Du spielst mit dem Gedanken, dein Unternehmen nach Malta zu verlagern? Gute Wahl! Nach zwei Jahren hier kann ich dir sagen: Malta ist nicht nur Sonne, Meer und Instagram-taugliche Sonnenuntergänge. Es ist ein ernstzunehmender Unternehmensstandort mit EU-Zugang, englischsprachiger Verwaltung und – ja – erheblichen Steuervorteilen.

Aber halt! Bevor du jetzt euphorisch deine Koffer packst und denkst, du gründest mal eben schnell eine Firma: Die maltesische Bürokratie hat ihre ganz eigenen Tücken. Ich habe selbst miterlebt, wie ambitionierte Unternehmer nach drei Monaten frustriert wieder abgereist sind, weil sie die lokalen Eigenarten unterschätzt haben.

In diesem Artikel zeige ich dir den kompletten Verlagerungsprozess – von der ersten Idee bis zur erfolgreichen Umsetzung. Du erfährst nicht nur die offensichtlichen Vorteile, sondern auch die versteckten Stolpersteine und wie du sie umgehst. Denn Malta kann fantastisch sein für dein Business – wenn du weißt, wie der Hase läuft.

Warum Malta für deine Firmenverlagerung perfekt ist

Malta ist wie der geheime VIP-Bereich der EU – alle wichtigen Vorteile, aber ohne den ganzen Trubel. Als EU-Mitglied seit 2004 bietet die Insel dir vollen Zugang zum europäischen Binnenmarkt, während du gleichzeitig von einem der attraktivsten Steuersysteme Europas profitierst.

Die Malta-Formel: EU-Zugang + Steuervorteile + English

Was Malta so besonders macht? Es ist die einzigartige Kombination aus drei Faktoren, die du sonst nirgends in der EU findest:

  • EU-Vollmitgliedschaft: Passporting-Rechte für Finanzdienstleister, freier Kapitalverkehr, Eurozone
  • Effektive Steuersätze ab 5%: Durch das Full Imputation System (dazu gleich mehr)
  • Englisch als Amtssprache: Alle Behördengänge auf Englisch, internationale Rechtsprechung

Viele internationale Unternehmen haben sich für Malta als Standort entschieden – von Gaming-Giganten wie Betsson bis hin zu Blockchain-Startups. Der Grund? Die Kombination aus Rechtssicherheit und Steueroptimierung ist in Europa einmalig.

Für welche Unternehmen macht Malta Sinn?

Nicht jedes Business profitiert gleich stark von einer Malta-Verlagerung. Hier sind die typischen Profile, die ich in den letzten Jahren beobachtet habe:

Unternehmenstyp Hauptvorteil Besonders geeignet für
Online-Businesses Niedrige Steuern + EU-Rechtssicherheit E-Commerce, SaaS, digitale Services
Finanzdienstleister EU-Passporting + Regulierungsframework Investment Funds, Krypto-Services
Holding-Gesellschaften Befreiungen auf Dividenden/Kapitalgewinne Internationale Unternehmensgruppen
IP-Holdings Lizenzgebühren-Optimierung Software, Patente, Markenrechte

Was bedeutet das für dich? Wenn dein Geschäftsmodell hauptsächlich digital ist, internationale Kunden bedient oder hohe Margen generiert, könnte Malta deine Steuerbelastung drastisch reduzieren. Bei einem klassischen Handwerksbetrieb mit lokalen Kunden hingegen wirst du wenig Vorteile haben.

Steuerliche Vorteile: Mehr als nur 5% Corporate Tax

Wenn du im Internet „Malta 5% Steuern“ liest, denkst du wahrscheinlich: „Das ist zu schön, um wahr zu sein.“ Ich kann dich beruhigen – es ist wahr, aber komplizierter, als die meisten Marketing-Artikel es darstellen.

Das Full Imputation System erklärt

Maltas Steuersystem basiert auf dem Full Imputation System – einem Mechanismus, der Doppelbesteuerung auf Unternehmens- und Anteilseignerebene vermeidet. Klingt kompliziert? Ist es auch, aber ich erkläre es dir verständlich:

Eine maltesische Gesellschaft zahlt zunächst 35% Körperschaftsteuer auf ihre Gewinne. Das hört sich erstmal nicht attraktiv an, oder? Hier kommt der Clou: Wenn die Gesellschaft Dividenden an ihre Anteilseigner ausschüttet, erhalten diese eine Steuererstattung (Refund) von bis zu 6/7 der gezahlten Steuer zurück.

