Inhaltsverzeichnis
- Malta Substanzanforderungen 2025: Was sich geändert hat
- Economic Substance Test: Die 5 Kernkriterien für Malta-Gesellschaften
- Malta Holding Substanzanforderungen: Besondere Regeln für Beteiligungsgesellschaften
- Compliance-Standards 2025: Dokumentation und Nachweis
- Praktische Umsetzung: So erfüllst du die Substanzanforderungen
- Häufige Compliance-Fehler und wie du sie vermeidest
- Zukunftsausblick: Was 2025 noch kommt
- Häufig gestellte Fragen
Kennst du das? Du denkst, deine Malta-Gesellschaft läuft wie geschmiert, und dann flattert ein Brief von den maltesischen Steuerbehörden ins Haus. Plötzlich musst du beweisen, dass deine Firma nicht nur auf dem Papier existiert, sondern echte wirtschaftliche Substanz in Malta hat. Willkommen in der Realität der verschärften Compliance-Standards 2025.
Nach zwei Jahren auf der Insel und unzähligen Gesprächen mit Steuerberatern, Unternehmern und frustrierten Firmeninhabern kann ich dir eines versprechen: Die Zeiten der „Briefkastenfirmen“ sind endgültig vorbei. Wer heute eine maltesische Gesellschaft betreibt, muss handfeste Substanz nachweisen können – oder riskiert massive Probleme mit internationalen Steuerbehörden.
Die gute Nachricht? Mit der richtigen Vorbereitung und dem Wissen um die aktuellen Bestimmungen ist das alles machbar. Die schlechte? Unwissen wird 2025 richtig teuer.
Malta Substanzanforderungen 2025: Was sich geändert hat
Das Jahr 2025 bringt die bisher schärfsten Substanzanforderungen für Malta-Gesellschaften mit sich. Was früher als „steueroptimierte Gestaltung“ durchging, wird heute unter die Lupe genommen wie nie zuvor.
Neue EU-Richtlinien und ihre Auswirkungen
Die EU Anti-Tax Avoidance Directive (ATAD) hat Malta ordentlich unter Druck gesetzt. Seit Januar 2025 gelten verschärfte Regeln für die Anerkennung maltesischer Gesellschaften innerhalb der EU. Was bedeutet das für dich? Deine Firma muss beweisen können, dass sie tatsächlich in Malta operiert – nicht nur dort registriert ist.
Die wichtigsten Änderungen im Überblick:
- Minimum Economic Activity Test: Gesellschaften müssen eine Mindestgeschäftstätigkeit nachweisen, die im Verhältnis zu ihren Einkünften steht
- Enhanced Documentation Requirements: Umfassendere Dokumentationspflichten für alle Geschäftsaktivitäten
- Real Business Purpose Test: Jede Transaktion muss einen echten wirtschaftlichen Zweck haben
- Quarterly Compliance Reporting: Vierteljährliche Meldungen an die maltesischen Behörden
OECD BEPS-Updates für Malta
Die OECD Base Erosion and Profit Shifting (BEPS) Initiative hat Malta’s Steuerregime kräftig durchgerüttelt. Als EU-Mitglied muss Malta alle BEPS-Maßnahmen umsetzen – und das hat Konsequenzen für deine Gesellschaftsstruktur.
Besonders relevant ist Action 5 (Harmful Tax Practices): Malta musste seine IP-Box-Regime anpassen und strengere Nexus-Regeln einführen. Wenn du geistiges Eigentum über Malta abwickelst, musst du nachweisen, dass die entsprechenden Entwicklungsaktivitäten tatsächlich auf der Insel stattfinden.
Economic Substance Requirements verschärft
Die Economic Substance Requirements (ESR) sind das Herzstück der neuen Compliance-Standards. Während früher ein lokaler Direktor und eine Postadresse gereicht haben, verlangt Malta heute messbare wirtschaftliche Aktivitäten.
Das neue ESR-Framework basiert auf fünf Säulen, die ich dir im nächsten Abschnitt im Detail erkläre. Spoiler: Ein virtuelles Büro in Sliema wird nicht reichen.
Was bedeutet das für dich? Plane mindestens 6-12 Monate Vorlaufzeit, um echte Substanz aufzubauen. Spontane Lösungen funktionieren nicht mehr.
