Inhaltsverzeichnis
- Die 5 hartnäckigsten Mythen über Maltas Steuersystem
- Malta Körperschaftsteuer: Was wirklich dahinter steckt
- Non-Dom Status Malta: Mehr als nur Steuern sparen
- Substanzanforderungen in der Praxis: Was du wirklich brauchst
- Steuerplanung für internationale Unternehmer: Der Realitätscheck
- Die teuersten Fehler bei Malta Steuerstrukturen
- FAQ: Häufige Fragen zu Malta Steuern
Nach drei Jahren auf Malta und unzähligen Gesprächen mit Steuerberatern, Anwälten und anderen Unternehmern kann ich dir eines mit Sicherheit sagen: Etwa 80% dessen, was du über Maltas Steuersystem gehört hast, ist entweder veraltet, falsch oder gefährlich vereinfacht. Ich habe gesehen, wie sich Unternehmer kopfüber in maltesische Strukturen gestürzt haben, nur um später festzustellen, dass ihre „Steueroptimierung“ einem Kartenhaus gleicht.
Besonders frustrierend: Die meisten Artikel zu diesem Thema lesen sich wie Werbebroschüren anonymer Beratungsunternehmen. Du findest überall dieselben oberflächlichen Aussagen über „nur 5% Körperschaftsteuer“ oder „steuerfreie Ausschüttungen“, aber niemand erklärt dir, was das in der Realität bedeutet.
Deshalb räume ich heute mit den größten Missverständnissen auf. Du erfährst, wie Maltas Steuersystem wirklich funktioniert, welche Substanzanforderungen tatsächlich gelten und wo die versteckten Fallen lauern, die dich teuer zu stehen kommen können.
Die 5 hartnäckigsten Mythen über Maltas Steuersystem
Mythos 1: „Malta hat nur 5% Körperschaftsteuer“
Das ist der Klassiker, den ich mindestens einmal pro Woche höre. Ja, Malta hat nominell eine Körperschaftsteuer von 35%. Was viele nicht verstehen: Das maltesische System arbeitet mit einem Anrechnungsverfahren, bei dem Aktionäre unter bestimmten Umständen Erstattungen erhalten können.
Die Realität sieht so aus: Dein maltesisches Unternehmen zahlt zunächst 35% Körperschaftsteuer auf den Gewinn. Wenn du als nicht-maltesischer Aktionär Dividenden erhältst, kannst du je nach Art des Einkommens zwischen 0% und 6/7 der gezahlten Steuer erstattet bekommen. Das ergibt effektiv Steuersätze zwischen 5% und 35%.
Wichtig: Die Erstattung ist kein Automatismus. Du musst sie beantragen, die Voraussetzungen erfüllen und oft monatelang warten.
Mythos 2: „Non-Dom Status bedeutet komplett steuerfrei“
Dieser Mythos hat schon so manchen Unternehmer in ernste Schwierigkeiten gebracht. Der Non-Dom Status (Non-Domiciled) bedeutet nicht, dass du keine Steuern zahlst. Er bedeutet, dass du in Malta nur auf Einkommen besteuert wirst, das aus maltesischen Quellen stammt oder nach Malta überwiesen wird (Remittance-Basis).
Was das praktisch heißt: Wenn du Dividenden aus deiner maltesischen Holding erhältst und diese auf dein maltesisches Konto überweist, werden sie besteuert. Lässt du sie im Ausland, bleiben sie unbesteuert. Klingt einfach, führt aber zu komplexen Liquiditätsplanungen.
Mythos 3: „Briefkastenfirmen reichen völlig aus“
Das war vielleicht vor zehn Jahren so. Heute führt diese Einstellung direkt in die Falle. Malta verlangt von Unternehmen echte wirtschaftliche Substanz (Economic Substance Requirements). Das bedeutet:
- Lokales Management und Kontrolle
- Angemessene Personalausstattung
- Physische Präsenz in Malta
- Lokale Ausgaben, die zur Geschäftstätigkeit passen
Ein Freund von mir dachte, er könne seine IT-Beratung einfach über eine maltesische Gesellschaft laufen lassen, ohne jemals einen Fuß auf die Insel zu setzen. Das Erwachen kam mit einer Betriebsprüfung und einer saftigen Nachzahlung.
