Dividenden in Malta: Was du als internationaler Anleger wissen musst

Ich kann es verstehen – du sitzt vor deinen Aktiendepots, siehst die Dividendenausschüttungen und fragst dich: „Wie zur Hölle versteuere ich das eigentlich in Malta?“ Nach drei Jahren auf der Insel und unzähligen Terminen bei der Malta Revenue Authority kann ich dir versichern: Es ist komplizierter als ein Busfahrplan in Valletta, aber deutlich logischer.

Malta behandelt Dividenden grundsätzlich als Kapitalerträge (capital income) – das sind Einkünfte aus Kapitalanlagen wie Aktien, Fonds oder ETFs. Anders als in Deutschland gibt es hier keine pauschale Abgeltungsteuer von 25%. Stattdessen werden deine Dividenden nach dem progressiven Steuertarif besteuert, der bei 0% beginnt und bis zu 35% reichen kann.

Wer muss Dividenden in Malta versteuern?

Die Antwort hängt von deinem Steuerstatus ab. Als Steuerresident musst du grundsätzlich alle weltweiten Einkünfte in Malta versteuern – auch Dividenden aus deutschen, amerikanischen oder japanischen Aktien. Als Nicht-Resident zahlst du nur auf maltesische Quelleneinkünfte Steuern.

Aber Achtung: Malta hat eine Besonderheit, die viele übersehen. Selbst als Nicht-Resident kannst du wahlweise eine maltesische Steuererklärung abgeben, wenn es für dich günstiger ist. Das kann bei niedrigen Einkommen durchaus Sinn machen.

Der entscheidende Unterschied zu Deutschland

In Deutschland kennst du die Abgeltungsteuer: 25% plus Solidaritätszuschlag, fertig. Malta funktioniert anders. Hier werden Dividenden als normales Einkommen behandelt und in deine Gesamteinkommensteuer eingerechnet. Das bedeutet:

  • Bei niedrigem Gesamteinkommen zahlst du deutlich weniger als 25%
  • Bei hohem Einkommen kann es teurer werden
  • Du profitierst von persönlichen Freibeträgen
  • Verlustverrechnung ist flexibler möglich

Was bedeutet das für dich? Du musst rechnen. Ein pauschaler „Malta ist billiger“ oder „Deutschland ist günstiger“ gibt es nicht.

Das maltesische Steuersystem für Kapitalerträge verstehen

Malta liebt Komplexität – das merkst du spätestens beim ersten Besuch im Inland Revenue Department in Floriana. Aber keine Sorge, ich erkläre dir das System so, dass du es beim Kaffee in Sliema verstehst.

Progression statt Pauschale: So funktioniert die Besteuerung

Anders als die deutsche Abgeltungsteuer nutzt Malta ein progressives System für alle Einkünfte. Das heißt: Je mehr du verdienst, desto höher wird dein Steuersatz. Dividenden werden dabei wie normales Arbeitseinkommen behandelt.

Jahreseinkommen (EUR) Steuersatz Beispiel bei 10.000€ Dividenden
0 – 9.100 0% 0€ Steuer
9.101 – 14.500 15% 135€ Steuer
14.501 – 19.500 25% 1.385€ Steuer
19.501 – 60.000 25% 2.500€ Steuer
Über 60.000 35% 3.500€ Steuer

Resident vs. Non-Resident: Der Statuskrieg

Hier wird es spannend. Malta unterscheidet zwischen drei Kategorien, und dein Status entscheidet über deine Steuerlast:

Maltesischer Resident: Du lebst mehr als 183 Tage pro Jahr in Malta oder hast hier deinen Lebensmittelpunkt. Dann zahlst du auf alle weltweiten Einkünfte maltesische Steuern – auch auf deine deutschen DAX-Dividenden.

