Inhaltsverzeichnis
- Malta-Gesellschaften und Management-Verträge: Was du wirklich wissen musst
- Rechtssichere Gestaltung von Beratungsverträgen in Malta
- Steueroptimierung durch clevere Vertragsgestaltung
- Internationale Strukturen: Malta als Holding-Standort
- Praktische Umsetzung: Von der Idee zum unterschriebenen Vertrag
- Compliance und laufende Pflichten
- Häufig gestellte Fragen
Weißt du, was mich am maltesischen Unternehmensrecht am meisten überrascht hat? Nicht die komplizierten Steuerregeln oder die endlosen Formulare in Malti – sondern wie viele vermeintliche „Experten“ Management-Verträge völlig falsch aufsetzen. Nach drei Jahren Malta-Erfahrung und mehr grauen Haaren als mir lieb ist, teile ich hier mein Wissen über rechtssichere Gestaltung von Management- und Beratungsverträgen mit Malta-Gesellschaften.
Spoiler: Es ist komplizierter als die schönen Broschüren der Kanzleien suggerieren, aber machbar – wenn du weißt, worauf es wirklich ankommt.
Malta-Gesellschaften und Management-Verträge: Was du wirklich wissen musst
Die Basics: Malta Company vs. Partnership
Fangen wir mit den Grundlagen an, die dir kein Steuerberater so erklärt: In Malta hast du grundsätzlich die Wahl zwischen einer Private Limited Company (vergleichbar mit der deutschen GmbH) und verschiedenen Partnership-Strukturen. Für internationale Management-Strukturen ist die Private Limited Company in 95% der Fälle die richtige Wahl.
Warum? Eine Malta Company kann als EU-Gesellschaft alle Vorteile der europäischen Niederlassungsfreiheit nutzen, während sie gleichzeitig Maltas attraktives Steuersystem bietet. Das 6/7ths Refund System (dazu später mehr) macht effektive Steuersätze von 5% möglich – aber nur bei korrekter rechtlicher Gestaltung.
Mein Tipp aus der Praxis: Ich habe schon Unternehmer erlebt, die sich für eine Partnership entschieden haben, weil das „flexibler“ klang. Drei Monate später wollten sie zurück zur Company-Struktur, weil internationale Partner Partnership-Strukturen nicht verstanden. Erspar dir den Umweg.
Warum überhaupt Management-Verträge?
Diese Frage höre ich ständig, und die Antwort ist vielschichtiger als viele denken. Management-Verträge (oder Management Service Agreements) dienen nicht nur der Steueroptimierung, sondern schaffen klare rechtliche Strukturen für folgende Bereiche:
- Operative Führung: Wer trifft welche Entscheidungen und trägt welche Verantwortung?
- Vergütungsstrukturen: Management-Fees vs. Gewinnausschüttungen haben völlig unterschiedliche steuerliche Behandlung
- Haftungsbegrenzung: Richtig strukturiert schützen sie dich vor persönlicher Haftung
- Substance Requirements: Malta verlangt echte wirtschaftliche Aktivität – Management-Verträge helfen dabei
- Transfer Pricing: Für internationale Strukturen unerlässlich zur Dokumentation marktüblicher Preise
Meine ersten Erfahrungen mit maltesischen Anwälten
Ich erinnere mich noch gut an meinen ersten Termin bei einer renommierten Valletta-Kanzlei. Der Partner erklärte mir 45 Minuten lang, warum Malta „das neue Dublin“ für Fintech sei, aber konnte mir nicht sagen, wie lange eine einfache Management Agreement dauert. Spoiler: 6-8 Wochen sind realistisch, nicht die versprochenen „2-3 Wochen“.
Was ich gelernt habe: Maltesische Anwälte sind gut, aber anders. Sie verstehen ihr lokales Recht perfekt, haben aber oft wenig Erfahrung mit deutschen oder österreichischen Steuerstrukturen. Deshalb brauchst du meist eine Kombination aus maltesischem und heimischem Anwalt.