Mythos 4: „EU-Recht schützt automatisch vor Problemen“
Technisch korrekt, praktisch gefährlich. Ja, Malta ist EU-Mitglied und die Niederlassungsfreiheit gilt. Aber andere EU-Länder haben ihre Anti-Missbrauchsregeln verschärft. Deutschland prüft beispielsweise bei maltesischen Gesellschaften sehr genau, ob echte Geschäftstätigkeit vorliegt oder nur Steuergestaltung.
Die deutsche Hinzurechnungsbesteuerung (§§ 7-14 AO) kann deine maltesische Struktur schnell zunichte machen, wenn du nicht aufpasst.
Mythos 5: „Einmal eingerichtet, läuft alles automatisch“
Wenn ich für jeden Unternehmer, der das geglaubt hat, einen Euro bekommen hätte, könnte ich mir eine Villa in Mdina kaufen. Maltesische Steuerstrukturen brauchen kontinuierliche Pflege:
Aufgabe | Häufigkeit | Typische Kosten |
---|---|---|
Jahresabschluss | Jährlich | 2.000-5.000€ |
Steuererklärung | Jährlich | 1.500-3.000€ |
Board Meetings | Mindestens 1x/Jahr | 500-1.000€ |
Compliance Monitoring | Laufend | 3.000-6.000€/Jahr |
Malta Körperschaftsteuer 2025: Das Full Imputation System verstehen
Wie das maltesische Anrechnungssystem wirklich funktioniert
Malta verwendet ein sogenanntes „Full Imputation System“. Das klingt komplizierter als es ist. Stell dir vor, der maltesische Staat ist wie ein Treuhänder, der zunächst alle Steuern einsammelt und dann je nach Situation wieder ausschüttet.
Der Prozess läuft in drei Schritten:
- Gewinnerzielung: Dein Unternehmen macht Gewinn
- Steuerabführung: Das Unternehmen zahlt 35% Körperschaftsteuer
- Dividendenausschüttung: Bei Ausschüttung an Aktionäre erfolgt je nach Kategorie eine Erstattung
Die verschiedenen Erstattungskategorien
Hier wird es interessant. Malta unterscheidet verschiedene Einkommensarten, die zu unterschiedlichen Erstattungen führen:
Einkommensart | Erstattung | Effektiver Steuersatz |
---|---|---|
Passive Zinserträge | 0% | 35% |
Nicht-EU Einkommen | 6/7 der Steuer | 5% |
EU-Einkommen (qualifying) | 6/7 der Steuer | 5% |
Maltesisches Einkommen | 2/3 der Steuer | 10% |
Die Kategorisierung ist entscheidend. Ein Beratungsunternehmen, das Dienstleistungen an deutsche Kunden verkauft, fällt normalerweise unter „Non-EU Einkommen“ und qualifiziert sich für die 6/7-Erstattung. Ein Immobilienunternehmen mit maltesischen Objekten zahlt effektiv 10%.
Timing und Liquidität: Die unterschätzte Herausforderung
Hier stolpern die meisten Unternehmer. Die Körperschaftsteuer ist sofort fällig, die Erstattung kommt erst bei Dividendenausschüttung – und auch dann erst nach Antragstellung.
Ein praktisches Beispiel aus meiner Erfahrung: Ein IT-Unternehmer erzielte 2023 einen Gewinn von 100.000€. Er musste zunächst 35.000€ Körperschaftsteuer zahlen. Die Erstattung von 30.000€ (6/7 von 35.000€) erhielt er erst 2024 nach der Dividendenausschüttung. Das bindet erheblich Liquidität.
Tipp: Kalkuliere immer mit der vollen Körperschaftsteuer für deine Liquiditätsplanung. Die Erstattung ist ein Bonus, kein verlässlicher Cashflow.
Doppelbesteuerungsabkommen nutzen
Malta hat mit über 70 Ländern Doppelbesteuerungsabkommen (DBA) geschlossen. Diese können zusätzliche Vorteile bringen, sind aber oft komplexer als gedacht.
Das DBA mit Deutschland beispielsweise kann die maltesische Quellensteuer auf Dividenden reduzieren, verlangt aber bestimmte Beteiligungsquoten und Haltedauern. Ohne professionelle Beratung wird das schnell zur Kostenfalle statt zum Vorteil.
