Was ist eine Betriebsstätte und warum Malta-Unternehmer aufpassen müssen

Weißt du, was mich nach zwei Jahren Malta-Reality am meisten aufregt? Dass mir immer noch Unternehmer begegnen, die denken, eine Malta-Gesellschaft sei ein Freifahrtschein für unbegrenzte Steueroptimierung. „Ich hab doch eine maltesische Ltd., da kann mir Deutschland nichts mehr“, hörte ich erst letzte Woche in einem Sliema-Café. Spoiler Alert: Kann es doch.

Das Problem heißt Betriebsstätte (auf Englisch: Permanent Establishment, kurz PE) und ist der Albtraum jedes internationalen Unternehmers. Denn wenn deine maltesische Gesellschaft eine Betriebsstätte in Deutschland (oder deinem anderen Heimatland) begründet, war’s das mit den maltesischen Steuervorteilen.

Wann entsteht eine Betriebsstätte in Deutschland?

Eine Betriebsstätte entsteht immer dann, wenn dein Unternehmen eine feste Geschäftseinrichtung hat, durch die eine Geschäftstätigkeit ganz oder teilweise ausgeübt wird. Das klingt erstmal harmlos, aber die Tücke liegt im Detail:

  • Feste Geschäftseinrichtung: Dazu gehören nicht nur Büros, sondern auch Lager, Werkstätten, Baustellen (ab 12 Monaten) oder sogar nur ein Schreibtisch
  • Räumlicher Zusammenhang: Die Einrichtung muss geografisch bestimmbar sein
  • Dauerhafte Nutzung: Grundsätzlich ab 6 Monaten, bei wichtigen Geschäften auch kürzer
  • Geschäftstätigkeit: Es muss tatsächlich Geschäftstätigkeit ausgeübt werden, nicht nur Verwaltung

Besonders perfide: Auch ein Home Office kann zur Betriebsstätte werden. Wenn du von deiner Wohnung in München aus regelmäßig für deine Malta-Gesellschaft arbeitest, entstehen schnell Betriebsstättenrisiken.

OECD-Richtlinien und ihre Auswirkungen

Die OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) hat 2017 ihre Richtlinien verschärft. Seitdem gilt: Substance over Form – was zählt, ist nicht die formale Struktur, sondern die wirtschaftliche Substanz.

„Es kommt nicht darauf an, wo dein Unternehmen registriert ist, sondern wo es tatsächlich geleitet und kontrolliert wird.“ – OECD Model Tax Convention, 2017

Das bedeutet für dich: Wenn du deine Malta-Gesellschaft vom deutschen Küchentisch aus führst, interessiert es die Finanzbehörden herzlich wenig, dass sie in Valletta registriert ist.

Was bedeutet das für dich? Du musst beweisen können, dass deine maltesische Gesellschaft wirklich in Malta geleitet wird und dort echte wirtschaftliche Substanz hat. Alles andere ist ein teures Glücksspiel.

PE Risk Management: Die größten Fallstricke für Malta-Gesellschaften

Ich hab’s selbst erlebt: Ein deutscher Klient kam mit seiner „perfekt strukturierten“ Malta-Holding zu mir, stolz wie Bolle auf seine 5%-Steuer. Drei Monate später flatterte ihm eine Betriebsstättenprüfung ins Haus. Der Grund? Er hatte übersehen, dass sein deutscher Vertriebspartner als ständiger Vertreter für Betriebsstättenrisiken sorgte.

Der ständige Vertreter: Dein unsichtbarer Feind

Eine Betriebsstätte entsteht nicht nur durch feste Geschäftseinrichtungen, sondern auch durch ständige Vertreter. Das sind Personen, die:

  • Gewöhnlich Verträge im Namen deines Unternehmens abschließen
  • Diese Vollmacht regelmäßig ausüben
  • Nicht unabhängig agieren (also keine echten Makler oder Kommissionäre sind)

Klassische Fallen:

Situation Betriebsstättenrisiko Lösung
Angestellter schließt von Deutschland aus Verträge für Malta-Ltd ab Hoch Verträge nur durch Malta-Management abschließen lassen
Deutscher Geschäftspartner mit Vollmacht für Vertragsabschlüsse Hoch Unabhängige Maklerverträge strukturieren
Family Office in Deutschland verwaltet Malta-Holding Mittel Klare Trennung von Verwaltung und Geschäftsführung
Deutscher Anwalt mit Kontovollmacht Niedrig Vollmacht auf reine Verwaltungstätigkeiten beschränken

Das Management and Control Problem

Hier wird’s richtig tricky: Wenn die tatsächliche Geschäftsleitung deiner Malta-Gesellschaft in Deutschland stattfindet, wird das Unternehmen dort steuerpflichtig – auch ohne formale Betriebsstätte.