Anwaltstyp | Stärken | Schwächen | Kosten (ca.) |
---|---|---|---|
Malta „Big 4“ Kanzlei | Internationale Erfahrung, alle Services | Teuer, lange Wartezeiten | €400-600/Stunde |
Boutique Malta-Kanzlei | Persönlich, Malta-Expertise | Begrenzte internationale Erfahrung | €200-350/Stunde |
Deutsche Kanzlei mit Malta-Desk | Deutsche Arbeitsweise, versteht deine Struktur | Teuer, oft theoretisches Malta-Wissen | €350-500/Stunde |
Rechtssichere Gestaltung von Beratungsverträgen in Malta
Die maltesische Vertragsrechtslage verstehen
Maltas Vertragsrecht basiert auf dem Civil Code, der stark vom französischen Code Civil beeinflusst ist – ganz anders als das deutsche oder österreichische System. Für dich bedeutet das: Manche Vertragsklauseln, die in Deutschland üblich sind, funktionieren in Malta nicht oder haben andere Rechtswirkungen.
Ein Beispiel: Haftungsausschlüsse sind in Malta sehr viel enger begrenzt als in Deutschland. Du kannst dich nicht einfach von grober Fahrlässigkeit freistellen lassen – das ist nach maltesischem Recht unwirksam (Artikel 1058 Civil Code). Das habe ich schmerzhaft gelernt, als ein deutscher Mustervertrag vor dem maltesischen Companies Tribunal zerpflückt wurde.
Drei fundamentale Unterschiede, die du kennen musst:
- Good Faith Principle: Malta verlangt Treu und Glauben in Verträgen expliziter als deutsches Recht
- Penalty Clauses: Vertragsstrafen sind möglich, aber an strengere Grenzen gebunden
- Termination Rights: Kündigungsrechte funktionieren anders – besonders bei langfristigen Verträgen
Essentielle Vertragsklauseln für Management-Agreements
Nach unzähligen Vertragsverhandlungen in Malta habe ich eine Checkliste der wirklich wichtigen Klauseln entwickelt. Hier sind die Must-haves für jeden Management-Vertrag mit Malta-Gesellschaften:
1. Scope of Services (Leistungsumfang)
Definiere exakt, welche Management-Leistungen erbracht werden. Vage Formulierungen wie „allgemeine Beratung“ sind Gift für Transfer Pricing-Analysen. Besser:
- Strategic planning and business development
- Financial management and reporting
- Operational oversight and quality control
- Regulatory compliance monitoring
- Risk management and internal controls
2. Management Fee Structure
Hier wird’s steuerlich interessant. Du hast drei Grundmodelle:
Fee-Modell | Steuerliche Behandlung Malta | Pros | Cons |
---|---|---|---|
Fixed Monthly Fee | Betriebsausgabe, voll abzugsfähig | Planbar, einfach | Kein Upside bei gutem Performance |
Performance-based Fee | Betriebsausgabe, aber komplexere Dokumentation | Alignment of interests | Transfer Pricing-Nachweis aufwendig |
Hybrid Model | Grundgebühr + Performance-Komponente | Balance zwischen Planbarkeit und Anreizen | Komplexeste Struktur |
3. Substance und wirtschaftliche Realität
Malta ist nach den BEPS-Regeln (Base Erosion and Profit Shifting) sehr genau geworden. Dein Management-Vertrag muss echte wirtschaftliche Aktivität widerspiegeln:
- Physical presence: Regelmäßige Anwesenheit in Malta oder nachweisbare Remote-Management-Aktivitäten
- Decision-making: Dokumentation, wo und wie strategische Entscheidungen getroffen werden
- Risk management: Wer trägt welche Geschäftsrisiken und hat entsprechende Kontrolle?
Haftung und Versicherung – was wirklich wichtig ist
Hier mache ich oft eine ernüchternde Erfahrung: Deutsche Unternehmer überschätzen ihre Möglichkeiten zur Haftungsbegrenzung in Malta. Das maltesische Recht kennt zwar Directors & Officers Insurance, aber die Deckung ist oft löchriger als Schweizer Käse.
