Inhaltsverzeichnis
- Malta Trading Company: Wenn der Handel zur Goldgrube wird
- Steuerliche Behandlung: Das maltesische Vollrechnungssystem entschlüsselt
- Umsatzsteuer bei Import-Export: VAT-Fallen geschickt umgehen
- Zollabwicklung in Malta: Zwischen EU-Binnenmarkt und Drittland-Chaos
- Compliance-Anforderungen: Papierkram, der sich lohnt
- Internationale Distribution: Malta als Drehscheibe nutzen
- Von der Idee zur Trading Company: Dein Fahrplan
- Die teuersten Anfängerfehler – und wie du sie vermeidest
- Häufig gestellte Fragen
Stell dir vor, du sitzt in deinem Büro in Sliema, blickst aufs Mittelmeer und wickelst gerade einen Deal zwischen einem deutschen Hersteller und einem nordafrikanischen Distributor ab. Klingt wie ein Traum? Für mich ist das seit drei Jahren Alltag. Malta hat sich längst zum heimlichen Champion für internationale Handelsunternehmen entwickelt – und das aus verdammt guten Gründen.
Ich kenne die Szene hier mittlerweile in- und auswendig. Von der ersten Beratung bei der Malta Enterprise bis zum ersten Millionen-Euro-Deal haben schon dutzende Unternehmer in meinem Netzwerk den Sprung gewagt. Manche sind gescheitert (meist wegen vermeidbarer Compliance-Fehler), andere haben ihre Steuerbelastung halbiert und gleichzeitig ihre internationale Reichweite verdoppelt.
Der Clou? Malta bietet nicht nur 35% Körperschaftssteuer mit möglichen Rückerstattungen bis zu 6/7tel – sondern auch eine strategische Lage zwischen Europa, Afrika und dem Nahen Osten, die für Import-Export-Geschäfte Gold wert ist. Aber Vorsicht: Wer die steuerlichen Feinheiten nicht versteht oder bei der Compliance schlampig wird, zahlt am Ende drauf.
Malta Trading Company: Wenn der Handel zur Goldgrube wird
Eine Handelsgesellschaft in Malta ist im Grunde eine ganz normale maltesische Limited (Ltd.), die sich auf den An- und Verkauf von Waren spezialisiert hat. Der Unterschied zu einer normalen Holding oder Beratungsgesellschaft? Du handelst physisch mit Produkten – von italienischen Lederjacken über deutsche Maschinenbauteile bis hin zu asiatischer Elektronik.
Was macht Malta für Trading Companies so attraktiv?
Hier die Fakten, die zählen:
- EU-Mitgliedschaft seit 2004: Freier Warenverkehr im Binnenmarkt, keine Zölle zwischen EU-Ländern
- Strategische Lage: 93 km von Sizilien, 333 km von Libyen – perfekt für Afrika-Europa-Handel
- Englische Amtssprache: Internationale Verträge ohne Übersetzungskosten
- Stabile Rechtslage: Common Law System, EU-konforme Handelsgesetze
- Moderne Infrastruktur: Freeport Malta (einer der größten Umschlagplätze im Mittelmeer)
Was bedeutet das für dich? Während du in Deutschland bei einer Trading-GmbH schnell bei effektiv 30-32% Gesamtsteuerbelastung landest, kannst du in Malta mit intelligenter Strukturierung auf effektiv 5% runter. Klingt zu schön? Ist aber legal – wenn du die Regeln kennst.
Rechtliche Grundlagen: Die Malta Companies Act im Überblick
Die rechtliche Basis bildet der Malta Companies Act (Chapter 386). Für Trading Companies besonders relevant:
Aspekt | Anforderung | Praktische Bedeutung |
---|---|---|
Mindestkapital | €1.164,69 | Symbolisch – meist €10.000-50.000 für Seriosität |
Direktoren | Minimum 1 | Muss nicht in Malta resident sein |
Gesellschafter | Minimum 1 | Natürliche oder juristische Person |
Registered Office | Malta-Adresse | Meist über Dienstleister (€500-1.500/Jahr) |
Trading License | Bei bestimmten Produkten | Abhängig von Warenkategorie |
Der Haken? Du brauchst „Economic Substance“ – also echte Geschäftstätigkeit in Malta. Das bedeutet: keine Briefkastenfirma, sondern ein Büro, lokale Mitarbeiter oder zumindest regelmäßige Anwesenheit. Mehr dazu später.
Malta vs. andere EU-Standorte: Der ehrliche Vergleich
Ich höre oft: „Warum nicht Irland, Niederlande oder Zypern?“ Hier die Realität:
Irland: 12,5% Körperschaftssteuer klingt gut, aber strenge Transfer-Pricing-Regeln und hohe Compliance-Kosten machen es für kleinere Trading Companies unattraktiv.
Niederlande: Perfekt für Holdings, aber 25% Körperschaftssteuer plus komplexe Substance-Anforderungen.
Zypern: 12,5% Steuersatz, aber seit den EU-Anti-Tax-Avoidance-Richtlinien deutlich weniger flexibel.
Malta punktet durch die Kombination aus niedrigen effektiven Steuersätzen, flexiblen Strukturierungsmöglichkeiten und (noch) moderaten Compliance-Kosten. Für Trading Companies mit einem Jahresumsatz zwischen €500.000 und €50 Millionen oft die beste Wahl.
Steuerliche Behandlung: Das maltesische Vollrechnungssystem entschlüsselt
Hier wird’s spannend – und kompliziert. Das maltesische Steuersystem ist wie ein Schweizer Uhrwerk: komplex, aber brillant, wenn man es versteht. Ich erkläre dir das System so, wie ich es damals gelernt habe – mit echten Zahlen und ohne Steuerjuristen-Kauderwelsch.
Die 35%-6/7tel-Formel: Maltas Steuer-Geheimrezept
Malta erhebt grundsätzlich 35% Körperschaftssteuer auf alle Gewinne. Soweit, so unspektakulär. Der Clou kommt erst mit dem Rückerstattungssystem (Refund System). Je nach Art des Einkommens bekommen Gesellschafter bei Gewinnausschüttung einen Teil der gezahlten Steuern zurück:
Einkommensart | Rückerstattung | Effektiver Steuersatz | Typisch für Trading |
---|---|---|---|
Ausländische Quellensteuer | 6/7tel (85,7%) | 5% | Import aus Drittländern |
Malta-Quellensteuer | 2/3tel (66,7%) | 11,7% | Lokale Lieferanten |
Passive Einkünfte | 5/7tel (71,4%) | 10% | Zinsen, Lizenzen |
Nicht erstattungsfähig | 0% | 35% | Bestimmte Immobilienerträge |
Was bedeutet das konkret? Nehmen wir an, deine Trading Company macht €100.000 Gewinn aus dem Import chinesischer Elektronik und Export nach Deutschland:
- Körperschaftssteuer: €35.000 (35% von €100.000)
- Gewinnausschüttung: €65.000 an dich als Gesellschafter
- Rückerstattung: €30.000 (6/7tel von €35.000)
- Deine effektive Steuerbelastung: €5.000 (5% von €100.000)
Klingt zu schön? Ist aber so – unter bestimmten Voraussetzungen.
