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2019 bin ich mit großen Träumen und einer PowerPoint-Präsentation voller Steuervorteile nach Malta gezogen. Heute, fünf Jahre später, sitze ich in meinem Büro in Sliema und kann dir ehrlich sagen: Die Hälfte der Online-Artikel über „Malta als Unternehmerparadies“ ist Bullshit. Die andere Hälfte unterschlägt die wichtigsten Details.
Lass mich dir erzählen, was in den letzten fünf Jahren wirklich passiert ist. Nicht die Instagram-Version mit Sonnenuntergängen und Steuererklärungen am Strand, sondern die ungefilterte Realität mit allen Höhen, Tiefen und teuren Überraschungen.
Spoiler: Malta kann fantastisch für dein Business sein – aber nur, wenn du weißt, worauf du dich einlässt.
Malta Business Setup – Was wirklich funktioniert hat
Starten wir mit dem Positiven, denn davon gibt es durchaus einiges. Meine erste große Überraschung: Das Malta Business Setup ist deutlich unkomplizierter als in Deutschland oder Österreich. Aber eben nur, wenn du weißt, wo die Stolperfallen lauern.
Firmengründung in Malta – Der ehrliche Zeitaufwand
Die gute Nachricht zuerst: Eine maltesische Limited Company (entspricht einer deutschen GmbH) kannst du theoretisch in 7-10 Werktagen gründen. In der Praxis waren es bei mir drei Wochen, und das lag nicht am maltesischen System, sondern an meiner deutschen Gründlichkeit.
Hier die Schritte, die wirklich nötig sind:
- Company Name Reservation: 2-3 Tage, kostet 40€
- Memorandum and Articles of Association: 1 Tag mit Anwalt (Kosten: 800-1.200€)
- Einzahlung Stammkapital: Minimum 1.165€, geht sofort
- Registry-Anmeldung: 5-7 Tage, Gebühr 245€
- Steuernummer beantragen: 3-5 Tage, kostenlos
Was mich positiv überrascht hat: Du brauchst keinen maltesischen Geschäftsführer. Als EU-Bürger kannst du deine Firma komplett selbst führen. Das spart nicht nur Geld (lokale Direktoren kosten 3.000-5.000€ pro Jahr), sondern auch Nerven.
Der Haken? Die Buchhaltung. Dazu gleich mehr.
Malta Steuervorteile für Unternehmer – Realitätscheck 2025
Hier wird’s spannend, denn das ist der Hauptgrund, warum die meisten nach Malta kommen. Die berühmte „6/7-Regelung“ funktioniert tatsächlich – aber sie ist komplizierter als jeder YouTube-Guru behauptet.
Kurz erklärt: Als maltesische Firma zahlst du zunächst 35% Körperschaftsteuer. Wenn du als Gesellschafter nicht in Malta ansässig bist, bekommst du aber 6/7 der gezahlten Steuer zurück. Effektiv zahlst du also nur 5% Körperschaftsteuer.
Gewinn | Körperschaftsteuer (35%) | Rückerstattung (6/7) | Effektive Steuer |
---|---|---|---|
100.000€ | 35.000€ | 30.000€ | 5.000€ (5%) |
500.000€ | 175.000€ | 150.000€ | 25.000€ (5%) |
1.000.000€ | 350.000€ | 300.000€ | 50.000€ (5%) |
Klingt fantastisch, oder? Ist es auch – aber nur unter bestimmten Bedingungen:
- Du darfst nicht in Malta steuerlich ansässig sein
- Die Geschäftstätigkeit muss echter Substanz entsprechen (Substance Requirements)
- Du brauchst eine professionelle Buchhaltung (Kosten: 200-400€ monatlich)
- Die Rückerstattung dauert 6-12 Monate
Mein Reality-Check nach fünf Jahren: Für Online-Businesses mit Gewinnen über 100.000€ pro Jahr funktioniert das System brilliant. Darunter fressen die Nebenkosten einen Großteil der Ersparnis auf.
Banking in Malta – Wo es hakt und was läuft
Banking war mein größter Frustfaktor in den ersten zwei Jahren. Die maltesischen Banken sind extrem vorsichtig bei neuen Firmenkunden, besonders bei Online-Businesses ohne physische Präsenz.