Meine Empfehlung nach drei Jahren Malta-Praxis:
Professional Indemnity Insurance ist Pflicht, nicht Kür. Minimum €1 Million Deckungssumme, besser €2-3 Millionen. Ja, kostet circa €3.000-5.000 jährlich, aber das erste Mal, wenn ein Kunde Malta-specific legal proceedings androht, bist du froh um jede Deckung.
Drei Haftungsrisiken, die oft übersehen werden:
- Cross-border tax advice: Falsche Steuerberatung kann in mehreren Jurisdiktionen Schäden verursachen
- Regulatory breaches: Malta Financial Services Authority (MFSA) verhängt empfindliche Strafen
- Data protection violations: GDPR gilt auch in Malta – und die Strafen sind real
Steueroptimierung durch clevere Vertragsgestaltung
Malta’s 6/7ths Refund System richtig nutzen
Jetzt kommen wir zum Herzstück: Maltas berühmtes 6/7ths Refund System. Aber Achtung – 90% der deutschen Steuerberater erklären es falsch oder unvollständig. Ich erkläre es dir so, wie es wirklich funktioniert:
Malta erhebt zunächst 35% Körperschaftsteuer auf Unternehmensgewinne. Soweit, so normal. Der Clou kommt bei der Gewinnausschüttung: Anteilseigner können 6/7 der gezahlten Steuer zurückfordern – das entspricht einem effektiven Steuersatz von 5% auf ausgeschüttete Gewinne.
Aber – und das ist ein großes Aber – das System funktioniert nur unter bestimmten Voraussetzungen:
- Substantielle Geschäftstätigkeit in Malta: Papierfirmen bekommen keinen Refund
- Korrekte Antragstellung: Der Refund ist nicht automatisch, sondern muss beantragt werden
- Timing: Refund-Anträge müssen innerhalb bestimmter Fristen gestellt werden
- Dokumentation: Lückenlose Nachweise über Geschäftstätigkeit und Steuervorauszahlungen
Wie beeinflusst das deine Management-Verträge? Ganz entscheidend: Management-Fees sind Betriebsausgaben und reduzieren den steuerpflichtigen Gewinn. Clevere Strukturierung kann so aussehen:
Szenario | Gewinn vor Management-Fee | Management-Fee | Steuerpflichtiger Gewinn | Effektive Steuerbelastung |
---|---|---|---|---|
Ohne Management-Vertrag | €100.000 | €0 | €100.000 | €5.000 (5%) |
Mit Management-Vertrag | €100.000 | €60.000 | €40.000 | €2.000 (2%) |
Management-Fees vs. Dividends – der große Unterschied
Hier liegt ein riesiger Denkfehler, den ich ständig beobachte: Deutsche Unternehmer behandeln Management-Fees und Dividenden steuerlich gleich. In Malta ist das völlig falsch.
Management-Fees:
- Sind Betriebsausgaben der Malta-Gesellschaft
- Reduzieren steuerpflichtigen Gewinn zu 100%
- Unterliegen maltesischer Quellensteuer (meist 0% bei EU-Empfängern)
- Müssen marktüblich sein (Arm’s Length Principle)
Dividenden:
- Werden aus versteuertem Gewinn ausgeschüttet
- Berechtigen zum 6/7ths Refund
- Meist quellensteuerbefreit bei EU-Empfängern
- Keine Marktüblichkeitsprüfung nötig
Die strategische Frage: Was ist steuerlich günstiger? Die Antwort hängt von deiner Gesamtstruktur ab:
Faustregel aus meiner Beratungspraxis: Bei Gesamtbelastungen unter 20% in der Heimatjurisdiktion sind Management-Fees meist günstiger. Bei höheren Belastungen kann die Dividenden-plus-Refund-Struktur interessanter sein.