Economic Substance: Die Krux mit der echten Geschäftstätigkeit
Seit 2019 gilt in Malta (wie in der ganzen EU) das Economic Substance Requirement. Übersetzt: Du musst beweisen, dass dein Unternehmen nicht nur auf dem Papier existiert, sondern echte Geschäfte macht.
Für Trading Companies bedeutet das konkret:
- Kernaktivitäten in Malta: Einkauf, Verkauf, Risikomanagement müssen lokal gesteuert werden
- Qualified Employees: Mindestens 1-2 Vollzeit-Mitarbeiter mit entsprechender Qualifikation
- Adequate Expenditure: Angemessene Betriebsausgaben (Büro, Personal, etc.)
- Physical Presence: Echtes Büro, nicht nur Briefkastenadresse
Meine Erfahrung aus der Praxis: €50.000-80.000 jährliche Betriebskosten in Malta solltest du einkalkulieren. Das beinhaltet ein kleines Büro (€800-1.500/Monat), einen lokalen Mitarbeiter (€25.000-35.000/Jahr) und Compliance-Kosten.
Die versteckten Steuervorteile für internationale Händler
Hier kommen die Features, die andere Länder nicht bieten:
1. Participating Holdings Exemption
Dividenden aus Beteiligungen an anderen EU-Unternehmen sind komplett steuerfrei. Perfekt, wenn du mehrere Trading-Niederlassungen in verschiedenen EU-Ländern hast.
2. Royalty-Optimierung
Lizenzgebühren für Markenrechte oder Patente können über Malta mit nur 10% effektiver Steuerbelastung abgewickelt werden. Interessant, wenn du eigene Brands vertreibst.
3. Treaty Shopping
Malta hat Doppelbesteuerungsabkommen mit über 70 Ländern. Geschickt genutzt, kannst du Quellensteuern in Drittländern reduzieren oder ganz vermeiden.
Ein Beispiel aus meiner Beratungspraxis: Ein deutscher Unternehmer importiert Maschinen aus China und verkauft sie nach Nordafrika. Über die maltesische Struktur spart er nicht nur bei der deutschen Körperschaftssteuer, sondern reduziert auch die chinesische Quellensteuer von 10% auf 5% durch das Malta-China-Abkommen.
Umsatzsteuer bei Import-Export: VAT-Fallen geschickt umgehen
Die Umsatzsteuer (VAT) ist bei Trading Companies das Thema, das selbst erfahrene Unternehmer ins Schwitzen bringt. Ich habe in drei Jahren alle denkbaren Konstellation durchgespielt – von simplen B2B-Lieferungen bis zu komplexen Dreiecksgeschäften mit Reihengeschäft-Charakter.
VAT-Grundlagen für Malta Trading Companies
Malta wendet die EU-Mehrwertsteuer-Richtlinie an, hat aber eigene nationale Besonderheiten:
VAT-Satz | Anwendung | Relevanz für Trading |
---|---|---|
18% (Standard) | Die meisten Waren und Dienstleistungen | Standard für Trading-Aktivitäten |
7% (Reduziert) | Bücher, Medikamente, bestimmte Lebensmittel | Nischenmärkte |
5% (Reduziert) | Hotelübernachtungen, Strom | Meist nicht relevant |
0% (Null-Satz) | Exporte in Drittländer, Finanzdienstleistungen | Sehr wichtig für Export-Business |
Die drei wichtigsten VAT-Szenarien für Trading Companies
Szenario 1: Import aus Drittland, Verkauf in EU
Das klassische Trading-Modell: Du importierst Waren aus China, Indien oder den USA und verkaufst sie an EU-Kunden.
Beispiel: Import von €10.000 Smartphones aus China, Verkauf für €15.000 an deutschen Einzelhändler
- Import nach Malta: €1.800 VAT fällig (18% von €10.000) bei Einfuhr
- Verkauf nach Deutschland: 0% VAT (innergemeinschaftliche Lieferung)
- VAT-Abrechnung: €1.800 Vorsteuer abziehbar, €0 Umsatzsteuer = €1.800 VAT-Erstattung
Das Ergebnis? Du bekommst die Import-VAT komplett zurück. Wichtig: Der deutsche Kunde muss die Reverse-Charge-VAT selbst abführen.
Szenario 2: EU-Import, Drittland-Export
Du kaufst in Deutschland oder Italien und verkaufst nach Afrika oder Asien.
- Einkauf in Deutschland: 0% VAT (innergemeinschaftlicher Erwerb)
- VAT-Abführung in Malta: 18% auf den Einkaufspreis über die Umsatzsteuervoranmeldung
- Export in Drittland: 0% VAT (Export)
- VAT-Erstattung: Die abgeführte VAT wird als Vorsteuer erstattet
Wieder läuft das System neutral – aber nur bei korrekter Dokumentation!
Szenario 3: Drop-Shipping ohne Berührung der Ware
Der Königsdisziplin: Du verkaufst Waren, die du nie physisch berührst. Legal, aber VAT-technisch eine Herausforderung.
Grundsatz: Wo die Ware tatsächlich geliefert wird, entscheidet über die VAT-Behandlung. Wenn du als maltesische Firma chinesische Waren direkt an einen französischen Kunden liefern lässt, gilt das als französische Lieferung mit französischer VAT.
VAT-Registrierung und -Verwaltung: Der praktische Ablauf
Die VAT-Registrierung in Malta ist Pflicht, sobald der Jahresumsatz €35.000 übersteigt oder du innergemeinschaftliche Geschäfte machst. In der Praxis: Registriere dich sofort bei Gründung.