Non-Dom Status Malta: Was Steuerberater oft verschweigen
Die Grundlagen des Remittance-Prinzips
Als Non-Dom Resident zahlst du in Malta nur Steuern auf Einkommen, das entweder in Malta entstanden ist oder nach Malta überwiesen wird. Das klingt nach einem Steuerparadies, hat aber praktische Tücken, die ich jeden Tag sehe.
Die größte Herausforderung: Du musst penibel dokumentieren, welches Geld aus welcher Quelle stammt. Malta Tax Compliance erwartet lückenlose Aufzeichnungen. Ein Freund von mir hat das unterschätzt und musste während einer Prüfung Kontobewegungen von drei Jahren rekonstruieren.
Was qualifiziert als „Überweisung nach Malta“?
Hier lauern die meisten Fallen. Als Überweisung gilt nicht nur der direkte Transfer auf ein maltesisches Konto. Auch diese Situationen können steuerlich relevant werden:
- Kreditkarten-Zahlungen in Malta mit ausländischen Karten
- Online-Käufe, die nach Malta geliefert werden
- Investitionen in maltesische Immobilien oder Unternehmen
- Kredite aus dem Ausland, wenn sie in Malta verwendet werden
Das führt zu absurden Situationen. Kaufst du dir ein Auto in Malta und bezahlst mit einer deutschen Karte, kann das als steuerpflichtige „Remittance“ gelten, auch wenn das Geld aus bereits versteuertem Einkommen stammt.
Die 183-Tage-Regel und ihre Fallstricke
Um Non-Dom Status zu erlangen, musst du mindestens 183 Tage pro Jahr in Malta verbringen. Das scheint einfach, aber Malta zählt anders als du denkst:
Situation | Zählt als Tag in Malta? | Besonderheit |
---|---|---|
Ankunft um 23:30 Uhr | Ja | Vollständiger Tag |
Abreise um 01:00 Uhr | Nein | Tag der Abreise zählt nicht |
Transit über Malta Airport | Nein | Außer du verlässt den Airport |
Krankenhausaufenthalt | Ja | Auch unfreiwillige Aufenthalte |
Kosten und Mindeststeuer des Non-Dom Status
Der Non-Dom Status ist nicht umsonst. Weitere versteckte Kosten:
- Jährliche Compliance-Kosten: 2.000-4.000€
- Steuerberatung: 3.000-6.000€
- Buchführung und Dokumentation: 1.500-3.000€
- Rechtsberatung bei komplexeren Strukturen: 2.000-5.000€
Rechne realistisch: Unter 50.000€ jährlichem ausländischen Einkommen lohnt sich der Aufwand meist nicht.
Exit-Strategien: Der unterschätzte Aspekt
Niemand denkt beim Umzug ans Wegziehen, aber du solltest es. Malta hat Exit-Bestimmungen, die bei unsauberer Abwicklung teuer werden können.
Besonders tückisch: Wenn du Malta verlässt, aber weiterhin Direktoren-Positionen in maltesischen Unternehmen hältst, kann dich das steuerlich belasten. Ein sauberer Exit braucht meist 6-12 Monate Vorlaufzeit.
Substanzanforderungen Malta: Economic Substance in der Praxis
Was „echte wirtschaftliche Tätigkeit“ bedeutet
Seit 2019 nimmt es Malta mit den Substanzanforderungen ernst. Das ist direkte Folge des EU-Drucks nach den Panama Papers und Paradise Papers. Malta muss beweisen, dass hier nicht nur Briefkästen verwaltet werden.
