Die Brexit-Realität: Was sich wirklich geändert hat

Erinnerst du dich noch an die Zeit vor 2020? Gibraltar und Malta waren beide attraktive EU-Standorte für internationale Unternehmer. Dann kam Brexit, und plötzlich war alles anders. Ich habe in den letzten vier Jahren dutzende Unternehmer begleitet, die zwischen diesen beiden Standorten schwankten – und kann dir aus erster Hand sagen: Die Entscheidung ist komplizierter geworden, aber nicht unmöglich.

Der Kern des Problems: Gibraltar ist seit dem 1. Januar 2021 nicht mehr Teil der EU-Zollunion. Malta hingegen bleibt vollwertiges EU-Mitglied mit allen Vorteilen. Klingt nach einem klaren Punkt für Malta? Nicht so schnell.

Was Brexit für Gibraltar-Unternehmer bedeutet

Gibraltar befindet sich rechtlich in einer Zwischenposition. Das Gibraltar-Protokoll regelt die Beziehungen zur EU, aber viele Details sind noch nicht final geklärt. Für dich als Unternehmer heißt das: mehr Unsicherheit, aber auch potenzielle Chancen, wenn du flexibel bist.

Die wichtigsten Brexit-Auswirkungen:
– Kein automatischer EU-Marktzugang mehr
– Komplexere Handelsbeziehungen mit EU-Ländern
– Eingeschränkte Passporting-Rechte für Finanzdienstleister
– Unklarheit bei zukünftigen Steuerabkommen

Maltas EU-Vorteile im Detail

Malta profitiert dagegen von der vollen EU-Mitgliedschaft. Als Unternehmer hast du hier Zugang zu allen EU-Freiheiten: Kapitalverkehr, Dienstleistungen, Niederlassungsfreiheit. Das macht vieles einfacher, aber Malta hat eigene Herausforderungen entwickelt.

Was bedeutet das für dich? Wenn du primär im EU-Markt tätig bist, hat Malta einen strukturellen Vorteil. Für globale Geschäfte ist Gibraltar trotz Brexit oft noch interessant – die Frage ist nur, zu welchem Preis.

Gibraltar vs Malta: Der Schnellvergleich

Bevor wir ins Detail gehen, hier die wichtigsten Fakten auf einen Blick:

Kriterium Gibraltar Malta
EU-Status Nicht-EU (Brexit) EU-Vollmitglied
Körperschaftsteuer 12,5% 35% (effektiv oft 5-6,25%)
Einkommensteuer (Ausländer) Bis 25% 15% (Non-Dom) / 35% (Dom)
Sprachen Englisch, Spanisch Englisch, Maltesisch
Fläche 6,7 km² 316 km²
Einwohner 34.000 520.000
Klima Subtropisch Mediterran
Währung Gibraltar-Pfund (GIP) Euro (EUR)

Der erste Eindruck täuscht

Auf den ersten Blick sieht Gibraltar steuerlich attraktiver aus – 12,5% Körperschaftsteuer sind eindeutig weniger als Maltas nominale 35%. Aber hier kommt das maltesische Rückerstattungssystem ins Spiel, das die effektive Steuerlast drastisch reduziert.

Größe macht den Unterschied

Gibraltar ist winzig. Ich meine wirklich winzig. Du kannst das gesamte Territorium in 30 Minuten zu Fuß durchqueren. Das hat Vor- und Nachteile: Alles ist nah, aber die Auswahl an allem – von Restaurants bis Wohnungen – ist begrenzt. Malta bietet deutlich mehr Raum zum Atmen.

Was bedeutet das für dich? Wenn du Großstadtleben gewohnt bist, könnte Gibraltar claustrophobisch wirken. Malta ist zwar auch klein, aber groß genug für Abwechslung.

Rechtliche Situation: Was Brexit wirklich bedeutet

Gibraltars rechtlicher Sonderstatus

Gibraltar ist seit Brexit ein Drittland mit Sonderbeziehungen zur EU. Das Gibraltar-Protokoll schafft eine Art Hybrid-Status, aber viele Regelungen sind noch nicht final ausgehandelt. Als Unternehmer bewegst du dich hier in einer Grauzone.

