Warum überhaupt eine Firma in Malta gründen?

Bevor ich dir die Gesellschaftsformen erkläre, lass mich ehrlich sein: Malta ist nicht der Steuerparadies-Geheimtipp, als den ihn manche verkaufen. Aber für bestimmte Geschäftsmodelle kann die Insel trotzdem verdammt attraktiv sein. Nach über 100 Firmengründungen, die ich begleitet habe, weiß ich: Die Rechtsform ist nur so gut wie deine Strategie dahinter.

Malta als EU-Geschäftsstandort

Malta bietet dir als EU-Mitglied seit 2004 alle Vorteile des Binnenmarkts – ohne die Komplexität größerer Länder. Du kannst Services in alle 27 EU-Länder verkaufen, von der Personenfreizügigkeit profitieren und hast trotzdem englisches Wirtschaftsrecht. Das ist besonders wertvoll, wenn du bereits Verträge oder Strukturen aus dem britischen System kennst.

Die Malta Financial Services Authority (MFSA) reguliert seit Jahren seriös, was international Vertrauen schafft. Für Fintech, iGaming oder Online-Services ist das Gold wert. Gleichzeitig bleiben die bürokratischen Hürden überschaubar – kein Vergleich zu Deutschland oder Frankreich.

Steuerliche Vorteile im Überblick

Hier wird es konkret: Malta hat ein Vollanrechnungssystem, das bei richtiger Struktur effektive Steuersätze von 5% bis 0% ermöglicht. Das funktioniert vereinfacht so:

  • Deine Malta Limited zahlt 35% Körperschaftsteuer
  • Bei Gewinnausschüttung an EU-Gesellschafter bekommst du 6/7 der gezahlten Steuer zurück
  • Effektive Belastung: 5% auf ausgeschüttete Gewinne
  • Nicht ausgeschüttete Gewinne: 35% (aber spätere Rückerstattung möglich)

Wichtig: Das funktioniert nur bei Geschäftstätigkeit, nicht bei passivem Einkommen. Malta prüft mittlerweile streng, ob wirkliche Substanz (Büro, Mitarbeiter, Entscheidungsträger) vorhanden ist.

Wann sich Malta wirklich lohnt

Aus meiner Erfahrung macht Malta ab einem Jahresgewinn von 100.000€ Sinn – darunter fressen Gründungs- und Compliance-Kosten die Steuerersparnis auf. Perfekt geeignet für:

  • Online-Unternehmen mit EU-weitem Kundenstamm
  • Beratungsdienstleistungen (IT, Marketing, Consulting)
  • E-Commerce mit Fulfillment in anderen EU-Ländern
  • Lizenzgeschäfte und IP-Verwertung
  • Holding-Strukturen für internationale Investments

Nicht geeignet für lokales Business in Deutschland oder wenn du nicht mindestens 6 Monate im Jahr flexibel bist. Malta will echte Geschäftstätigkeit sehen, keine Briefkästen.

Die drei Hauptgesellschaftsformen in Malta im Überblick

Malta kennt verschiedene Rechtsformen, aber für 95% aller Fälle kommen nur drei in Frage. Jede hat ihre Berechtigung – die Kunst liegt darin, die richtige für dein Geschäftsmodell zu wählen.

Limited Company – der Klassiker für Unternehmer

Die Malta Limited Company entspricht unserer deutschen GmbH und ist die beliebteste Wahl. Du gründest eine eigenständige Rechtspersönlichkeit mit beschränkter Haftung – dein Privatvermögen bleibt geschützt.

Mindestkapital: 1.165€ (davon mindestens 20% eingezahlt = 233€)
Gesellschafter: Minimum 1 Person, maximum unbegrenzt
Directors: Minimum 1 (muss nicht Gesellschafter sein)
Registered Office: Muss in Malta sein

Der große Vorteil: Du kannst die steuerlichen Gestaltungsmöglichkeiten voll ausschöpfen und hast trotzdem die Flexibilität einer Kapitalgesellschaft. Für die meisten Online-Unternehmer ist das der Sweet Spot.

