Was ist das Digital Nomad Visum für Malta und für wen ist es gedacht?

Das Digital Nomad Visum für Malta – offiziell „Nomad Residence Permit“ – ist Maltas Antwort auf den Remote Work Boom. Seit 2021 können EU- und Nicht-EU-Bürger bis zu einem Jahr legal auf der Insel leben und arbeiten, ohne eine maltesische Arbeitserlaubnis zu benötigen. Der Clou: Du arbeitest weiterhin für deinen ausländischen Arbeitgeber oder deine eigenen Kunden, zahlst aber – unter bestimmten Umständen – deutlich weniger Steuern als in Deutschland.

Ich habe den Prozess selbst durchlaufen und kann dir eines versprechen: Es ist weniger kompliziert als eine deutsche Steuererklärung, aber definitiv bürokratischer als ein Urlaubsflug buchen. Malta hat das Visum entwickelt, um hochqualifizierte Remote Worker anzuziehen, die bereit sind, mindestens 2.700 Euro im Monat auf der Insel auszugeben.

Wer kann das Malta Digital Nomad Visa beantragen?

Das Visum richtet sich an drei Hauptgruppen:

  • Angestellte Remote Worker: Du arbeitest vollzeit remote für ein Unternehmen außerhalb Maltas
  • Selbstständige und Freelancer: Du hast Kunden außerhalb Maltas und kannst ortsunabhängig arbeiten
  • Unternehmer: Du führst ein Unternehmen, das nicht in Malta registriert ist

Wichtig: Du darfst während der Visum-Laufzeit keine Arbeit für maltesische Unternehmen annehmen oder maltesische Kunden betreuen. Das würde gegen die Visa-Bedingungen verstoßen.

EU vs. Nicht-EU: Die Unterschiede

Als EU-Bürger könntest du theoretisch einfach nach Malta ziehen und dort arbeiten – das Digital Nomad Visum bietet dir aber steuerliche Vorteile. Für Nicht-EU-Bürger ist es oft der einzige legale Weg für einen längeren Aufenthalt als Arbeitstätiger.

Status Ohne Visum Mit Digital Nomad Visum
EU-Bürger Unbegrenzter Aufenthalt, volle Steuerpflicht Steuerliche Vorteile, 15% Flat Tax möglich
Nicht-EU-Bürger 90 Tage Touristenvisum 365 Tage Aufenthalt + Arbeitsberechtigung

Digital Nomad Visa Malta: Diese Anforderungen musst du erfüllen

Malta macht es dir nicht schwer, aber ein paar Hürden gibt es schon. Ich liste dir alle Anforderungen auf – und verrate dir, welche davon in der Praxis am kniffligsten sind.

Mindestlohn und Einkommensnachweise

Du musst ein Bruttojahreseinkommen von mindestens 32.400 Euro nachweisen können. Das entspricht 2.700 Euro brutto pro Monat. Klingt erstmal fair, aber der Nachweis kann tückisch sein:

  • Angestellte: Arbeitsvertrag plus Gehaltsabrechnungen der letzten drei Monate
  • Selbstständige: Steuerliche Einkommenserklärung des Vorjahres oder Gewinn-und-Verlust-Rechnung
  • Unternehmer: Gewinnausschüttungen oder Geschäftsführergehalt

Mein Tipp: Wenn du Freelancer bist und dein Einkommen schwankt, bereite eine detaillierte Aufstellung deiner Projekte vor. Die maltesischen Behörden wollen sehen, dass du konstant über der Schwelle verdienst.

Krankenversicherung: EU vs. Privatversicherung

Du brauchst eine Krankenversicherung, die in Malta gültig ist. Hier wird es interessant:

  • EU-Bürger: European Health Insurance Card (EHIC) reicht theoretisch
  • Nicht-EU-Bürger: Private Auslandskrankenversicherung mit mindestens 30.000 Euro Deckung
  • Alle: Private Zusatzversicherung wird empfohlen (maltesisches Gesundheitssystem ist… nun ja, gewöhnungsbedürftig)

Sauberes Führungszeugnis und weitere Dokumente

Malta will wissen, mit wem sie es zu tun haben. Du brauchst:

  1. Polizeiliches Führungszeugnis aus deinem Heimatland (nicht älter als drei Monate)
  2. Reisepass (mindestens 12 Monate gültig)
  3. Mietvertrag oder Hotelbestätigung für die gesamte Aufenthaltsdauer
  4. Flugtickets oder Nachweis der Ausreiseabsicht

Das Führungszeugnis war für mich der zeitaufwändigste Teil. In Deutschland dauert das Online-Verfahren etwa eine Woche, aber rechne lieber mit zwei Wochen Puffer ein.