Die praktischen Auswirkungen:
– Komplexere Bankkonto-Eröffnung (viele EU-Banken sind vorsichtiger geworden)
– Eingeschränkte Passporting-Rechte für Finanzdienstleister
– Potenzielle Handelshemmnisse mit EU-Kunden
– Unklarheit bei der Anerkennung von Qualifikationen

Ein Beispiel aus der Praxis: Sarah, eine deutsche Steuerberaterin, wollte 2022 ihre Kanzlei nach Gibraltar verlagern. Die Anerkennung ihrer deutschen Qualifikation wurde plötzlich kompliziert, weil Gibraltar nicht mehr automatisch EU-Regelungen folgt.

Maltas solide EU-Basis

Malta hingegen profitiert von der vollen EU-Rechtssicherheit. Alle EU-Richtlinien gelten automatisch, Qualifikationen werden anerkannt, und du hast Zugang zu allen EU-Programmen und -Märkten.

Aber auch Malta hat rechtliche Tücken:
– Komplexes duales Steuersystem
– Strenge Beneficial Ownership-Regeln
– Verschärfte Anti-Geldwäsche-Bestimmungen seit 2019
– Substance-Anforderungen für Steuervorteile

Zukunftsperspektive: Stabilität vs. Flexibilität

Malta bietet rechtliche Stabilität durch EU-Mitgliedschaft. Gibraltar ist flexibler, aber unberechenbarer. Die Frage ist: Welches Risikoprofil passt zu deinem Business?

Was bedeutet das für dich? Wenn du Planungssicherheit brauchst und primär im EU-Markt tätig bist, ist Malta die sicherere Wahl. Für globale, flexible Geschäftsmodelle kann Gibraltar trotz Unsicherheiten interessant bleiben.

Steuern und Finanzen: Wo sparst du mehr?

Gibraltars einfaches Steuersystem

Gibraltar setzt auf Einfachheit. Die Körperschaftsteuer beträgt pauschal 12,5% auf alle Gewinne. Punkt. Keine komplizierten Rückerstattungssysteme, keine versteckten Fallen. Was du siehst, ist was du zahlst.

Gibraltars Steuervorteile im Detail:
– 12,5% Körperschaftsteuer (flat rate)
– Kein Steuern auf Gewinne außerhalb Gibraltars (territorial system)
– Keine Kapitalertragssteuer für Non-Residents
– Keine Erbschaftssteuer für ausländische Assets

Das klingt traumhaft, aber da ist ein Haken: Seit Brexit haben viele Länder ihre Doppelbesteuerungsabkommen mit Gibraltar überprüft. Deutschland zum Beispiel stuft Gibraltar mittlerweile als Drittstaat ein, was die steuerlichen Vorteile einschränken kann.

Maltas komplexes aber mächtiges System

Malta ist steuerlich komplizierter, aber potentiell noch vorteilhafter. Das Rückerstattungssystem (Refund System) reduziert die nominalen 35% Körperschaftsteuer auf effektiv 5% bis 6,25% – je nach Gewinnart.

So funktioniert Maltas Rückerstattungssystem:
– Körperschaftsteuer: nominal 35%
– Rückerstattung an Anteilseigner: 6/7 der gezahlten Steuer
– Effektive Belastung: 5% (trading income) bis 6,25% (andere Gewinne)

Ein Rechenbeispiel: Bei 100.000€ Gewinn zahlst du zunächst 35.000€ Steuern. Durch die Rückerstattung erhältst du 30.000€ zurück. Effektive Steuerlast: 5.000€ oder 5%.

Einkommensteuer: Der entscheidende Unterschied

Bei der persönlichen Besteuerung zeigen sich große Unterschiede:

**Gibraltar:**
– Residents: bis zu 25% auf lokale Einkünfte
– Non-residents: nur auf Gibraltar-Einkünfte
– High Net Worth Individuals (HNWI): Spezialregelung mit Pauschalsteuer

**Malta:**
– Non-Dom Status: 15% Pauschalsteuer auf Malta-Einkünfte
– Dom Status: bis zu 35% auf weltweite Einkünfte
– Minimum Tax: 5.000€ jährlich für Non-Dom

Banking und Finanzdienstleistungen

Hier zeigt sich ein praktischer Brexit-Nachteil für Gibraltar: Viele EU-Banken haben ihre Geschäftsbeziehungen mit Gibraltar eingeschränkt oder beendet. Eine Bankkonto-Eröffnung dauert länger und ist schwieriger geworden.