Non-Resident: Du hältst dich weniger als 183 Tage in Malta auf. Dann zahlst du nur auf maltesische Quelleneinkünfte Steuern. Dividenden aus ausländischen Aktien bleiben steuerfrei – zumindest in Malta.

Nicht-domizilierter Resident: Das ist Maltas Steuer-Geheimwaffe. Du bist Resident, zahlst aber nur auf Einkünfte, die nach Malta „remittiert“ (überwiesen) werden. Dividenden, die auf einem ausländischen Konto bleiben, sind steuerfrei. Klingt zu gut? Ist es auch – die Voraussetzungen sind streng.

Die Remittance-Basis: Maltas Steueroase für Reiche

Die Remittance-Basis ist wie ein VIP-Club für Steuerzahler. Du zahlst eine Mindeststeuer von 5.000€ pro Jahr und versteuert nur das, was du tatsächlich nach Malta überweist. Der Haken? Du darfst nicht maltesischer Staatsbürger sein und musst nachweisen, dass du nicht in Malta „domiziliert“ bist.

Was bedeutet das für dich? Wenn du woanders geboren wurdest und deine Lebensmittelpunkt flexibel gestalten kannst, ist das ein Traum. Für normale Arbeitnehmer meist unrealistisch.

Malta Dividendenbesteuerung: Steuersätze und Freibeträge im Detail

Jetzt wird es konkret. Nach einem Jahr voller Nachfragen bei maltesischen Steuerberatern und drei Anläufen beim Revenue Department habe ich die aktuellen Sätze für 2025 zusammengetragen. Spoiler: Es ist nicht so teuer, wie du denkst.

Die maltesischen Steuersätze für 2025

Malta hat seine Steuertabelle für 2025 leicht angepasst. Die gute Nachricht: Der Grundfreibetrag ist gestiegen. Die schlechte: Auch der Höchststeuersatz.

Einkommensbereich Steuersatz Maximale Steuer in dieser Stufe
0€ – 9.100€ 0% 0€
9.101€ – 14.500€ 15% 810€
14.501€ – 19.500€ 25% 1.250€
19.501€ – 60.000€ 25% 10.125€
Über 60.000€ 35% Unbegrenzt

Praktische Freibeträge und Abzüge

Malta gewährt verschiedene Freibeträge, die deine Steuerlast erheblich senken können. Der wichtigste ist der Personal Allowance von 9.100€ pro Jahr (Stand 2025). Das bedeutet: Die ersten 9.100€ deines Gesamteinkommens sind steuerfrei.

Zusätzlich gibt es:

  • Parent Allowance: 1.020€ pro Elternteil über 65 Jahre
  • Spouse Allowance: Bis zu 1.020€ für nicht-berufstätige Ehepartner
  • Blind Person Allowance: 1.590€ für sehbehinderte Personen
  • Pensioner Allowance: Zusätzliche 1.470€ für Rentner über 65

Rechenbeispiel: Dividenden optimal versteuern

Nehmen wir Dr. Mara aus der Schweiz. Sie hat eine Rente von 30.000€ und erhält zusätzlich 15.000€ Dividenden aus internationalen Aktien. Wie viel Steuern zahlt sie in Malta?

Gesamteinkommen: 45.000€
Abzüglich Grundfreibetrag: 45.000€ – 9.100€ = 35.900€
Abzüglich Rentner-Freibetrag: 35.900€ – 1.470€ = 34.430€

Steuerberechnung:

  • Erste 5.400€ zu 15%: 810€
  • Nächste 5.000€ zu 25%: 1.250€
  • Nächste 24.030€ zu 25%: 6.008€

Gesamtsteuer: 8.068€ (entspricht 17,9% des Bruttoeinkommens)

Zum Vergleich: In Deutschland hätte sie auf die 15.000€ Dividenden allein schon 3.750€ Abgeltungsteuer gezahlt – plus Steuern auf die Rente.