Meine Erfahrungen mit den wichtigsten Banken:
Bank | Kontoeröffnung | Online Banking | Gebühren | Service |
---|---|---|---|---|
Bank of Valletta | Schwierig | Steinzeit | Hoch | Okay |
HSBC Malta | Sehr schwierig | Gut | Sehr hoch | Professionell |
Sparkasse Bank Malta | Geht | Akzeptabel | Mittel | Deutsch-freundlich |
N26/Revolut Business | Einfach | Exzellent | Niedrig | Online-only |
Mein Tipp nach fünf Jahren Trial-and-Error: Starte mit N26 Business oder Revolut Business für den Alltag und hole dir parallel ein traditionelles maltesisches Konto bei der Sparkasse Bank Malta. Die verstehen Deutsche, sprechen Deutsch und sind deutlich entspannter als die anderen Banken.
Was bedeutet das für dich? Plane für die Kontoeröffnung mindestens 2-3 Monate ein und bring mindestens 10.000€ Startkapital mit. Weniger nehmen die meisten Banken nicht ernst.
Die versteckten Kosten nach 5 Jahren Malta Business
Jetzt wird’s unangenehm. Denn während alle über Steuervorteile sprechen, redet niemand über die Kosten, die dich in Malta wirklich erwarten. Nach fünf Jahren kann ich dir jeden Cent aufschlüsseln – und das solltest du vorher wissen.
Lebenshaltungskosten für Unternehmer – Meine Zahlen
Vergiss die Artikel über „günstige Lebenshaltungskosten in Malta“. Die beziehen sich auf Backpacker mit Hostel-Bett, nicht auf Unternehmer mit angemessenem Lifestyle.
Hier meine tatsächlichen monatlichen Ausgaben als Solo-Unternehmer:
Kategorie | 2019 (Start) | 2025 (aktuell) | Veränderung |
---|---|---|---|
Miete (2-Zimmer, Sliema) | 1.200€ | 1.800€ | +50% |
Nebenkosten & Internet | 150€ | 220€ | +47% |
Lebensmittel | 400€ | 600€ | +50% |
Transport (Kein Auto) | 80€ | 120€ | +50% |
Restaurants & Ausgehen | 300€ | 500€ | +67% |
Gesamt | 2.130€ | 3.240€ | +52% |
Die Inflation in Malta war brutal. Was 2019 noch „erschwinglich“ war, ist heute teurer als München oder Wien. Besonders schmerzhaft: Lebensmittel und Mieten. Ein ordentliches Apartment in guter Lage kostet heute locker 1.500-2.500€ pro Monat.
Mein Realitäts-Check: Plane mindestens 3.000€ monatliche Lebenshaltungskosten ein, wenn du halbwegs komfortabel leben willst. Alles darunter bedeutet WG-Zimmer und Pasta mit Tomatensoße.
Bürokosten und Infrastruktur – Was niemand vorher sagt
Home Office geht in Malta nur bedingt. Die Apartments sind klein, hellhörig und im Sommer ohne Klimaanlage unbewohnbar. Also brauchst du ein richtiges Büro – und das kostet.
Meine Büro-Evolution über fünf Jahre:
- Jahr 1-2: Coworking Space in Valletta (300€/Monat) – zu laut, unzuverlässiges WLAN
- Jahr 3: Eigenes Mini-Büro in Sliema (600€/Monat) – zu klein, kein Kundenempfang
- Jahr 4-5: Professionelles Büro mit Meetingraum (1.200€/Monat) – endlich gut
Was dazu kommt:
- Internet Business-Tarif: 80-120€/Monat (normales Internet ist für Video-Calls zu langsam)
- Klimaanlage: 200-300€ pro Monat von Juni bis September
- Büroausstattung: 2.000-3.000€ initial
- Backup-Internet via 5G: 50€/Monat (Malta Strom fällt öfter aus, als du denkst)
Fazit: Rechne mit mindestens 1.500€ monatlich für professionelle Büroinfrastruktur. Weniger geht nur, wenn du ausschließlich online arbeitest und nie Kunden empfängst.