Die Malta Business Registry prüft mittlerweile sehr genau, ob Unternehmen die Mindestanforderungen erfüllen. Dabei geht es um vier Kernbereiche:
- Geschäftsführung und Kontrolle (CIGA – Core Income Generating Activities)
- Angemessene Personalausstattung
- Physische Präsenz und Büroräume
- Lokale Ausgaben im Verhältnis zur Geschäftstätigkeit
Personalanforderungen: Mehr als nur ein Direktor
Die Zeiten, in die ein lokaler Nominee-Direktor ausreichte, sind vorbei. Je nach Geschäftsmodell erwartet Malta unterschiedliche Personalstärken:
Geschäftstyp | Mindestpersonal | Qualifikationsanforderungen |
---|---|---|
Holding-Gesellschaft | 1-2 Vollzeitkräfte | Finanz-/Buchhaltungskenntnisse |
IT/Beratung | 2-3 Vollzeitkräfte | Fachspezifische Qualifikationen |
Finanzdienstleistungen | 3-5 Vollzeitkräfte | Lizenzierte Fachkräfte |
Intellectual Property | 2-4 Vollzeitkräfte | R&D oder IP-Management |
Ein IT-Berater, der allein aus Deutschland heraus arbeitet, kann keine maltesische Gesellschaft als Substanzträger nutzen. Er braucht mindestens einen qualifizierten Mitarbeiter in Malta, der einen relevanten Teil der Geschäftstätigkeit abwickelt.
Büroräume und physische Präsenz
Malta akzeptiert kein Co-Working oder Virtual Offices für Substanzprüfungen. Du brauchst echte, exklusive Büroräume. Die Mindestanforderungen:
- Eigenständige Adresse (nicht nur Postfach)
- Angemessene Größe für die Mitarbeiterzahl
- Geschäftsmäßige Ausstattung
- Langfristiger Mietvertrag (mindestens 12 Monate)
Die Kosten dafür sind in den letzten Jahren explodiert. Rechne mit mindestens 1.500-2.500€ monatlich für ein brauchbares Büro in Business-Gebieten wie Sliema oder St. Julian’s.
Das „Substance vs. Scale“-Problem
Hier liegt der Knackpunkt vieler Strukturen. Malta erwartet, dass die lokale Substanz zur Größe des Geschäfts passt. Ein Unternehmen mit 5 Millionen Euro Umsatz kann nicht mit einem Mitarbeiter und einem 50m²-Büro argumentieren.
Als Faustregel gilt: Die lokalen Kosten (Personal, Büro, sonstige Ausgaben) sollten mindestens 5-10% des Umsatzes betragen. Bei höheren Margen können die Anforderungen steigen.
Dokumentation und Nachweis der Substanz
Malta führt stichprobenartig Substanzprüfungen durch. Dabei musst du nachweisen können:
- Board Meeting Protokolle (mindestens vierteljährlich)
- Personalverträge und Lohnabrechnungen
- Mietverträge und Nebenkosten
- Geschäftskorrespondenz aus Malta
- Lokale Bankkonten mit regelmäßiger Aktivität
Ein befreundeter Anwalt erzählte mir von einem Fall, in dem ein Unternehmer alle formalen Anforderungen erfüllte, aber bei der Prüfung nicht nachweisen konnte, dass wichtige Geschäftsentscheidungen tatsächlich in Malta getroffen wurden. Resultat: Aberkennung der Steuervorteile und Nachzahlung.
Wichtig: Substanz ist nicht nur ein Compliance-Thema. Sie beeinflusst auch deine operative Flexibilität und Kosten erheblich.
Internationale Steuerplanung Malta: Was wirklich funktioniert
Die hybrid-mismatch Problematik
Eines der komplexesten Themen, das viele Berater gerne übersehen. Malta’s Full Imputation System kann in Kombination mit anderen Steuersystemen zu „hybrid mismatches“ führen – Situationen, in denen dasselbe Einkommen in verschiedenen Ländern unterschiedlich behandelt wird.
Ein typisches Beispiel: Du bist deutscher Unternehmer mit maltesischer Holding. Deutschland sieht die maltesische Körperschaftsteuer von 35% als vollständig an und gewährt Anrechnung. Gleichzeitig erhältst du von Malta 6/7 der Steuer zurück. Das kann zu Doppel-Nicht-Besteuerung führen – technisch legal, aber hochrisikoreich bei Betriebsprüfungen.