- Registrierungsdauer: 2-4 Wochen
- Kosten: Keine Registrierungsgebühr
- Voranmeldungen: Monatlich bis 15. des Folgemonats
- Jahreserklärung: Bis 31. Januar des Folgejahres
Mein Tipp: Nutze das MOSS-System (Mini One Stop Shop) für EU-weite B2C-Verkäufe. Damit kannst du die gesamte EU-VAT über Malta abwickeln – ein riesiger Administrationsvorsprung.
Compliance-Fallen, die richtig teuer werden
Diese Fehler kosten Trading Companies regelmäßig fünfstellige Beträge:
- Fehlende Exportnachweise: Ohne ordnungsgemäße Ausfuhrnachweise wird aus dem 0%-Export plötzlich eine 18%-Lieferung
- Falsche EU-VAT-Nummern: Eine ungültige Kunden-VAT-Nummer macht die steuerfreie innergemeinschaftliche Lieferung zunichte
- Verspätete Meldungen: €200-500 Strafe pro verspätete VAT-Voranmeldung
- Intrastat-Meldungen vergessen: Bei Warenwerten über €150.000/Jahr Pflicht, Strafe bis €2.500
Was bedeutet das für dich? Investiere von Anfang an in ordentliche VAT-Software und einen lokalen Steuerberater, der sich mit Trading auskennt. Die €200-300 monatlich sind günstig im Vergleich zu den Strafen bei Fehlern.
Zollabwicklung in Malta: Zwischen EU-Binnenmarkt und Drittland-Chaos
Beim Zoll trennt sich die Spreu vom Weizen. Ich habe Trading Companies gesehen, die monatelang auf ihre Waren gewartet haben, weil sie die maltesischen Zollbestimmungen unterschätzt haben. Gleichzeitig nutzen andere dieselben Regeln, um Zollverfahren zu optimieren und Cash Flow zu verbessern.
Malta Freeport: Dein Tor zur Welt
Der Malta Freeport ist mit 2,3 Millionen TEU jährlich einer der größten Container-Umschlagplätze im Mittelmeer. Für Trading Companies bietet er einzigartige Möglichkeiten:
Zollverfahren | Vorteil | Kosten | Typische Nutzung |
---|---|---|---|
Zollager (Customs Warehousing) | Zollstundung bis Weiterverkauf | €50-200/Container/Monat | Große Warenmengen |
Zollfreie Zone | Bearbeitung ohne Zollbelastung | €100-500/m²/Jahr | Veredelung, Umpackung |
Transitverfahren | Durchfuhr ohne Zollabfertigung | Bürgschaft 3-7% Warenwert | Weiterleitung in EU |
ATA Carnet | Temporäre Einfuhr | 0,5-3% Warenwert | Messen, Reparaturen |
Zollsätze und Präferenzen: Geld sparen bei jedem Import
Malta wendet den EU-Zolltarif an. Aber: Durch geschickte Nutzung von Präferenzabkommen kannst du Zölle reduzieren oder ganz vermeiden.
Die wichtigsten Zollvorteile:
- GSP+ für Pakistan, Sri Lanka: 0% Zoll auf viele Textilien und Elektronik
- CETA-Abkommen: Reduzierte Zölle auf kanadische Waren
- EPA-Abkommen: Präferenzen für afrikanische Partnerländer
- Türkei-Zollunion: 0% auf Industriewaren (mit Ausnahmen)
Ein Praxisbeispiel: Statt 12% Zoll auf chinesische Schuhe zahlst du für dieselben Schuhe aus Vietnam nur 4,2% – dank EU-Vietnam-Freihandelsabkommen. Bei einem Container im Wert von €50.000 sparst du €3.900.
Zollabfertigung Schritt für Schritt
So läuft die Zollabfertigung für deine Trading Company praktisch ab:
- Voranmeldung (Pre-arrival): Spätestens 24h vor Ankunft über das EMCS-System
- Zollanmeldung: Elektronische Abgabe über Malta Customs oder Zollagent
- Dokumentenprüfung: Rechnung, Packliste, Ursprungszeugnis, Lizenzen
- Physische Kontrolle: Bei 5-15% der Sendungen, je nach Risikoprofil
- Zahlungsabwicklung: Zoll und VAT vor Freigabe
- Warenfreigabe: Meist innerhalb 2-6 Stunden bei korrekten Dokumenten
Wichtig: Malta Customs arbeitet komplett digital. Papier-Dokumente führen automatisch zu Verzögerungen.
EORI-Nummer und AEO-Status: Deine Zoll-Identität
Ohne EORI-Nummer (Economic Operators Registration and Identification) läuft gar nichts. Die Beantragung dauert 1-2 Wochen und ist kostenlos. Format: MT[Unternehmensnummer]
Der AEO-Status (Authorised Economic Operator) ist freiwillig, aber Gold wert:
- AEO-C (Customs): Vereinfachte Zollverfahren, weniger Kontrollen
- AEO-S (Security): Reduzierte Sicherheitskontrollen
- AEO-F (Full): Beide Vorteile kombiniert
Voraussetzungen: 3 Jahre Handelshistorie, saubere Compliance-Bilanz, €500.000+ Jahresumsatz. Bearbeitungszeit: 4-6 Monate. Aber es lohnt sich: 50-70% weniger Kontrollen bedeuten schnellere Abfertigung und niedrigere Lagerkosten.
Verbotene und beschränkte Waren: Wo es gefährlich wird
Malta hat strenge Regeln für bestimmte Warenkategorien. Die häufigsten Stolperfallen:
Warenkategorie | Beschränkung | Erforderliche Lizenz | Bearbeitungszeit |
---|---|---|---|
Lebensmittel | Health Certificate | Food Safety Commission | 2-4 Wochen |
Medikamente | Marketing Authorization | Medicines Authority | 6-12 Monate |
Chemikalien | REACH-Registrierung | Environment Protection Agency | 4-8 Wochen |
Textilien (bestimmte) | CE-Kennzeichnung | Malta Competition Authority | 1-3 Wochen |
Elektronik | EMC-Konformität | Malta Resources Authority | 2-6 Wochen |
Mein Rat: Prüfe die Lizenzanforderungen vor dem ersten Import. Ein Lizenzverstoß kann dich €10.000-50.000 kosten – plus Beschlagnahmung der Waren.
Compliance-Anforderungen: Papierkram, der sich lohnt
Compliance in Malta ist wie Zähneputzen: langweilig, aber unverzichtbar. Ich habe zu viele Trading Companies gesehen, die am falschen Ende gespart und später mit Strafen und eingefrorenen Konten bezahlt haben. Die gute Nachricht: Mit System ist es machbar und nicht übermäßig teuer.