Rechenbeispiel:

  • Gewinn vor Steuern: 100.000€
  • Körperschaftsteuer (35%): 35.000€
  • Gewinn nach Steuern: 65.000€
  • Dividendenausschüttung: 65.000€
  • Steuererstattung (6/7 von 35.000€): 30.000€
  • Effektive Steuerbelastung: 5.000€ = 5%

Wann greift welcher Erstattungssatz?

Nicht alle Einkünfte werden gleich behandelt. Malta unterscheidet zwischen verschiedenen Einkunftsarten mit unterschiedlichen Erstattungssätzen:

Einkunftsart Erstattungssatz Effektive Steuerbelastung
Malta-sourced Trading Income 6/7 (ca. 85,7%) 5%
Foreign-sourced Trading Income 6/7 (ca. 85,7%) 5%
Passive Interest/Royalties 5/7 (ca. 71,4%) 10%
Malta-sourced non-trading Income 2/3 (ca. 66,7%) 11,67%

Der Non-Dom Status: Zusätzlicher Steuervorteil für dich persönlich

Als Geschäftsführer deiner maltesischen Gesellschaft kannst du selbst von Maltas Non-Dom (Non-Domiciled) Status profitieren. Das bedeutet: Du zahlst in Malta nur auf Einkünfte Steuern, die in Malta entstehen oder nach Malta überwiesen werden (Remittance Basis).

Praktisches Beispiel: Deine maltesische Firma erwirtschaftet Gewinne, aber du lässt sie erstmal im Unternehmen. Solange du das Geld nicht nach Malta bringst oder für persönliche Zwecke verwendest, zahlst du darauf keine maltesische Einkommensteuer. Ziemlich clever, oder?

Aber Achtung: Der Non-Dom Status gilt nur, wenn du nicht in Malta domiziliert bist. Das heißt, Malta darf nicht dein dauerhafter Lebensmittelpunkt sein.

Was bedeutet das für dich?

Die steuerlichen Vorteile sind real und erheblich. Allerdings solltest du zwei wichtige Punkte beachten: Erstens musst du die Spielregeln genau befolgen, und zweitens solltest du immer einen maltesischen Steuerberater hinzuziehen. Die maltesischen Behörden prüfen sehr genau, ob substance requirements erfüllt sind – also ob dein Unternehmen tatsächlich echte Geschäftstätigkeit in Malta entfaltet.

Rechtliche Grundlagen und Gesellschaftsformen in Malta

Rechtlich gesehen ist Malta ein Civil Law System mit Common Law Einflüssen – eine Mischung, die sich aus der bewegten Geschichte der Insel ergibt. Für dich als Unternehmer bedeutet das: Die Rechtssicherheit ist hoch, aber die Strukturen unterscheiden sich teilweise von dem, was du aus Deutschland oder anderen europäischen Ländern kennst.

Die maltesische Private Limited Company: Dein Arbeitspferd

In 95% der Fälle wirst du eine Private Limited Company (Ltd.) gründen. Diese entspricht in etwa einer deutschen GmbH und ist die flexibelste und steuerlich attraktivste Rechtsform für internationale Geschäfte.

Mindestanforderungen einer maltesischen Ltd.:

  • Stammkapital: Mindestens 1.165€ (davon 25% eingezahlt = 291,25€)
  • Gesellschafter: Mindestens einer (natürliche oder juristische Person)
  • Geschäftsführer: Mindestens einer mit Wohnsitz in der EU
  • Company Secretary: Zwingend erforderlich, muss maltesisch lizenziert sein
  • Registrierter Sitz: Muss in Malta sein

Substance Requirements: Mehr als nur ein Briefkasten

Hier wird es interessant – und das ist der Punkt, an dem viele Unternehmer scheitern. Malta verlangt, dass deine Gesellschaft „economic substance“ hat. Das bedeutet nicht, dass du physisch jeden Tag im maltesischen Büro sitzen musst, aber es muss erkennbar sein, dass echte Geschäftstätigkeit stattfindet.