Economic Substance Test: Die 5 Kernkriterien für Malta-Gesellschaften
Der Economic Substance Test ist das A und O für deine maltesische Gesellschaft. Diese fünf Kriterien entscheiden darüber, ob deine Firma als substanzhaft anerkannt wird oder als steuerliche Gestaltung durchfällt.
Geschäftsleitung und Kontrolle in Malta
Core Management and Control bedeutet: Die wichtigsten Geschäftsentscheidungen müssen physisch in Malta getroffen werden. Das heißt nicht, dass dein CEO jeden Tag im Büro sitzen muss, aber die strategischen Beschlüsse müssen vor Ort fallen.
Konkret bedeutet das:
- Mindestens 6 Board Meetings pro Jahr in Malta
- Protokollierte Entscheidungen zu wichtigen Geschäftstransaktionen
- Nachweis, dass Geschäftsführer tatsächlich in Malta anwesend waren
- Lokale Kontrolle über Bankkonten und Investitionsentscheidungen
Ich kenne einen deutschen Unternehmer, der seine Board Meetings via Zoom aus München abhielt. Das ging drei Jahre gut – bis die maltesischen Behörden nachfragten. Kostenpunkt der Nachzahlung: über 150.000 Euro.
Angemessene Geschäftstätigkeit im Verhältnis zum Einkommen
Das Adequate Business Activity Kriterium ist das kniffligste. Malta prüft, ob deine Geschäftstätigkeit vor Ort im Verhältnis zu deinen Einkünften steht. Eine Firma mit 5 Millionen Euro Umsatz kann nicht mit einem Teilzeit-Assistenten betrieben werden.
Jahresumsatz | Mindest-Geschäftstätigkeit | Typische Kosten |
---|---|---|
Bis 500.000€ | 1 Vollzeit-Mitarbeiter | 35.000-45.000€ |
500.000€ – 2 Mio€ | 2-3 Mitarbeiter + Management | 80.000-120.000€ |
2 Mio€ – 10 Mio€ | 5+ Mitarbeiter + Senior Management | 200.000-350.000€ |
Über 10 Mio€ | Vollständige lokale Operations | 500.000€+ |
Qualifizierte Mitarbeiter vor Ort
Adequate Employees heißt nicht nur warm bodies, sondern qualifizierte Fachkräfte. Die maltesischen Behörden schauen genau hin, ob deine Mitarbeiter tatsächlich die Kompetenzen haben, die dein Geschäftsmodell erfordert.
Für eine IT-Holding brauchst du beispielsweise nicht nur einen Buchhalter, sondern auch jemanden mit technischem Know-how. Für eine Immobilien-Holding reicht ein Jurist nicht – du brauchst auch Expertise im Immobilienbereich.
Praxistipp: Dokumentiere die Qualifikationen deiner Mitarbeiter sorgfältig. CV’s, Zertifikate, Fortbildungsnachweise – alles was zeigt, dass du die richtigen Leute an Bord hast.
Angemessene Betriebsausgaben in Malta
Das Adequate Operating Expenditure Kriterium prüft, ob deine Ausgaben vor Ort realistisch sind. Eine Beratungsgesellschaft mit 2 Millionen Euro Umsatz, die nur 30.000 Euro jährlich in Malta ausgibt, wirkt verdächtig.
Typische Betriebsausgaben umfassen:
- Löhne und Gehälter (größter Posten)
- Büromiete und Nebenkosten
- IT-Infrastruktur und Software-Lizenzen
- Professional Services (Rechtsanwälte, Steuerberater)
- Marketing und Geschäftsentwicklung
- Reisekosten für Malta-basierte Aktivitäten
Physische Präsenz und Geschäftsräume
Die Physical Presence muss zu deiner Geschäftstätigkeit passen. Ein Shared Office in Valletta mag für ein kleines Consulting-Unternehmen reichen, aber nicht für eine große Trading-Gesellschaft.
Die maltesischen Behörden achten auf:
- Angemessene Bürogröße für die Anzahl der Mitarbeiter
- Ausstattung, die zum Geschäftszweck passt
- Echte Nutzung (nicht nur als Briefkastenadresse)
- Länger Mietverträge als Indikator für ernsthafte Geschäftstätigkeit
Was bedeutet das für dich? Kalkuliere mindestens 1.500-3.000 Euro monatlich für angemessene Büroräume in guten Lagen. Billig-Lösungen fallen sofort auf.