Steuerberatung und Compliance – Der Kostenfaktor
Hier der größte Kostenschock: Professionelle Steuerberatung ist in Malta nicht optional, sondern Pflicht. Die Gesetze sind komplex, ändern sich häufig und bei Fehlern wird’s teuer.
Meine jährlichen Compliance-Kosten:
Service | Häufigkeit | Kosten pro Jahr |
---|---|---|
Laufende Buchhaltung | Monatlich | 3.600€ |
Jahresabschluss | Jährlich | 2.500€ |
Steuererklärung Firma | Jährlich | 1.800€ |
Persönliche Steuerberatung | Quartalsweise | 2.400€ |
Legal Compliance | Nach Bedarf | 1.200€ |
Gesamt | 11.500€ |
11.500€ pro Jahr nur für Steuerberatung und Compliance. Das entspricht fast 1.000€ pro Monat. Bei einem Jahresgewinn von 100.000€ sind das bereits 11,5% deines Gewinns – bevor du überhaupt Steuern zahlst.
Warum so teuer? Malta hat spezielle Reporting-Pflichten für ausländische Unternehmer, die Substance Requirements müssen dokumentiert werden, und du brauchst jemanden, der sowohl maltesisches als auch deutsches/österreichisches Steuerrecht versteht.
Mein Tipp: Kalkuliere mindestens 10.000€ jährlich für professionelle Beratung ein. Alles andere führt früher oder später zu teuren Problemen mit den Behörden.
Malta als Unternehmerstandort – Was mich überrascht hat
Nach fünf Jahren gibt es Dinge, die mich positiv überrascht haben – und andere, mit denen ich nie gerechnet hätte. Lass mich dir die wichtigsten Erkenntnisse teilen, die in keinem „Malta Business Guide“ stehen.
Networking und Business Community Malta
Hier die erste positive Überraschung: Malta hat eine extrem aktive internationale Business Community. Mehr als ich jemals erwartet hätte.
Die wichtigsten Netzwerke, die mir geholfen haben:
- Malta Business Network: Monatliche Events, sehr professionell, 50€ Membership pro Jahr
- Digital Nomads Malta: WhatsApp-Gruppe mit 800+ Mitgliedern, daily aktiv
- European Business Network Malta: Quartalweise Networking-Events, Premium-Level
- Malta Blockchain Association: Wenn du im Tech-Bereich unterwegs bist
Was mich überrascht hat: Die Qualität der Contacts. In Malta treffe ich regelmäßig Unternehmer mit 7-8-stelligen Umsätzen, die hier ihre EU-Headquarters haben. Das Networking-Level ist deutlich höher als in deutschen Coworking Spaces.
Konkrete Benefits nach fünf Jahren:
- 3 größere Kooperationspartner gefunden
- Steuerberater über Empfehlung (30% günstiger als Standard-Tarife)
- Bürogemeinschaft mit anderem Unternehmer (halbierte Kosten)
- Zugang zu EU-weiten Business-Kontakten
Der Grund ist simpel: Wer nach Malta zieht und ein Business aufbaut, ist meist überdurchschnittlich ambitioniert. Die Filterfunktion funktioniert.
Arbeitskräfte finden – Der Realitätscheck
Hier wird’s kompliziert. Malta hat eine sehr niedrige Arbeitslosenquote, aber das bedeutet nicht, dass du einfach gute Mitarbeiter findest.
Meine Erfahrungen beim Hiring:
Position | Verfügbarkeit | Qualität | Gehaltserwartung | Besonderheiten |
---|---|---|---|---|
Marketing Assistant | Sehr gut | Mittel | 25-35k€ | Meist sehr jung |
Developer | Schwierig | Sehr gut | 45-70k€ | Oft Expats |
Sales Manager | Geht | Gut | 40-55k€ | Mehrsprachig |
Buchhaltung | Unmöglich | – | – | Outsourcen einzige Option |
Die Realität: Für spezialisierte Positionen musst du oft Expats anwerben oder remote Mitarbeiter beschäftigen. Lokale Malteser arbeiten meist in traditionellen Branchen (Gaming, Fintech) und wechseln ungern.
