Stell dir vor, du hast vor drei Jahren stolz deine Malta-Gesellschaft gegründet. Die 5%-Regel klang verlockend, die EU-Mitgliedschaft beruhigend, und der Steuerberater hat alles perfekt durchgerechnet. Dann flattert plötzlich ein Brief vom Finanzamt ins Haus: „Hinzurechnungsbesteuerung“ steht da in dicken Buchstaben. Moment mal – was?

Willkommen in der Realität der internationalen Steuergestaltung 2025. Die Zeiten, in denen eine Malta-Gesellschaft automatisch Steuervorteile bedeutete, sind vorbei. Die deutschen Finanzbehörden schauen mittlerweile sehr genau hin, ob deine maltesische Firma wirklich eine echte Geschäftstätigkeit hat oder nur ein schickes Briefkastenschild.

Ich erkläre dir in diesem Artikel, was CFC-Rules (Controlled Foreign Company Rules) bedeuten, warum Malta besonders im Fokus steht und – das Wichtigste – wie du deine Struktur so aufbaust, dass du nicht in die Hinzurechnungsbesteuerung rutschst. Denn eins ist klar: Unwissenheit schützt vor Steuernachzahlungen nicht.

CFC-Rules verstehen: Was ist Hinzurechnungsbesteuerung?

Bevor wir in die Malta-Spezifika einsteigen, lass uns das Grundprinzip klären. Hinzurechnungsbesteuerung (oder CFC-Rules) ist das rechtliche Instrument, mit dem Deutschland verhindert, dass du einfach eine Gesellschaft in einem Niedrigsteuerland gründest und dort deine Gewinne „parkst“.

Das Grundprinzip: Wenn die Tochter zur Mutter wird

Die Logik ist eigentlich simpel: Wenn du als deutscher Steuerresidenz mehr als 50% an einer ausländischen Gesellschaft hältst und diese Gesellschaft hauptsächlich passive Einkünfte (Zinsen, Lizenzgebühren, Dividenden) erzielt, dann behandelt das deutsche Finanzamt diese Einkünfte so, als hättest du sie direkt verdient.

Ein konkretes Beispiel: Deine Malta-Gesellschaft hält Immobilien und erzielt 100.000€ Mieteinkünfte. Normalerweise würdest du in Malta nur 5% Steuern zahlen (5.000€). Das deutsche Finanzamt sagt aber: „Stop! Diese 100.000€ rechnest du zu deinem deutschen Einkommen hinzu.“ Und schon zahlst du deutsche Einkommensteuer auf den vollen Betrag.

Wann greift die Hinzurechnungsbesteuerung?

Nach §8 AStG (Außensteuergesetz) müssen drei Voraussetzungen erfüllt sein:

  1. Beteiligungsvoraussetzung: Du hältst unmittelbar oder mittelbar mehr als 50% an der ausländischen Gesellschaft
  2. Niedrigbesteuerung: Die ausländische Gesellschaft unterliegt einer Steuerbelastung von weniger als 25%
  3. Passive Einkünfte: Die Gesellschaft erzielt hauptsächlich passive Einkünfte (Zinsen, Mieten, Lizenzgebühren)

Treffen alle drei Punkte zu, wird’s problematisch. Und hier kommt Malta ins Spiel: Mit dem maltesischen Steuererstattungssystem liegt die effektive Steuerbelastung oft unter 25% – manchmal sogar bei 5%.

Der Substanznachweis als Rettungsanker

Die gute Nachricht: Du kannst der Hinzurechnungsbesteuerung entgehen, wenn du nachweist, dass deine Malta-Gesellschaft tatsächlich eine echte Geschäftstätigkeit ausübt. Das nennt sich „Substanznachweis“ oder „substance requirement“.

Was bedeutet das für dich? Deine Malta-Gesellschaft muss beweisen, dass sie nicht nur ein Briefkasten ist, sondern echte wirtschaftliche Aktivitäten entfaltet. Dazu gehören eigene Mitarbeiter, eigene Büroräume und eigenständige Geschäftsentscheidungen.