Partnership – flexibel aber riskant

Partnerships in Malta funktionieren wie deutsche Personengesellschaften. Es gibt zwei Varianten:

General Partnership: Alle Partner haften unbeschränkt mit ihrem Privatvermögen – gefährlich, aber sehr flexibel bei Gewinnverteilung und Steuergestaltung.

Limited Partnership: Kombination aus haftenden Partnern (General Partners) und stillen Gesellschaftern (Limited Partners). Die Limited Partners haften nur bis zur Höhe ihrer Einlage.

Partnerships eignen sich hauptsächlich für Beratungsgesellschaften oder wenn du bereits eine etablierte Struktur mit mehreren Gesellschaftern hast.

Branch Office – Ableger deines bestehenden Business

Ein Branch Office ist keine eigenständige Gesellschaft, sondern die maltesische Filiale deiner bestehenden Firma. Rechtlich und wirtschaftlich bleibt alles bei der Muttergesellschaft – du erweiterst nur deinen Geschäftsbereich nach Malta.

Das macht Sinn, wenn du bereits eine gut laufende Firma hast und maltesische Kunden bearbeiten oder EU-Passporting für Finanzdienstleistungen nutzen willst. Steuerlich bringt es aber meist wenig, da die Gewinne der Muttergesellschaft zugerechnet werden.

Malta Limited Company gründen: Schritt-für-Schritt-Anleitung

Die Limited Company ist für 80% meiner Klienten die richtige Wahl. Deshalb erkläre ich dir den Gründungsprozess besonders detailliert – inklusive der Stolpersteine, die mir in den ersten Jahren selbst Nerven gekostet haben.

Voraussetzungen und Dokumente

Bevor du startest, brauchst du diese Unterlagen:

  • Reisepass oder Personalausweis aller Gesellschafter und Directors
  • Adressnachweis (nicht älter als 3 Monate) für alle Beteiligten
  • Memorandum and Articles of Association – das entspricht unserem Gesellschaftsvertrag
  • Form A – die offizielle Gründungsanmeldung
  • Registered Office in Malta (kannst du bei Service Providern mieten)

Wichtiger Hinweis: Alle ausländischen Dokumente müssen apostilliert werden. Das dauert in Deutschland 2-4 Wochen – plane das ein, sonst verzögert sich alles.

Der Gründungsprozess in der Praxis

So läuft die Gründung ab, wenn du alles richtig machst:

  1. Name Reservation (Tag 1-2): Prüfung beim Malta Business Registry, ob dein Wunschname verfügbar ist. Kosten: 25€, Bearbeitungszeit: 24-48 Stunden.
  2. Dokumente vorbereiten (Tag 3-7): Memorandum und Articles of Association erstellen lassen. Hier sparst du nicht am falschen Ende – ein guter Corporate Lawyer kostet 1.500-2.500€, spart dir aber später teure Umstrukturierungen.
  3. Einreichung beim Registry (Tag 8-10): Form A plus alle Dokumente elektronisch einreichen. Das Malta Business Registry arbeitet erstaunlich effizient – meist hast du innerhalb von 2-3 Werktagen dein Certificate of Incorporation.
  4. VAT-Registrierung (Tag 11-15): Wenn dein Jahresumsatz über 35.000€ liegt, musst du dich für VAT (Mehrwertsteuer) registrieren. Das geht online und dauert 3-5 Werktage.
  5. Steuernummer beantragen (parallel): Läuft automatisch mit der Firmengründung – die Tax Identification Number bekommst du vom Inland Revenue Department zugeteilt.

Kosten und Zeitaufwand

Hier die realistischen Kosten für eine Malta Limited Company Gründung:

Position Kosten Anmerkung
Government Fees 245€ Feste Gebühren an das Registry
Legal Documents 1.500-2.500€ Memorandum, Articles, Beratung
Registered Office (1 Jahr) 600-1.200€ Je nach Anbieter und Service-Level
Apostille Deutschland 150-300€ Pro Dokument ca. 25-50€
VAT Registration kostenfrei Wenn erforderlich
Gesamt 2.500-4.200€ Plus laufende Kosten

Zeitaufwand: 2-4 Wochen, wenn alle Dokumente vollständig sind. In der Praxis dauert es oft länger, weil Unterlagen nachgereicht werden müssen oder die Apostillierung sich verzögert.