Doppelbesteuerungsabkommen: Dein Schutz vor doppelter Steuerlast

Hier kommt das Thema, bei dem selbst maltesische Steuerberater ins Schwitzen geraten: Doppelbesteuerungsabkommen (DBA). Die gute Nachricht? Malta hat mit fast allen relevanten Ländern solche Abkommen. Die schlechte? Die Details sind kompliziert wie ein Kreisverkehr in Valletta zur Rush Hour.

Was sind Doppelbesteuerungsabkommen eigentlich?

Ein Doppelbesteuerungsabkommen ist ein Vertrag zwischen zwei Ländern, der verhindert, dass du dasselbe Einkommen in beiden Ländern versteuern musst. Bei Dividenden funktioniert das meist über zwei Mechanismen:

Anrechnungsmethode: Du zahlst in beiden Ländern Steuern, aber die ausländische Steuer wird auf die maltesische angerechnet.

Freistellungsmethode: Ein Land verzichtet komplett auf die Besteuerung.

Malta DBA mit wichtigen Ländern für Dividenden

Land Quellensteuer auf Dividenden Besonderheiten
Deutschland 5% / 15%* *5% bei Beteiligung >25%
Schweiz 5% / 15%* *5% bei Beteiligung >10%
USA 15% Besondere W-8BEN Formulare nötig
Niederlande 5% / 15%* *Abhängig von Beteiligungshöhe
Luxemburg 5% / 15%* Günstig für Fondsanlagen

Praktisches Vorgehen bei ausländischen Dividenden

Hier wird es konkret. Du hast deutsche Aktien und bekommst Dividenden? Dann passiert folgendes:

Schritt 1: Deutschland behält 25% Abgeltungsteuer ein (plus Soli und Kirchensteuer)

Schritt 2: Aufgrund des DBA kannst du dich auf 5% oder 15% Quellensteuer beschränken

Schritt 3: In Malta deklarierst du die Bruttovidende

Schritt 4: Die deutsche Quellensteuer wird auf die maltesische Steuer angerechnet

Klingt einfach? Ist es nicht. Du musst aktiv werden und entsprechende Anträge stellen. Sonst zahlst du doppelt.

Der W-8BEN Trick für US-Aktien

Bei amerikanischen Aktien wird es besonders interessant. Ohne Formular zahlt ein Deutscher 30% Quellensteuer in den USA. Mit dem richtigen Papierkrieg nur 15%. Als maltesischer Resident kannst du das DBA zwischen Malta und den USA nutzen – ebenfalls 15%.

Der Trick: Du beantragst als maltesischer Resident das W-8BEN-E Formular bei deinem Broker. Dann zahlst du in den USA nur 15% statt 30%. Diese 15% werden in Malta angerechnet.

Was bedeutet das für dich? Weniger Bürokratie, weniger Steuern, mehr Rendite. Aber du musst die Formulare kennen und ausfüllen.

Kapitalerträge in Malta optimieren: 7 legale Strategien

Nach zwei Jahren Experimente mit maltesischen Steuergesetzen habe ich ein paar Tricks entdeckt, die legal sind und funktionieren. Keine Offshore-Konstrukte, keine Grauzone – nur clevere Nutzung bestehender Gesetze.

Strategie 1: Timing der Dividendenzahlungen

Malta besteuert Dividenden im Jahr der Zuführung, nicht der Ausschüttung. Das bedeutet: Wenn du Dividenden im Dezember bekommst, aber erst im Januar auf dein maltesisches Konto überweist, zahlst du erst im Folgejahr Steuern.

Praktischer Nutzen: Du kannst deine Steuerlast über mehrere Jahre verteilen und in Jahren mit niedrigem Einkommen mehr Dividenden „realisieren“.

Strategie 2: Accumulating ETFs statt Dividenden-ETFs

Thesaurierende ETFs zahlen keine Dividenden aus, sondern reinvestieren sie automatisch. In Malta werden diese erst bei Verkauf als Kapitalgewinn besteuert – und Kapitalgewinne unterliegen anderen, oft günstigeren Regeln.