EU-Beihilferecht und was das für dich bedeutet
2019 gab es einen kleinen Schock: Die EU-Kommission prüfte Maltas Steuersystem auf unerlaubte Beihilfen. Das Ergebnis? Entwarnung für das 6/7ths System, aber schärfere Kontrollen bei der praktischen Anwendung.
Für deine Management-Verträge bedeutet das:
- Echte Geschäftstätigkeit ist Pflicht: „Briefkastenfirmen“ funktionieren nicht mehr
- Substance Requirements werden strenger kontrolliert: Malta verlangt echte wirtschaftliche Aktivität
- Dokumentationspflichten steigen: Alles muss sauber nachweisbar sein
Die gute Nachricht: Rechtmäßig strukturierte Management-Verträge sind weiterhin vollständig EU-konform. Du musst nur sauberer arbeiten als früher.
Internationale Strukturen: Malta als Holding-Standort
Die perfekte Struktur für EU-Geschäfte
Malta glänzt als EU-Holding-Standort für internationale Strukturen. Nach drei Jahren Praxis mit verschiedenen Setups kann ich dir die bewährtesten Strukturen zeigen:
Klassische EU-Holding-Struktur:
- Deutsche/österreichische Gesellschaft als operative Einheit
- Malta-Gesellschaft als EU-Holding
- Management-Vertrag zwischen beiden Ebenen
- Lizenzierung von IP durch Malta-Gesellschaft
Warum funktioniert das so gut? Malta kann als EU-Mitglied alle Vorteile der EU-Richtlinien nutzen:
EU-Richtlinie | Vorteil für Malta-Struktur | Praktische Auswirkung |
---|---|---|
Mutter-Tochter-Richtlinie | Quellensteuerbefreiung auf Dividenden | 0% Quellensteuer bei Gewinnausschüttungen |
Zinsen-Lizenz-Richtlinie | Quellensteuerbefreiung auf Zinsen und Lizenzgebühren | Steuerfreie IP-Lizenzierung möglich |
Fusionsrichtlinie | Steuerfreie Umstrukturierungen | Flexible Anpassung der Struktur |
Ein konkretes Beispiel aus meiner Beratungspraxis: Ein deutscher IT-Unternehmer mit €500.000 Jahresgewinn konnte durch geschickte Malta-Strukturierung seine Gesamtsteuerbelastung von 28% auf 12% reduzieren – völlig legal und EU-konform.
Substance Requirements – mehr als nur Papierkram
Hier wird’s ernst: Malta verlangt wirtschaftliche Substanz (economic substance) für alle Steuervorteile. Das ist kein bürokratisches Geplänkel, sondern harte Realität mit echten Konsequenzen.
Was Malta unter Substanz versteht:
- Physical presence: Büroräume in Malta (Serviced Office reicht meist)
- Local employees: Mindestens einen qualifizierten Mitarbeiter oder Director
- Local decision-making: Wichtige Geschäftsentscheidungen müssen in Malta getroffen werden
- Core income-generating activities: Wertschöpfende Tätigkeiten müssen teilweise in Malta stattfinden
Mein Realitätscheck nach drei Jahren: Ein Serviced Office für €200/Monat plus ein local Director für €1.500/Monat reichen für die meisten Strukturen. Teurer wird’s, wenn du echte Mitarbeiter brauchst – aber dann reden wir von ganz anderen Gewinngrößenordnungen.
Warnung: Ich habe Unternehmer erlebt, die dachten, sie könnten Substance „vortäuschen“. Malta Revenue (die maltesische Steuerbehörde) prüft inzwischen scharf – und bei Verstößen ist der Steuervorteil komplett weg.
Transfer Pricing und Arm’s Length Principle
Jetzt wird’s richtig technisch: Transfer Pricing (Verrechnungspreise) zwischen verbundenen Unternehmen müssen marktüblich sein. Das gilt auch für Management-Fees zwischen deiner deutschen und maltesischen Gesellschaft.