Mein Tipp: Rechne immer mit 6 Wochen und 5.000€ Gesamtkosten im ersten Jahr. Dann bist du auf der sicheren Seite und freust dich, wenn es schneller oder günstiger wird.

Partnership Malta: Wann die Personengesellschaft Sinn macht

Partnerships sind in Malta weniger verbreitet als Limited Companies, aber für bestimmte Konstellationen unschlagbar. Ich erkläre dir, wann sie Sinn machen und wann du lieber die Finger davon lässt.

General Partnership vs Limited Partnership

General Partnership bedeutet: Alle Partner haften unbeschränkt und solidarisch. Das heißt, wenn dein Geschäftspartner Mist baut, kannst du mit deinem kompletten Privatvermögen dafür geradestehen. Klingt gruselig? Ist es auch.

Trotzdem gibt es Situationen, wo General Partnerships Sinn machen:

  • Professionelle Dienstleistungen (Anwälte, Berater, Architekten)
  • Familienbetriebe mit absolut vertrauenswürdigen Partnern
  • Temporäre Joint Ventures für spezifische Projekte

Limited Partnership ist deutlich interessanter: Du hast General Partners (unbeschränkt haftend, aber mit Geschäftsführungsbefugnis) und Limited Partners (Haftung nur bis zur Einlage, aber kein Mitspracherecht).

Das funktioniert gut für:

  • Investmentfonds-Strukturen
  • Immobilienprojekte mit stillen Investoren
  • Private Equity oder Venture Capital Deals

Vor- und Nachteile im Detail

Vorteile von Partnerships:

  • Flexiblere Gewinnverteilung als bei Kapitalgesellschaften
  • Geringere Gründungskosten (ab 1.000€ möglich)
  • Weniger formale Compliance-Anforderungen
  • Durchgriffshaftung kann bei bestimmten Steuergestaltungen vorteilhaft sein
  • Schnellere Gründung (1-2 Wochen bei vollständigen Unterlagen)

Nachteile von Partnerships:

  • Unbeschränkte Haftung (zumindest für General Partners)
  • Komplizierte Nachfolgeregelung bei Partnerausstieg
  • Weniger internationale Anerkennung als Limited Companies
  • Steuerliche Nachteile beim Malta-Rückerstattungssystem
  • Schwierigere Bankkonto-Eröffnung

Gründung und rechtliche Aspekte

Eine Partnership gründest du durch Registrierung beim Malta Business Registry. Du brauchst:

  1. Partnership Agreement – den Gesellschaftsvertrag zwischen allen Partnern
  2. Application Form mit Details zu allen Partnern
  3. Registered Address in Malta
  4. Identitätsnachweise aller Partner

Mindestanforderungen:

  • Minimum 2 Partner (natürliche oder juristische Personen)
  • Kein Mindestkapital erforderlich
  • Registered Office in Malta
  • Mindestens ein Partner muss in Malta ansässig sein (außer bei Limited Partnerships)

Meine Einschätzung: Partnerships sind Nischenlösungen. Für 90% aller Online-Unternehmer ist die Limited Company die bessere Wahl. Nur wenn du sehr spezifische Anforderungen hast oder bereits eine funktionierende Partnership-Struktur in einem anderen Land betreibst, lohnt sich die maltesische Variante.

Branch Office Malta: Filiale statt eigene Gesellschaft

Ein Branch Office ist die maltesische Filiale deiner bestehenden Firma. Rechtlich gesehen ist es keine eigenständige Gesellschaft, sondern ein verlängerter Arm deines Hauptunternehmens. Das kann clever sein – oder völlig nutzlos, je nach deiner Situation.

Wann ein Branch Office die richtige Wahl ist

Branch Offices machen in folgenden Fällen Sinn:

  • EU-Passporting: Du betreibst Finanzdienstleistungen und brauchst eine EU-Lizenz für andere Märkte
  • Regulatorische Anforderungen: Deine Branche verlangt physische Präsenz in Malta
  • Kundenvertrauen: Maltesische Kunden kaufen lieber von einer lokalen Adresse
  • Markteintritt: Du testest den maltesischen Markt, bevor du eine eigene Gesellschaft gründest
  • Vertriebsoptimierung: Du verkaufst physische Produkte und brauchst ein lokales Lager/Büro

Nicht sinnvoll für: Steueroptimierung. Die Gewinne werden der Muttergesellschaft zugerechnet und dort versteuert. Wenn deine deutsche GmbH das Branch Office betreibt, zahlst du deutsche Körperschaftsteuer – nicht maltesische.