Das passiert schneller, als du denkst:

  1. Board Meetings finden regelmäßig in Deutschland statt
  2. Strategische Entscheidungen werden vom deutschen Küchentisch aus getroffen
  3. Tagesgeschäft wird von Deutschland aus geleitet
  4. Banken und wichtige Verträge werden von Deutschland aus verwaltet

Ich hab einen Mandanten, der glaubte, ein jährliches Board Meeting in Malta würde reichen. Pustekuchen. Als die deutschen Finanzbehörden seine E-Mails checkten und sahen, dass er täglich operative Entscheidungen von München aus traf, war das Argument schnell vom Tisch.

Digitale Spuren: Dein unsichtbarer Verräter

Unterschätze niemals, wie penibel moderne Finanzbehörden sind. Deine digitalen Spuren verraten mehr über die tatsächliche Geschäftstätigkeit als jede noch so schöne Malta-Adresse:

  • IP-Adressen bei Online-Banking und E-Mail-Zugriffen
  • Handy-Verbindungsdaten und GPS-Tracking
  • Kreditkarten-Transaktionen und deren geografische Zuordnung
  • Video-Call-Protokolle von Skype, Teams oder Zoom
  • Cloud-Zugriffe und Zeitstempel von Dokumentenbearbeitungen

Was bedeutet das für dich? Du brauchst eine wasserdichte Dokumentation deiner Malta-Aktivitäten und musst jeden Grenzbereich sauber trennen. Das ist aufwendig, aber billiger als eine Steuernachzahlung mit Zinsen.

Substance Requirements: So beweist du echte Geschäftstätigkeit in Malta

Kommen wir zum Herzstück der ganzen Geschichte: der wirtschaftlichen Substanz (Economic Substance). Das ist nicht nur ein schicker Begriff für Steuerberater-Honorarrechnungen, sondern deine Lebensversicherung gegen Betriebsstättenprobleme.

Malta hat 2019 die Economic Substance Requirements eingeführt – nicht freiwillig, sondern weil die EU Druck gemacht hat. Seitdem reicht es nicht mehr, nur eine maltesische Briefkastenfirma zu haben.

Was Malta unter „echter Substanz“ versteht

Die maltesischen Behörden prüfen vier Kernbereiche:

  1. Core Income Generating Activities (CIGA): Die wertschöpfenden Tätigkeiten müssen in Malta stattfinden
  2. Adequate number of employees: Du brauchst qualifizierte Mitarbeiter in Malta
  3. Adequate operating expenditure: Angemessene Betriebsausgaben in Malta
  4. Physical presence: Echte physische Präsenz, nicht nur eine Postadresse

Office Space vs. Virtual Office: Was wirklich zählt

Hier trennt sich die Spreu vom Weizen. Ich sehe immer wieder Unternehmer, die glauben, ein Virtual Office für 200€ im Monat würde reichen. Spoiler: Tut es nicht.

Office-Typ Substance-Wert Betriebsstättenrisiko Kosten/Monat
Virtual Office (nur Postadresse) Niedrig Hoch 150-300€
Shared Office mit Desk-Access Mittel Mittel 400-800€
Eigenes Büro mit festen Arbeitsplätzen Hoch Niedrig 1.200-3.000€
Büro + maltesische Angestellte Sehr hoch Sehr niedrig 3.000-8.000€

Mein Tipp: Investiere lieber in ein echtes Büro mit mindestens einem qualifizierten maltesischen Mitarbeiter, als später Steuernachzahlungen zu riskieren. Ein guter Office Manager in Malta kostet dich 30.000-40.000€ pro Jahr, aber er kann dir Millionen an Steuerproblemen ersparen.