BEPS-Maßnahmen und ihre Auswirkungen
Die OECD BEPS-Initiative (Base Erosion and Profit Shifting) hat auch Malta erfasst. Seit 2021 gelten verschärfte Regeln für:
BEPS-Maßnahme | Auswirkung auf Malta-Strukturen | Compliance-Aufwand |
---|---|---|
Action 6 (Treaty Shopping) | Strengere DBA-Nutzung | Hoch |
Action 7 (PE-Vermeidung) | Substanznachweis wichtiger | Mittel |
Action 13 (CbC Reporting) | Zusätzliche Meldepflichten | Hoch |
Action 15 (MLI) | Automatische DBA-Anpassungen | Niedrig |
Praktische Strukturmodelle, die 2025 noch funktionieren
Basierend auf meinen Erfahrungen und Gesprächen mit Steuerberatern hier die Modelle, die auch nach allen BEPS-Verschärfungen stabil sind:
Modell 1: Operative Holding mit echter Geschäftstätigkeit
Du verlegst einen Teil deiner Geschäftstätigkeit physisch nach Malta. Das funktioniert besonders gut für:
- IT-Unternehmen mit Remote-Teams
- Beratungsunternehmen mit internationaler Kundschaft
- E-Commerce mit EU-weitem Vertrieb
- Fintech und Blockchain-Unternehmen
Kostenpunkt: 80.000-150.000€ jährlich für echte Substanz
Modell 2: IP-Holding mit lokaler Entwicklung
Du entwickelst oder verwaltest Intellectual Property in Malta. Funktioniert für:
- Software-Entwicklung
- Patent-Management
- Markenrechte-Verwaltung
- Content-Creation
Kostenpunkt: 60.000-120.000€ jährlich
Modell 3: Reine Beteiligungsholding (nur für große Strukturen)
Funktioniert nur noch bei sehr großen Strukturen (ab 10+ Millionen verwaltetes Vermögen) und erfordert:
- Professionelles Asset Management Team
- Regelmäßige Investment-Entscheidungen in Malta
- Umfassende Dokumentation
Kostenpunkt: 150.000-300.000€ jährlich
Timing und Übergangsstrategien
Der häufigste Fehler: Zu schnell, zu viel auf einmal ändern. Eine vernünftige Malta-Struktur braucht 12-18 Monate Aufbauzeit. Mein empfohlener Zeitplan:
- Monate 1-3: Steuerliche und rechtliche Analyse, Struktur-Design
- Monate 4-6: Gesellschaftsgründung, erste Compliance-Maßnahmen
- Monate 7-12: Substanzaufbau, Personal, Büro
- Monate 13-18: Operative Integration, Optimierung
Wer versucht, alles in sechs Monaten hinzubekommen, produziert meist instabile Strukturen mit hohen Folgekosten.
Die Kosten-Nutzen-Rechnung der Realität
Hier die ehrliche Rechnung, die viele Berater nicht gerne zeigen:
Gewinnbereich | Jährliche Kosten | Steuerersparnis | Netto-Vorteil |
---|---|---|---|
100.000€ | 45.000€ | 15.000€ | -30.000€ |
250.000€ | 65.000€ | 45.000€ | -20.000€ |
500.000€ | 85.000€ | 100.000€ | +15.000€ |
1.000.000€ | 120.000€ | 220.000€ | +100.000€ |
Die Break-Even-Schwelle liegt meist zwischen 400.000-600.000€ jährlichem Gewinn. Darunter ist Malta oft ein Verlustgeschäft.
Die 7 teuersten Fehler bei Malta Steuerstrukturen
Fehler 1: Unzureichende Substanz von Anfang an
Der Klassiker: Du gründest eine maltesische Gesellschaft, stellst einen Nominee-Direktor ein und denkst, das reicht. Dabei ignorierst du die Economic Substance Requirements komplett.
Was passiert: Malta Business Registry führt eine Prüfung durch und stellt fest, dass keine echte Geschäftstätigkeit stattfindet. Resultat: Rückzahlung aller Steuererstattungen plus Zinsen und Strafen.
Echter Fall: Ein deutscher IT-Freelancer musste 85.000€ nachzahlen, weil er zwei Jahre lang über eine maltesische Gesellschaft abgerechnet hatte, ohne jemals einen Fuß nach Malta zu setzen.
Fehler 2: Non-Dom Status ohne Liquiditätsplanung
Du wechselst zum Non-Dom Status, aber planst nicht, wie du ohne Zugriff auf ausländische Gewinne in Malta leben willst. Das führt zu ständigen unbeabsichtigten „Remittances“ und Steuerfallen.