Anmeldung und Voraussetzungen

Die Anmeldung eines Branch Office ist überraschend unkompliziert:

  1. Antrag beim Malta Business Registry mit Details zur Muttergesellschaft
  2. Certified Copy der Gründungsurkunde der Muttergesellschaft
  3. Certificate of Good Standing aus dem Heimatland (nicht älter als 6 Monate)
  4. Board Resolution der Muttergesellschaft zur Branch-Gründung
  5. Registered Address in Malta
  6. Local Representative – eine Person mit Malta-Adresse als Ansprechpartner

Kosten: 140€ Registrierungsgebühr plus ca. 1.000-1.500€ für Legal Services. Deutlich günstiger als eine Limited Company Gründung.

Bearbeitungszeit: 1-2 Wochen bei vollständigen Unterlagen.

Steuerliche Besonderheiten

Hier wird es interessant – und oft missverstanden:

Grundregel: Ein Branch Office hat keine eigene Steuerpersönlichkeit. Alle Gewinne und Verluste werden der Muttergesellschaft zugerechnet und dort versteuert.

Aber: Wenn das Branch Office eine Permanent Establishment (Betriebsstätte) darstellt, können die Malta zurechenbaren Gewinne in Malta versteuert werden. Das passiert, wenn:

  • Das Branch Office echte Geschäftstätigkeiten ausübt
  • Entscheidungen von Malta aus getroffen werden
  • Mitarbeiter vor Ort substanzielle Tätigkeiten ausführen
  • Verträge in Malta verhandelt und abgeschlossen werden

Doppelbesteuerungsabkommen beachten: Deutschland und Malta haben ein DBA, das regelt, wo welche Gewinne versteuert werden. Das ist kompliziert und braucht definitely steuerliche Beratung.

Mein Fazit: Branch Offices sind für Steueroptimierung meist ungeeignet. Sie machen Sinn für operative Zwecke oder regulatorische Anforderungen, aber wenn du Steuern sparen willst, ist eine Limited Company fast immer die bessere Wahl.

Gesellschaftsformen Malta Vergleich: Welche passt zu deinem Geschäftsmodell?

Nach über 100 Firmengründungen kenne ich die typischen Denkfehler. Die meisten Unternehmer entscheiden nach dem Bauchgefühl oder googeln sich durch Foren. Dabei ist die Wahl der Rechtsform eine strategische Entscheidung, die dein Business Jahre prägen wird.

Entscheidungskriterien im Überblick

Diese Faktoren solltest du in deine Entscheidung einbeziehen:

  • Haftung: Wie viel Risiko willst du persönlich tragen?
  • Steuern: Welche Struktur optimiert deine steuerliche Belastung?
  • Compliance: Wie viel bürokratischen Aufwand verträgst du?
  • Investoren: Planst du externe Kapitalgeber oder Exits?
  • Internationalisierung: Willst du in andere Länder expandieren?
  • Geschäftsmodell: Passt die Rechtsform zu deiner Art von Business?
  • Budget: Was darfst du für Gründung und laufende Kosten ausgeben?

Vergleichstabelle der wichtigsten Aspekte

Kriterium Limited Company Partnership Branch Office
Haftung Beschränkt auf Gesellschaftskapital Unbeschränkt (GP) / Beschränkt (LP) Wie Muttergesellschaft
Mindestkapital 1.165€ Keines Keines
Gründungskosten 2.500-4.200€ 1.000-2.000€ 1.200-1.800€
Jährliche Compliance 2.000-4.000€ 1.000-2.500€ 800-1.500€
Steueroptimierung Sehr gut (5% möglich) Begrenzt Keine
Investoren-tauglich Ja Bedingt Nein
Internationale Anerkennung Sehr gut Gut Gut
Gründungsdauer 2-4 Wochen 1-2 Wochen 1-2 Wochen

Typische Geschäftsmodelle und empfohlene Rechtsformen

Online-Business / E-Commerce:
Limited Company – Perfekt für Steueroptimierung und internationale Expansion. Beschränkte Haftung schützt dich vor Produkthaftungsrisiken.