Die maltesischen Behörden prüfen folgende Kriterien:

Kriterium Anforderung Praxis-Tipp
Management Strategische Entscheidungen in Malta Direktoren-Meetings regelmäßig in Malta abhalten
Geschäftstätigkeit Core Income Generating Activities Kernfunktionen wie Sales oder Operations in Malta
Personal Angemessene Anzahl qualifizierter Mitarbeiter Mindestens 1-2 lokale Angestellte oder Directors
Büroräume Physische Präsenz entsprechend Geschäftsumfang Echtes Büro, nicht nur Virtual Office

Alternative Gesellschaftsformen für spezielle Zwecke

Je nach deinem Geschäftsmodell könnten auch andere Rechtsformen interessant sein:

Protected Cell Company (PCC): Ideal für Investment Funds oder wenn du mehrere separate Geschäftsbereiche hast. Jede „Cell“ ist rechtlich getrennt – wenn eine Cell Verluste macht, tangiert das die anderen nicht.

Partnership en Commandite: Ähnlich einer deutschen Kommanditgesellschaft. Interessant für Private Equity oder Venture Capital Strukturen.

Trusts: Malta hat ein ausgezeichnetes Trust-Recht, besonders für Vermögensverwaltung und Nachfolgeplanung geeignet.

Compliance von Tag Eins an

Ein Punkt, den viele unterschätzen: In Malta beginnt die Compliance nicht erst nach der Gründung, sondern bereits beim Setup. Du musst von Anfang an saubere Strukturen schaffen, denn nachträgliche Änderungen sind aufwändig und teuer.

Besonders wichtig ist das sogenannte „Beneficial Ownership Register“. Seit 2019 müssen alle maltesischen Gesellschaften ihre wirtschaftlichen Eigentümer transparent machen. Das ist kein Problem, solange du von Anfang an ehrlich bist – versuche niemals, hier etwas zu verschleiern.

Was bedeutet das für dich? Plane deine Struktur sorgfältig, bevor du gründest. Ein erfahrener maltesischer Anwalt ist hier Gold wert – die 2.000-3.000€ Beratungskosten sparst du dir mehrfach durch eine optimal aufgesetzte Struktur.

Schritt-für-Schritt: Deine Firmenverlagerung nach Malta

So, jetzt wird’s konkret. Nach zwei Jahren in Malta und zahlreichen Gründungen, die ich begleitet habe, kann ich dir sagen: Eine strukturierte Herangehensweise spart dir Zeit, Nerven und Geld. Hier ist mein bewährter Fahrplan:

Phase 1: Vorbereitung und Strukturplanung (4-6 Wochen)

Woche 1-2: Due Diligence und Steuerberatung

  1. Analyse deiner aktuellen Struktur: Wie ist dein Unternehmen derzeit aufgestellt? Welche Verträge, Lizenzen und Verpflichtungen bestehen?
  2. Steuerliche Prüfung: Lass von einem maltesischen Steuerberater prüfen, ob Malta wirklich Vorteile für dich bringt
  3. Substanz-Planung: Wie willst du die Substance Requirements erfüllen? Büro, Personal, Management?

Woche 3-4: Rechtliche Strukturierung

  1. Anwaltswahl: Suche dir einen erfahrenen Corporate Lawyer in Malta (Budget: 200-400€/Stunde)
  2. Gesellschaftsvertrag entwerfen: Articles of Association müssen zu deinem Geschäftsmodell passen
  3. Nominalservices organisieren: Company Secretary und registered office

Woche 5-6: Operative Vorbereitung

  1. Bürosuche: Echte Geschäftsräume, nicht nur Virtual Office (Budget: 500-2.000€/Monat)
  2. Banking vorbereiten: Unterlagen für Kontoeröffnung sammeln
  3. Personal planen: Wenn nötig, lokale Mitarbeiter oder Directors identifizieren

Phase 2: Gründung und Setup (3-4 Wochen)

Woche 7-8: Gesellschaftsgründung

Die eigentliche Gründung läuft über das Malta Business Registry (MBR). Seit 2021 ist das größtenteils digital möglich, was den Prozess erheblich beschleunigt hat.