Malta Holding Substanzanforderungen: Besondere Regeln für Beteiligungsgesellschaften
Malta-Holdings sind besonders im Fokus der Steuerbehörden. Warum? Weil hier die größten Steuergestaltungsmöglichkeiten liegen – und damit auch das größte Missbrauchspotenzial.
Minimum Substance für passive Einkünfte
Für passive Einkünfte wie Dividenden, Zinsen oder Lizenzgebühren gelten reduzierte Substanzanforderungen. Aber Achtung: „reduziert“ heißt nicht „inexistent“.
Malta verlangt für Holding-Gesellschaften mindestens:
- Ein qualifiziertes Board mit mindestens einem Malta-resident Direktor
- Angemessene administrative Infrastruktur
- Dokumentierte Investmentstrategien und Due Diligence Prozesse
- Regelmäßige Überwachung der Beteiligungen
Das klingt wenig, hat aber durchaus seine Tücken. Ich habe einen Fall erlebt, wo eine scheinbar simple Holding wegen fehlender Investment Committee Protokolle massive Probleme bekommen hat.
Verwaltungssubstanz vs. operative Substanz
Malta unterscheidet zwischen Administrative Substance und Operational Substance. Reine Holdings können mit weniger operativer Substanz auskommen, müssen aber umso stärkere Verwaltungsstrukturen vorweisen.
Substanz-Typ | Reine Holding | Operative Holding |
---|---|---|
Mindest-Personal | 1-2 qualifizierte Mitarbeiter | 3+ Mitarbeiter je nach Aktivität |
Board Meetings | Quartalsweise | Monatlich |
Dokumentation | Investment-fokussiert | Operations-fokussiert |
Jahreskosten | 60.000-100.000€ | 150.000€+ |
Board Meetings und Entscheidungsfindung
Die Board Composition deiner Malta-Holding ist kritisch. Ein maltesischer Nominee-Direktor, der nur abnickt, reicht nicht mehr. Die lokalen Direktoren müssen echte Entscheidungsgewalt haben und diese auch dokumentiert ausüben.
Best Practices für Board Meetings:
- Vorbereitung: Agenda 48 Stunden vorher verschicken
- Teilnahme: Physische Anwesenheit in Malta dokumentieren
- Protokoll: Detaillierte Aufzeichnung aller Entscheidungen
- Follow-up: Umsetzung der Beschlüsse nachverfolgen
Ein Steuerberater in Valletta hat mir mal gesagt: „Die Qualität deiner Board Protokolle entscheidet über die Qualität deiner Substanz.“ Da ist was dran.
Was bedeutet das für dich? Investiere in qualifizierte lokale Direktoren und professionelle Board-Prozesse. Das kostet mehr, spart aber langfristig Millionen an Steuernachzahlungen.
Compliance-Standards 2025: Dokumentation und Nachweis
Die Dokumentation ist das Rückgrat deiner Substanz-Strategie. Ohne wasserdichte Unterlagen ist selbst die beste operative Substanz wertlos. Malta’s Compliance-Standards 2025 sind gnadenlos: Was nicht dokumentiert ist, hat nicht stattgefunden.
Welche Unterlagen du brauchst
Die Essential Documentation für Malta-Gesellschaften umfasst deutlich mehr als früher. Hier die komplette Checkliste, die ich über die Jahre zusammengestellt habe:
Corporate Governance Documents:
- Memorandum and Articles of Association (immer aktuell halten)
- Board Meeting Minutes mit detaillierten Entscheidungen
- Shareholders‘ Meeting Protokolle
- Direktor-Ernennungen und -Rücktritte
- Signatory Authorization Matrices
Business Activity Records:
- Detaillierte Geschäftspläne und Updates
- Verträge mit Kunden, Lieferanten, Service Providern
- Invoice-Trails und Payment Records
- Bank Statement Analysis mit Business Justification
- Due Diligence Reports für alle größeren Transaktionen
Employment and Operations:
- Arbeitsverträge und Stellenbeschreibungen
- Payroll Records und Tax Filings
- Office Lease Agreements und Utility Bills
- IT-Infrastructure Documentation
- Insurance Policies
Pro-Tipp: Führe ein Digital Document Management System. Papier-Chaos überlebt keine Behördenprüfung.