Malta im Visier: Warum die Finanzbehörden genauer hinschauen

Malta hat sich in den letzten Jahren einen Namen als „EU-Singapur“ gemacht. Das maltesische Steuererstattungssystem ist verlockend, aber genau das macht es auch verdächtig in den Augen deutscher Finanzbehörden.

Das maltesische Steuererstattungssystem erklärt

In Malta funktioniert die Besteuerung anders als in Deutschland. Jede Gesellschaft zahlt zunächst 35% Körperschaftsteuer. Soweit, so normal. Der Clou kommt danach: Wenn die Gesellschaft Dividenden ausschüttet, kann sie sich je nach Art der Einkünfte zwischen 6/7 und 5/7 der gezahlten Steuern zurückholen.

Rechenbeispiel: 100.000€ Gewinn

  • Körperschaftsteuer: 35.000€ (35%)
  • Ausschüttung: 65.000€
  • Steuererstattung: 30.000€ (6/7 von 35.000€)
  • Effektive Steuerbelastung: 5.000€ (5%)

Das klingt fantastisch, ist aber genau der Grund, warum deutsche Finanzbehörden hellhörig werden. Eine effektive Steuerbelastung von 5% liegt weit unter der 25%-Schwelle für die Hinzurechnungsbesteuerung.

Warum Malta besonders überwacht wird

Die deutschen Behörden haben erkannt, dass Malta trotz EU-Mitgliedschaft oft als Steuerparadies genutzt wird. Besonders kritisch sehen sie:

  • Holding-Strukturen: Malta-Gesellschaften, die nur Beteiligungen verwalten
  • IP-Boxen: Lizenzeinnahmen aus geistigem Eigentum
  • Immobilien-Holdings: Gesellschaften, die nur Immobilien halten
  • Trading-Gesellschaften ohne Personal: Handelsunternehmen ohne eigene Mitarbeiter

Ein Tipp aus der Praxis: Ich kenne einen Unternehmer, der seine Software-Lizenzrechte an seine Malta-Gesellschaft übertragen hat. Auf dem Papier sah alles legal aus. Das Problem: Die Malta-Gesellschaft hatte keine eigenen Entwickler, keine eigenen Server, nicht mal ein eigenes Büro. Das Finanzamt stufte die gesamte Struktur als Gestaltungsmissbrauch ein.

Die neue EU-Richtlinie ATAD und ihre Auswirkungen

Seit 2019 gelten in der EU verschärfte CFC-Rules durch die Anti-Tax Avoidance Directive (ATAD). Malta musste diese in nationales Recht umsetzen, was die Überwachung ausländischer Beteiligungen verstärkt hat.

Die wichtigste Änderung: Auch Malta prüft jetzt aktiv, ob ausländische Gesellschaften (also auch deine deutsche Firma) ihre Malta-Beteiligungen korrekt versteuern. Der Informationsaustausch zwischen den Finanzbehörden funktioniert mittlerweile automatisch.

Substanznachweis Malta: Diese Anforderungen musst du erfüllen

Der Substanznachweis ist deine Lebensversicherung gegen die Hinzurechnungsbesteuerung. Aber was heißt „Substanz“ konkret? Ich zeige dir die wichtigsten Kriterien, die deutsche Finanzbehörden anlegen.

Personal: Mehr als nur ein Geschäftsführer

Das Wichtigste zuerst: Deine Malta-Gesellschaft braucht eigenes, qualifiziertes Personal. Ein Nominee-Geschäftsführer reicht nicht aus. Die Mitarbeiter müssen:

  • Vollzeit oder substanziell teilzeit (mindestens 20 Stunden/Woche) arbeiten
  • Die nötigen Qualifikationen für ihre Aufgaben haben
  • Eigenständige Entscheidungen treffen können
  • In Malta ansässig sein (oder zumindest regelmäßig dort arbeiten)

Faustregel: Pro 500.000€ Jahresumsatz solltest du mindestens einen qualifizierten Vollzeitmitarbeiter haben. Bei komplexeren Geschäften entsprechend mehr.