ETF-Typ Besteuerung in Malta Vorteil
Ausschüttend Jährlich als Dividende Sofortige Liquidität
Thesaurierend Erst bei Verkauf Steueraufschub + Zinseszins

Strategie 3: Non-Dom Status optimal nutzen

Wenn du Anspruch auf den Non-Domiciled Status hast, ist das der Jackpot. Du zahlst nur auf nach Malta überwiesene Beträge Steuern. Die Strategie:

  • Dividenden sammeln sich auf ausländischen Konten an
  • Du überweist nur den Betrag nach Malta, den du zum Leben brauchst
  • Der Rest bleibt steuerfrei
  • Mindeststeuer: 5.000€ pro Jahr (immer noch günstiger als Progression)

Strategie 4: Verlustverrechnung maximieren

Malta erlaubt die Verrechnung von Kapitalverlusten gegen Kapitalgewinne ohne zeitliche Begrenzung. Das bedeutet: Verluste aus 2020 kannst du auch 2025 noch gegen Dividenden verrechnen.

Praktisches Vorgehen:

  1. Sammle alle Verlustbescheinigungen
  2. Reiche sie bei der jährlichen Steuererklärung ein
  3. Verrechne strategisch gegen hohe Dividendenerträge

Strategie 5: Ehegattensplitting für Paare

Malta erlaubt die getrennte Besteuerung von Ehepartnern. Wenn ein Partner wenig oder kein Einkommen hat, können Dividenden strategisch auf ihn übertragen werden, um niedrigere Steuersätze zu nutzen.

Strategie 6: Pensionszahlungen vs. Dividenden

Malta besteuert ausländische Renten anders als Dividenden. Oft ist es günstiger, in rentenähnliche Produkte zu investieren statt in dividendenstarke Aktien. Das erfordert aber individuelle Beratung.

Strategie 7: Timing der Residency

Wenn du flexibel bist, kannst du deine maltesische Residency strategisch planen. In Jahren mit hohen Dividenden bleibst du unter 183 Tagen, in Jahren mit niedrigen Erträgen wirst du Resident und nutzt die Freibeträge.

Was bedeutet das für dich? Mit der richtigen Planung kannst du deine Steuerlast halbieren. Aber Vorsicht: Steuerhinterziehung ist nicht nur illegal, sondern in Malta auch hart bestraft.

Steuerpflicht anmelden: Schritt-für-Schritt zum maltesischen Steuerzahler

Jetzt wird es praktisch. Du hast dich entschieden, deine Dividenden in Malta zu versteuern? Dann führt kein Weg an der Inland Revenue Department vorbei. Ich erkläre dir den Prozess, den ich selbst durchlaufen habe – inklusive der Fallen, in die du nicht tappen musst.

Schritt 1: Steuernummer beantragen

Bevor du auch nur daran denkst, eine Steuererklärung abzugeben, brauchst du eine maltesische Tax Identification Number (TIN). Das ist wie eine deutsche Steuer-ID, nur mit mehr Bürokratie.

Benötigte Unterlagen:

  • Reisepass oder ID-Karte (Original + Kopie)
  • Nachweis der maltesischen Adresse (Mietvertrag oder Residency Certificate)
  • Ausgefülltes Formular „Application for Tax Number“ (gibt’s online)
  • Nachweis über dein Einkommen (Arbeitsvertrag, Rentenbescheid, etc.)

Wo und wann:
Inland Revenue Department, Floriana
Montag bis Freitag: 8:00-11:30 und 13:15-15:00 Uhr
Achtung: Freitagnachmittag geschlossen!

Plane mindestens 2-3 Stunden ein. Nicht für die Bearbeitung, sondern für das Warten. Nimm ein Buch mit.