Die Sache mit der Unterkunft

Hier wird es praktisch: Du musst bereits bei der Antragstellung eine Unterkunft für den gesamten Zeitraum nachweisen. Das kann ein Mietvertrag sein, aber auch eine Hotelbuchung oder Airbnb-Bestätigung.

Realitätscheck: Die meisten beantragen das Visum mit einer Hotelreservierung für den ersten Monat und suchen dann vor Ort nach einer langfristigen Bleibe. Das ist völlig legal, solange du immer eine offizielle Adresse nachweisen kannst.

Technische Voraussetzungen für Remote Work

Malta setzt voraus, dass du tatsächlich remote arbeiten kannst. Das bedeutet:

  • Laptop oder Computer
  • Stabile Internetverbindung (Maltas Internet ist übrigens ziemlich gut)
  • Kommunikationstools für dein Team

Klingt selbstverständlich, aber ich musste tatsächlich bei der Antragstellung meine technische Ausstattung auflisten.

Der Antragsprozess Schritt für Schritt: So bekommst du das Malta Remote Work Visa

Jetzt wird es konkret. Ich führe dich durch den gesamten Prozess – von der ersten Vorbereitung bis zum Moment, wo du endlich das Visum in den Händen hältst.

Phase 1: Vorbereitung und Dokumentensammlung (2-4 Wochen)

Bevor du auch nur daran denkst, den Online-Antrag zu starten, musst du alle Dokumente bereit haben. Meine Checkliste:

  1. Führungszeugnis beantragen (Deutschland: 13 Euro online, 1-2 Wochen Wartezeit)
  2. Einkommensnachweise zusammenstellen und übersetzen lassen
  3. Krankenversicherung checken oder neue abschließen
  4. Passfotos nach EU-Standard machen lassen
  5. Unterkunft recherchieren und vorläufig buchen

Pro-Tipp: Alle Dokumente, die nicht auf Englisch sind, müssen übersetzt werden. Beglaubigte Übersetzungen kosten in Deutschland etwa 25-35 Euro pro Seite.

Phase 2: Online-Antragstellung (1-2 Stunden)

Der Antrag läuft über das Portal „Residency Malta Agency“. Die Website sieht aus wie aus dem Jahr 2015, funktioniert aber überraschend gut. Du musst:

  • Persönliche Daten eingeben
  • Alle Dokumente als PDF hochladen
  • Antragsbegründung schreiben (warum Malta, wie lange, was ist dein Plan)
  • Gebühren online bezahlen

Die Antragsbegründung sollte überzeugend, aber nicht übertrieben sein. Ich habe geschrieben, dass ich Malta als EU-Hub für meine Kunden nutzen und gleichzeitig die kulturelle Vielfalt der Insel erleben möchte. Kitschig? Vielleicht. Erfolgreich? Definitiv.

Phase 3: Bearbeitungszeit und Nachfragen (4-8 Wochen)

Jetzt heißt es warten. Die offizielle Bearbeitungszeit liegt bei 30 Arbeitstagen, in der Realität können es auch mal acht Wochen werden. Besonders im Frühjahr, wenn alle digitalen Nomaden Richtung Mittelmeer aufbrechen.

Rechne damit, dass die Behörden Nachfragen stellen oder zusätzliche Dokumente anfordern. Typische Nachfragen:

  • Detailliertere Einkommensnachweise
  • Bestätigung der Krankenversicherung
  • Klarstellung der Arbeitsbeziehung zu deinem Arbeitgeber

Phase 4: Genehmigung und Visa-Abholung

Wenn alles glatt läuft, bekommst du per E-Mail die Zusage. Das eigentliche Visum musst du dann persönlich in Malta abholen – innerhalb von 30 Tagen nach Einreise.