Büroräume: Mehr als ein Briefkasten

Deine Malta-Gesellschaft braucht echte Geschäftsräume. Das bedeutet:

Anforderung Mindeststandard Empfehlung
Bürofläche Mindestens 20m² 50m² oder mehr
Ausstattung Arbeitsplätze, IT-Equipment Vollständige Büroausstattung
Vertragslaufzeit Mindestens 12 Monate 3+ Jahre für Stabilität
Nutzung Regelmäßige Geschäftstätigkeit Täglich genutzt

Ein wichtiger Punkt: Das Büro darf nicht mit anderen Gesellschaften geteilt werden, die denselben wirtschaftlichen Eigentümer haben. Sonst sieht es nach Scheingeschäftstätigkeit aus.

Eigenständige Geschäftstätigkeit: Der Kern des Substanznachweises

Das ist der entscheidende Punkt: Deine Malta-Gesellschaft muss eigenständige, wirtschaftlich sinnvolle Aktivitäten ausüben. Die wichtigsten Kriterien:

  1. Eigene Geschäftsentscheidungen: Die Geschäftsleitung in Malta muss eigenständig über Verträge, Investitionen und Strategien entscheiden
  2. Operative Kontrolle: Die täglichen Geschäfte werden von Malta aus gesteuert
  3. Risikotragung: Die Malta-Gesellschaft trägt echte unternehmerische Risiken
  4. Wertschöpfung: In Malta werden echte Werte geschaffen, nicht nur verwaltet

Dokumentation: Lückenlose Nachweisführung

Ohne ordentliche Dokumentation ist der beste Substanznachweis wertlos. Du brauchst:

  • Mietverträge für die Geschäftsräume
  • Arbeitsverträge der maltesischen Mitarbeiter
  • Protokolle von Geschäftsführer- und Gesellschafterversammlungen
  • Belege für operative Ausgaben (Miete, Gehälter, IT, etc.)
  • Geschäftskorrespondenz von maltesischen E-Mail-Adressen
  • Bankauszüge der maltesischen Geschäftskonten

Pro-Tipp: Führe ein „Substanz-Tagebuch“. Dokumentiere regelmäßig, welche Geschäfte von Malta aus abgewickelt werden, welche Entscheidungen dort getroffen werden und welche Mitarbeiter was machen.

Die Kosten-Nutzen-Rechnung

Ein realistisches Beispiel für die Kosten einer substanziellen Malta-Gesellschaft:

  • Geschäftsführer (Vollzeit): 40.000-60.000€/Jahr
  • Sachbearbeiter: 25.000-35.000€/Jahr
  • Büroräume (50m²): 12.000-20.000€/Jahr
  • Büroausstattung und IT: 5.000-10.000€/Jahr
  • Compliance und Beratung: 10.000-15.000€/Jahr

Gesamtkosten: 90.000-140.000€ pro Jahr

Das bedeutet: Deine Malta-Struktur macht erst ab einem gewissen Umsatz wirtschaftlich Sinn. Als Faustregel gilt: Mindestens 500.000€ Jahresumsatz, besser 1 Million€ oder mehr.

Konkrete Risiken: Wo es teuer werden kann

Jetzt wird’s ernst. Ich zeige dir die häufigsten Fehler, die zu einer schmerzhaften Hinzurechnungsbesteuerung führen können. Denn eins ist klar: Wenn das Finanzamt zuschlägt, wird’s richtig teuer.

Risiko 1: Die Briefkasten-Falle

Der Klassiker: Du gründest eine Malta-Gesellschaft, nutzt aber einen Standard-Nominee-Service ohne echte Substanz. Die Geschäfte laufen weiter von Deutschland aus, nur die Rechnungen werden über Malta gestellt.