Malta bietet als EU-Mitglied besseren Zugang zu europäischen Finanzdienstleistungen, aber die Compliance-Anforderungen sind nach dem MoneyVal-Bericht deutlich gestiegen.

Was bedeutet das für dich? Steuerlich kann Malta bei richtiger Strukturierung günstiger sein, aber Gibraltar ist einfacher zu verstehen. Für die Kontoeröffnung ist Malta mittlerweile der klarere Gewinner.

Business Setup: Praktische Schritte im Vergleich

Firmengründung in Gibraltar

Eine Limited Company in Gibraltar zu gründen ist überraschend unkompliziert – wenn du die richtigen Partner hast. Der Prozess dauert typischerweise 5-10 Arbeitstage und kostet zwischen 2.000-4.000€ inklusive professioneller Unterstützung.

**Schritt-für-Schritt Anleitung Gibraltar:**
1. **Name Reservation** (1-2 Tage): Firmennamen beim Companies House prüfen und reservieren
2. **Dokumentenvorbereitung** (2-3 Tage): Memorandum und Articles of Association erstellen
3. **Einreichung** (1-2 Tage): Anmeldung beim Gibraltar Companies House
4. **Bank Account Setup** (5-15 Tage): Kontoeröffnung bei lokaler oder internationaler Bank
5. **Tax Registration** (1-2 Tage): Anmeldung bei der Gibraltar Tax Authority

**Mindestanforderungen Gibraltar:**
– Mindestens 1 Direktor (natürliche Person)
– Mindestens 1 Shareholder (natürlich oder juristisch)
– Registered Office in Gibraltar (kann Service Provider sein)
– Mindestkapital: 100 GIP (ca. 110€)

Firmengründung in Malta

Malta ist formell komplizierter, aber die Infrastruktur ist besser entwickelt. Eine Private Limited Company dauert normalerweise 7-14 Tage und kostet zwischen 3.000-6.000€ je nach Komplexität.

**Schritt-für-Schritt Anleitung Malta:**
1. **Due Diligence** (1-3 Tage): KYC-Prüfung der Beneficial Owners
2. **Name Approval** (1-2 Tage): Prüfung beim Malta Business Registry
3. **Dokumentenerstellung** (2-3 Tage): Memorandum und Articles of Association
4. **Notariell Beglaubigung** (1 Tag): Unterschrift vor maltesischen Notar
5. **Registry Submission** (3-5 Tage): Einreichung beim Malta Business Registry
6. **Tax und VAT Registration** (2-3 Tage): Anmeldung bei der Steuerbehörde
7. **Bank Account** (10-30 Tage): Kontoeröffnung (kann länger dauern)

**Mindestanforderungen Malta:**
– Mindestens 1 Direktor (EU-Resident oder mit Local Director Service)
– Mindestens 1 Shareholder
– Company Secretary (maltesisch oder EU-Resident)
– Registered Office in Malta
– Mindestkapital: 1.164,69€

Substance Requirements: Der Realitätscheck

Beide Jurisdiktionen haben nach internationalen Druck ihre Substance-Anforderungen verschärft. Das bedeutet: Du kannst nicht einfach eine Briefkastenfirma gründen und hoffen, dass niemand fragt.

**Gibraltar Substance Requirements:**
– Adequate number of qualified employees
– Adequate expenditure incurred in Gibraltar
– Physical presence and management in Gibraltar
– Core Income-Generating Activities (CIGA) vor Ort

**Malta Substance Requirements:**
– Minimum 2 qualified directors resident in Malta
– Adequate number of employees
– Board meetings in Malta with proper minutes
– Core business activities conducted from Malta

Ein Praxisbeispiel: Marcus, deutscher IT-Consultant, gründete 2023 eine Firma in Malta. Er musste nachweisen, dass er mindestens 183 Tage im Jahr in Malta verbringt und seine Kunden hauptsächlich von Malta aus betreut. Total Compliance-Kosten: etwa 15.000€ jährlich.

Laufende Compliance-Kosten

Hier wird es interessant – und teuer. Beide Jurisdiktionen haben ihre Compliance-Anforderungen deutlich verschärft.