Die Abholung findet in Valletta statt, in einem unscheinbaren Bürogebäude, das du ohne GPS nie findest. Mitbringen musst du:

  • Originaldokumente (alle!)
  • Biometrische Fotos
  • Nachweise deiner maltesischen Adresse
  • Bargeld für eventuelle Zusatzgebühren

Bearbeitungszeiten in der Praxis

Jahreszeit Bearbeitungszeit Besonderheiten
Januar – März 6-8 Wochen Hochsaison für Anträge
April – Juni 4-6 Wochen Stabil, aber viele Nachfragen
Juli – September 4-5 Wochen Ferienzeit der Beamten
Oktober – Dezember 3-4 Wochen Beste Zeit für Anträge

Kosten und Gebühren: Was das Digital Nomad Visum Malta wirklich kostet

Jetzt reden wir Klartext über die Kosten. Malta ist nicht gerade bekannt für günstige Behördengänge, und das Digital Nomad Visum bildet da keine Ausnahme.

Offizielle Visa-Gebühren

Die Grundgebühr beträgt 300 Euro – das ist noch der günstigste Teil des ganzen Prozesses. Zusätzlich fallen an:

  • Antragsgebühr: 300 Euro
  • Bearbeitungsgebühr: 27 Euro
  • Visa-Card (physisches Dokument): 27,50 Euro
  • Express-Bearbeitung (optional): 150 Euro zusätzlich

Macht zusammen 354,50 Euro für das Standard-Verfahren, oder 504,50 Euro wenn du es eilig hast. Die Express-Bearbeitung verkürzt die Wartezeit allerdings nur um etwa eine Woche – meiner Erfahrung nach nicht wirklich den Aufpreis wert.

Versteckte Kosten bei der Vorbereitung

Die eigentlichen Kosten entstehen bei der Dokumentenbeschaffung. Hier meine Aufstellung aus der Praxis:

Position Kosten Deutschland Kosten Schweiz/Österreich
Polizeiliches Führungszeugnis 13 Euro 20-35 Euro
Beglaubigte Übersetzungen (3 Dokumente) 75-105 Euro 90-150 Euro
Passfotos (biometrisch) 15-20 Euro 20-25 Euro
Apostille (falls nötig) 25 Euro 30-50 Euro
Versandkosten Dokumente 10-15 Euro 15-25 Euro

Laufende Kosten in Malta

Mit dem Visum in der Tasche ist es nicht getan. Du musst auch beweisen, dass du die versprochenen 2.700 Euro monatlich ausgibst. Das ist in Malta gar nicht so schwer:

  • Miete (1-Zimmer-Apartment): 800-1.400 Euro/Monat
  • Lebenshaltungskosten: 600-900 Euro/Monat
  • Nebenkosten (Strom, Internet, etc.): 150-250 Euro/Monat
  • Transport: 26 Euro/Monat (Buspass) oder 300-500 Euro/Monat (Mietwagen)

Du siehst: Die 2.700 Euro Mindestausgaben erreichst du fast automatisch, wenn du nicht gerade im Hostel-Schlafsaal lebst und dich nur von Pastizzi ernährst.

Gesamtkalkulation für ein Jahr

Rechnen wir mal zusammen, was dich das erste Jahr als Digital Nomad in Malta wirklich kostet:

Kostenpunkt Einmalig Monatlich Jahressumme
Visa-Gebühren 500 Euro 500 Euro
Dokumentenbeschaffung 200 Euro 200 Euro
Unterkunft 1.100 Euro 13.200 Euro
Lebenshaltung 750 Euro 9.000 Euro
Nebenkosten 200 Euro 2.400 Euro
Transport 400 Euro 4.800 Euro
Gesamt 700 Euro 2.450 Euro 30.100 Euro

Das liegt knapp unter der geforderten Mindestausgabe von 32.400 Euro – du hast also noch 200 Euro monatlich Puffer für Restaurants, Ausflüge und unvorhergesehene Kosten.