Typisches Szenario: Du brauchst 5.000€ für Nebenkosten deiner maltesischen Immobilie. Überweist du sie aus Deutschland, werden sie voll besteuert – auch wenn sie aus bereits versteuertem Einkommen stammen.
Fehler 3: Falsche Einkommenskategorisierung
Du gehst davon aus, dass dein Beratungseinkommen automatisch als „Non-EU Income“ gilt und für 6/7-Erstattung qualifiziert. Dabei übersetzt du, dass deine deutschen Kunden EU-Kunden sind.
Die Kategorisierung hängt vom Ort der Leistungserbringung ab, nicht von der Staatsangehörigkeit des Kunden. Beratungsleistungen für deutsche Unternehmen können EU-Einkommen sein, wenn sie in Deutschland erbracht werden.
Fehler 4: Unterschätzte Compliance-Kosten
Du rechnest nur mit den offensichtlichen Kosten wie Gesellschaftsgründung und Steuerberatung. Die versteckten Kosten fressen deine Ersparnisse auf:
- Laufende Übersetzungskosten für deutsche Behörden
- Doppelte Buchführung (Malta und Deutschland)
- Reisekosten für Board Meetings
- Anwaltskosten bei Compliance-Problemen
- Zeit-Opportunitätskosten für administrative Aufgaben
Realistische Gesamtkosten sind oft 50-100% höher als ursprünglich kalkuliert.
Fehler 5: Vernachlässigung der deutschen Hinzurechnungsbesteuerung
Du fokussierst dich nur auf Malta und vergisst, dass Deutschland bei Niedrigsteuerländern genau hinschaut. Die Hinzurechnungsbesteuerung (§§ 7-14 AO) kann deine gesamte Struktur zunichte machen.
Deutschland prüft besonders streng:
- Passive Einkommen (Zinsen, Dividenden, Lizenzgebühren)
- Dienstleistungen zwischen verbundenen Unternehmen
- Geschäfte ohne ausreichende wirtschaftliche Substanz
Fehler 6: Unvollständige Exit-Planung
Du planst den Aufbau deiner Malta-Struktur perfekt, aber denkst nicht an den Exit. Das rächt sich, wenn sich deine Lebensumstände ändern oder die Steuergesetzgebung verschärft wird.
Probleme beim ungeplanten Exit:
- Besteuerung stillgelegter Reserven
- Liquidationskosten
- Ongoing Compliance bis zur finalen Abwicklung
- Potenzielle Nachzahlungen bei unsauberer Dokumentation
Fehler 7: DIY-Mentalität bei komplexen Strukturen
Du versuchst, Kosten zu sparen, indem du möglichst viel selbst machst. Bei Malta-Strukturen ist das besonders gefährlich, weil sich die Steuergesetze schnell ändern und internationale Zusammenhänge komplex sind.
Was du definitiv nicht selbst machen solltest:
- Erstberatung und Struktur-Design
- Gesellschaftsgründung und Registrierungen
- Steuerliche Einordnung von Geschäftsvorfällen
- Jahresabschlüsse und Steuererklärungen
- Compliance mit sich ändernden Gesetzen
Faustregel: Spare nie an der initialen Beratung. 10.000€ für professionelle Planung können dir später 100.000€ Probleme ersparen.
Fazit: Malta Steuersystem realistisch betrachtet
Nach drei Jahren Malta und unzähligen Gesprächen mit Unternehmern, Beratern und Behördenvertretern ist mein Fazit eindeutig: Malta kann ein sehr attraktiver Standort sein – aber nur wenn du es richtig angehst.
Die Zeiten der simplen Briefkastenlösungen sind definitiv vorbei. Heute brauchst du echte Substanz, professionelle Beratung und eine realistische Kosten-Nutzen-Rechnung. Unter 500.000€ jährlichem Gewinn lohnt sich der Aufwand meist nicht.