Schritt Dauer Kosten Bemerkung
Name Reservation 1-2 Tage 25€ Online über MBR Portal
Incorporation 5-10 Tage 245€ Alle Dokumente digital einreichen
VAT Registration 2-3 Wochen 0€ Nur bei Umsatz >35.000€/Jahr
Tax Registration 1 Woche 0€ Automatisch bei Incorporation

Woche 9-10: Banking und Operative Einrichtung

Ah, das Banking – ein Kapitel für sich. Maltesische Banken sind gründlich, manchmal übertrieben gründlich. Hier meine Erfahrungen mit den wichtigsten Banken:

  • Bank of Valletta (BOV): Größte lokale Bank, konservativ, dauert 4-8 Wochen für Kontoeröffnung
  • HSBC Malta: Internationaler Standard, gut für internationale Geschäfte, 3-6 Wochen
  • APS Bank: Kleinere lokale Bank, persönlicher Service, 2-4 Wochen
  • Revolut Business: Schnelle Alternative für den Start, 1-2 Wochen

Pro-Tipp: Plane für das Banking immer länger als angegeben. Maltesische Banken haben ihre eigene Zeitrechnung, und „nächste Woche“ kann schnell zu „nächsten Monat“ werden.

Phase 3: Migration und Go-Live (4-8 Wochen)

Operative Migration:

  1. Verträge übertragen: Kundenverträge, Lieferantenverträge, Softwarelizenzen
  2. Domains und IP: Übertragung von Domains, Markenrechten, Software-Assets
  3. Personal überführen: Arbeitsverträge mit maltesischer Gesellschaft, EU-Sozialversicherung
  4. Steuerliche Abmeldung: Koordinierte Abmeldung in Deutschland/bisherigem Land

Der erste Geschäftstag:

Wenn alles läuft, ist der Go-Live eigentlich unspektakulär. Deine Kunden merken idealerweise gar nichts von der Verlagerung – außer vielleicht, dass deine Rechnungen jetzt eine maltesische Adresse haben und keine deutsche Umsatzsteuer mehr ausweisen.

Besonderheiten bei der Migration aus Deutschland

Wenn du aus Deutschland kommst, gibt es ein paar spezielle Punkte zu beachten:

Wegzugsteuer (Exit Tax): Bei Verlagerung einer Kapitalgesellschaft können stille Reserven besteuert werden. Das betrifft hauptsächlich größere Unternehmen, aber lass es trotzdem prüfen.

Doppelbesteuerungsabkommen: Deutschland und Malta haben ein DBA, das Doppelbesteuerung verhindert. Wichtig für die Übergangszeit.

Meldepflichten: Du musst verschiedene deutsche Behörden über die Verlagerung informieren – vom Finanzamt bis zur IHK.

Was bedeutet das für dich? Plane die Migration sorgfältig und lass dich sowohl in Deutschland als auch in Malta beraten. Eine Doppelbesteuerung oder vergessene Meldepflichten können teuer werden.

Compliance und laufende Verpflichtungen

So, deine maltesische Gesellschaft läuft – Glückwunsch! Jetzt beginnt aber der Teil, den viele unterschätzen: die laufende Compliance. Malta ist zwar business-friendly, aber definitiv nicht compliance-light. Die Behörden schauen sehr genau hin, ob du dich an alle Regeln hältst.

Jährliche Reporting-Pflichten: Der maltesische Bürokratie-Marathon

In Malta hast du verschiedene Reporting-Fristen, die du eisern einhalten musst. Hier die wichtigsten:

Report Frist Strafe bei Verspätung Mein Tipp
Annual Return 31. Januar Ab 100€ Direkt nach Jahresabschluss einreichen
Tax Return 30. Juni Ab 465€ Extension bis 30. November möglich
Financial Statements Mit Tax Return Ab 465€ Audit nur bei Umsatz >700k€
VAT Returns Monatlich/Quartalsweise 5% des offenen Betrags Automatischen Einzug einrichten

Kleiner Reality-Check: Ich habe schon Unternehmer gesehen, die wegen einer verspäteten Annual Return plötzlich 500€ Strafe zahlen mussten. Das maltesische Finanzamt (IRD – Inland Revenue Department) scherzt nicht mit Fristen.

Economic Substance Requirements: Die Substanz-Polizei schaut zu

Seit 2019 müssen alle maltesischen Gesellschaften jährlich einen Economic Substance Report einreichen. Das ist Maltas Antwort auf die EU-Kritik an „Briefkastenfirmen“. Die Behörden wollen sehen, dass dein Unternehmen echte wirtschaftliche Substanz hat.

Was wird geprüft?