Steuerliche Implikationen: Wie du als Digital Nomad in Malta besteuert wirst

Jetzt wird es richtig interessant – und kompliziert. Das Steuerrecht ist der Hauptgrund, warum sich viele für Malta entscheiden. Aber Vorsicht: Ein falscher Schritt und du zahlst in zwei Ländern Steuern.

Die 183-Tage-Regel: Wann wirst du maltesischer Steuerresident?

Malta wendet wie die meisten Länder die 183-Tage-Regel an. Bist du mehr als 183 Tage pro Kalenderjahr in Malta, giltst du automatisch als steuerlich ansässig. Mit dem Digital Nomad Visum für ein volles Jahr wirst du also höchstwahrscheinlich maltesischer Steuerresident.

Das bedeutet aber nicht automatisch, dass du in Deutschland oder der Schweiz keine Steuern mehr zahlst. Hier greifen die Doppelbesteuerungsabkommen (DBA). Vereinfacht gesagt: Du zahlst Steuern dort, wo du deinen „Mittelpunkt der Lebensinteressen“ hast.

Das 15% Flat Tax System für Nicht-Domizilierte

Malta hat ein Steuersystem, das speziell auf ausländische Residenten zugeschnitten ist. Als Digital Nomad profitierst du vom sogenannten „Non-Dom Status“:

  • Einkommen aus Malta: Normale maltesische Steuersätze (15-35%)
  • Ausländisches Einkommen, das nicht nach Malta überwiesen wird: 0% Steuern in Malta
  • Ausländisches Einkommen, das nach Malta überwiesen wird: 15% Flat Tax

Das ist der große Trick: Du zahlst nur auf das Geld Steuern, das du tatsächlich nach Malta bringst. Lässt du dein Gehalt auf dem deutschen Konto und überweist nur das nötige Kleingeld für den Lebensunterhalt, zahlst du nur auf diesen Betrag 15% Steuern.

Praktisches Beispiel: Anna, die Remote-Projektmanagerin

Anna verdient 60.000 Euro brutto als Remote-Projektmanagerin für ein Berliner Unternehmen. Sie hat das Digital Nomad Visum und lebt 10 Monate in Malta. Ihr Steuerszenario:

Szenario Steuern Deutschland Steuern Malta Gesamtbelastung
Ohne Malta (volle deutsche Steuer) 18.500 Euro 0 Euro 18.500 Euro
Malta Non-Dom, 30k überwiesen 0 Euro 4.500 Euro 4.500 Euro
Malta Non-Dom, 50k überwiesen 0 Euro 7.500 Euro 7.500 Euro

Die Ersparnis ist beträchtlich – aber nur, wenn alles korrekt gemacht wird.

Sozialversicherung: Das übersehene Problem

Steuern sind nur die halbe Miete. Die Sozialversicherung wird oft übersehen, kann aber richtig teuer werden:

  • Deutsche Angestellte: Weiterhin deutsche Sozialversicherung über den Arbeitgeber
  • Deutsche Selbstständige: Freiwillige Krankenversicherung in Deutschland oder malta nische Sozialversicherung
  • Nicht-EU-Bürger: Private Krankenversicherung pflicht

Mein Rat: Lass das von einem Steuerberater prüfen, der sich mit internationalem Steuerrecht auskennt. Die paar hundert Euro Beratung sparen dir später potenzielle Steuernachzahlungen in fünfstelliger Höhe.

Die Sache mit der Wegzugsbesteuerung

Deutschland hat eine Besonderheit: die Wegzugsbesteuerung. Wenn du mehr als 25% an einer Kapitalgesellschaft hältst und Deutschland verlässt, musst du eventuelle Wertsteigerungen versteuern – auch wenn du die Anteile gar nicht verkauft hast.

Das betrifft hauptsächlich Unternehmer und Startup-Gründer. Falls das auf dich zutrifft: Definitiv vorher steuerlich beraten lassen!