Company Law Compliance: Die Basics sauber halten
Jede maltesische Trading Company muss grundlegende gesellschaftsrechtliche Pflichten erfüllen:
Jährliche Pflichten (Company Law)
Pflicht | Frist | Kosten | Strafe bei Versäumnis |
---|---|---|---|
Jahresabschluss | 10 Monate nach Geschäftsjahresende | €500-2.000 | €233 + €6 pro Tag |
Annual Return | 31. Januar | €245 | €100 + €20 pro Monat |
Gesellschafterversammlung | Spätestens 15 Monate nach der letzten | €0 (nur Protokoll) | €1.165 |
BOI-Aktualisierung | Bei Änderungen, spätestens 14 Tage | €100 | €200-1.000 |
BOI steht für „Beneficial Ownership Information“ – ein Register, in dem alle wirtschaftlich Berechtigten eingetragen werden müssen. Klingt bürokratisch, ist aber wichtig für die Banken.
Steuerliche Compliance: Termine, die du nicht verpassen darfst
Das maltesische Steuerjahr folgt dem Kalenderjahr. Hier deine wichtigsten Termine:
Laufende Steuerpflichten
- VAT-Voranmeldung: Monatlich bis 15. des Folgemonats
- Provisional Tax: Vorauszahlungen bis 30. April und 31. Oktober
- Final Settlement: Endabrechnung bis 30. Juni des Folgejahres
- Withholding Tax: Monatlich bei Zahlungen ins Ausland
- Social Security: Monatlich für lokale Mitarbeiter
Die Provisional Tax ist besonders tückisch: Du musst bis 30. April mindestens 90% der erwarteten Jahressteuer vorauszahlen. Unterschätzt du deinen Gewinn, werden 8% Zinsen fällig.
Banking Compliance: KYC und CDD im Detail
Maltesische Banken sind seit den Panama Papers extrem vorsichtig geworden. Die Kontoeröffnung für Trading Companies ist eine echte Herausforderung geworden.
Was Banken von Trading Companies wollen:
- Business Plan: Detailliert, mit Marktanalyse und Finanzplanung (10-20 Seiten)
- Source of Funds: Nachweis der Kapitalherkunft mit Bankbelegen
- Customer Due Diligence: Informationen über deine wichtigsten Kunden und Lieferanten
- Transaction Monitoring: Erwartete Umsätze und Zahlungsströme
- Economic Substance: Nachweis echter Geschäftstätigkeit in Malta
Typische Dokumente für die Kontoeröffnung:
Dokument | Anforderung | Gültigkeitsdauer |
---|---|---|
Certificate of Incorporation | Beglaubigte Kopie | Aktuell |
Memorandum & Articles | Notariell beglaubigt | Aktuell |
Board Resolution | Ermächtigung zur Kontoeröffnung | Max. 3 Monate |
Business License | Falls erforderlich | Gültig |
Financial Projections | 3-Jahres-Planung | Aktuell |
Bearbeitungszeit: 6-12 Wochen bei lokalen Banken, 2-4 Wochen bei internationalen Anbietern. Mindesteinlage: €10.000-50.000 je nach Bank.
Geldwäsche-Prävention: AML/CFT für Trading Companies
Malta nimmt Anti-Money Laundering sehr ernst. Als Trading Company bist du besonders im Fokus, weil internationale Warenströme klassische Geldwäsche-Vehikel sind.
Deine AML-Pflichten im Überblick:
- Customer Due Diligence: Identitätsprüfung bei allen Geschäftspartnern
- Enhanced Due Diligence: Verstärkte Prüfung bei Hochrisiko-Ländern
- Transaction Monitoring: Überwachung ungewöhnlicher Geschäfte
- Record Keeping: Aufbewahrung aller Dokumente für 5 Jahre
- Suspicious Activity Reports: Meldung verdächtiger Transaktionen
Red Flags, die sofort gemeldet werden müssen:
- Barzahlungen über €10.000
- Geschäfte mit sanktionierten Ländern (Iran, Nordkorea, etc.)
- Kunden, die ihre Identität verschleiern wollen
- Warenlieferungen an andere Adressen als vereinbart
- Zahlungen von Dritten ohne Geschäftsbezug
Verstöße können richtig teuer werden: €5.000-€50.000 Strafe plus möglicher Lizenzentzug.
Economic Substance: Der Praxistest
Die Economic Substance Requirements sind seit 2019 der Knackpunkt für maltesische Trading Companies. Hier entscheidet sich, ob deine Steuerstruktur hält oder zusammenbricht.
Was „adequate“ bedeutet (Mindestanforderungen):
Kriterium | Mindestanforderung | Typische Kosten | Nachweis |
---|---|---|---|
Qualified Employees | 1-2 Vollzeitkräfte | €25.000-50.000/Jahr | Arbeitsverträge, Gehaltsabrechnungen |
Physical Presence | Echtes Büro | €10.000-20.000/Jahr | Mietvertrag, Utility Bills |
Operating Expenditure | Angemessene Betriebskosten | €50.000-100.000/Jahr | Buchhaltung, Belege |
Core Income-Generating Activities | Kerngeschäft in Malta | Nicht quantifizierbar | Verträge, Board Minutes |
Die Malta Business Registry führt jährliche Überprüfungen durch. Bei Verstößen droht eine Strafe von €5.000-€10.000 plus Meldung an die Steuerbehörden der Gesellschafter-Länder.
Was bedeutet das für dich? Plane von Anfang an echte Präsenz in Malta. Ein Remote-Business mit maltesischer Hülle funktioniert seit 2019 nicht mehr – zumindest nicht legal.
Internationale Distribution: Malta als Drehscheibe nutzen
Hier kommen wir zum Herzstück erfolgreicher maltesischer Trading-Strukturen. Malta als Distributionszentrum zu nutzen, ist mehr als nur ein Steuertrick – es ist eine echte strategische Entscheidung, die bei richtiger Umsetzung sowohl operativ als auch steuerlich massive Vorteile bringt.
Die Malta-Hub-Strategie: Warum sie funktioniert
Malta liegt nicht zufällig im Zentrum erfolgreicher Handelsrouten. Die geografischen und rechtlichen Vorteile ergänzen sich perfekt:
- 5-Tage-Schifffahrt zu 90% der EU-Häfen
- 3-Tage-Schifffahrt nach Nordafrika
- Direct Flights zu allen wichtigen Handelsmetropolen
- EU-Binnenmarkt-Zugang ohne weitere Zollverfahren
- Stabiles politisches Umfeld
Ein konkretes Beispiel aus meinem Netzwerk: Ein deutscher Unternehmer vertreibt koreanische Elektronik nach Europa und Afrika. Statt drei separate Distributionsverträge (Europa, Nordafrika, Naher Osten) hat er eine maltesische Master-Distribution aufgebaut. Resultat: 30% niedrigere Logistikkosten, 50% weniger Compliance-Aufwand, 15% Steuerersparnis.