Reporting-Pflichten gegenüber maltesischen Behörden
Malta hat seine Reporting Requirements 2025 massiv verschärft. Du musst nicht nur jährlich, sondern quartalsweise bestimmte Informationen melden.
Quarterly Compliance Reports enthalten:
- Economic Activity Summary mit Key Performance Indicators
- Employee Headcount und Payroll Expenses
- Malta-sourced Revenue und Operating Expenses
- Board Meeting Summary und Key Decisions
- Related Party Transactions (besonders kritisch)
Annual Comprehensive Filing umfasst:
- Audited Financial Statements
- Economic Substance Return (ESR)
- Transfer Pricing Documentation
- Country-by-Country Report (bei entsprechender Größe)
- Beneficial Ownership Information
CbC Reporting und internationale Transparenz
Country-by-Country Reporting (CbC) ist für große maltesische Gesellschaften Pflicht. Ab einem konsolidierten Umsatz von 750 Millionen Euro musst du detailliert aufschlüsseln, wo welche Gewinne entstehen und welche Steuern gezahlt werden.
Das CbC Report Framework verlangt:
- Revenue: Aufschlüsselung nach Related/Unrelated Party
- Profit/Loss: Before Income Tax pro Jurisdiktion
- Income Tax: Paid und Accrued
- Economic Activity Indicators: Employees, Assets, etc.
Auch wenn du unter der 750-Millionen-Schwelle liegst, solltest du dich darauf vorbereiten. Die OECD diskutiert bereits eine Senkung auf 200 Millionen Euro.
Was bedeutet das für dich? Starte früh mit strukturiertem Record Keeping. Nachträgliche Dokumentation ist teuer und oft unvollständig.
Praktische Umsetzung: So erfüllst du die Substanzanforderungen
Genug Theorie – lass uns konkret werden. Wie setzt du die Substanzanforderungen praktisch um, ohne dabei ein Vermögen zu verbrennen? Nach zwei Jahren Trial-and-Error kann ich dir einige Abkürzungen zeigen.
Mitarbeiter in Malta: Anstellung vs. Service Provider
Die Employment-Frage ist der größte Kostentreiber. Vollzeit-Anstellungen in Malta sind teuer, aber Service Provider werden von den Behörden skeptisch betrachtet. Der Trick liegt im richtigen Mix.
Festanstellung macht Sinn für:
- Key Management Positionen (CEO, CFO, Operations Manager)
- Tätigkeiten, die echte Kontrolle erfordern
- Compliance und Risk Management
- Kundenkontakt und Business Development
Service Provider funktionieren für:
- Administrative Tätigkeiten (HR, Payroll, Basic Accounting)
- IT-Support und Maintenance
- Legal und Tax Advisory (über etablierte Kanzleien)
- Marketing und PR
Realistische Kosten für qualifizierte Mitarbeiter in Malta:
Position | Brutto-Gehalt p.a. | All-in Kosten |
---|---|---|
Operations Manager | 45.000-65.000€ | 55.000-80.000€ |
Compliance Officer | 35.000-50.000€ | 45.000-65.000€ |
Administrative Assistant | 25.000-35.000€ | 30.000-45.000€ |
Business Development | 40.000-60.000€ | 50.000-75.000€ |
Büroräume mieten: Was ausreichend ist
Bei Office Space gilt: Qualität vor Quantität. Ein professionelles 100qm Büro in guter Lage wirkt substanzieller als 200qm in einem No-Name-Industriegebiet.
Top-Locations für Geschäftssubstanz:
- Valletta: Prestige-Adresse, aber teuer (30-50€/qm)
- Sliema/St. Julians: Business-Hub, gute Infrastruktur (25-40€/qm)
- Ta‘ Xbiex: Etabliertes Geschäftsviertel (20-35€/qm)
- Gzira: Aufstrebendes Gebiet, moderate Preise (18-30€/qm)
Wichtig: Achte auf Service Charges und Utilities. Was als 25€/qm beworben wird, kann schnell 35€/qm kosten.