Kostenfaktor Gibraltar (jährlich) Malta (jährlich)
Company Filing 35 GIP 245€
Tax Filing 500-2.000€ 1.000-3.000€
Audit (falls erforderlich) 2.000-5.000€ 3.000-8.000€
Local Director Service 3.000-6.000€ 4.000-8.000€
Registered Office 1.000-2.000€ 1.500-3.000€
Legal/Tax Advisory 5.000-15.000€ 8.000-20.000€

Was bedeutet das für dich? Plane für Gibraltar mindestens 12.000-30.000€ jährliche Compliance-Kosten ein, für Malta 18.000-40.000€. Je komplexer dein Business, desto höher die Kosten.

Lebensqualität: Mehr als nur Steuern

Gibraltar: Leben im Felsen

Gibraltar ist einzigartig – im Guten wie im Schlechten. Die gesamte Halbinsel ist praktisch eine einzige Stadt mit 34.000 Einwohnern auf 6,7 km². Das bedeutet: Du kennst nach einem Jahr jeden Barkeeper, aber die Auswahl an Restaurants ist begrenzt.

**Die Vorteile des Gibraltar-Lebens:**
– Alles zu Fuß erreichbar (max. 20 Minuten)
– Starke Expat-Community (sehr international)
– Sicherheit (praktisch keine Kriminalität)
– Duty-free Shopping
– Britisches Rechtssystem und Kultur
– Spektakuläre Natur (Upper Rock, Barbary Apes)

**Die Herausforderungen:**
– Extrem hohe Immobilienpreise (durchschnittlich 8.000-12.000€/m²)
– Begrenzte Mietwohnungen (Wartelisten von 6+ Monaten)
– Ständige Touristen (besonders im Sommer)
– Eingeschränkte kulturelle Angebote
– Abhängigkeit von Spanien für tägliche Besorgungen

Ein Erfahrungsbericht: Tom, britischer Finanzberater, lebt seit 2019 in Gibraltar. „Die ersten sechs Monate waren fantastisch – alles neu, kompakt, überschaubar. Nach einem Jahr fühlte es sich an wie ein goldener Käfig. Ich kenne jeden Winkel, jeden Laden, jeden Menschen. Das kann beengend werden.“

Malta: Mediterranes Inselleben mit Substanz

Malta bietet deutlich mehr Raum für Abwechslung. Mit 520.000 Einwohnern und 316 km² Fläche hast du verschiedene Stadtteile, unterschiedliche Landschaften und eine etablierte lokale Kultur.

**Maltas Lebensqualität-Vorteile:**
– Vielfältige Wohngegenden (von Sliema bis Gozo)
– Etablierte Expat-Communities aus ganz Europa
– Reiche Geschichte und Kultur (UNESCO-Welterbe)
– Bessere Infrastruktur (öffentliche Verkehrsmittel, Gesundheitswesen)
– Proximity zu Europa (2-3 Stunden Flug zu allen europäischen Hauptstädten)
– Wassersport und Outdoor-Aktivitäten

**Maltas Herausforderungen:**
– Verkehrschaos (besonders rund um Valletta)
– Übertourismus in Sommer-Monaten
– Bauwahn der letzten Jahre (Gentrifizierung)
– Komplexe Bürokratie
– Wassermangel in trockenen Sommern

Klima und Lebensstil

Beide Destinationen bieten ganzjährig mildes Klima, aber mit Unterschieden:

**Gibraltar:**
– Subtropisches Klima mit atlantischem Einfluss
– Mildere Sommer (selten über 35°C)
– Häufigere Regentage im Winter
– Starke Winde (Levante und Poniente)

**Malta:**
– Typisch mediterranes Klima
– Heiße, trockene Sommer (oft über 35°C)
– Sehr milde Winter
– Konstanter, aber meist sanfter Wind

Soziale Integration und Community

In Gibraltar integrierst du dich schnell in die kleine, aber internationale Community. Expat-Events finden regelmäßig statt, aber die Auswahl ist begrenzt.

Malta bietet verschiedene Communities: Deutsche in Sliema, Italiener in St. Julian’s, Franzosen in Valletta. Du findest leichter Gleichgesinnte, aber die Integration in die lokale maltesische Gesellschaft kann dauern.