Warnsignale für das Finanzamt:

  • Geschäftsführer ist nur Nominee ohne echte Befugnisse
  • Alle wichtigen Entscheidungen kommen aus Deutschland
  • Keine eigenen Mitarbeiter in Malta
  • Geschäftsräume werden mit anderen Gesellschaften geteilt
  • Bankkonten werden hauptsächlich von Deutschland aus bedient

Ein echter Fall aus der Praxis: Ein deutscher IT-Unternehmer verlagerte seine Software-Lizenzen nach Malta. Problem: Der maltesische „Geschäftsführer“ war ein Anwalt, der 20 verschiedene Gesellschaften betreute. Die Software wurde weiter in Deutschland entwickelt, die Server standen in Deutschland, und die Kunden wurden von Deutschland aus betreut. Das Finanzamt rechnete drei Jahre Lizenzeinnahmen (über 800.000€) zur deutschen Besteuerung hinzu. Steuernachzahlung plus Zinsen: 280.000€.

Risiko 2: Die Holding-Falle

Viele denken, eine reine Holding-Gesellschaft sei unproblematisch. Schließlich verwaltet sie „nur“ Beteiligungen. Falsch gedacht! Holding-Gesellschaften sind besonders gefährdet, weil sie meist nur passive Einkünfte (Dividenden) erzielen.

Besonders riskant:

  • Die Holding hält nur eine einzige Beteiligung
  • Die Beteiligung wird operativ von Deutschland aus geführt
  • Keine eigenen Investment-Entscheidungen in Malta
  • Kein eigenes Treasury-Management

Risiko 3: Die IP-Box-Falle

Malta bietet attraktive Regelungen für geistiges Eigentum (Patents, Lizenzen, Know-how). Aber Vorsicht: Gerade hier schauen die deutschen Behörden besonders genau hin.

Kritische Punkte:

  • Das geistige Eigentum wurde nicht in Malta entwickelt
  • Keine F&E-Aktivitäten in Malta
  • Lizenzeinnahmen ohne entsprechende Wertschöpfung
  • Transfer-Pricing nicht marktkonform

Die finanziellen Folgen einer Hinzurechnungsbesteuerung

Wenn das Finanzamt zuschlägt, wird’s richtig teuer. Hier eine realistische Rechnung:

Beispiel: 200.000€ Malta-Gewinn Ohne Hinzurechnung Mit Hinzurechnung
Malta-Steuer (5%) 10.000€ 10.000€
Deutsche Einkommensteuer (42%) 0€ 84.000€
Abzug Malta-Steuer 0€ -10.000€
Zinsen für Steuernachzahlung (6%/Jahr) 0€ 15.000€ (3 Jahre)
Gesamtbelastung 10.000€ 99.000€

Dazu kommen noch:

  • Beratungskosten für die Verteidigung
  • Zeitaufwand für Betriebsprüfungen
  • Mögliche Strafzuschläge bei grober Fahrlässigkeit
  • Reputationsschäden

Verjährung und Feststellungsfrist

Eine weitere unangenehme Überraschung: Die Feststellungsfrist für die Hinzurechnungsbesteuerung beträgt 10 Jahre! Das bedeutet, das Finanzamt kann bis zu 10 Jahre rückwirkend zuschlagen. Bei normalen Steuererklärungen sind es nur 4 Jahre.

Warum 10 Jahre? Weil die Hinzurechnungsbesteuerung über separate Feststellungsbescheide läuft. Und für diese gilt die verlängerte Frist.

Hinzurechnungsbesteuerung vermeiden: Praxiserprobte Strategien

Genug der Horror-Geschichten. Jetzt zeige ich dir, wie du deine Malta-Struktur so aufbaust, dass sie wirklich funktioniert – rechtssicher und steueroptimiert.

Strategie 1: Echte Substanz von Anfang an planen

Der wichtigste Tipp: Plane die Substanz von Tag 1. Viele machen den Fehler, erst eine Briefkasten-Struktur aufzubauen und später „Substanz nachzurüsten“. Das funktioniert nicht.