Must-haves für dein Malta-Büro:
- Getrennte Räume für vertrauliche Gespräche
- Professionelle IT-Infrastruktur
- Meeting Room für Board Meetings
- Adequate Security (wichtig für Compliance)
- Parking (unterschätze nicht Malta’s Verkehrschaos)
Board Composition und lokale Direktoren
Die Auswahl lokaler Direktoren ist kritisch. Ein billiger Nominee-Direktor kann dich Millionen kosten, wenn er bei der Prüfung versagt.
Qualitätskriterien für Malta-Direktoren:
- Relevante Branchenerfahrung (nicht nur Jura oder Accounting)
- Nachweisbare Malta-Residenz
- Unbescholtener Leumund
- Verfügbarkeit für regelmäßige Board Meetings
- Verständnis für dein Geschäftsmodell
Kostenkalkulation für qualifizierte Direktoren:
- Senior Professionals: 25.000-50.000€ jährlich
- Experienced Non-Executives: 15.000-30.000€ jährlich
- Specialist Expertise: Zusätzlich 5.000-15.000€
Mein Rat: Spare nicht am Direktor. Ein erfahrener lokaler Geschäftsmann, der dein Business versteht, ist Gold wert.
Kostenplanung für echte Substanz
Lass uns ehrlich sein: Echte Substanz kostet Geld. Hier meine realistische Kostenaufstellung für verschiedene Gesellschaftsgrößen:
Small Entity (bis 1 Mio€ Umsatz):
- Office Space: 30.000-50.000€
- Employee Costs: 60.000-100.000€
- Professional Services: 15.000-25.000€
- IT und Equipment: 8.000-15.000€
- Total: 113.000-190.000€ jährlich
Medium Entity (1-10 Mio€ Umsatz):
- Office Space: 50.000-80.000€
- Employee Costs: 150.000-300.000€
- Professional Services: 25.000-50.000€
- IT und Equipment: 15.000-30.000€
- Total: 240.000-460.000€ jährlich
Was bedeutet das für dich? Kalkuliere mindestens 10-15% deines Malta-Umsatzes für echte Substanzkosten. Alles darunter wirkt verdächtig.
Häufige Compliance-Fehler und wie du sie vermeidest
In zwei Jahren Malta habe ich alle denkbaren Compliance-Katastrophen miterlebt. Die gute Nachricht: Die meisten Fehler sind vermeidbar, wenn du weißt, worauf du achten musst.
Scheinsubstanz erkennen und vermeiden
Sham Substance ist der Compliance-Killer schlechthin. Die maltesischen Behörden haben dafür ein feines Gespür entwickelt und können Scheinaktivitäten auf 100 Meter gegen den Wind riechen.
Red Flags, die sofort auffallen:
- Board Meetings, die immer genau 15 Minuten dauern
- Mitarbeiter, die gleichzeitig für 20 andere Gesellschaften arbeiten
- Office Spaces, die aussehen wie Zahnarztpraxen aus den 80ern
- Geschäftstransaktionen, die nur zwischen verbundenen Unternehmen stattfinden
- Management Fees, die merkwürdig rund sind (immer 100.000€, nie 97.346€)
Wie du echte Substanz aufbaust:
- Start with Why: Definiere klare Geschäftsziele für deine Malta-Aktivitäten
- Think Long-term: Plane mindestens 3-5 Jahre im Voraus
- Invest in People: Gute Mitarbeiter sind deine beste Compliance-Versicherung
- Document Everything: Aber authentisch, nicht konstruiert
- Be Consistent: Deine Geschichte muss in sich stimmig sein
Dokumentationslücken schließen
Documentation Gaps sind der Klassiker unter den Compliance-Fehlern. Du hast echte Substanz, kannst sie aber nicht beweisen? Dann hast du ein Problem.