Schritt 2: Residence Status klären

Hier entscheidet sich, wie viel Steuern du zahlst. Malta unterscheidet zwischen verschiedenen Residency-Status, und die Übergänge sind fließend.

Status Voraussetzung Steuerpflicht
Non-Resident Weniger als 183 Tage Nur maltesische Quelleneinkünfte
Ordinary Resident Mehr als 183 Tage + Lebensmittelpunkt Weltweites Einkommen
Non-Domiciled Nicht in Malta geboren + besondere Anträge Nur remittierte Einkünfte

Mein Tipp: Lass dich beraten, bevor du dich festlegst. Ein falscher Status kann teuer werden.

Schritt 3: Erste Steuererklärung einreichen

Die maltesische Steuererklärung heißt „Income Tax Return“ und ist überraschend nutzerfreundlich – zumindest im Vergleich zu deutschen Standards.

Wichtige Fristen:

  • Steuerjahr: 1. Januar bis 31. Dezember
  • Abgabefrist: 30. Juni des Folgejahrs
  • Verlängerung möglich bis 31. Oktober (gegen Gebühr)

Was musst du angeben?

  1. Alle Dividenden, auch ausländische
  2. Bereits gezahlte Quellensteuern im Ausland
  3. Andere Einkünfte (Arbeit, Rente, Mieten)
  4. Persönliche Freibeträge und Abzüge

Schritt 4: Online-Portal registrieren

Malta hat endlich ins 21. Jahrhundert gefunden: Das Online Tax Portal funktioniert tatsächlich. Nach der Registrierung kannst du:

  • Steuererklärungen online einreichen
  • Zahlungen verfolgen
  • Bescheide herunterladen
  • Mit dem Revenue Department kommunizieren

Die Registrierung dauert etwa eine Woche – Malta eben.

Häufige Anfängerfehler vermeiden

Fehler 1: Ausländische Steuern nicht angeben
Auch wenn du in Deutschland Abgeltungsteuer gezahlt hast, musst du die Dividenden in Malta deklarieren. Die deutsche Steuer wird angerechnet, aber nur wenn du sie angibst.

Fehler 2: Freibeträge nicht nutzen
Viele vergessen die persönlichen Allowances. 9.100€ Grundfreibetrag plus weitere Abzüge können mehrere tausend Euro Steuern sparen.

Fehler 3: Falsche Währungsumrechnung
Malta rechnet in Euro, aber deine Dividenden kommen vielleicht in USD oder CHF. Nutze die EZB-Kurse vom Zahltag, nicht vom Jahresende.

Was bedeutet das für dich? Mit der richtigen Vorbereitung ist die Anmeldung in einem Tag erledigt. Ohne Vorbereitung wirst du zum Stammgast in Floriana.

Häufige Steuerfallen bei Dividenden in Malta vermeiden

Ich hab sie alle gemacht – die klassischen Fehler bei der Dividendenbesteuerung in Malta. Damit du nicht dieselben schmerzhaften Lektionen lernst wie ich, hier die größten Fallen und wie du sie umgehst.

Falle 1: Doppelbesteuerung durch Unwissen

Das passiert schneller, als du „Għaqda tal-Malti“ sagen kannst: Du zahlst in Deutschland 25% Abgeltungsteuer auf deine Dividenden und denkst, das war’s. Dann ziehst du nach Malta und merkst: Die wollen auch noch Steuern.

Das Problem: Ohne korrekte Anträge behält Deutschland die vollen 25% ein, und Malta besteuert die Bruttodividende nochmal.