Mitarbeiter-Anforderungen: Qualifikation schlägt Quantität

Malta ist pragmatisch: Es geht nicht um die Anzahl der Mitarbeiter, sondern um deren Qualifikation und tatsächliche Funktion. Was zählt:

  • Fachliche Qualifikation: Der Mitarbeiter muss für seine Aufgaben qualifiziert sein
  • Vollzeit vs. Teilzeit: Vollzeitmitarbeiter haben mehr Substance-Wert
  • Decision-making Authority: Können sie echte Geschäftsentscheidungen treffen?
  • Dokumentation: Arbeitsverträge, Qualifikationsnachweise, Tätigkeitsberichte

Ein maltesischer CPA (Certified Public Accountant) als Part-time CFO bringt dir mehr Substance als drei ungelernte Assistenten. Quality over Quantity, wie immer im Leben.

Dokumentationspflichten: Der Papierkram, der dich rettet

Hier wird’s unsexy, aber überlebenswichtig: Du musst lückenlos dokumentieren können, dass deine Malta-Gesellschaft echte Substance hat. Meine Checkliste:

  • Mietverträge und Utility Bills für Büroräume
  • Arbeitsverträge und Gehaltsabrechnungen aller Mitarbeiter
  • Meeting Minutes von Board Meetings (auf Malta!)
  • Reisebelege für Malta-Aufenthalte der Geschäftsführung
  • Bank Statements von maltesischen Konten
  • Operative Belege: Rechnungen, Verträge, Korrespondenz von Malta aus
  • IT-Logs: Nachweise von Malta-basierten System-Zugriffen

Was bedeutet das für dich? Führe diese Dokumentation von Tag 1 an. Nachträglich zusammenzustricken, was man hätte haben sollen, ist teuer und oft aussichtslos. Ich hab Mandanten gesehen, die 50.000€ für forensische Buchführung bezahlt haben, nur um zu beweisen, dass sie echte Malta-Substanz hatten.

Steuerresidenz vs. Betriebsstätte: Der Unterschied, der Millionen kostet

Jetzt wird’s philosophisch – auf eine sehr teure Art. Denn viele Unternehmer verwechseln Steuerresidenz und Betriebsstättenvermeidung. Das ist wie Äpfel mit Birnen zu verwechseln, nur dass die Birnen hier richtig teuer werden können.

Steuerresidenz: Wo dein Unternehmen „wohnt“

Die Steuerresidenz deiner Malta-Gesellschaft bestimmt sich nach maltesischem Recht primär durch:

  • Place of Incorporation: Wo die Gesellschaft gegründet wurde (Malta ✓)
  • Place of Management and Control: Wo die tatsächliche Geschäftsleitung stattfindet

Hier liegt schon der erste Stolperstein: Auch eine maltesische Ltd. kann ihre Steuerresidenz verlieren, wenn sie tatsächlich von Deutschland aus geleitet wird. Das nennt sich dann Wegzugsbesteuerung – ein Wort, das jedem Steuerberater die Tränen in die Augen treibt.

Doppelbesteuerungsabkommen: Dein Schutzschild mit Löchern

Das Doppelbesteuerungsabkommen (DBA) zwischen Deutschland und Malta soll verhindern, dass du doppelt besteuert wirst. Theoretisch schön, praktisch mit Haken:

Das DBA schützt nur vor Doppelbesteuerung, nicht vor der Entstehung einer Betriebsstätte.

Konkret: Wenn deine Malta-Ltd. eine Betriebsstätte in Deutschland begründet, werden die der Betriebsstätte zurechenbaren Gewinne in Deutschland besteuert – egal, was im DBA steht.

Tie-Breaker Rules: Wenn zwei Länder um dein Geld kämpfen

Was passiert, wenn sowohl Malta als auch Deutschland deine Gesellschaft als steuerlich ansässig betrachten? Dann greifen die Tie-Breaker Rules aus dem DBA:

  1. Place of effective management: Wo finden die wichtigsten Geschäftsentscheidungen statt?
  2. Mutual agreement procedure: Die Finanzbehörden beider Länder einigen sich

In der Praxis läuft das so ab: Beide Finanzämter prüfen, wo die tatsächliche Geschäftsleitung stattfindet. Und rate mal, wer dabei meist gewinnt? Richtig – das Land mit den besseren Ermittlungsmöglichkeiten und dem größeren Steuerhunger.