Steueroptimierung durch intelligente Strukturierung
Hier zeige ich dir die drei bewährtesten Strukturen für internationale Distribution über Malta:
Struktur 1: Single Trading Entity
Die einfachste Lösung: Eine maltesische Ltd. kauft direkt beim Hersteller und verkauft an Endkunden oder Distributoren.
Vorteile: Einfache Struktur, niedrige Compliance-Kosten, schnelle Umsetzung
Nachteile: Begrenzte Optimierungsmöglichkeiten, alle Risiken in einem Unternehmen
Ideal für: Jahresumsatz €500.000-€5.000.000
Struktur 2: Principal + Distribution Model
Eine maltesische Holding besitzt die Warenrechte und verkauft an eine maltesische Trading Company, die den physischen Handel abwickelt.
Unternehmen | Funktion | Steuerbelastung | Risikoprofil |
---|---|---|---|
Malta Holding Ltd. | IP-Besitz, Markenrechte | 5% (bei richtiger Struktur) | Niedrig |
Malta Trading Ltd. | Physischer Handel | 5-11,7% | Mittel |
Lokale Vertriebspartner | Endkundenkontakt | Lokale Steuern | Hoch |
Struktur 3: Multi-Jurisdiction Hub
Malta als Master-Distributor mit lokalen Tochtergesellschaften in Zielmärkten.
Diese Struktur nutzen die Profis: Malta kauft beim Hersteller, verkauft an eigene Töchter in Deutschland, Frankreich, Polen. Die Töchter haben minimale Margen (3-5%), Malta behält den Löwenanteil mit niedriger Besteuerung.
Transfer Pricing: Die Kunst der richtigen Preisgestaltung
Transfer Pricing ist das A und O erfolgreicher internationaler Strukturen. Seit den OECD-BEPS-Regeln wurde es komplizierter, aber nicht unmöglich.
Die wichtigsten Transfer Pricing Methoden:
- Comparable Uncontrolled Price (CUP): Orientierung an Marktpreisen bei vergleichbaren Geschäften
- Resale Price Method: Abschlag vom Wiederverkaufspreis für angemessene Marge
- Cost Plus Method: Aufschlag auf Selbstkosten für angemessenen Gewinn
- Profit Split Method: Gewinnaufteilung nach Wertbeitrag
In der Praxis bedeutet das:
Einkauf in China: €100.000
Verkauf Malta → Deutschland: €120.000 (20% Marge für Trading-Funktion)
Weiterverkauf Deutschland: €125.000 (4% Marge für reine Distributionsfunktion)
Endkundenpreis: €140.000
Die Margen müssen dokumentiert und mit Benchmarks untermauert werden. Kosten: €5.000-15.000 jährlich für Transfer Pricing Documentation, aber unverzichtbar ab €5 Millionen Jahresumsatz.
Logistik und Fulfillment: Von der Theorie zur Praxis
Eine steueroptimierte Struktur nützt nichts, wenn die Logistik nicht funktioniert. Malta bietet hier erstaunlich viele Möglichkeiten:
Option 1: Malta Freeport als Logistikbasis
- Lagerkosten: €2-5 pro m² pro Monat
- Handling: €15-25 pro Tonne
- Zollabfertigung: €50-200 pro Sendung
- Anbindung: Direktverbindungen zu 100+ Häfen weltweit
Option 2: Third-Party Logistics (3PL) Partner
Lokale Fulfillment-Partner übernehmen Lagerung, Kommissionierung und Versand. Typische Kosten: €3-8 pro Sendung plus Lagergebühren.
Option 3: Hybridmodell mit EU-Satelliten
Malta als Einfuhrtor, Satellitenlager in Deutschland/Polen für EU-Belieferung. Optimiert Logistikkosten und Lieferzeiten.
Risikomanagement für internationale Distributoren
Mit Malta als Hub erhöhst du automatisch die Komplexität. Diese Risiken musst du im Griff haben:
Währungsrisiken
Einkauf in USD/RMB, Verkauf in EUR/GBP – Währungsschwankungen können den Gewinn auffressen. Lösung: Forward Contracts oder natürliches Hedging durch Diversifikation.
Politische Risiken
Handelsembargos, Zollkriege, Brexit-Nachwehen – internationale Politik beeinflusst dein Business direkt. Lösung: Diversifizierte Lieferantenbasis und flexible Vertriebskanäle.
Compliance-Risiken
Jedes Land hat eigene Produktstandards, Importbestimmungen, Steuerregeln. Lösung: Lokale Compliance-Partner und robuste Documentation.
Credit-Risiken
Internationale Kunden bedeuten höhere Ausfallrisiken. Lösung: Kreditversicherung, Letters of Credit, Factoring.
Was bedeutet das für dich? Malta als Distributionshub ist kein Selbstläufer, sondern erfordert professionelle Vorbereitung und laufendes Management. Aber richtig gemacht, ist es einer der stärksten Wettbewerbsvorteile, die du dir aufbauen kannst.
Von der Idee zur Trading Company: Dein Fahrplan
Jetzt wird’s konkret. Ich führe dich durch den kompletten Gründungsprozess – so, wie ich ihn dutzende Male begleitet habe. Von der ersten Überlegung bis zum ersten Geschäftsabschluss. Ohne Schönfärberei, dafür mit allen Stolpersteinen, die du vermeiden kannst.
Phase 1: Vorbereitung und Planung (4-6 Wochen)
Business Case entwickeln
Bevor du auch nur einen Euro investierst, musst du die harten Zahlen auf den Tisch legen:
- Marktanalyse: Welche Produkte, welche Märkte, welche Margen?
- Wettbewerbsanalyse: Wer macht es bereits? Was ist dein Unique Selling Proposition?
- Finanzplanung: Startkapital, laufende Kosten, Break-Even-Point
- Risikoanalyse: Was kann schiefgehen? Wie sicherst du dich ab?
Meine Faustregel: Du brauchst mindestens €100.000-200.000 Startkapital für eine ernsthafte Trading Company. Davon gehen ca. 30% für Setup und erste Betriebskosten drauf, der Rest ist Working Capital für die ersten Warenbestellungen.