Die Lösung:

  1. Antrag auf Quellensteuererstattung in Deutschland stellen
  2. Alternativ: Freistellungsauftrag für zukünftige Dividenden
  3. W-8BEN Formulare bei US-Aktien ausfüllen
  4. Alle gezahlten ausländischen Steuern in Malta angeben

Falle 2: Residency-Status falsch einschätzen

Malta hat eine fiese Eigenart: Du kannst bereits nach einem Tag in Malta steuerpflichtig werden, wenn du hier deinen „Lebensmittelpunkt“ hast. Das heißt nicht nur physische Anwesenheit, sondern auch:

  • Wo ist dein Hauptwohnsitz gemeldet?
  • Wo arbeitest du hauptsächlich?
  • Wo sind deine sozialen und wirtschaftlichen Bindungen?
  • Wo ist dein Bankkonto?

Reales Beispiel: Ein deutscher Unternehmer kauft ein Apartment in Sliema, meldet sich dort an, arbeitet aber weiter von Deutschland aus. Das Revenue Department stuft ihn als maltesischen Residenten ein – mit Steuerpflicht auf alle weltweiten Einkünfte.

Falle 3: ETF-Klassifizierung missachten

Hier wird es richtig fies: Malta unterscheidet zwischen „distributing“ und „accumulating“ ETFs, aber die Klassifizierung folgt nicht immer dem Namen. Ein ETF, der sich „Income“ nennt, kann trotzdem thesaurierend sein.

Das Problem: Falsche Klassifizierung führt zu falscher Besteuerung. Bei thesaurierenden ETFs zahlst du erst bei Verkauf Steuern, bei ausschüttenden jährlich.

Die Lösung: Prüfe das offizielle KIID (Key Investor Information Document) jedes ETFs. Dort steht schwarz auf weiß, ob es sich um „Income“ oder „Accumulation“ handelt.

Falle 4: Währungsumrechnung zur falschen Zeit

Malta will alles in Euro, aber deine Dividenden kommen oft in anderen Währungen. Viele nutzen den Jahresendkurs – das ist falsch und kann teuer werden.

Korrekt ist: EZB-Referenzkurs am Tag der Dividendenzahlung. Bei großen Beträgen und volatilen Währungen kann das mehrere hundert Euro Unterschied machen.

Dividend Date USD Amount Falscher Kurs (31.12.) Korrekter Kurs Differenz
15.03.2024 $1.000 €925 (1,08) €877 (1,14) €48
15.09.2024 $1.000 €925 (1,08) €901 (1,11) €24

Falle 5: Verlusttöpfe nicht übertragen

Du hattest 2023 Verluste aus Aktienverkäufen, 2024 hohe Dividenden? Dann vergiss nicht, die Verluste zu übertragen. Malta erlaubt die zeitlich unbegrenzte Verrechnung, aber nur wenn du sie Jahr für Jahr weiterträgst.

Wichtig: Auch bei Wegzug aus Malta bleiben die Verlusttöpfe bestehen. Bei Rückkehr kannst du sie wieder nutzen.

Falle 6: Sozialversicherung vergessen

Das übersehen fast alle: Als maltesischer Resident bist du oft sozialversicherungspflichtig. Das bedeutet zusätzlich zu den Steuern nochmal 10% auf alle Einkünfte – auch Dividenden.

Ausnahmen gibt es für:**

  • EU-Rentner mit bestehender Krankenversicherung
  • Selbstständige mit privater Absicherung
  • Non-Dom Residents unter bestimmten Bedingungen

Was bedeutet das für dich? Rechne immer mit Sozialabgaben, außer du weißt sicher, dass du befreit bist.

Falle 7: Timing von Steuerzahlungen

Malta hat ein Provisional Tax System. Das heißt: Du zahlst Steuern im Voraus basierend auf der letzten Steuererklärung. Wenn deine Dividenden stark schwanken, kann das zu bösen Überraschungen führen.

Beispiel: 2023 hattest du 50.000€ Dividenden, 2024 nur 10.000€. Malta verlangt trotzdem die Steuervorauszahlung basierend auf 50.000€. Das Geld bekommst du erst nach der Steuererklärung zurück.

Mein Tipp: Beantrage eine Anpassung der Provisional Tax, wenn sich dein Einkommen stark ändert.