Mein 4-Stufen-Plan für echte Substanz:

  1. Geschäftsmodell definieren: Was soll deine Malta-Gesellschaft konkret machen? Nur das „Umleiten“ von Rechnungen reicht nicht.
  2. Personal planen: Welche Qualifikationen brauchst du? Wie findest du geeignete Mitarbeiter in Malta?
  3. Infrastruktur aufbauen: Büro, IT, Prozesse – alles muss professionell sein.
  4. Dokumentation etablieren: Von Anfang an lückenlos dokumentieren.

Strategie 2: Das richtige Geschäftsmodell wählen

Nicht alle Geschäftsmodelle eignen sich gleich gut für Malta. Hier meine Einschätzung:

Geschäftsmodell Substanz-Aufwand Risiko-Level Empfehlung
Online-Handel Mittel Niedrig ✅ Gut geeignet
Software-Entwicklung Hoch Niedrig ✅ Sehr gut geeignet
Beratungsdienstleistungen Mittel Mittel ⚠️ Bedingt geeignet
Reine Lizenz-Holding Sehr hoch Hoch ❌ Nicht empfohlen
Immobilien-Holding Hoch Hoch ❌ Sehr riskant

Strategie 3: Transfer Pricing richtig anwenden

Wenn deine deutsche und maltesische Gesellschaft zusammenarbeiten, musst du auf das Transfer Pricing achten. Das bedeutet: Alle Geschäfte zwischen den Gesellschaften müssen zu marktüblichen Preisen abgewickelt werden.

Typische Transfer-Pricing-Fallstricke:

  • Zu hohe Management-Fees von Malta nach Deutschland
  • Zu niedrige Lizenzgebühren für geistiges Eigentum
  • Unrealistische Gewinnmargen bei Warenlieferungen
  • Fehlende Dokumentation der Preisfindung

Mein Tipp: Lass von Anfang an eine Transfer-Pricing-Dokumentation erstellen. Das kostet 5.000-10.000€, kann dir aber später Hunderttausende sparen.

Strategie 4: Den „Digital Nomad“-Fehler vermeiden

Viele digitale Nomaden denken, sie könnten ihre Malta-Gesellschaft von überall aus führen. Das ist ein Irrtum! Für den Substanznachweis müssen die Geschäfte von Malta aus geführt werden.

Praktische Lösung: Wenn du selbst viel reist, stelle einen qualifizierten Geschäftsführer in Malta ein. Dieser muss aber echte Entscheidungsbefugnisse haben, nicht nur deine Anweisungen ausführen.

Strategie 5: Compliance-System etablieren

Eine professionelle Malta-Struktur braucht ein professionelles Compliance-System. Dazu gehören:

  • Monatliche Reporting: Regelmäßige Berichte über Geschäftstätigkeit und Substanz
  • Quartalsweise Selbstprüfung: Werden alle Substanz-Kriterien erfüllt?
  • Jährliche externe Prüfung: Steuerberater oder Anwalt prüft die Struktur
  • Kontinuierliche Dokumentation: Alle substanzrelevanten Aktivitäten dokumentieren

Strategie 6: Plan B entwickeln

Auch die beste Malta-Struktur kann scheitern – durch Gesetzesänderungen, wirtschaftliche Probleme oder andere unvorhersehbare Ereignisse. Deshalb brauchst du einen Plan B.

Mögliche Alternativen:

  • Verlegung nach Irland oder Niederlande
  • Umwandlung in deutsche Kapitalgesellschaft
  • Liquidation und Neustart
  • Verkauf der Geschäftstätigkeit

Der Plan B sollte steuerlich und rechtlich vorbereitet sein, bevor du ihn brauchst.