Steuerliche Vorplanung
Hier entscheidest du über Erfolg oder Misserfolg der gesamten Struktur:
Frage | Optionen | Steuerliche Auswirkung |
---|---|---|
Gesellschafterstruktur | Direktbeteiligung vs. Holding | 5% vs. 11,7% effektive Belastung |
Geschäftsmodell | Principal vs. Agent | Unterschiedliche VAT-Behandlung |
Lieferantenländer | EU vs. Drittland | Zoll und Präferenzabkommen |
Zielländer | B2B vs. B2C | VAT-Registrierungspflichten |
Standortbesichtigung Malta
Ein 3-4 Tage Trip nach Malta ist Pflicht. Nicht für den Urlaubsmodus, sondern für Business-Realitätscheck:
- Tag 1: Bürobesichtigungen in Sliema, St. Julians, Valletta
- Tag 2: Termine bei 2-3 Corporate Service Providern
- Tag 3: Bankentermine (vorab vereinbaren!)
- Tag 4: Malta Freeport Besichtigung, Logistik-Partner
Budget für den Trip: €2.000-3.000. Aber unverzichtbar, um ein Gefühl für das Business-Umfeld zu bekommen.
Phase 2: Gesellschaftsgründung (2-4 Wochen)
Company Formation: Schritt für Schritt
- Name Reservation (1-2 Tage):
- Namenscheck über Malta Business Registry
- Reservierung für 30 Tage (€35)
- Tipp: Nimm einen neutralen Namen, nicht „Trading“ oder „Import-Export“
- Memorandum & Articles (2-3 Tage):
- Object Clause möglichst breit formulieren
- Authorised Share Capital: €50.000-100.000 (nur €1.165 einzuzahlen)
- Registered Office Adresse organisieren
- Einreichung bei Malta Business Registry (5-10 Werktage):
- Form A (Company Registration)
- Memorandum & Articles
- Directors‘ Declaration
- Registrierungsgebühr: €245
- Certificate of Incorporation:
- Automatisch nach erfolgreicher Prüfung
- Ab jetzt ist die Company rechtsfähig
Gesellschafterstruktur optimieren
Die Standardgründung ist nur der erste Schritt. Für Steueroptimierung brauchst du meist eine Holding-Struktur:
Beispiel-Struktur:
Du (Deutschland) → Malta Holding Ltd. → Malta Trading Ltd.
Vorteil: Dividenden von Trading an Holding sind in Malta steuerfrei, Dividenden von Holding an dich haben nur 5% Quellensteuer durch DBA Deutschland-Malta
Phase 3: Operative Einrichtung (4-8 Wochen)
Banking Setup: Der schwierigste Teil
Kontoeröffnung für Trading Companies ist zur Kunst geworden. Hier meine Erfahrungswerte nach Banken:
Bank | Erfolgsquote Trading | Mindesteinlage | Bearbeitungszeit | Besonderheiten |
---|---|---|---|---|
Bank of Valletta | 60% | €25.000 | 8-12 Wochen | Strengste KYC, aber stabile Geschäftsbeziehung |
HSBC Malta | 40% | €50.000 | 6-10 Wochen | International fokussiert, hohe Mindesteinlage |
APS Bank | 70% | €10.000 | 4-8 Wochen | Trading-freundlicher, lokaler Service |
Citadel Commerce Bank | 80% | €15.000 | 2-4 Wochen | Spezialist für Business Banking |
Licence und Registrierungen
Nicht alle Trading Activities brauchen spezielle Lizenzen, aber manche schon:
- General Trading: Keine spezielle Lizenz nötig
- Food Import: Health Certificate von Food Safety Commission
- Pharmaceuticals: Marketing Authorization von Medicines Authority
- Financial Instruments: MFSA Lizenz (Malta Financial Services Authority)
- Telecommunications Equipment: Type Approval von Malta Communications Authority
VAT und EORI Registrierung
- VAT Registration (2-3 Wochen):
- Online über CFR Portal
- Keine Gebühren
- Sofort bei Gründung beantragen
- EORI Number (1-2 Wochen):
- Über Malta Customs Portal
- Kostenlos
- Voraussetzung für Import/Export
- Intrastat Registration:
- Automatisch bei VAT-Registrierung
- Meldepflicht ab €150.000 Jahresumsatz
Phase 4: Team und Infrastruktur (2-6 Wochen)
Economic Substance Team aufbauen
Ohne echtes Team in Malta läuft nichts. Hier deine Optionen:
Position | Full-time | Part-time | Outsourced | Typische Kosten |
---|---|---|---|---|
Managing Director | €35.000-50.000 | €15.000-25.000 | €8.000-15.000 | Abhängig von Erfahrung |
Operations Manager | €25.000-35.000 | €12.000-18.000 | €6.000-12.000 | Kernfunktion Trading |
Accountant/Bookkeeper | €20.000-30.000 | €8.000-15.000 | €3.000-8.000 | Compliance-kritisch |
Administrative Assistant | €18.000-25.000 | €8.000-12.000 | €2.000-5.000 | Support-Funktion |
Meine Empfehlung für den Start: 1 Vollzeit Operations Manager + 1 Part-time Accountant. Gesamtkosten: €35.000-45.000 jährlich. Das reicht für Economic Substance und operativen Betrieb.
Büro und IT-Infrastruktur
Serviced Offices sind oft die beste Lösung für den Start:
- Business Centers Sliema: €600-1.200/Monat für 2-3 Personen Büro
- Co-Working Spaces: €200-400/Monat pro Arbeitsplatz
- Dedicated Office Valletta: €400-800/Monat, aber weniger flexibel
IT-Setup Budget: €5.000-10.000 für professionelle Ausstattung (Server, Netzwerk, Software-Lizenzen).
Phase 5: Go-Live und erste Geschäfte (2-4 Wochen)
Supplier Onboarding
Deine Lieferanten müssen die maltesische Struktur verstehen und akzeptieren:
- Credit Application: Meist 30-60 Tage Zahlungsziel nötig für Cash Flow
- Delivery Terms: FOB, CIF oder DAP? Wer trägt Transport und Versicherung?