  • Anzahl der Vollzeit-Angestellten in Malta: Mindestens angemessen für deine Geschäftstätigkeit
  • Betriebsausgaben in Malta: Miete, Gehälter, Beratungskosten
  • Assets in Malta: Büroausstattung, Server, Inventar
  • Management in Malta: Wo werden strategische Entscheidungen getroffen?

Besonders kritisch wird es bei sogenannten „relevant activities“ – das sind Geschäftstätigkeiten, die Malta als potentiell problematisch einstuft:

  • Holding-Gesellschaften
  • IP-Holdings (Lizenzgebühren-Geschäfte)
  • Finance und Leasing
  • Fund Management
  • Banking

Falls dein Business in diese Kategorien fällt, musst du höhere Substanz-Standards erfüllen. Das bedeutet mehr Personal, mehr Kosten, aber auch mehr Sicherheit gegenüber den Behörden.

FATCA, CRS und andere internationale Meldepflichten

Als EU-Mitglied nimmt Malta an allen wichtigen internationalen Informationsaustausch-Systemen teil. Das bedeutet für dich:

Common Reporting Standard (CRS): Maltesische Banken melden automatisch Kontodaten an die Steuerbehörden deines Wohnsitzlandes. Transparenz ist also Pflicht.

FATCA: Falls du US-amerikanische Gesellschafter oder Kunden hast, können zusätzliche Meldepflichten entstehen.

DAC6: Bestimmte grenzüberschreitende Steuergestaltungen müssen an die EU-Kommission gemeldet werden.

Interne Compliance: Deine eigenen Regeln

Neben den gesetzlichen Pflichten solltest du interne Compliance-Strukturen aufbauen:

  1. Board Meetings dokumentieren: Führe Protokoll über alle wichtigen Geschäftsentscheidungen
  2. Malta-nexus bei Verträgen: Sorge dafür, dass wichtige Verträge einen Malta-Bezug haben
  3. Transfer Pricing dokumentieren: Bei konzerninternen Geschäften fremdübliche Preise verwenden
  4. Substanz-Nachweis sammeln: Dokumentiere kontinuierlich deine Malta-Aktivitäten

Was bedeutet das für dich? Compliance ist in Malta kein einmaliger Akt, sondern ein kontinuierlicher Prozess. Investiere in einen guten lokalen Accountant und Company Secretary – die 2.000-4.000€ pro Jahr sind gut angelegtes Geld, wenn dadurch Strafen und Ärger vermieden werden.

Kosten und Zeitplanung: Was dich wirklich erwartet

Jetzt mal Butter bei die Fische: Was kostet eine Firmenverlagerung nach Malta wirklich? Nachdem ich dutzende Gründungen begleitet habe, kann ich dir sagen – es ist teurer als die meisten denken, aber günstiger als die Pessimisten behaupten.

Setup-Kosten: Die einmalige Investition

Hier sind die realen Zahlen für eine Standard-Verlagerung, basierend auf aktuellen Marktpreisen (Stand 2024):

Position Minimum Realistisch Premium Bemerkung
Anwaltskosten 2.500€ 5.000€ 10.000€ Je nach Komplexität der Struktur
Steuerberatung 1.500€ 3.000€ 7.500€ Initial Setup + erste Steuererklärung
Company Formation 1.200€ 2.000€ 3.500€ Inkl. Company Secretary erstes Jahr
Büro-Setup 3.000€ 8.000€ 20.000€ Kaution + Einrichtung + erste 6 Monate
Banking 0€ 500€ 2.000€ Beratung für schwierige Fälle
Verschiedenes 1.000€ 2.500€ 5.000€ Übersetzungen, Apostillen, etc.
Gesamt 9.200€ 21.000€ 48.000€

Meine Erfahrung: Die meisten Unternehmer landen im „Realistisch“-Bereich. Wer versucht, beim Setup zu sparen, zahlt oft später drauf – schlechte rechtliche Strukturen oder Compliance-Probleme können richtig teuer werden.

Laufende Kosten: Der maltesische Grundbedarf

Nach dem Setup kommen die jährlichen Betriebskosten. Hier eine realistische Aufstellung:

Monatliche Fixkosten:

  • Büro: 800-2.500€ (je nach Lage und Größe)
  • Company Secretary: 150-300€
  • Accounting: 300-800€
  • Lokaler Director: 500-1.500€ (falls erforderlich)
  • Banking: 20-100€
  • Verschiedenes: 200-500€

Jährliche Kosten:

  • Government Fees: 300-500€
  • Audit: 1.500-5.000€ (nur bei Umsatz >700k€)
  • Steuerberatung: 2.000-5.000€
  • Legal Review: 1.000-3.000€

Realistically sprechen wir von monatlichen Grundkosten zwischen 2.000-6.000€, je nachdem wie aufwändig deine Struktur ist.