Steuerliche Fallstricke vermeiden

Aus meiner Erfahrung die häufigsten Fehler:

  1. Keine ordnungsgemäße Abmeldung in Deutschland: Du bleibst unbeschränkt steuerpflichtig
  2. Mittelpunkt der Lebensinteressen falsch eingeschätzt: Familie, Immobilie, Hauptbankverbindung in Deutschland = deutsche Steuerpflicht
  3. Sozialversicherung vergessen: Kann nachträglich sehr teuer werden
  4. Dokumentation vernachlässigt: Bei Steuerprüfung musst du alles belegen können

Meine Erfahrungen und praktische Tipps für den Antrag

Nach einem Jahr mit dem Malta Digital Nomad Visum und unzähligen Gesprächen mit anderen Remote Workern habe ich einiges gelernt. Hier teile ich die Tipps, die wirklich den Unterschied machen.

Der beste Zeitpunkt für den Antrag

Timing ist everything. Meine Empfehlung:

  • Oktober bis Dezember: Beste Bearbeitungszeiten, wenig Konkurrenz
  • Januar bis März: Vermeide diese Zeit – alle wollen dem deutschen Winter entfliehen
  • Ankunft in Malta: September bis November oder Februar bis Mai

Ich bin im März angekommen und hatte das perfekte Wetter: 22 Grad, wenig Touristen, aber die Insel war schon erwacht. Juli und August würde ich nicht empfehlen – 35 Grad und überfüllte Strände sind nicht jedermanns Sache.

Wohnungssuche: Was wirklich funktioniert

Die Unterkunftssuche ist der stressigste Teil. Hier meine bewährte Strategie:

  1. Erste zwei Wochen: Airbnb oder Hotel in Sliema/St. Julian’s
  2. Vor Ort suchen: Facebook-Gruppen „Malta Property Rent“, „Digital Nomads Malta“
  3. Besichtigungstour: Plane 4-5 Besichtigungen pro Tag
  4. Sofort entscheiden: Gute Wohnungen sind nach 24h weg

Die besten Gebiete für Digital Nomads:

Gebiet Vorteile Nachteile Preis 1-Zimmer
Sliema Zentral, gute Infrastruktur Touristisch, laut 900-1.300 Euro
St. Julian’s Nightlife, expat community Party-Lärm, überteuert 1.000-1.500 Euro
Gzira Ruhiger, günstiger Weniger los 700-1.000 Euro
Valletta Historisch, kulturell Wenige moderne Wohnungen 800-1.200 Euro
Msida Universität, jung Studenten-WGs 600-900 Euro

Arbeitsplätze und Coworking

Malta hat eine überraschend gute Coworking-Szene. Meine Top-Empfehlungen:

  • SOHO, Sliema: 150-200 Euro/Monat, professionell, gute Netzwerk-Events
  • Esplora, Kalkara: 180-220 Euro/Monat, modern, etwas außerhalb
  • The Office Hub, Gzira: 120-160 Euro/Monat, günstig, basic
  • Library Café, Valletta: Kostenlos, perfekt für einen Tag, kann laut werden

Internet ist in Malta generell gut. Ich hatte mit Melita einen 500 Mbit/s Anschluss für 35 Euro monatlich – mehr als ausreichend für Videokonferenzen und Cloud-Work.

Banking: Das leidige Thema

Ein maltesisches Bankkonto zu eröffnen ist… nun ja, eine Erfahrung. Mit dem Digital Nomad Visum hast du zwar theoretisch das Recht dazu, aber die Banken machen es dir nicht leicht:

  • HSBC Malta: Relativ expat-freundlich, aber hohe Mindesteinlage (2.500 Euro)
  • Bank of Valletta: Lokale Bank, komplizierter Prozess
  • Revolut/N26: Funktioniert perfekt als Übergangslösung

Mein Tipp: Für die ersten Monate reicht eine deutsche Online-Bank völlig aus. Das maltesische Konto kannst du später in Ruhe angehen.

Die Community finden

Malta ist klein, aber die Expat-Community ist groß und hilfsbereit. Anlaufstellen:

  • Facebook-Gruppen: „Expats in Malta“, „Digital Nomads Malta“, „Germans in Malta“
  • Meetups: Malta Digital Nomads Meetup (jeden ersten Mittwoch im Monat)
  • Coworking-Events: Networking-Events in den Spaces
  • WhatsApp-Gruppen: Entstehen meist aus den Facebook-Gruppen

Die maltesische Mentalität braucht etwas Gewöhnung – entspannt, aber manchmal ineffizient. „Mela, tomorrow“ ist ein geflügeltes Wort, das du öfter hören wirst als dir lieb ist.