Beratungsdienstleistungen:
Limited Company oder Partnership – Kommt auf die Anzahl der Partner an. Solo-Berater wählen meist Limited Company, Teams oft Partnership.

Software as a Service (SaaS):
Limited Company – Absolute Standard-Wahl. Investoren erwarten Kapitalgesellschaften, Haftungsbeschränkung ist wichtig bei Software-Fehlern.

Investment / Trading:
Limited Company oder Limited Partnership – Je nachdem, ob du allein oder mit stillen Gesellschaftern arbeitest.

Physische Produkte / Manufacturing:
Limited Company – Produkthaftungsrisiken machen beschränkte Haftung unverzichtbar.

Filiale eines bestehenden Business:
Branch Office – Wenn du bereits eine etablierte Firma hast und Malta nur als Zweigstelle brauchst.

Professionelle Dienstleistungen (Anwälte, Ärzte):
Partnership – Traditionelle Struktur für Professional Services, aber auch Limited Company möglich.

Meine Empfehlung für 80% aller Fälle: Limited Company. Sie bietet die beste Kombination aus Flexibilität, Steueroptimierung und internationalem Ansehen. Nur bei sehr spezifischen Anforderungen sind andere Formen besser geeignet.

Stolpersteine und häufige Fehler bei der Malta Firmengründung

Hier wird es ehrlich: Ich zeige dir die Fallen, in die ich selbst und meine Klienten in den letzten Jahren getappt sind. Manche kosten nur Nerven, andere viel Geld.

Compliance und laufende Pflichten

Der größte Irrtum: „Wenn die Firma gegründet ist, läuft alles von selbst.“ Falsch! Malta hat strikte Compliance-Anforderungen, die jährlich erfüllt werden müssen:

  • Annual Return: Jährliche Bestätigung der Firmendaten beim Registry (Frist: 6 Monate nach Geschäftsjahresende)
  • Financial Statements: Jahresabschluss nach maltesischen Standards
  • Tax Returns: Steuererklärung beim Inland Revenue Department
  • VAT Returns: Quartalsweise oder monatlich, je nach Umsatz
  • UBO Register: Meldung der wirtschaftlich Berechtigten (seit 2021 verschärft)

Kosten: 2.000-4.000€ jährlich für professionelle Abwicklung. Wer das selbst macht, braucht maltesische Steuerberater-Qualifikation und viel Zeit.

Konsequenzen bei Versäumnissen: Geldstrafen ab 100€, im Extremfall Auflösung der Gesellschaft. Ich habe Fälle erlebt, wo Firmen nach 2 Jahren wegen versäumter Annual Returns „strike off“ waren.

Was ich aus 50+ Firmengründungen gelernt habe

Fehler #1: Substanz ignorieren
Früher reichte eine maltesische Adresse. Heute prüft Malta streng, ob echte Geschäftstätigkeit stattfindet. Du brauchst:

  • Büro oder Coworking-Space (nicht nur Postadresse)
  • Lokale Mitarbeiter oder eigene Präsenz vor Ort
  • Board Meetings in Malta
  • Geschäftsentscheidungen von Malta aus

Fehler #2: Bankkonto-Eröffnung unterschätzen
„Firmengründung dauert 2 Wochen, Bankkonto 6 Monate“ – kein Scherz. Maltesische Banken sind bei Ausländern extrem vorsichtig. Rechne mit:

  • 3-6 Monate Wartezeit
  • Umfangreiche Due Diligence
  • Mindesteinlagen von 25.000-100.000€
  • Laufende Gebühren von 100-300€ monatlich

Fehler #3: Steuerresidenz verwechseln
Eine maltesische Firma macht dich nicht zum maltesischen Steuerresidenten. Deine persönliche Steuerpflicht hängt davon ab, wo du lebst und arbeitest. In Deutschland bleibst du steuerpflichtig, bis du dich abmeldest und nachweislich ins Ausland ziehst.