- Quality Assurance: Inspection-Rechte und Reklamationsverfahren
- Force Majeure: Besonders wichtig bei asiatischen Lieferanten
Customer Acquisition
B2B-Kunden wollen Sicherheit und Transparenz:
- Company Profile: Professionelle Firmen-Broschüre mit Malta-Background
- Financial Standing: Bank Reference und Company Registration
- Insurance Coverage: Professional Indemnity und Product Liability
- Compliance Certificates: ISO-Zertifikate, wenn relevant für deine Branche
First Deal Checklist
Beim ersten Geschäft entscheidet sich, ob deine Struktur funktioniert:
- Purchase Order: Von Malta Trading Company an Supplier
- Sales Contract: Von Malta Trading Company an Customer
- Shipping Instructions: Klarstellung der Delivery Terms
- Insurance Policy: Marine Cargo Insurance für Transport
- Import Documentation: Commercial Invoice, Packing List, Bill of Lading
- Customs Clearance: EORI Number und VAT Registration verwenden
- Payment Processing: Over maltesisches Bankkonto abwickeln
Was bedeutet das für dich? Plane mindestens 3-4 Monate vom ersten Gedanken bis zum ersten Deal. Und budgetiere €150.000-250.000 für Setup und erste 6 Monate Betrieb. Aber wenn alles läuft, hast du eine Struktur, die dich jahrelang begleiten kann.
Die teuersten Anfängerfehler – und wie du sie vermeidest
In drei Jahren habe ich praktisch jeden denkbaren Fehler gesehen – meist bei anderen, manchmal leider auch bei mir selbst. Diese Fails kosten nicht nur Geld, sondern manchmal die ganze Struktur. Hier die Top-Fehler mit konkreten Vermeidungsstrategien.
Fehler #1: Economic Substance unterschätzen
Der Klassiker: „Ich mache ein bisschen Remote Work von Deutschland aus, das reicht doch für Economic Substance.“
Warum es schiefgeht: Die Malta Business Registry prüft mittlerweile genau. Unternehmen ohne echte lokale Aktivität werden gemeldet – an deutsche Behörden inklusive.
Was es kostet: €10.000-50.000 Strafe plus mögliche deutsche Hinzuschätzung der gesamten Gewinne.
So vermeidest du es:
- Vom ersten Tag echten Malta-Mitarbeiter einstellen (nicht nur auf dem Papier)
- Alle wichtigen Geschäftsentscheidungen dokumentiert in Malta treffen
- Mindestens 1-2 Tage pro Monat physisch in Malta verbringen
- Board Meetings regelmäßig in Malta abhalten und protokollieren
Fehler #2: VAT-Compliance schlampig handhaben
Der Klassiker: „VAT ist doch nur Durchlaufposten, da kann nicht viel schiefgehen.“
Warum es schiefgeht: Import-Export-VAT ist kompliziert. Ein falscher VAT-Satz oder fehlende Exportnachweise machen aus 0% schnell 18%.
Was es kostet: Bei €1 Million Jahresumsatz können VAT-Fehler €50.000-180.000 kosten.
Realer Fall aus meiner Praxis:
Trading Company importiert Textilien aus Pakistan für €500.000, verkauft nach Deutschland für €650.000. Exportnachweis unvollständig → Malta Customs behandelt es als lokale Lieferung → €90.000 VAT nachgefordert plus €15.000 Strafe.
So vermeidest du es:
- Professionelle VAT-Software ab dem ersten Tag (€200-500/Monat)
- Monatliche Abstimmung mit lokalem VAT-Berater
- Alle Exportnachweise doppelt sichern (Digital + Papier)
- EU-VAT-Nummern regelmäßig über VIES-System prüfen
Fehler #3: Transfer Pricing ignorieren
Der Klassiker: „Wir sind noch klein, Transfer Pricing interessiert niemanden.“
Warum es schiefgeht: Ab €500.000 Jahresumsatz schauen sich Steuerbehörden deine Preisgestaltung genau an. Übertriebene Malta-Margen fallen sofort auf.
Was es kostet: Gewinnberichtigung plus 20% Strafe plus Nachzinsen – kann schnell €100.000+ werden.
So vermeidest du es:
- Von Anfang an marktübliche Margen kalkulieren (5-15% für reine Distribution)
- Ab €2 Million Umsatz Transfer Pricing Documentation erstellen lassen
- Benchmarking-Studien für deine Branche beschaffen
- Alle Preisanpassungen dokumentieren und begründen
Fehler #4: Banking Relationship vernachlässigen
Der Klassiker: „Hauptsache, das Konto ist eröffnet, den Rest sehen wir dann.“
Warum es schiefgeht: Maltesische Banken überwachen Trading Companies extrem genau. Unerwartete Transaktionsmuster führen zu Kontosperrungen.
Realer Fall:
Trading Company wechselt spontan von Elektronik zu Lebensmitteln. Bank sperrt Konto, weil das nicht dem ursprünglichen Business Plan entspricht. 6 Wochen ohne Banking = Geschäftsstillstand.
So vermeidest du es:
- Relationship Manager pflegen (vierteljährliche Updates)
- Business Plan bei wesentlichen Änderungen aktualisieren
- Ungewöhnliche Transaktionen vorab ankündigen
- Backup-Bankkonto bei zweiter Bank führen
Fehler #5: Compliance-Termine verpassen
Der Klassiker: „Die Fristen sind ja noch ewig hin, das schaffen wir locker.“
Warum es schiefgeht: Maltesische Behörden sind bei Fristen gnadenlos. Ein vergessener Annual Return kann deine Gesellschaft auflösen.
Die teuersten Fristversäumnisse:
Versäumnis | Direkte Strafe | Folgekosten | Worst Case |
---|---|---|---|
VAT Return verspätet | €200-500 | Zinsen 8% p.a. | €5.000-20.000 |
Annual Return verspätet | €100 + €20/Monat | Strike-off Verfahren | Gesellschaft gelöscht |
Jahresabschluss verspätet | €233 + €6/Tag | Bank Relationship Problem | Konto gekündigt |
Economic Substance Report | €5.000-10.000 | Meldung ans Heimatland | Steuerliche Anerkennung verloren |
So vermeidest du es:
- Compliance Calendar mit allen Terminen (Digital + Papier)
- Automatische Erinnerungen 4 Wochen und 1 Woche vor Frist
- Backup-Ansprechpartner für Notfälle
- Service Provider mit garantierten SLAs beauftragen
Fehler #6: Produkthaftung und Versicherung unterschätzen
Der Klassiker: „Wir verkaufen nur, wir produzieren nicht – da ist das Haftungsrisiko minimal.“
Warum es schiefgeht: Als Importeur bist du in der EU oft der erste Ansprechpartner für Produkthaftung. Besonders bei Elektronik aus Asien.