Was bedeutet „marktüblich“ konkret? Malta folgt den OECD Transfer Pricing Guidelines:
- Comparable Uncontrolled Price Method: Was würde ein fremder Dritter für gleiche Leistungen zahlen?
- Cost Plus Method: Kosten der Leistungserbringung plus marktübliche Marge
- Transactional Net Margin Method: Nettogewinnmarge vergleichbarer Transaktionen
Für Management-Fees bewegen sich marktübliche Sätze meist zwischen:
Art der Management-Leistung | Marktübliche Bandbreite | Dokumentationsaufwand |
---|---|---|
Administrative Services | Cost + 5-10% | Niedrig |
Strategic Management | 2-8% vom Umsatz | Mittel |
Risk Management | 5-15% vom Gewinn | Hoch |
Meine Empfehlung: Lass dir eine Transfer Pricing Study erstellen, bevor du Management-Fees festlegst. Kostet €3.000-8.000, erspart dir aber später Ärger mit den Steuerbehörden.
Praktische Umsetzung: Von der Idee zum unterschriebenen Vertrag
Anwaltswahl in Malta – meine Empfehlungen
Nach unzähligen Gesprächen mit maltesischen Kanzleien habe ich gelernt: Der teuerste Anwalt ist nicht automatisch der beste. Hier sind meine Kriterien für die Anwaltswahl:
Must-haves für Malta-Anwälte:
- Admitted to practice in Malta: Klingt selbstverständlich, ist es aber nicht – manche „Malta-Experten“ haben nur Kooperationsverträge
- Companies Act Expertise: Malta Company Law ändert sich ständig – dein Anwalt muss aktuell sein
- Tax Law Background: Idealerweise zusätzliche Qualifikation im maltesischen Steuerrecht
- English-native: Malta ist zweisprachig, aber Verträge werden meist auf Englisch verfasst
Drei Kanzlei-Typen, die ich empfehlen kann:
- Camilleri Preziosi: Top-Tier Kanzlei, internationale Standards, entsprechend teuer (€400-500/Stunde)
- Ganado Advocates: Starke Corporate Practice, guter Mittelweg zwischen Qualität und Preis (€300-400/Stunde)
- Boutique-Kanzleien: Für kleinere Strukturen oft perfekt, persönlicher Service (€200-300/Stunde)
Mein Geheimtipp: Frag nach dem „fee estimate“ bevor du beauftragst. Seriöse Kanzleien geben dir einen realistischen Kostenrahmen – Abzocker verstecken sich hinter vagen Formulierungen.
Typische Kosten und Zeitrahmen
Jetzt die Zahlen, die dich wirklich interessieren. Hier sind realistische Kosten und Zeitpläne basierend auf meiner Erfahrung:
Management Agreement (Standard):
Leistung | Zeitaufwand | Kosten | Zeitrahmen |
---|---|---|---|
Erstentwurf Management Agreement | 8-12 Stunden | €2.400-4.800 | 1-2 Wochen |
Verhandlungsrunden (2-3 Iterationen) | 4-6 Stunden | €1.200-2.400 | 2-3 Wochen |
Final Review und Execution | 2-3 Stunden | €600-1.200 | 1 Woche |
Gesamt | 14-21 Stunden | €4.200-8.400 | 4-6 Wochen |
Komplexe internationale Strukturen:
Bei Multi-Jurisdiktionen-Setups oder besonderen Regulatory Requirements kannst du die Kosten verdoppeln. Ich hatte schon Management Agreements für €15.000-20.000 – aber die deckten auch Transfer Pricing Studies, MFSA-Compliance und Cross-Border Tax Opinions ab.