Checkliste: So prüfst du deine Malta-Struktur

Zeit für den Realitätscheck. Mit dieser Checkliste kannst du prüfen, ob deine Malta-Gesellschaft dem deutschen Finanzamt standhalten würde. Sei ehrlich zu dir selbst – es geht um dein Geld.

Substanz-Check: Die wichtigsten Kriterien

Selbsttest: Beantworte jede Frage ehrlich mit Ja oder Nein. Weniger als 15 von 20 „Ja“-Antworten sind ein Warnsignal.

Kriterium Ja Nein Gewichtung
Eigener Geschäftsführer in Malta (mind. 30h/Woche) Sehr wichtig
Zusätzliche qualifizierte Mitarbeiter Wichtig
Eigene Büroräume (mind. 20m²) Sehr wichtig
Büro wird täglich genutzt Wichtig
Eigenständige Geschäftsentscheidungen in Malta Sehr wichtig
Eigene Bankkonten in Malta Wichtig
Separate IT-Infrastruktur Mittel
Eigene E-Mail-Adressen (@malta-domain) Mittel
Regelmäßige Board-Meetings in Malta Wichtig
Protokolle werden in Malta geführt Mittel
Echte Wertschöpfung in Malta Sehr wichtig
Transfer Pricing dokumentiert Wichtig
Geschäftsführer hat echte Entscheidungsbefugnisse Sehr wichtig
Unternehmerische Risiken werden in Malta getragen Sehr wichtig
Kunden werden von Malta aus betreut Wichtig
Verträge werden von Malta aus verhandelt Wichtig
Compliance-System etabliert Mittel
Externe Beratung in Malta Mittel
Lückenlose Dokumentation Wichtig
Wirtschaftliche Vernünftigkeit der Struktur Sehr wichtig

Warnsignale: Wann du handeln musst

Diese Warnsignale sollten deine Alarmglocken läuten lassen:

  • Rot (Sofort handeln):
    • Nur Nominee-Geschäftsführer ohne echte Befugnisse
    • Keine eigenen Mitarbeiter in Malta
    • Geschäfte werden komplett von Deutschland aus geführt
    • Keine eigenen Geschäftsräume
  • Gelb (Kritisch beobachten):
    • Mitarbeiter arbeiten nur teilzeit
    • Büroräume werden geteilt
    • Wenig echte Wertschöpfung in Malta
    • Hohe Abhängigkeit von deutscher Gesellschaft

Handlungsplan: Was tun bei kritischen Ergebnissen?

Falls deine Malta-Struktur den Test nicht besteht, hier dein Handlungsplan:

  1. Sofortmaßnahmen (0-30 Tage):
    • Qualifizierten Steuerberater mit Malta-Expertise konsultieren
    • Risikobewertung durchführen lassen
    • Dokumentation der bisherigen Geschäftstätigkeit
  2. Mittelfristige Maßnahmen (1-6 Monate):
    • Substanz-Aufbau planen und umsetzen
    • Personal rekrutieren
    • Büroräume anmieten und einrichten
    • Prozesse und Compliance etablieren
  3. Langfristige Maßnahmen (6-12 Monate):
    • Vollständigen Substanznachweis etablieren
    • Alternative Strukturen prüfen
    • Plan B entwickeln

Kosten-Nutzen-Analyse: Wann Malta noch Sinn macht

Zum Schluss die wichtigste Frage: Lohnt sich deine Malta-Struktur überhaupt noch?

Jahresumsatz Substanz-Kosten Steuerersparnis Netto-Vorteil Empfehlung
200.000€ 120.000€ 60.000€ -60.000€ ❌ Unrentabel
500.000€ 120.000€ 150.000€ +30.000€ ⚠️ Grenzwertig
1.000.000€ 140.000€ 300.000€ +160.000€ ✅ Rentabel
2.000.000€ 160.000€ 600.000€ +440.000€ ✅ Sehr rentabel

Die Faustregel: Unter 500.000€ Jahresumsatz lohnt sich eine substantielle Malta-Struktur meist nicht. Zwischen 500.000€ und 1 Million€ ist eine detaillierte Einzelfallprüfung nötig. Über 1 Million€ kann Malta sehr attraktiv sein – wenn die Substanz stimmt.