Zeitplanung: Geduld ist eine Tugend

Zeitpläne in Malta sind… optimistisch. Hier die realen Timelines basierend auf meiner Erfahrung:

Phase Offizielle Dauer Realistische Dauer Worst-Case
Vorbereitung 2-4 Wochen 6-8 Wochen 12 Wochen
Company Formation 1-2 Wochen 3-4 Wochen 8 Wochen
Banking 2-4 Wochen 6-10 Wochen 16 Wochen
Migration 4-6 Wochen 8-12 Wochen 20 Wochen
Gesamt 9-16 Wochen 23-34 Wochen 56 Wochen

Warum dauert alles länger als geplant? Malta ist eine kleine Insel mit entsprechend begrenzten Ressourcen. Alle wichtigen Anwälte, Steuerberater und Behördenmitarbeiter kennen sich persönlich. Das hat Vorteile (persönlicher Service), aber auch Nachteile (längere Bearbeitungszeiten).

Hidden Costs: Die versteckten Posten

Erfahrungsgemäß kommen immer unerwartete Kosten dazu. Hier die häufigsten „Überraschungen“:

  • Mehrere Banking-Versuche: Wenn die erste Bank ablehnt, kostet jeder weitere Versuch Zeit und Beratung
  • Substance-Nachbesserungen: Mehr Personal oder Bürofläche als ursprünglich geplant
  • Compliance-Nachbesserungen: Zusätzliche Reporting-Anforderungen oder Audit-Kosten
  • Double-Tax-Residency-Issues: Zusätzliche Steuerberatung bei komplexen Fällen
  • IP-Transfer-Costs: Übertragung von Domains, Software-Lizenzen, Markenrechten

Mein Rat: Kalkuliere 20-30% Buffer für unvorhergesehene Kosten ein. Malta überrascht dich immer irgendwie.

Was bedeutet das für dich? Eine Malta-Verlagerung ist eine mittelfristige Investition. Die Steuerersparnisse amortisieren die Setup-Kosten meist innerhalb von 1-2 Jahren, aber du musst genug Cashflow haben, um die Anfangsinvestition zu stemmen. Als Faustregel: Wenn deine jährliche Steuerersparnis unter 20.000€ liegt, lohnt sich Malta wahrscheinlich nicht.

Häufige Fallstricke und wie du sie geschickt umgehst

Nach zwei Jahren in Malta und zahlreichen Gründungsbegleitungen habe ich alle erdenklichen Fehler gesehen – und teilweise selbst gemacht. Hier sind die häufigsten Stolpersteine und wie du sie vermeidest:

Der Banking-Alptraum: Wenn Banken nein sagen

Das ist der Klassiker: Du hast deine Gesellschaft gegründet, alle Papiere sind perfekt, und dann lehnt die Bank deine Kontoeröffnung ab. Warum passiert das so oft?

Die häufigsten Ablehnungsgründe:

  • Unklares Geschäftsmodell: Banken verstehen nicht, was du genau machst
  • Fehlende Substanz: Du hast kein echtes Büro oder Personal in Malta
  • Compliance-Bedenken: Dein Geschäft fällt in eine „riskante“ Kategorie
  • Unvollständige Unterlagen: Ein fehlender Apostille-Stempel kann wochenlange Verzögerungen verursachen

Meine Lösung: Gehe nie unvorbereitet zur Bank. Ich habe einen maltesischen Banking-Consultant, der alle Anträge vorab prüft. Die 1.500€ Beratungskosten haben mir schon mehrfach monatelange Verzögerungen erspart.

Pro-Tipp: Bereite ein sauberes Business Deck vor, das in 10 Minuten erklärt, was du machst, wer deine Kunden sind und warum Malta Sinn macht. Bankberater haben wenig Zeit und noch weniger Geduld für komplizierte Erklärungen.