Meine größte Lerning: Remote-first aufbauen und Malta als Basis für EU-weites Hiring nutzen. Die maltesische Arbeitserlaubnis gilt EU-weit, das macht vieles einfacher.
EU-Markt Zugang von Malta aus
Das war die größte positive Überraschung: Malta ist der perfekte Brückenkopf für den EU-Markt. Viel besser als ich erwartet hatte.
Warum Malta für EU-Business brilliant ist:
- Zeitzone: Mitteleuropäische Zeit, perfekt für Calls von London bis Warschau
- Sprachen: Englisch als Amtssprache, aber viele sprechen auch Italienisch
- Banking: EU-SEPA-Zugang ohne Probleme
- Rechtssystem: EU-konform, aber Common Law basiert (UK-ähnlich)
- Flugverbindungen: 2-3 Stunden zu allen wichtigen EU-Städten
Konkret: Ich kann morgens einen Call mit einem Kunden in Stockholm haben, mittags mit einem Lieferanten in Mailand sprechen und abends noch entspannt zum Networking-Event. Das geht von Deutschland aus nicht so smooth.
Plus: Malta ist neutral genug, dass sich weder deutsche noch französische noch italienische Kunden „bevormundet“ fühlen. Du bist der internationale Partner, nicht der deutsche Konkurrent.
Die größten Probleme und Fallstricke
Jetzt die ungeschönte Wahrheit. Denn Malta hat auch Seiten, die mir nach fünf Jahren immer noch auf die Nerven gehen. Einige davon hätten mich fast zur Rückkehr nach Deutschland bewegt.
Bürokratie und Behörden – 5 Jahre Erfahrung
Die maltesische Bürokratie ist… speziell. Sie kombiniert das Schlimmste aus britischer Tradition und südeuropäischer Entspanntheit. Das Ergebnis ist frustrierend.
Meine „Greatest Hits“ der letzten fünf Jahre:
Fall 1: Antrag auf Steuernummer-Änderung. Eingereicht im März 2022, genehmigt im September 2022. Grund der Verzögerung: „Der zuständige Beamte war im Urlaub.“
Fall 2: Banking-Lizenz für ein Fintech-Projekt. 18 Monate Bearbeitungszeit, 47 Nachfragen, am Ende Ablehnung wegen eines Formfehlers auf Seite 234 von 280.
Fall 3: Änderung der Firmenadresse. Online-Antrag funktioniert nicht seit 2019, persönlicher Termin nur mittwochs zwischen 9:00 und 11:30 Uhr möglich.
Die Ämter, die du als Unternehmer regelmäßig brauchst:
Amt | Öffnungszeiten | Online-Service | Wartezeit | Frustlevel |
---|---|---|---|---|
MFSA (Finanzaufsicht) | Mo-Fr 8:30-16:00 | Teilweise | 2-8 Wochen | Hoch |
IRD (Steuerbehörde) | Mo-Fr 7:45-12:30 | Steinzeit | 4-12 Wochen | Extrem |
MHRA (Registrierung) | Mo-Fr 8:00-15:00 | Basic | 1-3 Wochen | Mittel |
Passport Office | Mo-Fr 8:00-14:00 | Nein | 6-10 Wochen | Sehr hoch |
Mein Survival-Tipp: Alles was irgendwie mit Behörden zu tun hat, über einen lokalen Anwalt oder Steuerberater abwickeln. Ja, das kostet extra, aber es spart Monate deiner Lebenszeit und jede Menge Nerven.
Infrastruktur Probleme die nerven
Malta ist eine kleine Insel mit großen Infrastruktur-Problemen. Nach fünf Jahren kann ich ein Lied davon singen.
Das Internet-Drama
Malta hat theoretisch gutes Internet. Praktisch fällt es ständig aus. Besonders im Sommer, wenn alle Klimaanlagen laufen und das Stromnetz überlastet ist.
Meine Internet-Ausfälle 2024:
- 17 Komplettausfälle über 4 Stunden
- 43 kurze Störungen (15-60 Minuten)
- Längster Ausfall: 2,5 Tage nach einem Sturm im Oktober
Lösung: Immer Backup-Internet über 5G (Epic/GO/Vodafone). Kostet 50€ extra pro Monat, aber rettet regelmäßig wichtige Client-Calls.