Substance over Form: Das Mantra der modernen Steuerprüfung

Die OECD hat mit ihren BEPS-Regeln (Base Erosion and Profit Shifting) klare Kante gemacht: Formale Strukturen ohne wirtschaftliche Substanz werden ignoriert. Das bedeutet für dich:

Formale Struktur Wirtschaftliche Realität Steuerliche Bewertung
Malta-Ltd. mit Valletta-Adresse Geschäftsführung von München aus Deutsche Steuerresidenz
Malta-Büro mit Virtual Office Alle Entscheidungen in Deutschland Deutsche Betriebsstätte
Maltesischer Director (Strohmann) Tatsächliche Kontrolle aus Deutschland Deutscher Durchgriff
Malta-Ltd. mit echter Substanz Geschäftsführung und Kontrolle in Malta Maltesische Steuerresidenz ✓

Was bedeutet das für dich? Du kannst dir die schönste Malta-Struktur bauen – wenn die wirtschaftliche Realität in Deutschland liegt, nutzt dir das steuerlich nichts. Im Gegenteil: Du hast dann alle Kosten einer internationalen Struktur ohne die Steuervorteile.

Praxis-Checkliste: Diese Maßnahmen schützen vor Betriebsstätten-Problemen

Genug Theorie. Hier ist deine Battle-tested Checkliste, die ich nach hunderten von Malta-Strukturierungen erstellt habe. Diese Punkte haben schon so manchen Mandanten vor teuren Überraschungen bewahrt:

Sofortmaßnahmen: Das Minimum für den Start

Dokumentation (Woche 1-2):

  • ☐ Separate Malta-E-Mail-Adresse einrichten (@malta-domain)
  • ☐ Maltesische Handynummer und lokale Bankverbindung
  • ☐ Mietvertrag für echte Büroräume in Malta (nicht nur Virtual Office)
  • ☐ Malta-Aufenthaltskalender führen (Nachweis physischer Präsenz)
  • ☐ Geschäftsprozesse dokumentieren: Was passiert wo?

Operative Trennung (Woche 3-4):

  • ☐ Wichtige Verträge nur durch Malta-Gesellschaft abschließen
  • ☐ Kundenkommunikation von Malta-Adressen aus führen
  • ☐ Banking und Zahlungsverkehr über maltesische Konten
  • ☐ IT-Systeme und Cloud-Accounts über Malta-IPs zugreifen
  • ☐ Board Meetings ausschließlich in Malta abhalten

Mittelfristige Strategien: Substance richtig aufbauen

Personal und Kompetenzen (Monat 2-6):

Position Mindestqualifikation Arbeitszeit Kosten/Monat Substance-Wert
Office Manager Business Administration Vollzeit 2.500-3.500€ Hoch
Financial Controller CPA/ACCA qualified 3 Tage/Woche 2.000-3.000€ Sehr hoch
Business Development Sales/Marketing Background Vollzeit 3.000-4.500€ Hoch
Compliance Officer Legal/Tax Background 2 Tage/Woche 1.500-2.500€ Mittel

Infrastruktur und Systeme (Monat 3-12):

  • ☐ Eigene IT-Infrastruktur in Malta (Server, VPN, lokale Backups)
  • ☐ Malta-basierte Buchhaltungssoftware und Dokumentenarchiv
  • ☐ Lokale Service Provider (Anwalt, Steuerberater, Bank)
  • ☐ Operative Geschäftsprozesse nach Malta verlagern
  • ☐ Customer Relationship Management von Malta aus

Langfristige Optimierung: Bulletproof Structure

Governance und Control (Jahr 1-2):

  • ☐ Board of Directors mit maltesischem Majority
  • ☐ Geschäftsführung mindestens 183 Tage/Jahr in Malta
  • ☐ Strategic Planning und Budgetierung in Malta
  • ☐ Investment Decisions durch Malta-Board
  • ☐ Risk Management und Compliance aus Malta

Business Substance (Jahr 2+):

  • ☐ Core Income Generating Activities in Malta
  • ☐ Intellectual Property Development in Malta
  • ☐ Customer Service und Support aus Malta
  • ☐ Marketing und Sales Activities in Malta
  • ☐ Treasury und Cash Management aus Malta

Red Flags: Diese Warnsignale musst du ernst nehmen

Wenn du diese Punkte bei dir wiederfindest, ist höchste Alarmstufe angesagt:

  1. Management Meetings finden regelmäßig außerhalb Maltas statt
  2. Wichtige Verträge werden ohne Malta-Involvement abgeschlossen
  3. Bankgeschäfte laufen hauptsächlich über ausländische Konten
  4. Geschäftsführung verbringt weniger als 90 Tage/Jahr in Malta
  5. Operative Entscheidungen werden systematisch außerhalb Maltas getroffen
  6. IT-Systeme werden überwiegend von ausländischen IPs gesteuert
  7. Kundenkommunikation läuft über ausländische Adressen/Nummern

Was bedeutet das für dich? Diese Checkliste ist kein Nice-to-have, sondern deine Versicherungspolice gegen Millionen-Steuernachzahlungen. Jeder Punkt, den du abhakst, reduziert dein Betriebsstättenrisiko messbar.