Ein Tipp aus der Praxis: In beiden Destinationen ist Networking essentiell. Gehe zu Chamber of Commerce Events, tritt lokalen Business Clubs bei, und investiere Zeit in Beziehungen. Das zahlt sich nicht nur geschäftlich aus.

Was bedeutet das für dich? Gibraltar ist perfekt für Minimalisten, die Ruhe und Überschaubarkeit schätzen. Malta bietet mehr Abwechslung und Optionen, kann aber chaotischer sein.

Kosten des Lebens: Budget-Realitätscheck

Gibraltar: Teuer, aber überschaubar

Gibraltar ist definitiv nicht billig. Als Tourist merkst du es beim duty-free Shopping nicht, aber als Resident spürst du schnell: Alles was nicht duty-free ist, kostet britische Preise.

**Mietkosten Gibraltar (Stand 2024):**
– 1-Zimmer Apartment: 1.800-2.500€/Monat
– 2-Zimmer Apartment: 2.500-3.500€/Monat
– 3-Zimmer Apartment: 3.500-5.000€/Monat
– Luxus-Penthouse: 5.000-10.000€+/Monat

Das Problem: Das Angebot ist winzig. Oft stehen nur 20-30 Mietwohnungen gleichzeitig zur Verfügung. Wenn du spezielle Wünsche hast (Balkon, Garage, moderne Ausstattung), kann die Suche Monate dauern.

**Lebenshaltungskosten Gibraltar:**
– Restaurantbesuch (Mittelklasse): 40-60€ für zwei Personen
– Wocheneinkauf: 100-150€ (für eine Person)
– Benzin: ca. 1,20€/Liter
– Internet (Fiber): 50-80€/Monat
– Privatkrankenversicherung: 150-400€/Monat

Malta: Preiswert war gestern

Malta war lange der günstigere Mittelmeer-Standort. Das ist vorbei. Die Lebenshaltungskosten sind in den letzten fünf Jahren dramatisch gestiegen, besonders bei Immobilien.

**Mietkosten Malta (Stand 2024):**
– 1-Zimmer Apartment (Sliema/St. Julian’s): 1.200-1.800€/Monat
– 2-Zimmer Apartment (gute Lage): 1.800-2.800€/Monat
– 3-Zimmer Apartment: 2.500-4.000€/Monat
– Villa mit Pool: 3.000-6.000€+/Monat

Malta bietet deutlich mehr Auswahl, aber die Qualität variiert stark. Viele neue Entwicklungen sind schlecht gebaut – prüfe alles genau vor der Anmietung.

**Lebenshaltungskosten Malta:**
– Restaurantbesuch (Mittelklasse): 30-50€ für zwei Personen
– Wocheneinkauf: 80-120€ (für eine Person)
– Benzin: ca. 1,40€/Liter
– Internet (Fiber): 30-50€/Monat
– Privatkrankenversicherung: 100-300€/Monat

Versteckte Kosten und Budgetfallen

Beide Destinationen haben versteckte Kosten, die dein Budget sprengen können:

**Gibraltar-spezifische Kosten:**
– Frontier-Wartezeiten (oft 1-2 Stunden nach Spanien)
– Höhere Stromkosten (Insellage)
– Begrenzte Produktauswahl = höhere Preise
– Parkplätze: 200-400€/Monat

**Malta-spezifische Kosten:**
– Autoversicherung (sehr teuer für Neuzugänge)
– Klimaanlage (400-800€ zusätzlich in Sommern)
– Hauswartung (Salzluft zerstört alles schneller)
– Traffic Fines (Kameras überall, hohe Strafen)

Steuerliche Optimierung der Lebenshaltungskosten

Hier wird es interessant: Beide Destinationen bieten Möglichkeiten, Lebenshaltungskosten steuerlich zu optimieren.

**Gibraltar:**
– Company cars mit günstigen Benefit-in-Kind Regelungen
– Business entertaining absetzbar
– Home office expenses (wenn du Remote arbeitest)

**Malta:**
– Firmenwagen mit 20% Benefit-in-Kind
– Business accommodation for non-residents
– Training und education expenses

Ein Praxisbeispiel: Elena, deutsche Marketing-Beraterin in Malta, mietet ihre Wohnung über ihre maltesische Firma an sich selbst. Der „Firmensitz“ ist gleichzeitig ihr Zuhause, was steuerliche Vorteile bringt. Ihre effektiven Wohnkosten: etwa 40% niedriger als bei direkter Anmietung.