Verkehr und Transport
Malta hat das schlechteste Verkehrssystem, das ich je erlebt habe. Das ist keine Übertreibung.
- Busse kommen, wann sie wollen (Apps sind reine Fantasie)
- Stau von 7-9 Uhr und 16-19 Uhr praktisch auf jeder Straße
- Parkplätze in geschäftlichen Gebieten kosten 15-25€ pro Tag
- Uber gibt es, ist aber 3x teurer als in Deutschland
Meine Lösung nach Jahr 3: E-Bike für kurze Strecken, Mietwagen für wichtige Termine, Home Office wann immer möglich.
Wasser- und Stromprobleme
Im Sommer wird’s kritisch. Die Insel kann den Bedarf kaum decken.
Was regelmäßig passiert:
- Stromausfälle bei Hitzewellen (über 35°C)
- Wasserdruck sinkt in oberen Stockwerken
- Klimaanlagen-Verbot in Bürogebäuden bei Strommangel
- Internet-Ausfälle durch überlastete Infrastruktur
Wann Malta Business nicht funktioniert
Nach fünf Jahren weiß ich genau, für wen Malta nicht geeignet ist. Spätestens wenn einer dieser Punkte auf dich zutrifft, lass es bleiben:
Du brauchst physische Produkte oder Lager
Malta ist eine Insel. Shipping dauert ewig und kostet Vermögen. Jedes Produkt muss per Schiff oder Flugzeug importiert werden. Bei physischen Produkten sind deine Margen futsch.
Dein Business braucht große Teams vor Ort
Der Arbeitsmarkt ist zu klein. Für Teams über 10-15 Personen findest du nicht genug qualifizierte Leute. Punkt.
Du arbeitest in stark regulierten Branchen
Pharma, Medizintechnik, komplexe Finanzprodukte: Die maltesischen Behörden sind überfordert und lahm. Genehmigungen dauern ewig oder kommen nie.
Du bist ungeduldig mit Bürokratie
Wenn dich deutsche Ämter schon nerven, wirst du Malta hassen. Hier dauert alles 3x länger und ist 2x komplizierter.
Dein Jahresgewinn liegt unter 200.000€
Bei den hohen Nebenkosten (Steuerberatung, Lebenshaltung, Büro) lohnt sich Malta erst ab einem gewissen Gewinnlevel. Darunter sparst du unterm Strich nichts.
Mein Fazit nach 5 Jahren – Für wen lohnt sich Malta wirklich?
5 Jahre, 73 Behördengänge, 11.500€ jährliche Compliance-Kosten und trotzdem bin ich noch hier. Zeit für ein ehrliches Fazit.
Malta funktioniert brilliant für dich, wenn:
- Du ein Online-Business mit 200.000€+ Jahresgewinn hast
- Du geduldig mit Bürokratie umgehen kannst
- Du EU-Markt-Zugang brauchst, aber nicht in Deutschland sitzen willst
- Du remote arbeitest oder kleine Teams führst
- Du internationale Business-Kontakte suchst
- Du mindestens 5.000€ monatliche Lebenshaltungskosten verkraftest
Malta ist nichts für dich, wenn:
- Du physische Produkte verkaufst oder produzierst
- Du große lokale Teams brauchst
- Du unter 150.000€ Jahresgewinn arbeitest
- Du perfekte Infrastruktur erwartest
- Du schnelle Behörden-Prozesse brauchst
Die nackten Zahlen nach 5 Jahren:
Faktor | Deutschland (theoretisch) | Malta (real) | Differenz |
---|---|---|---|
Steuern bei 300k Gewinn | ~120.000€ | ~25.000€ | -95.000€ |
Lebenshaltungskosten | 36.000€ | 39.000€ | +3.000€ |
Compliance & Beratung | 8.000€ | 12.000€ | +4.000€ |
Büro & Infrastruktur | 15.000€ | 18.000€ | +3.000€ |
Netto-Ersparnis | ~85.000€ |
Bei 300.000€ Jahresgewinn spare ich also rund 85.000€ pro Jahr. Das entspricht 28% mehr Netto-Einkommen. Das ist der Grund, warum ich trotz aller Probleme noch hier bin.