Typische Dokumentationslücken:
- Fehlende Board Meeting Minutes für kritische Entscheidungen
- Unvollständige Employment Records
- Schludrige Financial Reporting
- Missing Due Diligence Documentation
- Lückenhafte Communication Trails
Mein bewährtes Documentation System:
Document Type | Update Frequency | Retention Period |
---|---|---|
Board Minutes | Nach jedem Meeting | Permanent |
Financial Records | Monatlich | 7 Jahre |
Employee Files | Bei Änderungen | 5 Jahre nach Austritt |
Contract Documentation | Bei Abschluss/Änderung | Vertragslaufzeit + 3 Jahre |
Timing bei der Substanzerrichtung
Der Timing-Fehler ist besonders tückisch: Du baust erst Substanz auf, nachdem die Behörden nachfragen. Das wirkt wie ein Schuldeingeständnis und macht alles noch schlimmer.
Goldene Regel: Substanz muss vor den wirtschaftlichen Aktivitäten da sein, nicht danach.
Optimaler Timeline für Substanzaufbau:
- Monat 1-2: Gesellschaftsgründung und Grundausstattung
- Monat 3-4: Office Setup und erste Einstellungen
- Monat 5-6: Board Etablierung und erste operative Aktivitäten
- Monat 7-8: Dokumentationssysteme und Prozesse
- Monat 9-12: Vollständige operative Substanz
- Ab Monat 13: Erste größere Geschäftstransaktionen
Rush-Jobs funktionieren nicht. Eine italienische Holding, die ich kenne, hat versucht, Substanz in drei Monaten aufzubauen. Ergebnis: 2 Millionen Euro Steuernachzahlung.
Was bedeutet das für dich? Plane langfristig und baue Substanz systematisch auf. Geduld zahlt sich aus – Ungeduld wird teuer.
Zukunftsausblick: Was 2025 noch kommt
Malta’s Compliance-Landschaft entwickelt sich rasant weiter. Wer denkt, dass die aktuellen Bestimmungen das Ende der Fahnenstange sind, irrt gewaltig. Hier die wichtigsten Änderungen, die noch auf uns zukommen.
Pillar Two Implementation in Malta
Pillar Two der OECD (Global Minimum Tax) wird Malta’s Steuerregime fundamental verändern. Ab 2025 greift die 15%-Mindeststeuer für multinationale Konzerne mit über 750 Millionen Euro Umsatz.
Was das für Malta-Gesellschaften bedeutet:
- Substance becomes King: Nur Gesellschaften mit echter wirtschaftlicher Aktivität können von Ausnahmen profitieren
- Complex Calculations: Das Effective Tax Rate Testing wird zum Alptraum für Steuerberater
- Top-up Taxes: Reichen Malta’s Steuern nicht aus, zahlt die Muttergesellschaft die Differenz
- Safe Harbours: Bestimmte Aktivitäten bleiben ausgenommen – aber nur bei nachweisbarer Substanz
DAC6 und Meldepflichten
Die EU Directive on Administrative Cooperation (DAC6) verschärft die Meldepflichten für grenzüberschreitende Steuergestaltungen erheblich. Malta muss ab 2025 deutlich mehr Informationen mit anderen EU-Staaten teilen.
Erweiterte Meldepflichten umfassen:
- Cross-border Arrangements mit bestimmten Hallmarks
- Aggressive Tax Planning Structures
- Beneficial Ownership Information in Echtzeit
- Related Party Transactions über bestimmten Schwellenwerten
Das bedeutet: Deine Malta-Struktur wird transparenter als je zuvor. Privacy wird zum Luxus, den sich nur noch wenige leisten können.
Brexit-Auswirkungen auf UK-Malta Strukturen
Der Brexit-Fallout trifft Malta-UK-Strukturen mit Verzögerung. Viele Double Tax Treaties müssen neu verhandelt werden, und die EU-Freedoms gelten nicht mehr automatisch.
Konkrete Auswirkungen:
- Withholding Taxes: Höhere Quellensteuern zwischen UK und Malta
- Substance Requirements: UK prüft Malta-Gesellschaften noch strenger
- Regulatory Divergence: Unterschiedliche Compliance-Standards entwickeln sich auseinander
- Migration Pressure: Viele UK-Malta-Strukturen wandern nach Irland oder Niederlande ab
Ein Londoner Family Office, das ich berate, musste seine gesamte Malta-Struktur wegen Brexit-bedingter Compliance-Kosten auflösen. Schade um 15 Jahre sorgfältig aufgebaute Substanz.