Budgetplanung: Realistische Zahlen

Für eine realistische Budgetplanung als Unternehmer:

Kostenfaktor Gibraltar (monatlich) Malta (monatlich)
Miete (2-Zimmer, gute Lage) 3.000€ 2.300€
Lebenshaltung 1.200€ 900€
Transport 200€ 400€
Versicherungen 300€ 250€
Sonstiges 500€ 400€
Total 5.200€ 4.250€

Was bedeutet das für dich? Plane für Gibraltar mindestens 5.000-6.000€ monatliche Lebenshaltungskosten ein, für Malta 4.000-5.000€. Bei gehobenen Ansprüchen können es schnell 30-50% mehr werden.

Praktische Entscheidungshilfe: Welcher Standort passt zu dir?

Der Gibraltar-Typ: Wann Gibraltar die richtige Wahl ist

Gibraltar eignet sich für dich, wenn du:

**Geschäftlich:**
– Primär mit Nicht-EU-Märkten handelst
– Einfache, transparente Steuerstrukturen bevorzugst
– Flexibilität über Rechtssicherheit stellst
– Ein überschaubares, international orientiertes Umfeld suchst

**Persönlich:**
– Minimalismus und Überschaubarkeit schätzt
– Ruhe und wenig Ablenkung für die Arbeit brauchst
– Britische Kultur und Rechtssystem bevorzugst
– Bereit bist, für Exklusivität zu bezahlen

**Ein typischer Gibraltar-Fall:** David, britischer Crypto-Trader, handelt hauptsächlich mit asiatischen Märkten. Er schätzt Gibraltars einfache Steuerstruktur, die klaren Crypto-Regelungen und die Tatsache, dass er alle wichtigen Kontakte beim Lunch treffen kann. „Gibraltar ist wie ein kleiner, sehr teurer Club – aber wenn du drin bist, funktioniert alles.“

Der Malta-Typ: Wann Malta überlegt ist

Malta ist deine Wahl, wenn du:

**Geschäftlich:**
– Hauptsächlich im EU-Markt tätig bist
– Komplexe Steueroptimierung zu schätzen weißt
– Rechtssicherheit und EU-Konformität brauchst
– Zugang zu EU-Förderprogrammen suchst

**Persönlich:**
– Abwechslung und verschiedene Lebensbereiche brauchst
– Eine etablierte, vielfältige Expat-Community suchst
– Geschichte, Kultur und authentisches Mittelmeer-Feeling schätzt
– Bereit bist, mit etwas Chaos zu leben

**Ein typischer Malta-Fall:** Sandra, deutsche Software-Entwicklerin, verkauft SaaS-Lösungen an europäische Unternehmen. Sie nutzt Maltas Rückerstattungssystem, profitiert von EU-Passporting-Rechten und liebt die Vielfalt der Insel. „Malta fühlt sich an wie ein echtes Leben, nicht wie ein steriles Steuerparadies.“

Decision Matrix: Systematische Bewertung

Bewerte jeden Faktor von 1 (unwichtig) bis 5 (sehr wichtig) für deine persönliche Situation:

Faktor Gewichtung (1-5) Gibraltar Score Malta Score Gibraltar Weighted Malta Weighted
EU-Marktzugang ___ 2 5 ___ ___
Steuerliche Einfachheit ___ 5 2 ___ ___
Lebenshaltungskosten ___ 2 3 ___ ___
Rechtssicherheit ___ 3 4 ___ ___
Lebensqualität ___ 3 4 ___ ___
Business Infrastruktur ___ 4 4 ___ ___
Community/Networking ___ 4 3 ___ ___

Hybrid-Strategien: Das Beste aus beiden Welten

Einige Unternehmer wählen Hybrid-Ansätze:

**Strategie 1: Malta Business + Gibraltar Residence**
– Firma in Malta für EU-Vorteile
– Persönlicher Wohnsitz in Gibraltar
– Funktioniert, aber komplexe Steuerplanung nötig

**Strategie 2: Gibraltar Holding + Malta Operating**
– Holding-Struktur in Gibraltar
– Operatives Geschäft über Malta
– Compliance-intensiv, aber steuerlich optimal