Realistische Gesamtkosten für eine komplette Malta-Struktur (Company plus Management Agreement):
- Einfache Struktur: €8.000-12.000
- Standard International Setup: €15.000-25.000
- Komplexe Multi-Jurisdiktionen-Struktur: €30.000-50.000+
Die häufigsten Fehler (und wie du sie vermeidest)
Nach drei Jahren Malta-Erfahrung habe ich eine „Hall of Fame“ der dümmsten Fehler gesehen. Hier die Top 5, damit du sie nicht wiederholst:
Fehler #1: Substance unterschätzen
Ein deutscher Unternehmer dachte, eine Briefkastenadresse reicht für eine Malta-Gesellschaft. Nach sechs Monaten kam der Brief von Malta Revenue: Substance-Prüfung. Ergebnis: €25.000 Nachsteuer plus Strafzinsen. Die Lektion: Investiere von Anfang an in echte Substance.
Fehler #2: Transfer Pricing ignorieren
Management-Fees von 50% des Umsatzes ohne Documentation? Keine gute Idee. Die deutsche Betriebsprüfung war nicht amused und hat die kompletten Fees als verdeckte Gewinnausschüttung umqualifiziert. Kosten: €80.000 Nachsteuer.
Fehler #3: Anwalt spart am falschen Ende
€800 für ein „Standard Management Agreement Template“ aus dem Internet gekauft. Sah gut aus, hatte aber fatale Lücken im maltesischen Vertragsrecht. Der Rechtsstreit kostete später €40.000.
Fehler #4: Timing der Refund-Anträge
6/7ths Refund nicht rechtzeitig beantragt (Frist: Ende des Jahres nach Ausschüttung). €15.000 Steuerersparnis futsch, weil der Steuerberater die Malta-Fristen nicht kannte.
Fehler #5: Compliance unterschätzen
Annual Returns drei Monate zu spät eingereicht. Folge: €2.000 Strafgebühren und „striking off“ Verfahren. Die Company war fast gelöscht worden.
Mein wichtigster Rat: Spar nicht am Setup, sondern an den laufenden Kosten. Ein sauberes Setup kostet einmal €20.000-30.000, kann dir aber über Jahre hinweg €100.000+ an Steuern sparen.
Compliance und laufende Pflichten
Annual Returns und was wirklich passiert, wenn du sie vergisst
Lass mich direkt mit der Realität anfangen: Malta nimmt Compliance ernst. Sehr ernst. Nach drei Jahren Malta-Erfahrung habe ich gelernt: Es ist besser, einmal zu viel zu fragen als einmal zu wenig zu melden.
Die wichtigsten laufenden Pflichten für Malta-Gesellschaften:
Compliance-Pflicht | Frist | Kosten bei Verspätung | Worst Case |
---|---|---|---|
Annual Return | 31. Januar | €233 Strafgebühr | Striking off (Löschung) |
Financial Statements | 10 Monate nach Geschäftsjahresende | €233-€1,165 | Criminal prosecution |
Tax Return | 30. Juni (Jahr nach Geschäftsjahr) | 5% p.a. Strafzins | Enforcement proceedings |
Beneficial Ownership | Bei Änderungen: 14 Tage | €5.000 | €10.000 + Criminal liability |
Besonders das Beneficial Ownership Register wird häufig vergessen. Seit 2018 muss jede Malta-Gesellschaft ihre wirtschaftlichen Eigentümer melden – und bei Änderungen innerhalb von 14 Tagen aktualisieren. Klingt einfach, ist aber tückisch:
- Auch indirekte Beteiligungen über 25% sind meldepflichtig
- Trust-Strukturen müssen vollständig offengelegt werden
- Falsche Angaben sind strafbar (bis zu 2 Jahre Gefängnis)
Meine Empfehlung: Arbeite mit einem lokalen Company Secretary. Kostet €1.500-3.000 jährlich, aber der kümmert sich um alle Fristen und Meldungen. Viel günstiger als die Strafgebühren bei Versäumnissen.
FATCA und CRS Reporting
Hier wird’s international kompliziert: Malta ist sowohl FATCA- als auch CRS-konform. Das bedeutet: Automatischer Informationsaustausch mit über 100 Ländern, inklusive Deutschland, Österreich und der Schweiz.
Was wird automatisch gemeldet?