Fehler #4: EU-Recht unterschätzen
Malta muss EU-Richtlinien umsetzen, besonders:

  • ATAD (Anti-Tax Avoidance Directive) – verschärft Substance-Anforderungen
  • DAC6 – Meldepflicht für aggressive Steuergestaltungen
  • Beneficial Ownership – transparente Eigentümerstrukturen

Red Flags und Warnsignale

Berater, die du meiden solltest:

  • Versprechen „100% legale Steuerfreiheit“
  • Wollen dir zusätzlich Zypern-Strukturen verkaufen
  • Können keine maltesischen Referenzkunden nennen
  • Bieten „Komplettpaket mit Wohnsitz“ für unter 10.000€
  • Reagieren nicht auf kritische Nachfragen zu Substanz

Seriöse Anbieter erkennst du daran:

  • Sind in Malta zugelassen und haben lokale Büros
  • Fragen nach deinem Geschäftsmodell und warnen vor Risiken
  • Erklären Compliance-Pflichten im Detail
  • Haben mehrjährige Erfahrung mit deutschen Kunden
  • Arbeiten mit maltesischen Anwälten und Steuerberatern zusammen

Mein wichtigster Rat: Malta ist kein Steuerparadies mehr, sondern ein regulierter EU-Standort mit echten Geschäftsanforderungen. Wer das versteht und entsprechend plant, kann immer noch sehr gut fahren. Wer schnelle Lösungen sucht, wird enttäuscht.

Praktische Tipps für deine Malta Firmengründung

Zum Abschluss die konkreten Tipps, die dir Zeit, Geld und Nerven sparen. Basierend auf allem, was ich in 4 Jahren Malta-Erfahrung gelernt habe.

Die Wahl des richtigen Beraters

Must-have Qualifikationen:

  • Malta-Anwaltslizenz oder Accountant-Qualifikation
  • Mindestens 5 Jahre Erfahrung mit deutschen Mandanten
  • Eigenes Büro in Malta (nicht nur Postadresse)
  • Transparente Kostenaufstellung ohne versteckte Gebühren
  • Referenzen von Bestandskunden

Die richtigen Fragen beim Erstgespräch:

  • „Wie stellen Sie sicher, dass meine Firma ausreichend Substanz hat?“
  • „Was passiert, wenn sich EU-Richtlinien ändern?“
  • „Welche Banken arbeiten noch mit deutschen Kunden?“
  • „Wie hoch sind die realistischen Kosten im ersten Jahr?“
  • „Können Sie maltesische Referenzkunden nennen?“

Kostenfallen vermeiden:

  • Vereinbare Festpreise statt Stundensätze
  • Lass dir alle Nebenkosten auflisten
  • Frage nach Preisstaffelungen bei mehrjährigen Verträgen
  • Achte auf versteckte Gebühren für „Kleinigkeiten“

Bankkonto eröffnen – der Realitätscheck

Die harte Wahrheit: Bankkonto-Eröffnung ist der schwierigste Teil der Malta-Gründung. Hier meine Strategie aus über 50 erfolgreichen Eröffnungen:

Bank of Valletta (BOV): Maltesische Hausbank, konservativ aber zuverlässig

  • Mindesteinlage: 5.000€ für Geschäftskonto
  • Bearbeitungszeit: 2-4 Monate
  • Gebühren: 15-25€ monatlich
  • Vorteil: Maltesisch, kennt lokale Verhältnisse
  • Nachteil: Langsam, limitiertes Online-Banking

HSBC Malta: International, professionell, aber wählerisch

  • Mindesteinlage: 25.000€
  • Bearbeitungszeit: 3-6 Monate
  • Gebühren: 100-200€ monatlich
  • Vorteil: Excellentes Online-Banking, internationale Vernetzung
  • Nachteil: Hohe Anforderungen, teuer

Revolut Business: Alternative für den Start

  • Eröffnung: 1-2 Wochen online
  • Gebühren: 25€ monatlich
  • Vorteil: Schnell, günstig, gutes Online-Banking
  • Nachteil: Nicht alle maltesischen Behörden akzeptieren Neobanken

Meine Empfehlung: Starte mit Revolut für die ersten Monate, parallel beantragst du ein traditionelles Bankkonto. So kommst du schneller ins Geschäft.