Würde ich es wieder machen?
Ja, aber mit anderem Wissen. Ich hätte von Anfang an höhere Budgets eingeplant, bessere Berater gesucht und realistische Erwartungen an die Infrastruktur gehabt.
Meine Empfehlung:
Komm für 3-6 Monate und test es. Miete ein Apartment, arbeite von hier, lerne die Community kennen. Aber plan nicht um – plan zusätzlich. Wenn es funktioniert, kannst du immer noch vollständig wechseln.
Und vergiss die YouTube-Gurus mit ihren „Malta Steuer-Hacks“. Die Realität ist komplexer, teurer und bürokratischer als jedes Video suggeriert. Aber sie kann sich trotzdem lohnen – wenn du weißt, worauf du dich einlässt.
Was bedeutet das für dich? Rechne ehrlich durch, ob sich Malta für dein Business lohnt. Und wenn ja: Bring Geduld, Geld und einen guten Steuerberater mit.
Häufige Fragen zu Malta Business
Wie viel Gewinn brauche ich mindestens, damit sich Malta lohnt?
Basierend auf meinen Erfahrungen solltest du mindestens 150.000€ Jahresgewinn haben. Bei 200.000€+ wird es wirklich interessant. Darunter fressen die hohen Nebenkosten (Steuerberatung, Lebenshaltung) einen Großteil der Steuerersparnis auf.
Muss ich wirklich nach Malta ziehen oder kann ich von Deutschland aus führen?
Du musst nicht in Malta leben, aber deine Firma braucht „wirtschaftliche Substanz“ in Malta. Das bedeutet: echte Geschäftstätigkeit, lokale Mitarbeiter oder mindestens einen Direktor vor Ort. Pure Briefkastenfirmen funktionieren nicht mehr seit den EU-Anti-Tax-Avoidance-Direktiven.
Wie lange dauert die komplette Business-Gründung wirklich?
Plan mindestens 3-4 Monate für alles: Firmengründung (3 Wochen), Bankkonto (4-8 Wochen), Büro finden (2-6 Wochen), Steuerberater organisieren (2-4 Wochen). Parallel laufen kann wenig, weil jeder Schritt den nächsten voraussetzt.
Welche laufenden Kosten kommen wirklich auf mich zu?
Rechne mit mindestens 2.000€ monatlich für Business-Grundausstattung: Steuerberatung (300€), Büro (600€), Nebenkosten (200€), Compliance (150€), Banking (50€), Internet/Tel (100€), plus 3.000€ für persönliche Lebenshaltung. Unter 5.000€ Gesamtkosten pro Monat wird’s eng.
Ist Malta wirklich EU-konform oder riskiere ich Probleme mit Deutschland?
Malta ist EU-Mitglied und die 6/7-Regelung ist offiziell EU-genehmigt. Aber: Du musst alle deutschen Meldepflichten erfüllen (besonders Wegzugsbesteuerung) und echte Substanz in Malta nachweisen. Bei Scheingeschäften wird’s problematisch. Professionelle Beratung ist Pflicht.
Wie finde ich einen guten Steuerberater in Malta?
Über die Malta Business Community oder Empfehlungen von anderen deutschen Unternehmern. Achte darauf, dass er sowohl maltesisches als auch deutsches Steuerrecht versteht. Gute Berater kosten 200-400€ pro Stunde, aber das ist gut investiertes Geld. Finger weg von billigen Online-Services.
Kann ich meine deutschen Mitarbeiter einfach mitnehmen?
EU-Bürger können problemlos in Malta arbeiten, aber beachte: Malta hat andere Arbeitsgesetze, Sozialversicherung und Lohnnebenkosten. Ein deutscher Mitarbeiter kostet in Malta oft 20-30% mehr als in Deutschland. Plus: Malta-Gehälter sind niedriger, du musst eventuell aufstocken.
Was passiert, wenn ich Malta wieder verlassen will?
Die Firmenauflösung dauert 6-12 Monate und kostet 3.000-5.000€. Du musst alle offenen Steuern begleichen, einen Liquidator beauftragen und final alles mit den deutschen Behörden abwickeln. Plan mindestens ein Jahr für den kompletten Exit-Prozess.