Häufige Fragen zur CFC-Besteuerung

Kann ich der Hinzurechnungsbesteuerung durch eine Holdingstruktur entgehen?

Nein, im Gegenteil. Holding-Gesellschaften sind besonders gefährdet, weil sie meist nur passive Einkünfte erzielen. Eine weitere Holding-Ebene macht die Sache nur komplizierter, löst aber das Grundproblem nicht.

Reicht es, wenn ich persönlich weniger als 50% halte?

Vorsicht! Das Gesetz spricht von „unmittelbarer oder mittelbarer“ Beteiligung. Auch über Familienangehörige, Treuhänder oder andere Konstruktionen können die 50% erreicht werden. Das Finanzamt schaut auf die wirtschaftlichen Verhältnisse, nicht nur auf die rechtlichen.

Wie oft muss ich selbst in Malta sein?

Es gibt keine feste Regel, aber du solltest regelmäßig vor Ort sein – mindestens einmal pro Quartal für mehrere Tage. Wichtiger ist, dass die operativen Entscheidungen von deinen maltesischen Mitarbeitern getroffen werden, nicht von dir aus Deutschland.

Was passiert, wenn Malta die Steuergesetze ändert?

Das ist ein reales Risiko. Malta steht unter EU-Druck, seine Steuervorteile zu reduzieren. Deshalb ist ein Plan B essentiell. Die meisten professionellen Strukturen haben bereits alternative Jurisdiktionen (Irland, Niederlande) vorbereitet.

Kann ich eine bestehende Briefkasten-Struktur nachträglich „reparieren“?

Theoretisch ja, praktisch sehr schwierig. Das Finanzamt wird die gesamte Historie prüfen. Wenn jahrelang keine Substanz vorhanden war, ist es schwer zu argumentieren, dass plötzlich eine echte Geschäftstätigkeit entstanden ist. Besser: Von Anfang an richtig machen.

Wie finde ich qualifizierte Mitarbeiter in Malta?

Malta hat einen gut ausgebildeten, englischsprachigen Arbeitsmarkt. Besonders stark in Finanzdienstleistungen, IT und Gaming. Rekrutierung über lokale Headhunter oder Online-Plattformen wie JobsPlus Malta. Rechne mit 6-12 Wochen für die Personalsuche.

Was kostet eine rechtssichere Malta-Struktur wirklich?

Für eine substantielle Struktur mindestens 100.000-150.000€ pro Jahr (Personal, Büro, Compliance). Dazu kommen Einrichtungskosten von 20.000-50.000€. Unter diesen Kosten ist eine rechtssichere Struktur nicht darstellbar.

Muss ich maltesische Steuern auf deutsche Einkünfte zahlen?

Wenn du maltesischer Steuerresidenz wirst, ja. Malta besteuert dann dein weltweites Einkommen. Das kann die Steuerersparnis zunichte machen. Deshalb solltest du deutsche Steuerresidenz behalten und nur die Gesellschaft nach Malta verlagern.

Wie erkenne ich seriöse Berater in Malta?

Achte auf lokale Anwaltskanzleien oder Big4-Beratungen mit Malta-Büro. Meide Anbieter, die „garantierte Steuerersparnisse“ versprechen oder die Substanz-Anforderungen herunterspielen. Seriöse Berater warnen vor den Risiken und erklären die notwendigen Investitionen transparent.

Was passiert bei einer Betriebsprüfung in Deutschland?

Das deutsche Finanzamt wird deine Malta-Struktur detailliert prüfen. Du musst alle Substanz-Nachweise vorlegen können: Arbeitsverträge, Mietverträge, Protokolle, Belege für operative Ausgaben. Ohne lückenlose Dokumentation wird es teuer. Die Prüfung kann sich über 1-2 Jahre hinziehen.

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