Kosten kalkulieren und Budget planen

Realistisches Budget für Malta Limited Company (erstes Jahr):

Position Kosten Timing
Gründung (Legal, Registry) 2.500-4.200€ Einmalig
Registered Office 600-1.200€ Jährlich
Compliance (Steuerberater) 2.000-4.000€ Jährlich
Bankkonto-Gebühren 300-2.400€ Jährlich
Büro/Coworking 3.000-12.000€ Jährlich
Reisekosten Malta 2.000-5.000€ Jährlich
Gesamt Jahr 1 10.400-28.800€
Folgekosten/Jahr 7.900-24.600€

Break-Even-Analyse: Bei 20% Steuerersparnis musst du mindestens 50.000€ Gewinn haben, damit sich Malta rechnet. Darunter sind die Zusatzkosten höher als die Steuerersparnis.

Mein Fazit nach 4 Jahren Malta: Die Insel bietet echte Chancen für internationale Unternehmer – aber nur für die, die bereit sind, sich ernsthaft zu engagieren. Halbherzige Lösungen funktionieren nicht mehr. Wenn du dich aber richtig reinhängst, physisch präsent bist und substanzielle Geschäftstätigkeit aufbaust, kann Malta nach wie vor sehr attraktiv sein.

Die Gesellschaftsform ist dabei nur der erste Schritt. Wichtiger ist deine langfristige Strategie: Wo willst du in 5 Jahren stehen? Welche Rolle soll Malta in deinem Business spielen? Und bist du bereit, die Insel nicht nur geschäftlich, sondern auch persönlich zu durchdringen?

Falls du diese Fragen mit „Ja“ beantworten kannst, ist Malta eine der besten Entscheidungen, die du treffen kannst. Falls nicht, spar dir den Aufwand und konzentriere dich auf dein Heimatland.

Häufig gestellte Fragen (FAQ)

Wie lange dauert die Gründung einer Malta Limited Company?

Bei vollständigen Unterlagen 2-4 Wochen. In der Praxis oft 6-8 Wochen, da Dokumente nachgereicht werden müssen oder die Apostillierung sich verzögert. Plane immer 2 Monate ein, dann bist du auf der sicheren Seite.

Kann ich eine Malta Firma komplett online gründen?

Nein, zumindest nicht seriös. Du musst physisch nach Malta reisen für Bankkonto-Eröffnung, Büro-Besichtigung und um echte Substanz nachzuweisen. Wer das nicht macht, riskiert Probleme mit den Behörden.

Brauche ich einen maltesischen Wohnsitz für meine Firma?

Nein, aber du brauchst nachweisbare Geschäftstätigkeit in Malta. Ein Büro oder Coworking-Space ist Minimum, plus regelmäßige Präsenz für Board Meetings und operative Entscheidungen.

Welche Steuersätze gelten wirklich in Malta?

Offiziell 35% Körperschaftsteuer, aber durch das Rückerstattungssystem effektiv 5% bei ordnungsgemäßer Struktur. Das funktioniert nur bei echter Geschäftstätigkeit und EU-Gesellschaftern.

Ist Malta noch sicher nach den Geldwäsche-Skandalen?

Ja, aber Malta hat die Compliance-Anforderungen massiv verschärft. Beneficial Ownership Register, strengere Due Diligence und erhöhte Substanz-Anforderungen machen undurchsichtige Strukturen unmöglich.

Welche Bank ist am besten für deutsche Unternehmer?

Bank of Valletta für Standard-Bedürfnisse, HSBC für internationale Geschäfte mit höheren Volumina. Revolut Business als schnelle Zwischenlösung. Plane 3-6 Monate für traditionelle Banken.

Kann ich meine bestehende deutsche Firma nach Malta verlegen?

Technisch ja durch grenzüberschreitende Verschmelzung, praktisch sehr komplex und teuer. Meist ist eine neue Firmengründung in Malta einfacher und günstiger.

Was passiert bei Brexit mit Malta-Firmen?

Nichts – Malta ist EU-Mitglied und von Brexit nicht betroffen. Viele Firmen sind sogar von London nach Malta umgezogen, um EU-Marktzugang zu behalten.

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