Substance Requirements: Mehr als nur ein Briefkasten

Der größte Fehler, den ich immer wieder sehe: Unternehmer denken, sie können eine maltesische Gesellschaft gründen und dann vom Strand in Thailand aus betreiben. Funktioniert nicht mehr.

Was Malta wirklich will sehen:

  1. Echte Geschäftstätigkeit: Wichtige Kunden-Meetings, Strategiesitzungen, Produktentwicklung sollten in Malta stattfinden
  2. Lokales Personal: Mindestens 1-2 Angestellte oder Directors mit Malta-Bezug
  3. Physische Präsenz: Ein echter Bürovertrag, nicht nur ein Virtual Office
  4. Dokumentation: Board Protocols, Vertragsunterzeichnungen, wichtige E-Mails mit Malta-Timestamp

Ich kenne einen deutschen Unternehmer, der nachträglich zusätzlich 50.000€ in Malta-Substanz investieren musste, weil die Behörden seine ursprüngliche Struktur beanstandet haben. Das hätte er von Anfang an richtig machen können.

Tax Residency Confusion: Wo bin ich steuerpflichtig?

Ein klassischer Anfängerfehler: Du ziehst nach Malta, gründest eine Gesellschaft und denkst, damit seien alle Steuerfragen geklärt. Falsch gedacht!

Die drei Ebenen der Steuerpflicht:

  1. Corporate Tax: Deine maltesische Gesellschaft zahlt 35% (mit Erstattungsmöglichkeit)
  2. Personal Tax (Malta): Du als Person zahlst auf Malta-sourced Income oder remitted Income
  3. Personal Tax (Herkunftsland): Je nach Doppelbesteuerungsabkommen können weitere Steuern anfallen

Besonders tricky wird es bei der „183-Tage-Regel“: Um maltesischen Steuerresidenten zu werden, musst du mindestens 183 Tage pro Jahr in Malta verbringen. Aber gleichzeitig darfst du für den Non-Dom Status nicht „domiciled“ sein – ein feiner aber wichtiger Unterschied.

Mein Rat: Führe ein penibles Reisetagebuch und dokumentiere alle Ein- und Ausreisen. Bei einer Steuerprüfung musst du jeden einzelnen Tag belegen können.

Compliance Overload: Wenn Bürokratie erdrückt

Malta hat mehr Reporting-Pflichten als Deutschland – und das will was heißen. Hier die Fallen, in die fast jeder tappt:

Compliance-Falle Konsequenz Vermeidungsstrategie
Verspätete Annual Return 100-500€ Strafe Kalender-Reminder für 31. Dezember
Fehlende Economic Substance Verlust aller Steuervorteile Kontinuierliche Dokumentation
Verspätete VAT Returns 5% des offenen Betrags Automatischen Lastschrifteinzug
Fehlende Beneficial Owner Info Bis zu 10.000€ Strafe Jährliches Update bei Änderungen

Cultural Differences: Die maltesische Art

Malta ist anders als Deutschland, Österreich oder die Schweiz. Was bei uns als ineffizient gilt, ist hier normal:

  • „Burokrata ta‘ Malta“: Behörden haben ihre eigene Zeitrechnung. Plane immer doppelt so viel Zeit ein
  • Personal Relationships: In Malta kennt jeder jeden. Ein guter lokaler Partner ist Gold wert
  • Flexibility vs. Rules: Malteser sind pragmatisch, aber gleichzeitig sehr regelorientiert – ein Balanceakt
  • Communication Style: Direktheit wird geschätzt, aber Höflichkeit ist Pflicht

Ich habe einmal drei Wochen auf eine „dringende“ Antwort vom Finanzamt gewartet. Als ich nachgehakt habe, stellte sich heraus, dass der zuständige Beamte im Urlaub war und niemand anderes den Fall bearbeiten durfte. So ist Malta halt.

Exit-Strategy vergessen: Und wenn’s nicht klappt?

Niemand plant eine Firmenverlagerung mit dem Gedanken an’s Scheitern, aber du solltest trotzdem eine Exit-Strategie haben:

  • Gesellschaftsverträge: Keine komplexen Strukturen, die schwer aufzulösen sind
  • Asset Protection: Wichtige IP und Assets sollten übertragbar bleiben
  • Cost Control: Keine langfristigen Verpflichtungen ohne Ausstiegsklauseln
  • Documentation: Alle wichtigen Dokumente und Prozesse sollten portable sein

Was bedeutet das für dich? Malta ist fantastisch, aber nicht für jeden und nicht für immer. Halte dir Optionen offen und lass dich nicht in Strukturen einbinden, die du später bereust. Die besten Malta-Setups sind die, die auch anderswo funktionieren würden.