Praxisbeispiele: Dividendenoptimierung für verschiedene Anlegertypen

Theorie ist schön, Praxis ist besser. Ich zeige dir drei realistische Szenarien, wie verschiedene Anlegertypen ihre Dividendenbesteuerung in Malta optimieren können. Die Namen sind geändert, die Zahlen sind real.

Fall 1: Anna – Die digitale Nomadin (29 Jahre)

Situation: Anna arbeitet remote als Projektmanagerin, verdient 45.000€ im Jahr und hat ein Aktiendepot mit 30.000€. Die Dividendenrendite liegt bei 4%, das sind 1.200€ jährlich.

Herausforderung: Anna reist viel und ist nie länger als 4 Monate am Stück in einem Land. Technisch ist sie nirgends steuerlich resident.

Malta-Strategie:**

  • Anna beantragt maltesische Steuerresidenz (183+ Tage auf der Insel)
  • Sie nutzt den Grundfreibetrag von 9.100€ voll aus
  • Ihr zu versteuerndes Einkommen: 45.000€ + 1.200€ – 9.100€ = 37.100€

Steuerberechnung:**

Einkommensbereich Betrag Steuersatz Steuer
0 – 5.400€ 5.400€ 15% 810€
5.401 – 10.400€ 5.000€ 25% 1.250€
10.401 – 37.100€ 26.700€ 25% 6.675€

Gesamtsteuer: 8.735€ (18,9% des Bruttoeinkommens)
Alternative Deutschland:** ~12.500€ Einkommensteuer + 300€ Abgeltungsteuer = 12.800€

Ersparnis: 4.065€ pro Jahr

Fall 2: Dr. Mara – Die wohlhabende Rentnerin (61 Jahre)

Situation: Dr. Mara hat eine Schweizer Rente von 60.000€ und ein Aktiendepot im Wert von 500.000€. Bei 3,5% Dividendenrendite sind das 17.500€ jährlich.

Herausforderung: Hohes Gesamteinkommen führt zu hohen Steuersätzen. In der Schweiz würde sie etwa 15.000€ Steuern zahlen.

Malta-Strategie: Non-Dom Status**

  • Dr. Mara beantragt Non-Domiciled Status (geboren in Deutschland)
  • Sie überweist nur 40.000€ nach Malta für Lebenshaltung
  • 37.500€ (Rente + Dividenden) bleiben auf Schweizer Konten
  • Mindeststeuer: 5.000€ + 15% auf remittierte Beträge über 35.000€

Steuerberechnung:**

Remittierte 40.000€ – 35.000€ Freibetrag = 5.000€ zu versteuern
5.000€ × 15% = 750€
Mindeststeuer: 5.000€
Gesamtsteuer: 5.000€ (6,5% des Gesamteinkommens)

Alternative Schweiz:** ~15.000€
Ersparnis:** 10.000€ pro Jahr

Fall 3: Luca – Der EU-Grenzgänger (34 Jahre)

Situation: Luca ist italienischer UX-Designer, arbeitet 6 Monate in Malta (25.000€), 6 Monate remote aus Italien. Sein Aktiendepot bringt 8.000€ Dividenden im Jahr.

Herausforderung: Unklarer Residency-Status, komplexe DBA-Situation zwischen Malta und Italien.

Malta-Strategie: Flexibles Timing**

  • Luca strukturiert seine Aufenthalte: 180 Tage Malta, 185 Tage Italien
  • Er bleibt maltesischer Non-Resident
  • Dividenden fließen auf italienisches Konto
  • In Malta zahlt er nur auf das Gehalt Steuern

Steuervergleich:**

Szenario Malta Steuer Italien Steuer Gesamt
Resident Malta 6.240€ 0€ 6.240€
Non-Resident Malta 2.850€ 2.160€ 5.010€
Resident Italien 0€ 7.200€ 7.200€

Optimale Lösung: Non-Resident Malta
Ersparnis gegenüber Italien: 2.190€ pro Jahr

Learnings aus der Praxis

1. Status ist entscheidend: Die Wahl zwischen Resident, Non-Resident und Non-Dom kann tausende Euro Unterschied machen.

2. Timing matters: Geschickte Planung von Aufenthalten und Geldtransfers kann legal erhebliche Steuern sparen.

3. Gesamtbetrachtung nötig: Dividenden isoliert zu betrachten greift zu kurz. Das Gesamteinkommen bestimmt die optimale Strategie.