Realer Worst Case:
Trading Company importiert Handyladegeräte aus China. Ein Ladegerät verursacht Wohnungsbrand in Deutschland. Schaden: €200.000. Hersteller in China nicht greifbar. Trading Company haftet voll.
So schützt du dich:
- Product Liability Insurance: €1.000-5.000 jährlich für €1-5 Million Coverage
- CE-Konformität bei allen relevanten Produkten prüfen
- Supplier Agreements mit Regressklauseln
- Produkttests bei kritischen Kategorien (Elektronik, Spielzeug, etc.)
Fehler #7: Exit-Strategie vergessen
Der Klassiker: „Warum soll ich über Exit nachdenken? Wir fangen doch gerade erst an.“
Warum es wichtig ist: Geschäfte ändern sich, Gesetze ändern sich, persönliche Umstände ändern sich. Ohne Exit-Plan sitzt du in der Malta-Falle.
Typische Exit-Szenarien:
- Verkauf der Trading Company an Wettbewerber
- Rückverlegung nach Deutschland wegen Familie
- Merger mit größerem Unternehmen
- Umstellung auf andere Steuerstruktur
Was du von Anfang an beachten solltest:
- Clean Corporate Structure (keine versteckten Abhängigkeiten)
- Übertragbare Verträge (nicht personengebunden)
- Dokumentierte Prozesse und Systeme
- Flexible Gesellschafterverträge
Was bedeutet das für dich? Die meisten Fehler passieren nicht aus Böswilligkeit, sondern aus Unwissen oder Nachlässigkeit. Investiere lieber €20.000-30.000 mehr in professionelle Beratung und Setup, statt später €100.000+ für Compliance-Fails zu zahlen.
Häufig gestellte Fragen
Muss ich persönlich in Malta leben, um eine Trading Company zu führen?
Nein, du musst nicht in Malta leben. Aber du brauchst „Economic Substance“ – echte Geschäftstätigkeit vor Ort. Das bedeutet: lokale Mitarbeiter, regelmäßige Anwesenheit (mindestens 1-2 Tage pro Monat), und wichtige Geschäftsentscheidungen müssen in Malta getroffen werden. Eine reine Remote-Führung aus Deutschland funktioniert seit 2019 nicht mehr legal.
Wie hoch sind die Mindestkosten für eine maltesische Trading Company jährlich?
Rechne mit €50.000-80.000 jährlichen Grundkosten: €25.000-35.000 für einen lokalen Mitarbeiter, €10.000-15.000 für Büro, €8.000-12.000 für Compliance und Buchhaltung, €5.000-10.000 für Versicherungen und sonstige Betriebskosten. Dazu kommen variable Kosten je nach Geschäftsvolumen.
Welche Waren kann ich nicht über Malta handeln?
Grundsätzlich kannst du mit allem handeln, aber bestimmte Kategorien brauchen spezielle Lizenzen: Lebensmittel (Health Certificate), Medikamente (Marketing Authorization), Chemikalien (REACH-Registrierung), Waffen (Waffenhandels-Lizenz), Tabak und Alkohol (Excise License). Völlig verboten sind illegale Drogen, gestohlene Kunstwerke und Waren aus sanktionierten Ländern.
Kann ich die 5% Steuerbelastung von Anfang an nutzen?
Die 5% gelten nur für ausländische Quellengewinne mit dem 6/7tel-Rückerstattungssystem. Das funktioniert aber nur, wenn du Gewinne ausschüttest und die Substance-Anforderungen erfüllst. In den ersten Jahren landest du oft bei 11,7% (Malta-Quelle), weil du noch lokale Strukturen aufbaust. Die 5% sind das Optimierungsziel, nicht der Startwert.
Wie lange dauert die Kontoeröffnung bei maltesischen Banken?
Für Trading Companies: 6-12 Wochen bei lokalen Banken (Bank of Valletta, APS Bank), 4-8 Wochen bei spezialisierten Business Banken (Citadel Commerce Bank). Du brauchst einen detaillierten Business Plan, Nachweis der Kapitalherkunft und oft ein persönliches Interview. Backup-Plan: EU-Banken mit Malta-IBAN (Revolut Business, Wise Business) als Überbrückung.
Was passiert, wenn sich die EU-Steuergesetze ändern?
Malta muss alle EU-Direktiven umsetzen, aber das Grundprinzip (35% Körperschaftssteuer mit Rückerstattungen) ist seit 1994 stabil. Die größte Veränderung waren 2019 die Economic Substance Requirements. Künftige Risiken: weitere Verschärfung der Substance-Anforderungen und mögliche EU-weite Mindestbesteuerung. Aber Malta wird immer versuchen, wettbewerbsfähig zu bleiben.
Brauche ich einen maltesischen Direktor oder Gesellschafter?
Nein, weder Direktoren noch Gesellschafter müssen maltesisch oder EU-Bürger sein. Du kannst als deutscher Staatsangehöriger 100% der Anteile halten und selbst Direktor sein. Wichtig ist nur eine maltesische Registered Office Adresse (meist über Service Provider) und die Economic Substance vor Ort.
Wie funktioniert die VAT bei Drop-Shipping über Malta?
Kompliziert! Wenn du Waren aus China direkt an einen französischen Kunden liefern lässt, ohne dass die Ware Malta berührt, gilt das als französische Lieferung mit französischer VAT. Du musst dich dann in Frankreich VAT-registrieren. Echtes Malta-Drop-Shipping funktioniert nur, wenn die Ware zumindest nominal über Malta läuft (Malta Freeport als Umschlagplatz).
Welche Versicherungen brauche ich als Trading Company?
Mindestens: Professional Indemnity (€1.000-3.000/Jahr), Product Liability (€2.000-5.000/Jahr), Marine Cargo Insurance (0,1-0,5% des Warenwerts), General Third Party Liability (€500-1.500/Jahr). Bei Lagerung in Malta zusätzlich: Property Insurance und Stock Insurance. Gesamtbudget: €5.000-15.000 jährlich je nach Geschäftsvolumen.
Kann ich meine bestehende deutsche GmbH nach Malta verlagern?
Theoretisch ja, praktisch sehr aufwendig. Du brauchst eine grenzüberschreitende Verschmelzung nach EU-Recht, Zustimmung aller Gesellschafter, steuerliche Unbedenklichkeitsbescheinigung und oft jahrelange Diskussionen mit deutschen Behörden. Meist ist eine Neugründung in Malta mit Asset-Transfer einfacher und schneller.