Häufige Fehler und wie du sie vermeidest

In meinem Jahr in Malta habe ich viele Digital Nomads kennengelernt – und dabei die immer gleichen Fehler beobachtet. Hier sind die wichtigsten Fallen und wie du sie umgehst.

Fehler 1: Schlechte Dokumentenvorbereitung

Der häufigste Grund für Ablehnungen oder Verzögerungen sind unvollständige oder falsche Dokumente. Ich habe mitbekommen, wie jemand seinen Antrag dreimal einreichen musste, weil:

  • Das Führungszeugnis einen Tag zu alt war
  • Die Übersetzung nicht beglaubigt war
  • Der Einkommensnachweis zu ungenau formuliert war

So machst du es richtig: Checke alle Dokumente dreimal und lass sie von jemandem gegenlesen, der schon mal einen Visa-Antrag gestellt hat. Die 50 Euro für eine professionelle Überprüfung sparen dir Monate Wartezeit.

Fehler 2: Unrealistische Budgetplanung

Malta ist teurer als viele denken. Besonders Deutsche unterschätzen die Lebenshaltungskosten. Eine 1-Zimmer-Wohnung in akzeptabler Lage kostet mindestens 800 Euro, oft mehr. Dazu kommen:

  • Strom (kann im Sommer bei 150+ Euro liegen wegen Klimaanlage)
  • Lebensmittel (20-30% teurer als in Deutschland)
  • Transport (ohne Auto sehr eingeschränkt)
  • Ausgehen (Restaurantpreise auf Londoner Niveau)

So machst du es richtig: Plane mindestens 3.000 Euro monatlich ein, wenn du komfortabel leben willst. Die gesetzlichen 2.700 Euro reichen für ein spartanisches Leben.

Fehler 3: Steuerliche Naivität

Der größte Fehler ist zu denken, dass du automatisch Steuern sparst, nur weil du in Malta bist. Ich kenne einen Freelancer, der dachte, er sei clever, und am Ende sowohl in Deutschland als auch in Malta steuerpflichtig war – Doppelbesteuerung vom Feinsten.

Die häufigsten steuerlichen Fehleinschätzungen:**

  • Unvollständige Abmeldung in Deutschland
  • Mittelpunkt der Lebensinteressen falsch bewertet
  • Non-Dom Status nicht richtig beantragt
  • Sozialversicherung komplett vergessen

So machst du es richtig: Investiere in eine ordentliche Steuerberatung. 1.000-2.000 Euro für einen Experten sparen dir potenzielle Nachzahlungen im fünfstelligen Bereich.

Fehler 4: Unterschätzen der Insellage

Malta ist 316 Quadratkilometer groß – kleiner als Bremen. Nach drei Monaten kennst du jeden Winkel. Das kann beengend werden, besonders im Winter wenn das Wetter schlecht ist und die Fähren nach Sizilien nicht fahren.

Symptome von „Island Fever“:

  • Du gehst immer in die gleichen Restaurants
  • Du kennst alle Expats beim Namen
  • Du freust dich über jeden Besuch vom Festland
  • Du planst alle zwei Monate einen Trip weg von der Insel

So machst du es richtig: Plane von Anfang an regelmäßige Trips nach Sizilien, Italien oder Europa ein. Ryanair und Malta Air haben günstige Verbindungen.

Fehler 5: Falsche Erwartungen an die Infrastruktur

Malta ist EU-Mitglied, aber manche Dinge funktionieren… mediterran. Stromausfälle auf Gozo, Busse die nicht kommen, Ämter die um 11:30 schließen – das gehört dazu.

Besonders frustrierend:

  • Öffentlicher Transport: Unzuverlässig, besonders am Wochenende
  • Handwerker: „Tomorrow“ kann eine Woche bedeuten
  • Bürokratie: Alles dauert doppelt so lange wie angekündigt
  • Online-Services: Oft veraltet oder gar nicht vorhanden

So machst du es richtig: Plane immer Puffer ein und entwickle eine gesunde Portion maltesische Gelassenheit. Es wird schon irgendwie klappen – mela.