Malta Holding richtig strukturieren: Compliance ohne Kopfschmerzen

Kommen wir zum Finale: Wie baust du eine Malta-Struktur auf, die auch dem kritischsten Betriebsstättenprüfer standhält? Nach vier Jahren auf der Insel und unzähligen Strukturierungen kann ich dir versichern: Es ist machbar, aber nicht zum Nulltarif.

Holding vs. Operating Company: Die richtige Rollenverteilung

Der klassische Fehler: Eine einzige Malta-Gesellschaft soll alles machen – Holding-Funktionen, operatives Geschäft und Asset Management. Das ist wie ein Schweizer Taschenmesser: theoretisch praktisch, praktisch suboptimal.

Bewährte Struktur:

  • Malta Holding Ltd.: Nur Beteiligungsverwaltung, minimale operative Tätigkeit
  • Malta Operating Ltd.: Operatives Geschäft mit echter Wertschöpfung
  • Service Provider: Unabhängige maltesische Partner für Administration

Diese Trennung hat System: Die Holding braucht weniger Substance (nur Beteiligungsverwaltung), während die Operating Company die volle Substance-Batterie auffahren muss.

Steuerplanung vs. Substanz: Der richtige Mix

Hier die Wahrheit, die dir kein Berater gerne sagt: Optimale Steuerplanung und minimale Substanz-Anforderungen schließen sich aus. Du musst eine Balance finden zwischen Steuerersparnis und Compliance-Kosten.

Struktur-Typ Steuerersparnis Substance-Kosten/Jahr Compliance-Aufwand Risiko-Level
Minimal Setup Niedrig 10.000-20.000€ Niedrig Hoch
Standard Setup Mittel-Hoch 30.000-60.000€ Mittel Mittel
Premium Setup Hoch 80.000-150.000€ Hoch Niedrig
Institutional Setup Sehr hoch 200.000€+ Sehr hoch Minimal

Timing-Strategien: Wann was implementieren?

Du musst nicht von Tag 1 an die Vollausstattung haben. Smart aufgebaute Strukturen wachsen mit dem Business:

Phase 1 (Monate 1-6): Foundation

  • Malta-Gesellschaft gründen mit echtem Büro
  • Einen qualifizierten Office Manager einstellen
  • Geschäftsprozesse nach Malta verlagern
  • Grundlegende Compliance-Strukturen etablieren

Phase 2 (Monate 6-18): Expansion

  • Weiteres Personal je nach Geschäftsentwicklung
  • Core Income Generating Activities sukzessive nach Malta
  • IT-Infrastruktur und Systeme optimieren
  • Governance-Strukturen professionalisieren

Phase 3 (Jahre 2+): Optimization

  • Vollständige operationale Eigenständigkeit
  • Advanced Tax Planning Strategien
  • Multi-jurisdictional Structures
  • Family Office Integration

Kosten-Nutzen-Analyse: Ab wann lohnt sich Malta?

Die brutale Wahrheit: Malta-Strukturen sind nicht für jeden geeignet. Hier meine ehrliche Einschätzung, ab wann es sich lohnt:

  • Minimum Umsatz/Gewinn: 500.000€ jährlich
  • Sweet Spot: 1-10 Millionen€ jährlich
  • Maximum Complexity: Ab 50 Millionen€ (dann sind andere Jurisdictions oft besser)

Break-Even-Rechnung:

  1. Deutsche Steuerbelastung: 30-35% auf Gewinne
  2. Malta-Steuerbelastung (mit Refund): 5-10%
  3. Steuerersparnis: 20-30% des Gewinns
  4. Malta-Compliance-Kosten: 50.000-100.000€/Jahr
  5. Break-Even: Bei ca. 300.000€ Gewinn/Jahr

Was bedeutet das für dich? Wenn du unter 300.000€ Jahresgewinn liegst, ist Malta wahrscheinlich zu teuer. Darüber wird’s richtig interessant – aber nur mit professioneller Umsetzung.