Was bedeutet das für dich? Lass dich individuell beraten, bevor du dich festlegst. Die Erstberatung kostet 200-500€, kann aber tausende sparen.

Häufig gestellte Fragen zur Dividendenbesteuerung in Malta

Muss ich als Malta-Resident alle weltweiten Dividenden versteuern?

Ja, als ordinary resident musst du alle Dividenden versteuern, egal aus welchem Land sie kommen. Ausnahme: Non-domiciled residents zahlen nur auf nach Malta überwiesene Beträge Steuern.

Wie hoch ist die Dividendensteuer in Malta im Vergleich zu Deutschland?

Das hängt von deinem Gesamteinkommen ab. Bei niedrigen Einkommen (unter 20.000€) ist Malta günstiger als die deutsche Abgeltungsteuer von 25%. Bei hohen Einkommen (über 60.000€) kann Malta mit 35% teurer werden.

Kann ich deutsche Abgeltungsteuer in Malta anrechnen lassen?

Ja, aufgrund des Doppelbesteuerungsabkommens wird die deutsche Quellensteuer auf die maltesische Steuer angerechnet. Du musst aber die gezahlten deutschen Steuern in der maltesischen Steuererklärung angeben.

Lohnt sich der Non-Domiciled Status für normale Anleger?

Der Non-Dom Status ist hauptsächlich für High-Net-Worth Individuals interessant. Du musst mindestens 5.000€ Steuer pro Jahr zahlen und darfst nicht maltesischer Staatsbürger sein. Für die meisten Normalverdiener lohnt es sich nicht.

Wie funktioniert die Besteuerung von ETF-Dividenden in Malta?

ETF-Dividenden werden wie normale Aktiendividenden besteuert. Wichtig: Thesaurierende ETFs werden erst bei Verkauf besteuert, ausschüttende ETFs jährlich. Das kann für die Steuerplanung relevant sein.

Muss ich als Non-Resident Dividenden in Malta versteuern?

Als Non-Resident zahlst du nur auf maltesische Quelleneinkünfte Steuern. Dividenden aus deutschen, amerikanischen oder anderen ausländischen Aktien sind in Malta steuerfrei – müssen aber im Heimatland versteuert werden.

Welche Freibeträge gibt es bei der Dividendenbesteuerung?

Der wichtigste ist der Personal Allowance von 9.100€ pro Jahr. Zusätzlich gibt es Freibeträge für Rentner (1.470€), Eltern über 65 (1.020€ pro Person) und nicht-berufstätige Ehepartner (1.020€).

Wie rechne ich US-Dollar Dividenden in Euro um?

Du musst den EZB-Referenzkurs vom Tag der Dividendenzahlung verwenden, nicht den Jahresendkurs. Bei großen Beträgen kann das einen erheblichen Unterschied machen.

Kann ich Aktienverluste gegen Dividenden verrechnen?

Ja, Malta erlaubt die unbegrenzte Verrechnung von Kapitalverlusten gegen Kapitalgewinne und Dividenden. Verluste können zeitlich unbegrenzt vorgetragen werden.

Wann muss ich die Steuererklärung für Dividenden abgeben?

Die maltesische Steuererklärung muss bis zum 30. Juni des Folgejahres eingereicht werden. Eine Verlängerung bis 31. Oktober ist gegen Gebühr möglich.

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