunizieren indirekt.

Praktische Tipps für kulturelle Führung:

  • Kommunikationsstile respektieren: Direktes Feedback für Deutsche, diplomatisches für Briten
  • Arbeitsrhythmen anpassen: Südeuropäer starten später, arbeiten dafür bis abends
  • Feiertage koordinieren: In Polen ist Allerheiligen arbeitsfrei, in Deutschland nicht
  • Sprache vereinheitlichen: Englisch als Standard, aber Muttersprachler übersetzen komplexe Konzepte

Performance Management ohne Kontrolle

Remote führen heißt output-basiert führen. Du misst Ergebnisse, nicht Anwesenheit. Aber wie stellst du sicher, dass alle produktiv sind, ohne zum Kontroll-Freak zu werden?

Meine OKR-Struktur (Objectives and Key Results) für Remote Teams:

Ebene Zeitraum Beispiel Messung
Company OKRs Quartal Umsatz +30% Q4 Revenue Dashboard
Team OKRs Monat Feature X live gehen Product Roadmap
Individual OKRs Woche API Integration fertigstellen Code Reviews
Daily Tasks Tag Bug #247 fixen Ticket System

Jeder weiß, was erwartet wird. Jeder kann selbst messen, ob er auf Kurs ist. Du als Leader moderierst den Prozess, statt zu mikromanagen.

Team Building über Distanz

Ein Remote-Team zusammenzuhalten ist schwieriger als ein lokales Team. Du hast keine Kaffeemaschinen-Gespräche, keine Feierabend-Biere, keine spontanen Lunch-Meetings. Aber du kannst trotzdem Team-Spirit aufbauen.

Was bei mir funktioniert:

  • Quartalstreffen in Malta: Alle 3 Monate kommen alle für 3-4 Tage zusammen
  • Virtual Coffee Breaks: 15 Minuten lockeres Geplauder, kein Business-Talk
  • Team Challenges: Fitness-Apps, Online-Games, Foto-Wettbewerbe
  • Cultural Exchange: Jeder stellt sein Heimatland/Stadt vor
  • Online After-Work: Virtueller Feierabend-Drink am Freitag

Budget-Tipp: Die Malta-Meetings kosten pro Person etwa 800-1200 Euro (Flug, Hotel, Catering). Das ist günstiger als ein klassisches Offsite in Deutschland und steuerlich als Betriebsausgabe absetzbar.

Was bedeutet das für dich? Remote-Team-Führung von Malta aus ist machbar und kann sogar effektiver sein als traditionelle Büro-Führung. Aber du musst bereit sein, deine Führungsgewohnheiten zu überdenken und neue Systeme zu lernen.

Häufige Fragen zum Remote Team Management von Malta

Brauche ich eine maltesische Firma, um Remote-Teams zu führen?

Nicht zwingend, aber empfehlenswert. Du kannst auch mit einer deutschen/österreichischen/schweizerischen Firma von Malta aus arbeiten, musst dann aber die Steuerregeln deines Heimatlandes beachten. Eine maltesische Firma bietet mehr Flexibilität bei internationalen Teams und Steueroptimierung.

Wie lange dauert die Unternehmensgründung in Malta?

2-4 Wochen für eine Standard-Company, 6-8 Wochen inklusive Bankkonto. Du brauchst einen Malta-ansässigen Director und ein lokales Registered Office. Die Kosten liegen bei 2.000-4.000 Euro (Anwalt, Notar, Gebühren).

Kann ich deutsche Mitarbeiter remote aus Malta heraus führen?

Ja, aber mit Einschränkungen. Bei kurzzeitigen Entsendungen (unter 24 Monate) mit A1-Formular bleibt die deutsche Sozialversicherung bestehen. Bei dauerhafter Remote-Arbeit wird es komplizierter – lass dich steuerlich beraten.

Welche Internetgeschwindigkeit brauche ich für Video-Calls?

Minimum 25 Mbit/s Download, 5 Mbit/s Upload für HD-Video-Calls. Für größere Teams oder Screen-Sharing empfehle ich 100 Mbit/s. GO Fiber und Vodafone Malta bieten stabile Verbindungen in den Hauptorten.

Sind die Lebenshaltungskosten in Malta niedriger als in Deutschland?

Ja und nein. Restaurantbesuche und lokale Services sind günstiger, Mieten und importierte Waren teurer. Als Remote-Team-Leader mit gutem Einkommen lebst du komfortabel – plane 2.500-4.000 Euro/Monat für einen gehobenen Lebensstil.

Wie finde ich qualifizierte Remote-Mitarbeiter in der EU?

Plattformen wie RemoteOK, AngelList oder EU-Jobs.net haben spezialisierte EU-Remote-Bereiche. LinkedIn mit Geo-Targeting funktioniert auch gut. Wichtig: Achte auf EU-Bürgerschaft für einfachere Rechtslage.

Welche Versicherungen brauche ich als Unternehmer in Malta?

Minimum: Professional Indemnity Insurance (Berufshaftpflicht) und Public Liability. Für Remote-Teams zusätzlich Cyber-Versicherung und Directors & Officers Insurance. Kosten: 2.000-5.000 Euro/Jahr je nach Branche.

Kann ich von Malta aus US-amerikanische Mitarbeiter führen?

Rechtlich möglich über Contractor-Agreements, aber steuerlich komplex. Du brauchst US-Steuerberatung und eventuell eine US-LLC als Zwischenstruktur. Für EU-Teams ist Malta deutlich einfacher.

Wie erkläre ich meinen deutschen Kunden, dass ich jetzt von Malta aus arbeite?

Ehrlichkeit zahlt sich aus: „Wir haben unsere Basis nach Malta verlegt, um effizienter mit unserem internationalen Team zu arbeiten und gleichzeitig bessere Erreichbarkeit für EU-Kunden zu gewährleisten.“ Die meisten Kunden verstehen das heute.

Was passiert, wenn ein Remote-Mitarbeiter krank wird?

Bei Angestellten gelten die maltesischen Krankenversicherungsregeln. Bei EU-Mitarbeitern mit A1-Formular läuft es über deren Heimat-System. Wichtig: Klare Procedures für Krankmeldungen und Vertretungsregelungen definieren.

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