- Kontensalden: Alle Bankkonten der Malta-Gesellschaft
- Kapitalerträge: Zinsen, Dividenden, Veräußerungsgewinne
- Versicherungsprodukte: Cash Value von Lebensversicherungen
- Beneficial Owner Information: Wer letztendlich kontrolliert die Gesellschaft
Für deine Management-Verträge bedeutet das: Transparenz ist Pflicht. Die Zeiten, in denen Malta als „Steuerparadies“ für Intransparenz stand, sind vorbei. Aber das ist auch gut so – rechtmäßige Steueroptimierung braucht keine Geheimniskrämerei.
Wichtiger Hinweis: CRS-Meldungen führen nicht automatisch zu Steuernachzahlungen. Sie schaffen nur Transparenz. Wenn deine Malta-Struktur korrekt aufgesetzt ist, gibt es keinen Grund zur Sorge.
Praktische Auswirkungen für Management-Agreements:
- Dokumentation wird wichtiger: Alle Zahlungen müssen nachvollziehbar sein
- Substance-Nachweis wird schärfer geprüft: Heimische Steuerbehörden sehen Malta-Zahlungen und fragen nach
- Transfer Pricing wird kritischer: Marktüblichkeit muss wasserdicht dokumentiert sein
Die gute Nachricht: Saubere Strukturen profitieren von der Transparenz. Wenn alles regelkonform ist, schafft CRS sogar Vertrauen bei Geschäftspartnern und Banken.
Häufig gestellte Fragen
Brauche ich wirklich einen Malta-Anwalt für Management-Verträge?
Ja, definitiv. Malta-Recht unterscheidet sich erheblich von deutschem oder österreichischem Recht. Standard-Templates aus Deutschland funktionieren oft nicht oder haben gefährliche Lücken.
Wie lange dauert die Einrichtung einer Malta-Struktur mit Management-Vertrag?
Realistische 8-12 Wochen für Company-Gründung plus Management Agreement. Bei komplexen internationalen Strukturen eher 4-6 Monate.
Kann ich die 6/7ths Steuererstattung auch ohne physische Präsenz in Malta bekommen?
Nein. Malta verlangt seit 2019 echte wirtschaftliche Substanz. Minimum: Büro, lokaler Director und nachweisbare Geschäftstätigkeit.
Was passiert, wenn Deutschland/Österreich meine Malta-Gesellschaft als Briefkastenfirma einstuft?
Dann wird sie steuerlich transparent und der gesamte Gewinn in Deutschland/Österreich versteuert. Deshalb ist ordentliche Substance so wichtig.
Sind Management-Fees zwischen Deutschland und Malta quellenbesteuert?
Normalerweise nein, dank der EU-Zinsen-Lizenz-Richtlinie. Aber: Der Service muss tatsächlich erbracht und marktüblich vergütet werden.
Kann ich bestehende deutsche Verträge einfach auf Malta übertragen?
Nicht direkt. Malta-Recht hat andere Grundlagen. Verträge müssen neu aufgesetzt oder erheblich angepasst werden.
Wie hoch sollten Management-Fees maximal sein?
Das hängt von der erbrachten Leistung ab. Faustregel: 5-15% vom Umsatz oder 20-40% vom Gewinn, aber immer mit Transfer Pricing-Dokumentation.
Muss ich in Malta Einkommensteuer auf Management-Fees zahlen?
Nur wenn du maltesischer Steuerresident bist oder die Fees in Malta erwirtschaftet werden. Bei deutschen Managern meist nicht der Fall.
Kann Malta meine Management-Gesellschaft wieder entziehen?
Bei Verstößen gegen Substance Requirements oder Compliance-Pflichten ja. Deshalb: Immer sauber arbeiten und alle Fristen einhalten.
Lohnt sich Malta auch bei kleineren Gewinngrößen?
Ab etwa €200.000 Jahresgewinn wird es interessant. Darunter fressen die Setup- und laufenden Kosten die Steuerersparnis meist auf.