Was bedeutet das für dich? 2025 wird das Jahr der großen Strukturbereinigung. Wer jetzt nicht handelt, wird später sehr viel mehr zahlen müssen.
Häufig gestellte Fragen
Wie viel kostet echte Substanz für eine Malta-Gesellschaft mindestens?
Für eine kleine Malta-Gesellschaft (bis 1 Mio€ Umsatz) solltest du mindestens 100.000-150.000€ jährlich für echte Substanz einplanen. Das umfasst Büroräume, qualifizierte Mitarbeiter, lokale Direktoren und Professional Services. Größere Gesellschaften benötigen entsprechend mehr – oft 200.000-500.000€ jährlich.
Kann ich als Non-Resident selbst Direktor meiner Malta-Gesellschaft sein?
Ja, aber du musst nachweisen können, dass wichtige Geschäftsentscheidungen tatsächlich in Malta getroffen werden. Das bedeutet regelmäßige physische Anwesenheit für Board Meetings und dokumentierte Entscheidungsprozesse vor Ort. Ein Malta-resident Direktor ist zusätzlich fast immer notwendig.
Reicht ein Shared Office für die physische Präsenz aus?
Das kommt auf deine Geschäftstätigkeit an. Für kleine Consulting-Gesellschaften kann ein professionelles Shared Office ausreichen, für größere Operationen nicht. Wichtig ist, dass das Büro zu deinem Geschäftsumfang passt und tatsächlich genutzt wird. Reine Briefkastenaddressen funktionieren definitiv nicht mehr.
Wie oft muss ich Board Meetings in Malta abhalten?
Mindestens quartalsweise, besser monatlich bei größeren Gesellschaften. Entscheidend ist, dass wichtige Geschäftsbeschlüsse physisch in Malta gefasst werden. Die Meetings müssen dokumentiert werden, und die Teilnehmer müssen nachweislich in Malta anwesend sein.
Was passiert bei Verstößen gegen die Substanzanforderungen?
Die Konsequenzen sind drastisch: Aberkennung von Steuervorteilen, Nachzahlungen mit Zinsen, Geldstrafen zwischen 5.000€ und 50.000€, und im schlimmsten Fall internationale Doppelbesteuerung. Außerdem teilt Malta Informationen über Non-Compliance mit anderen EU-Steuerbehörden.
Kann ich Mitarbeiter über Service Provider stellen?
Teilweise ja, aber kritische Funktionen müssen durch eigene Angestellte abgedeckt werden. Service Provider funktionieren für administrative Tätigkeiten, nicht aber für Management und Kontrollfunktionen. Das Verhältnis zwischen eigenen Mitarbeitern und Service Providern muss angemessen sein.
Wie dokumentiere ich meine Malta-Substanz richtig?
Führe ein digitales Dokumentenmanagementsystem mit allen Board Minutes, Arbeitsverträgen, Büromietverträgen, Rechnungen und Bankbelegen. Dokumentiere regelmäßig deine Geschäftstätigkeiten und halte alle Compliance-Reports aktuell. Was nicht dokumentiert ist, hat aus Behördensicht nicht stattgefunden.
Gelten die Substanzanforderungen auch für kleine Malta-Gesellschaften?
Ja, aber in abgemilderter Form. Auch kleine Gesellschaften müssen echte wirtschaftliche Aktivitäten nachweisen können. Die Anforderungen sind proportional zum Geschäftsumfang, aber komplett substanzlos geht gar nichts mehr.
Kann ich meine bestehende Malta-Struktur noch retten?
Das kommt darauf an. Wenn du schnell handelst und systematisch Substanz aufbaust, ist oft noch etwas zu retten. Wichtig ist ehrliche Bestandsaufnahme mit qualifizierten Beratern und dann konsequente Umsetzung. Schönfärberei bringt nichts – die Behörden merken das sofort.
Lohnt sich Malta 2025 überhaupt noch?
Für Gesellschaften mit echter wirtschaftlicher Aktivität definitiv ja. Malta bietet nach wie vor attraktive Steuervorteile, EU-Zugang und ein stabiles Rechtssystem. Aber die Zeiten der „billigen Lösungen“ sind vorbei. Wer bereit ist, in echte Substanz zu investieren, kann Malta sehr erfolgreich nutzen.