Fehler 6: Isolation von der lokalen Kultur

Viele Digital Nomads bleiben in ihrer Expat-Bubble. Das ist bequem, aber du verpasst das echte Malta. Die Einheimischen sind unglaublich gastfreundlich, wenn du dich darauf einlässt.

So brichst du aus der Bubble aus:

  • Lerne ein paar Brocken Maltesisch (wird sehr geschätzt)
  • Gehe zu lokalen Festen und Feierlichkeiten
  • Kaufe auf den lokalen Märkten ein
  • Vermeide die Expat-Hochburgen Sliema und St. Julian’s

Fehler 7: Schlechtes Zeitmanagement bei der Verlängerung

Das Digital Nomad Visum läuft nach genau einem Jahr ab. Willst du verlängern oder einen anderen Aufenthaltsstatus beantragen, musst du das rechtzeitig tun. Mindestens drei Monate vorher solltest du aktiv werden.

Deine Optionen nach einem Jahr:**

  • Verlängerung des Digital Nomad Visums: Möglich, aber nicht garantiert
  • EU-Aufenthaltstitel: Wenn du EU-Bürger bist und dich regulär anmelden willst
  • Global Residence Programme: Für High-Net-Worth Individuals
  • Ausreise und Neuantrag: Nach sechs Monaten Pause wieder möglich

Häufig gestellte Fragen zum Malta Digital Nomad Visum

Kann ich das Digital Nomad Visum verlängern?

Ja, eine Verlängerung um weitere 12 Monate ist möglich, aber nicht automatisch. Du musst erneut alle Anforderungen erfüllen und einen neuen Antrag stellen. Die meisten bekommen die Verlängerung, aber es gibt keine Garantie.

Darf ich mit dem Visum für maltesische Kunden arbeiten?

Nein, das ist explizit verboten. Du darfst nur für ausländische Arbeitgeber oder Kunden arbeiten. Wer gegen diese Regel verstößt, riskiert den Entzug des Visums und ein Einreiseverbot.

Muss ich wirklich 2.700 Euro pro Monat ausgeben?

Ja, du musst nachweisen können, dass du mindestens diesen Betrag in Malta ausgibst. Das wird aber nicht täglich kontrolliert – wichtig ist, dass du bei einer eventuellen Überprüfung entsprechende Belege vorlegen kannst.

Funktioniert das Visum auch für Freelancer ohne festes Einkommen?

Ja, aber du musst trotzdem ein Durchschnittseinkommen von 32.400 Euro jährlich nachweisen. Am besten mit Steuererklärungen der letzten Jahre oder detaillierten Projekt-Aufstellungen.

Kann ich meine Familie mitbringen?

Ja, Ehepartner und minderjährige Kinder können einen Familiennachzug beantragen. Jede Person benötigt aber einen eigenen Antrag und zusätzliche Gebühren fallen an.

Was passiert, wenn ich länger als ein Jahr bleiben möchte?

Du kannst eine Verlängerung beantragen oder zu einem anderen Aufenthaltsstatus wechseln. Als EU-Bürger hast du auch die Option, dich regulär anzumelden und das Freizügigkeitsrecht zu nutzen.

Brauche ich ein maltesisches Bankkonto?

Nicht zwingend für das Visum, aber praktisch für längere Aufenthalte. Deutsche Online-Banken funktionieren in Malta problemlos, ein lokales Konto macht aber vieles einfacher.

Wie ist das mit der Krankenversicherung?

EU-Bürger können die European Health Insurance Card nutzen, eine private Zusatzversicherung ist aber empfehlenswert. Nicht-EU-Bürger brauchen eine private Krankenversicherung mit mindestens 30.000 Euro Deckung.

Muss ich Maltesisch lernen?

Nein, Englisch ist offizielle Amtssprache und wird überall gesprochen. Ein paar Brocken Maltesisch helfen aber beim Kontakt mit Einheimischen und werden sehr geschätzt.

Was passiert bei Krankheit oder Arbeitslosigkeit?

Das Visum ist an die Bedingung geknüpft, dass du weiterhin remote arbeitest und das Mindesteinkommen hast. Bei längerer Arbeitslosigkeit kann das Visum entzogen werden.

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