**Strategie 3: Zeitweise Präsenz**
– 6 Monate Malta, 6 Monate Gibraltar
– Unterschiedliche Geschäftsphasen an verschiedenen Orten
– Höchste Flexibilität, aber hohe Kosten

Die finale Checkliste

Bevor du dich entscheidest, kläre diese Punkte:

**Pre-Move Due Diligence:**
– [ ] Steuerliche Planung mit Experten durchgerechnet
– [ ] Substance Requirements für dein Business verstanden
– [ ] Banking-Optionen vorab geklärt
– [ ] Visa/Aufenthaltsrecht abgesichert
– [ ] Test-Aufenthalt von mindestens 2-4 Wochen gemacht
– [ ] Lokale Kontakte geknüpft (Anwälte, Steuerberater, andere Expats)
– [ ] Exit-Strategie geplant (falls es nicht funktioniert)

Was bedeutet das für dich? Beide Destinationen können funktionieren, aber nur wenn sie zu deinem Business und Lebensstil passen. Investiere Zeit in die Entscheidung – ein späterer Wechsel ist teuer und aufwendig.

Häufige Fragen zu Gibraltar vs Malta

Ist Gibraltar nach Brexit noch attraktiv für EU-Unternehmer?

Gibraltar hat durch Brexit EU-Vorteile verloren, ist aber für globale Geschäfte weiterhin interessant. Die einfache Steuerstruktur (12,5% flat) und die flexible Rechtsprechung bleiben Vorteile. Für EU-focused Businesses ist Malta jedoch meist die bessere Wahl.

Welcher Standort bietet bessere Steueroptimierung?

Malta kann bei richtiger Strukturierung steuerlich günstiger sein (effektiv 5-6,25% durch das Rückerstattungssystem), ist aber komplexer. Gibraltar ist einfacher zu verstehen (12,5% flat), aber weniger flexibel. Beide erfordern echte Substance vor Ort.

Wie schwierig ist die Bankkonto-Eröffnung?

Malta ist einfacher, da EU-Banken weniger Bedenken haben. Gibraltar ist seit Brexit schwieriger geworden – viele EU-Banken sind vorsichtiger. Plane 2-4 Wochen für Malta, 4-8 Wochen für Gibraltar ein.

Welche Mindestaufenthaltszeiten gelten?

Für Steuerresidenz: Gibraltar 183+ Tage, Malta 183+ Tage für Non-Dom Status. Beide Jurisdiktionen prüfen Substance Requirements strenger – plane echte Präsenz und Geschäftstätigkeit vor Ort.

Was sind realistische Lebenshaltungskosten?

Gibraltar: 5.000-6.000€/Monat, Malta: 4.000-5.000€/Monat für gehobenen Lebensstil. Immobilien sind in beiden Destinationen teuer geworden, Malta bietet mehr Auswahl.

Welcher Standort eignet sich besser für Familien?

Malta ist familienfreundlicher: mehr Schulen, größere Fläche, bessere Infrastruktur. Gibraltar ist sehr sicher, aber sehr klein und teuer. Beide haben gute internationale Schulen.

Wie kompliziert ist der Umzug?

Malta: EU-Freizügigkeit macht es einfacher, aber Bürokratie kann langsam sein. Gibraltar: als Drittstaat mehr Papierkram, aber kleinere Strukturen können schneller sein. Plane 3-6 Monate für den kompletten Umzug.

Welche Exit-Strategien sollte ich planen?

Für beide: 5-Jahres-Rule für Steuerresidenz beachten, alle lokalen Verpflichtungen erfüllen, ordnungsgemäße Company-Liquidation planen. Malta als EU-Mitglied bietet mehr Flexibilität für Weiterreise innerhalb der EU.

Ist ein Probe-Aufenthalt sinnvoll?

Unbedingt. Mindestens 2-4 Wochen in der gewählten Destination leben, lokale Anwälte und Steuerberater treffen, verschiedene Stadtteile erkunden. Viele Entscheidungen fallen anders aus nach echtem „Leben“ vor Ort.

Welche professionelle Unterstützung brauche ich?

Beide Destinationen: lokaler Steuerberater, Anwalt für Company Setup, Bank-Introducer. Malta zusätzlich: Company Secretary Service. Gibraltar: oftmals Corporate Service Provider für Registered Office. Budget: 10.000-25.000€ für Setup und erstes Jahr.

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