Häufig gestellte Fragen

Brauche ich eine maltesische Steuerresidenz für die Steuervorteile?

Nein, die Steuervorteile der maltesischen Gesellschaft (5% effektive Körperschaftsteuer) gelten unabhängig von deiner persönlichen Steuerresidenz. Allerdings können sich zusätzliche Vorteile ergeben, wenn du auch persönlich nach Malta ziehst und den Non-Dom Status nutzt.

Wie viel Zeit muss ich tatsächlich in Malta verbringen?

Für die Gesellschaft selbst gibt es keine Mindestaufenthaltsdauer für dich persönlich. Wichtig ist, dass die Gesellschaft echte wirtschaftliche Substanz in Malta hat – durch lokales Management, Personal oder Geschäftstätigkeit. Für persönliche Steuervorteile (Non-Dom Status) musst du mindestens 183 Tage pro Jahr in Malta sein.

Kann ich meine bestehende Gesellschaft nach Malta verlagern oder muss ich neu gründen?

Beides ist möglich. Eine direkte Verlegung des Gesellschaftssitzes ist rechtlich möglich, aber steuerlich oft kompliziert. In der Praxis gründen die meisten eine neue maltesische Gesellschaft und übertragen dann schrittweise Assets und Geschäftstätigkeit. Das ist sauberer und steuerlich optimaler.

Welche Mindestinvestition brauche ich für echte wirtschaftliche Substanz?

Das hängt von deinem Geschäftsmodell ab. Als Minimum solltest du mit 30.000-50.000€ pro Jahr für Büro, lokales Personal und Betriebskosten rechnen. Bei komplexeren Strukturen oder substance-kritischen Geschäften (Holdings, IP-Companies) kann es deutlich mehr werden.

Wie funktioniert das Banking für deutsche Kunden?

Maltesische Banken können SEPA-Überweisungen abwickeln, für deine deutschen Kunden ändert sich also praktisch nichts. Die Kontoeröffnung dauert allerdings 4-12 Wochen und erfordert umfangreiche Unterlagen. Plane das Banking als kritischen Pfad in deinem Zeitplan.

Was passiert mit meiner deutschen GmbH nach der Verlagerung?

Das hängt von deiner Strategie ab. Du kannst die deutsche GmbH auflösen, sie als „dormant company“ bestehen lassen oder sie für bestimmte Zwecke (z.B. Deutschland-spezifische Geschäfte) weiterführen. Wichtig ist die steuerliche Koordination zwischen beiden Ländern.

Kann ich den Malta-Setup wieder rückgängig machen?

Ja, aber es ist aufwändig und teuer. Eine maltesische Gesellschaftsauflösung dauert 6-12 Monate und kostet 2.000-5.000€. Besser ist es, die Gesellschaft „dormant“ zu stellen und später zu reaktivieren, falls sich deine Situation ändert.

Welche Geschäftsmodelle funktionieren nicht gut in Malta?

Schwierig sind sehr lokale Geschäfte (Handwerk, lokaler Einzelhandel), stark regulierte Branchen ohne Malta-Lizenz und Geschäfte mit hohem Compliance-Aufwand bei geringen Margen. Auch reine Holding-Strukturen ohne operative Tätigkeit werden zunehmend kritisch betrachtet.

Wie hoch sind die Lebenshaltungskosten in Malta im Vergleich zu Deutschland?

Malta ist etwa 10-20% günstiger als deutsche Großstädte, aber teurer als ländliche Gebiete. Besonders Mieten sind in beliebten Gegenden (Sliema, St. Julians) auf deutschem Großstadt-Niveau. Restaurants und Dienstleistungen sind günstiger, Energie und importierte Waren teurer.

Brauche ich einen maltesischen Partner oder kann ich 100% selbst besitzen?

Du kannst eine maltesische Gesellschaft zu 100% selbst besitzen. Ein maltesischer Partner ist nicht erforderlich. Allerdings brauchst du einen maltesischen Company Secretary und mindestens einen Director mit EU-Wohnsitz – das kannst du aber selbst sein oder einen professionellen Service nutzen.

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