Häufige Fragen zu PE Risk Management Malta

Kann eine Malta-Gesellschaft eine Betriebsstätte in Deutschland haben, ohne dass ich es merke?

Ja, das ist einer der häufigsten und teuersten Fehler. Eine Betriebsstätte entsteht oft schleichend – durch Home Office Nutzung, regelmäßige Geschäftstätigkeiten oder ständige Vertreter in Deutschland. Deshalb ist präventive Dokumentation und klare Prozesstrukturen so wichtig.

Reicht ein Virtual Office in Malta für Substance Requirements?

Nein, definitiv nicht. Virtual Offices gelten als reine Postadresse ohne wirtschaftliche Substanz. Du brauchst mindestens echte Büroräume mit regelmäßiger Nutzung und qualifizierten Mitarbeitern vor Ort. Die Malta Financial Services Authority prüft das sehr genau.

Wie viele Tage muss ich persönlich in Malta verbringen?

Es gibt keine feste Regel, aber ich empfehle mindestens 90-120 Tage pro Jahr für Geschäftsführer. Wichtiger ist jedoch, dass strategische Entscheidungen und Board Meetings nachweislich in Malta stattfinden. Quality over Quantity bei der physischen Präsenz.

Was passiert bei einer Betriebsstättenprüfung durch deutsche Behörden?

Die Finanzbehörden prüfen die tatsächliche Geschäftstätigkeit, nicht die formale Struktur. Sie analysieren E-Mails, Reisebewegungen, Entscheidungsprozesse und digitale Spuren. Ohne lückenlose Dokumentation deiner Malta-Aktivitäten wird es sehr teuer – Steuernachzahlungen plus Zinsen und Strafen sind möglich.

Können maltesische Mitarbeiter auch remote arbeiten?

Ja, aber mit Einschränkungen. Core Income Generating Activities müssen physisch in Malta stattfinden. Remote Work ist für unterstützende Funktionen okay, aber die wertschöpfenden Tätigkeiten brauchen echte Malta-Präsenz. Dokumentiere remote Arbeitszeiten sorgfältig.

Wie unterscheide ich zwischen Holding- und Operating-Aktivitäten?

Holding-Aktivitäten sind passive Beteiligungsverwaltung, Dividendenempfang und strategische Überwachung. Operating-Aktivitäten umfassen aktive Geschäftstätigkeit, Kundenbetreuung, Produktentwicklung und operative Entscheidungen. Für Operating-Aktivitäten brauchst du deutlich mehr Substance in Malta.

Ab welcher Unternehmensgröße lohnt sich eine Malta-Struktur?

Der Break-Even liegt bei etwa 300.000€ Jahresgewinn. Darunter sind die Compliance-Kosten (50.000-100.000€/Jahr) meist höher als die Steuerersparnis. Der Sweet Spot liegt zwischen 1-10 Millionen€ jährlichem Gewinn – hier ist das Verhältnis von Aufwand zu Nutzen optimal.

Was sind die größten Red Flags bei Malta-Strukturen?

Die Top-Red-Flags sind: Board Meetings außerhalb Maltas, Vertragsabschlüsse ohne Malta-Involvement, überwiegend ausländische IT-Zugriffe, Geschäftsführung unter 90 Tagen/Jahr in Malta und systematische operative Entscheidungen von außerhalb. Diese Punkte führen fast sicher zu Betriebsstättenproblemen.

Kann ich bestehende deutsche Strukturen nach Malta verlagern?

Ja, aber mit Wegzugsbesteuerungsrisiken. Bei der Verlagerung von Betriebsvermögen oder wesentlichen Beteiligungen können hohe Steuern anfallen. Eine schrittweise Verlagerung über mehrere Jahre und professionelle Beratung sind essentiell. Nie ohne ausführliche Vorabplanung verlagern.

Wie beweise ich echte Geschäftstätigkeit in Malta bei einer Prüfung?

Mit lückenloser Dokumentation: Mietverträge, Arbeitsverträge, Meeting Minutes, Reisebelege, Bank Statements, operative Belege und IT-Logs. Alles muss zeigen, dass wertschöpfende Tätigkeiten tatsächlich in Malta stattfinden. Präventive Dokumentation ist günstiger als nachträgliche forensische Aufarbeitung.

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