Wenn du trotzdem über Malta nachdenkst, hier meine wichtigsten Empfehlungen:
- Investiere in professionelle Erstberatung: 10.000-15.000€ für eine umfassende Analyse sparen dir später massive Probleme
- Plane langfristig: Malta-Strukturen brauchen 18-24 Monate, um stabil zu laufen
- Kalkuliere realistisch: Rechne mit Gesamtkosten von 80.000-150.000€ jährlich für echte Substanz
- Dokumentiere penibel: Malta liebt Papierkram, und bei Prüfungen musst du alles belegen können
- Plane den Exit mit: Auch die beste Struktur muss irgendwann abgewickelt werden können
Letztendlich ist Malta kein Steuerparadies im klassischen Sinn, sondern ein EU-Land mit einem komplexen, aber durchaus vorteilhaften Steuersystem. Wer bereit ist, die Spielregeln zu respektieren und die nötige Substanz aufzubauen, kann durchaus profitieren. Alle anderen sollten die Finger davon lassen.
Falls du konkret über Malta nachdenkst: Lass dich nicht von YouTube-Videos und Werbeartikeln blenden. Sprich mit Leuten, die es wirklich gemacht haben. Und vor allem: Lass dir von einem seriösen Steuerberater eine individuelle Analyse erstellen, bevor du auch nur einen Euro investierst.
FAQ: Häufige Fragen zu Malta Steuern
Ist Malta wirklich ein Steuerparadies?
Nein, Malta ist kein klassisches Steuerparadies. Es ist ein EU-Land mit einem komplexen Steuersystem, das unter bestimmten Umständen Vorteile bieten kann. Die nominelle Körperschaftsteuer beträgt 35%, es gibt aber Erstattungsmöglichkeiten für ausländische Aktionäre.
Kann ich als deutscher Unternehmer einfach eine maltesische Gesellschaft gründen?
Ja, die Gründung ist rechtlich möglich, aber nicht automatisch sinnvoll. Du brauchst echte wirtschaftliche Substanz in Malta und musst die Economic Substance Requirements erfüllen. Ohne diese riskierst du Steuernachzahlungen und Strafen.
Was kostet eine Malta-Struktur realistisch?
Rechne mit 80.000-150.000€ jährlich für eine compliant Struktur mit echter Substanz. Dazu gehören Personal, Büro, Compliance, Steuerberatung und Verwaltung. Günstigere Angebote erfüllen meist nicht die Substanzanforderungen.
Wann lohnt sich Malta steuerlich?
Die Break-Even-Schwelle liegt meist zwischen 400.000-600.000€ jährlichem Gewinn. Darunter übersteigen die Kosten für echte Substanz oft die Steuerersparnisse. Jeder Fall sollte individuell geprüft werden.
Kann ich mit Non-Dom Status komplett steuerfrei leben?
Nein, das ist ein weit verbreiteter Mythos. Als Non-Dom zahlst du mindestens 5.000€ jährliche Mindeststeuer und wirst auf alle Einkommen besteuert, die nach Malta überwiesen werden. Das erfordert komplexe Liquiditätsplanung.
Was passiert bei einer Betriebsprüfung in Malta?
Malta prüft zunehmend strenger, besonders die Substanzanforderungen. Du musst nachweisen können, dass echte Geschäftstätigkeit stattfindet. Dazu gehören Board Meeting Protokolle, Personalverträge, Mietverträge und Geschäftskorrespondenz.
Wie lange dauert der Aufbau einer funktionierenden Malta-Struktur?
Plane 18-24 Monate für eine vollständig operative Struktur. Die Gesellschaftsgründung dauert 2-3 Monate, aber der Aufbau echter Substanz (Personal, Büro, Prozesse) braucht deutlich länger.
Welche Risiken bestehen bei Malta-Strukturen?
Die Hauptrisiken sind unzureichende Substanz, falsche Einkommenskategorisierung, Liquiditätsprobleme bei Non-Dom Status, deutsche Hinzurechnungsbesteuerung und sich ändernde Gesetzgebung. Professionelle Beratung ist essentiell.
Kann ich meine bestehende deutsche GmbH nach Malta verlegen?
Eine direkte Verlegung ist kompliziert und oft nicht sinnvoll. Meist ist eine neue maltesische Gesellschaft mit kontrollierter Geschäftsüberführung der bessere Weg. Das braucht sorgfältige steuerliche Planung.
Was sind Economic Substance Requirements?
Das sind Anforderungen an echte wirtschaftliche Tätigkeit: lokales Management, angemessenes Personal, physische Präsenz und lokale Ausgaben. Sie sollen verhindern, dass Malta nur als Briefkasten genutzt wird, ohne echte Geschäftstätigkeit.